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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Schreiben kann ein wirkungsvolles Instrument sein
Zwischenüberschrift:
Leserbriefe
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Artikel Wie zwei Autoren für die Freiheit stritten″ (Ausgabe vom 1. März).

Erich Maria Remarque und Erich Kästner haben sich mit ihren Romanen definitiv gegen die Feinde der Weimarer Republik gewendet. Gegen die Feinde der Freiheit kann Schreiben ein wirkungsvolles Instrument sein. Beiden gelten unser Respekt und wertschätzende Anerkennung. Schriftsteller können niemals unpolitisch sein. Autoren haben zu klären, was ist mein tieferer Antrieb, meine Kernmotivation? Das ist in erster Linie abhängig von ihrer individuellen Weltanschauung und ihrem damit verbundenen Menschenbild. Die Literaturgeschichte hat viele großartige Intellektuelle und Künstler des Wortes hervorgebracht, welche auch immer politische und/ oder ethische Grundüberzeugungen kommuniziert haben, teilweise unter Einsatz ihres eigenen Lebens, wenn wir an Diktaturen und Monarchien denken.

Der Antikriegsroman , Im Westen nichts Neues′ von Erich Maria Remarque ist ein Paradestück für einen ethisch völlig konsequent handelnden, pazifistischen Schriftsteller, der diesen Roman, sicherlich ausschließlich aus politisch-ethischen Motiven heraus, mit voller Grundüberzeugung geschrieben hat. Wir brauchen deshalb aber nicht alle Pazifisten werden, dennoch gilt ihm meine uneingeschränkte Wertschätzung besonders im Kontext der historischen Zusammenhänge zur Zeit seiner Publikation, dem Jahre 1929. Erich Kästner beschreibt in seinem 1931 publizierten Roman , Fabian′, wie eine Gesellschaft auseinanderfällt, ja sich auflöst. Dieser Roman ist heute in der westlichen Kultur aktueller denn je. Dekadenzsymptome, Moralen statt fundierter Ethiken, Hypermoralismus in vielen Bereichen statt Verantwortungsethik zum Beispiel für unsere zukünftigen Generationen und ein Wertepluralismus, der eher mit Beliebigkeit und Ignoranz verwechselt wird.

Zudem entstehen neue Totalitarismen, welchen Erich Kästner und Erich Maria Remarque entschieden und selbstbewusst widerstanden haben. Sie haben den Totalitarismus generell abgelehnt, auch in Form des Denkens und der psychischen und mentalen Manipulation.

Es lohnt sich defintiv, sich auch im 21. Jahrhundert mit diesen zwei Romanautoren und besonders mit den beiden Publikationen zu beschäftigen und sich die dringende Grundsatzfrage zu stellen: Was haben diese Romaninhalte mit der heutigen Zeit zu tun? Mit Literatur ist Menschen ein künstlerisches Instrument in die Hand gegeben worden im Sinne von Begabung und Talent –, dieses Potenzial sollte aber verantwortungsbwewusst und sozialethisch fundiert unter den gesellschaftlichen Bedingungen so eingesetzt werden, dass das Geschriebene , eine Spur′ hinterlässt, welche kein Sturm, kein Orkan und keine Bücherverbrennung auslöschen kann. Etwas Definitives, auch für die Ewigkeit.″

Thorsten Engwer

Hasbergen

Ein lesenswerter Artikel zu zwei noch bemerkenswerteren Romanen, die es sicherlich wert sind, an sie zu erinnern, auch oder gerade, weil sie etwas aus dem Fokus des öffentlichen Leseinteresses verschwunden sind, die es aber verdienten, insbesondere von jüngeren Leuten wiederentdeckt und gelesen zu werden. Um mit Kästner zu beginnen: Satire ist immer wichtig und im Sinne kritischer, politischer Reflexion ebenso unterhalt- wie bedeutsam. Aber darf die Satire frei nach Tucholsky und Hanuschek alles? Ja, sofern es sich wirklich um Satire handelt, auch wenn man zu gewissen Einschränkungen neigen möchte, wenn es zum Beispiel darum geht, religiöse Gefühle satirisch zu verunglimpfen (Charlie Hebdo). Kästner mit Böhmermann zu vergleichen scheint mir, Herr Lüddemann, gelinde gesagt, etwas verwegen. Zumindest die Erdogan-Attacke enthielt keinerlei satirische Aspekte, sondern war schlicht eine geschmacklose und effektheischende Ferkelei. Da spielte Kästner schon in einer anderen Liga. Remarques Ansatz, gegen Krieg und Militarismus zu schreiben, ist von Millionen Lesern in aller Welt verstanden worden. Sie haben ihn als Ausdruck ihres persönlichen Empfindens begriffen. Nur hat sich leider seither, wenn man das aktuelle Weltgeschehen betrachtet, nicht viel verbessert; eher ist das Gegenteil der Fall.

Also vergebliche literarische Mühe? Keineswegs, denn Remarques Roman kann vor allem jungen Leserinnen und Lesern brutal-anschaulich und überzeugend zeigen, wohin politische Verblendung und Verführung führen kann. Das sollte auch in der Welt der Putins, Trumps, Assads, Erdogans etc. gerade für junge Leute eine Anregung zum kritischen Nachdenken sein. Eigentlich sollte kein Schüler die Schule verlassen, ohne Remarques wichtigstes Werk gelesen zu haben, zumal in einer Friedensstadt. Ergänzender Lese-Tipp zu Ihrer Serie , Die wilden Zwanziger und wir′: Irmgard Keun, , Das kunstseidene Mädchen′. Ein Roman, der zu jener Zeit (erschienen 1932) überraschend ehrlich, ungewöhnlich und offen davon erzählt, wie die Protagonistin , ihr′ Berlin der Zwanziger Jahre erlebt.″

Heinz Ahlers

Osnabrück

Bildtext:
Der Schriftsteller Erich Maria Remarque bekommt von unseren Lesern viel Anerkennung.
Foto:
dpa
Autor:
Thorsten Engwer, Heinz Ahlers


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