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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kosten für Superradweg stiegen um 56 Prozent
 
Die Wahrheit über den Superradweg
Zwischenüberschrift:
Verwaltung hat nachgerechnet: Baukosten um 56 Prozent höher als geplant
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück Der Bau von 168 Meter Radweg am Heger-Tor-Wall hat 430 000 Euro gekostet. Das entspricht einer Steigerung um 56 Prozent gegenüber der ursprünglichen Planung.

Diese Zahlen nannten gestern Abend Finanzchef Thomas Fillep und Stadtbaurat Frank Otte. Fillep hatte in der jüngsten Ratssitzung für Irritationen gesorgt, als er die Kosten für den geschützten Radweg (Protected Bike Lane) irrtümlich mit über 700 000 Euro bezifferte. Die Kostensteigerungen begründeten Otte und Fillep im Wesentlichen mit der anhaltend starken Baukonjunktur, die die Baupreise in die Höhe treibe.

Unterdessen hat sich auch der Bund der Steuerzahler zur Wort gemeldet und die Stadt um Aufklärung gebeten.

Kommando zurück, zum Teil wenigstens: Der Superradweg ist nicht ganz so teuer gekommen, wie vom Finanzchef in der Ratssitzung behauptet. Aber deutlich teurer als ursprünglich geplant ist er schon.

Osnabrück Finanzchef Thomas Fillep und Stadtbaurat Frank Otte baten am Donnerstag kurzfristig zu einer Pressekonferenz, um die wahren Kosten des extrabreiten Radweges am Heger-Tor-Wall zu erläutern. Fillep hatte in der Ratssitzung am Dienstag Zuhörer und Ratsmitglieder mit der Aussage verblüfft, die gut 170 Meter lange Protected Bike Lane″ habe in Wahrheit nicht 275 000 Euro, sondern rund 712 000 Euro gekostet. Eine Erklärung hatte er zu dem Zeitpunkt nicht. Die lieferten die beiden Vorstände nun nach nahmen damit aber nur ein wenig Luft aus der Debatte.

Filleps Zahlen schließen den gesamten Auftrag ein. Dazu gehörte der Bau des Radweges und die Erneuerung der zwei Autofahrspuren. Insgesamt hat die Baumaßnahme am Wall (mit Fahrbahn, Radweg, Leitungsumlegungen, Ampelumstellung) 738 000 Euro gekostet. Die von Fillep genannten 712 000 Euro sind nicht mehr aktuell.

Auf den Radweg entfallen nach Auflistung der Stadt: 430 000 Euro. Statt 275 000 Euro. Das entspricht einer Steigerung um 56 Prozent. Die Sanierung der Straße kostete 308 000 Euro.

Der geschützte Radweg ist 168 Meter lang und 3, 25 Meter breit. Umgerechnet ergeben sich daraus Kosten von 2400 Euro pro laufenden Meter. Stadtbaurat Otte zog in der Pressekonferenz einen Vergleich mit den Kosten für eine Straße, die sich pro laufenden Meter auf 2500 bis 3000 Euro belaufen.

Otte und Fillep führten die Kostensteigerung im Wesentlichen auf die anziehenden Preise im Baugewerbe zurück. Wir erleben das auch bei anderen Projekten″, sagte Otte. Beispiel Turnhalle der Lüstringer Waldschule: Die Kosten überstiegen nach der Ausschreibung die Planung um gut eine Million Euro (plus 25 Prozent). Es geht aber auch anders: Der Neubau der zweiten Feuerwache in Schinkel-Ost liegt nach Ottes Worten exakt im kalkulierten Kostenrahmen. Die Stadt habe das Glück gehabt, dass das Projekt bei einem Anbieter offenbar genau in dessen Beschäftigungsplan gepasst habe.

Anlass für den Umbau des Wallabschnitts zwischen Museumsviertel und Katharinenstraße war der desolate Zustand der Straße. Mit der Oberflächensanierung sollte in einem Rutsch der Radweg erneuert werden. Der Stadtrat hatte die Wahl zwischen einem zwei Meter breiten Standard-Radweg (ERA+ genannt) und der Protected Bike Lane nach Kopenhagener Vorbild. Der ERA+- Radweg hätte nach der ursprünglichen Planung 180 000 Euro gekostet.

Der Stadtbaurat verteidigt die Entscheidung für die Pretected Bike Lane. Das Modellprojekt habe überregional Resonanz erzeugt″. Noch wichtiger sei, dass die Nutzer den Radweg sehr positiv beurteilten. Die Radfahrer fühlen sich sicher. Das ist ein wichtiger Faktor, um Menschen zum Radfahren zu bewegen″, so Otte.

Finanzchef Thomas Fillep verwies auf den Pilotcharakter. Es gebe bislang kaum Erfahrungen mit dem Bau solcher Radwege. Mit diesen Erfahrungen können wir künftige Projekte viel genauer kalkulieren″, versicherte Fillep. Seine Intention im Rat sei es gewesen, für Transparenz zu sorgen. Bevor die Politik sich auf weitere Radwege dieser Güte festlege, sollte klar sein, dass die tatsächlichen Kosten höher waren als die prognostizierten. Er habe zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, dass die Fahrbahn in die Gesamtkosten einbezogen worden war.

Einen kritischen Blick hat der Bund der Steuerzahler auf die Radweg-Affäre geworfen. In einem Brief an die Stadt bittet der Bund darum, zum Sachverhalt Stellung zu nehmen, die angefallenen Kosten aufzuschlüsseln und darzulegen, welche Umstände zu dieser exorbitanten Kostensteigerung geführt haben″.

Bildtext:
Die Protected Bike Lane″ am Wall kostete 155 000 Euro mehr als ursprünglich geplant.
Bild:
Margarita Kudrik (10), Osnabrück

Kostentreiber
Die Kostensteigerungen im Einzelnen:

Ursprüngliche Schätzung: 275 000 Euro

Die detaillierte Ausführungsplanung ergab: plus 33 000 Euro

Wegen Personalmangels in der Verwaltung mussten externe Planer eingesetzt werden: plus 36 000 Euro.

Ausschreibungsergebnis: plus 45 000 Euro.

Nachträge für Schichtbetrieb, Nachtarbeit und zusätzliche Verkehrssicherung: plus 41 000 Euro.

Alles zusammen ergibt die Gesamtkosten für die Protected Bike Lane: 430 000 Euro.

Kommentar
Finanzchef warnte zu Recht

Finanzchef Thomas Fillep hat mit seiner Wortmeldung im Rat die Pferde scheu gemacht. Wir wissen jetzt, dass er mit seiner Zahl gehörig übers Ziel hinausgeschossen ist. Aber: Im Kern liegt der Finanzchef mit seiner Botschaft richtig,

Als sich der Rat für den Kopenhagener Radweg entschied, ist er von 275 000 Euro ausgegangen. 430 000 sind es am Ende geworden. Ob der Rat in Kenntnis der wahren Summe diese Variante gewählt hätte? Daher war es richtig, dass Fillep dazwischenfuhr, als der Rat am Dienstag über weitere Radwege dieser Güte nachdachte.

Hat die Verwaltung nun schlecht geplant, oder ist sie von der Kostensteigerung um 56 Prozent überrascht worden? Diese Frage bleibt vorerst unbeantwortet. Klar ist: Rat und Öffentlichkeit hätten viel früher über die wahren Kosten informiert werden müssen. Vertrauensbildend ist die Radweg-Affäre jedenfalls nicht.
Autor:
Wilfried Hinrichs
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