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1.
Erscheinungsdatum:
13.03.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Wallfahrtsort der Deutsch-Serben
Zwischenüberschrift:
Serbisch-orthodoxe Kirche zählt seit 50 Jahren zu den Wahrzeichen Eversburgs
Artikel:
Originaltext:
Wahrscheinlich
ist
die
serbisch-
orthodoxe
Kirche
an
der
Wersener
Straße
der
einzige
Neubau
in
Osnabrück,
der
schon
gleich
nach
seiner
Fertigstellung
unter
Denkmalschutz
gestellt
wurde.
Das
zwischen
1964
und
1982
gebaute
Gotteshaus
hat
sich
mit
Krypta
und
Gemeindehaus
zu
einem
Wallfahrtsort
für
Exilserben
aus
ganz
Deutschland
entwickelt.
Osnabrück
Grund
dafür
ist
nicht
nur
die
heimatliche
Gefühle
erzeugende
schöne
Architektur
im
spätbyzantinischen
Stil,
sondern
mehr
noch
ihre
erstaunliche
Vorgeschichte.
Sie
begann
im
Zweiten
Weltkrieg.
Hitlers
Balkanfeldzug
führte
am
17.
April
1941
zur
Kapitulation
der
jugoslawischen
Streitkräfte.
6298
Offiziere
sowie
337
864
Unteroffiziere
und
Mannschaften
kamen
in
deutsche
Kriegsgefangenschaft.
Um
die
5000
Offiziere,
darunter
der
gesamte
Generalstab
der
Königlichen
Armee,
wurden
im
Oflag
VI
C,
dem
Offizierslager
Eversheide
an
der
Landwehrstraße,
untergebracht.
Unter
ihnen
waren
auch
400
Serben
jüdischen
Glaubens.
Während
sonst
im
ganzen
Reich
die
Juden
rechtlos
waren,
deportiert
und
später
ermordet
wurden,
blieben
die
Juden
im
Osnabrücker
Gefangenenlager
zumindest
bis
1944
unangetastet,
durften
ihren
Glauben
in
einer
Gebetsbaracke
leben
und
ihre
Toten
nach
jüdischem
Ritus
auf
der
jüdischen
Sektion
des
Johannisfriedhofs
bestatten.
Ursache
dieser
wohl
einmaligen
Situation
ist
der
deutsche
Lagerkommandant,
der
sich,
anders
als
sonst
im
NS-
Staat
üblich,
an
die
Regeln
der
Genfer
Konvention
für
Kriegsgefangene
gebunden
fühlte.
Den
Serben
war
die
Entfaltung
kulturellen
Lebens
gestattet,
es
gab
Theatergruppen,
Chöre,
Fußballturniere.
Erfahrene
Handwerker
gaben
ihre
Fertigkeiten
weiter,
was
später
vielen
Serben
beim
Aufbau
einer
Existenz
im
Nachkriegsdeutschland
half.
Nicht
im
Einklang
mit
den
Genfer
Konventionen
stand
der
britische
Luftangriff
auf
das
Lager
vom
6.
Dezember
1944.
Ob
es
sich
dabei
um
ein
Versehen
oder
„
Streuverluste″
handelt,
ist
nicht
bekannt.
Weil
es
keinen
Bunker
gab,
kamen
116
Serben
ums
Leben,
121
wurden
schwer
verletzt.
Die
Toten
wurden
auf
dem
Eversburger
Friedhof
begraben.
Bis
heute
gibt
es
dort
ein
jugoslawisches
Ehrenfeld
für
die
Toten
des
Zweiten
Weltkrieges
sowie
das
größte
serbisch-
orthodoxe
Grabfeld
in
Norddeutschland.
Im
Zuge
der
Befreiung
1945
wurde
das
Lager
aufgelöst.
Viele
serbische
Offiziere
blieben
aber
in
Osnabrück.
Den
Königstreuen
unter
ihnen
war
klar,
dass
sie
im
kommunistisch
regierten
Jugoslawien
des
Marschalls
Tito
nicht
willkommen
sein
würden.
Die
Gruppe
der
in
Norddeutschland
verbliebenen
Serben
wuchs
durch
politische
Emigranten.
Osnabrück
wurde
zur
Keimzelle
einer
sich
entwickelnden
Community
von
Exil-
Serben.
60
Familien
aus
dem
Lingener
Raum
siedelten
nach
Osnabrück
über.
Für
sie
hatten
Stadt
und
Besatzungsmacht
einen
Wohnblock
an
der
Netter
Heide
hergerichtet.
Bei
den
nunmehr
rund
400
Serben
kam
der
Wunsch
nach
einem
Andachtsraum
auf,
in
dem
sie
ihren
serbisch-
orthodoxen
Glauben
ausüben
und
der
gefallenen
116
„
Märtyrer″,
wie
sie
offiziell
bezeichnet
werden,
gedenken
konnten.
Der
evangelische
Eversburger
Pastor
Friedrich
Grußendorf
setzte
sich
sehr
für
die
Serben
ein.
In
einem
Keller
an
der
Netter
Heide
entstand
im
Januar
1957
eine
erste
kleine
Georgskapelle.
Sankt
Georg
wurde
zum
Schutzheiligen
der
Kapelle
und
der
sich
gründenden
Gemeinde,
weil
an
seinem
Namenstag,
dem
6.
Mai,
im
Oflag
1941
unter
freiem
Himmel
der
erste
serbisch-
orthodoxe
Gottesdienst
stattgefunden
hatte.
Die
Keller-
Kapelle
war
aber
nur
ein
Behelf.
Mit
der
Zeit
und
der
wirtschaftlichen
Etablierung
wuchsen
die
Möglichkeiten
der
Gemeinde.
1960
fiel
die
Entscheidung,
ein
serbisch-
orthodoxes
Glaubenszentrum
mit
einer
„
richtigen″
Kirche
zu
bauen.
Es
sollte
das
erste
in
Nordeuropa
sein
und
den
serbischen
Emigranten
ein
Stück
Heimat
bedeuten.
1964
stellte
die
Stadt
der
Gemeinde
ein
Baugrundstück
zu
einem
sehr
günstigen
Erbbauzins
an
der
Wersener
Straße
85
zur
Verfügung,
nicht
weit
vom
Eversburger
Friedhof
mit
der
Kriegsgedächtnisstätte
entfernt.
Oberbürgermeister
Willi
Kelch,
der
selbst
ganz
in
der
Nähe
wohnte,
hatte
sich
sehr
für
diese
Lösung
eingesetzt.
Spenden
für
den
Kirchbau
kamen
von
Exil-
Serben
aus
der
ganzen
Welt,
aber
auch
von
Osnabrücker
Bürgern,
der
Stadt
und
den
christlichen
Kirchen
der
Stadt.
Im
Mai
1966
wurde
der
Grundstein
für
die
Gedächtniskirche
St.
Georg
gelegt.
Der
Lingener
Architekt
Karl
Schellmann
hatte
eine
kleinere
Nachbildung
der
Klosterkirche
von
Kalenic
in
Mittelserbien
entworfen.
Das
Vorbild
stammt
aus
dem
15.
Jahrhundert
und
spielt
für
die
Geistes-
und
Glaubensgeschichte
der
Serben
eine
wichtige
Rolle.
Das
Richtfest
am
11.
Dezember
1966
wurde
in
Anwesenheit
des
Exilkönigs
Petar
II.
von
Jugoslawien
gefeiert.
Tischlermeister
Karl
Lotze
von
der
Süntelstraße
baute
mit
Sohn
Jürgen
die
sieben
Meter
breite
und
vier
Meter
hohe
Altarwand
für
die
Kirche.
Für
die
Fresken
an
Decken
und
Wänden
kam
der
Belgrader
Kunstmaler
Dusan
Mihajlovic
für
einige
Wochen
nach
Osnabrück.
Er
hatte
auch
an
Restaurierungen
im
Kloster
Kalenic
mitgewirkt.
Von
1975
bis
1977
wurde
eine
Krypta
unter
der
Kirche
angelegt.
Das
„
Beinhaus″
bietet
1020
Fächer
für
die
Überreste
der
in
der
Region
verstorbenen
Landsleute,
nachdem
die
Belegungszeiten
der
Friedhofsgräber
abgelaufen
sind.
Der
Baufortschritt
richtete
sich
nach
dem
Spendeneingang,
denn
die
Gemeinde
wollte
schuldenfrei
bleiben.
So
kam
es
immer
wieder
zu
Stillstandszeiten.
Endgültig
fertig
war
die
Kirche
18
Jahre
nach
Baubeginn:
Zur
feierlichen
Weihe
am
9.
Mai
1982
reiste
Thronfolger
Alexandar
aus
dem
amerikanischen
Exil
an.
1996
hatte
die
Gemeinde
wieder
so
viel
Kraft
geschöpft,
dass
sie
den
Bau
des
schon
lange
geplanten
Gemeindehauses
angehen
konnte.
Aber
auch
jetzt
war
der
Baufortschritt
an
den
Spendenfluss
und
die
Möglichkeit
zu
Eigenleistungen
gekoppelt.
Am
29.
Mai
2003
weihten
die
400
Gemeindemitglieder
aus
dem
Großraum
Osnabrück
ihr
neues
Gemeinde-
und
Kulturzentrum
ein,
unterstützt
von
Glaubensbrüdern
aus
ganz
Deutschland.
Das
Haus
soll
insbesondere
ein
Ort
für
die
Jugend
sein,
an
dem
sie
Sprache,
Glauben,
Bräuche
und
Tänze
der
serbischen
Heimat
lernen
und
praktizieren,
aber
auch
Kontakte
zu
allen
deutschen
Nachbarn
pflegen
kann.
Todor
„
Tosho″
Todorovic,
Frontmann
der
„
Blues
Company″,
dient
seiner
Gemeinde
als
Chorleiter.
Während
Gemeindehaus,
Kirche,
Krypta
und
Ehrenfriedhof
längst
zu
einem
Wallfahrtsort
der
Exil-
Serben
geworden
sind,
ist
die
endgültige
Nutzung
der
„
Baracke
35″
als
denkmalgeschütztes
Überbleibsel
des
Oflag-
Lagers
Eversheide
noch
in
der
Schwebe.
Bildtexte:
Die
serbische-
orthodoxe
Kirche
an
der
Wersener
Straße
in
Eversburg
ist
im
Herbst
1966
im
Rohbau
fast
fertiggestellt.
Der
Innenausbau
zieht
sich
noch
bis
Mai
1982
hin.
Verschiedenfarbige
Klinker,
Säulen,
Türmchen
und
Schmuckrosetten
erinnern
an
das
architektonisch
Vorbild,
die
Klosterkirche
Kalenic
(1401-
1413)
in
Serbien.
Fotos:
Archiv
NOZ,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks