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1.
Erscheinungsdatum:
06.03.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
In „Kamerun″ wurde schwer malocht
Zwischenüberschrift:
Reste des Bahnbetriebswerks an der Bremer Straße haben die Zeiten überdauert
Artikel:
Originaltext:
An
der
Bremer
Straße
im
Stadtteil
Schinkel
lag
das
Bahnbetriebswerk
(Bw)
„
Osnabrück
Hauptbahnhof″,
landläufig
„
Kamerun″
genannt.
Es
zählte
einst
zu
den
größten
Bws
der
Reichsbahn
und
später
der
Bundesbahn.
Die
legendären
Schnellzug-
Dampfloks
der
Baureihe
01
waren
hier
in
großen
Stückzahlen
beheimatet.
Osnabrück
Baureihe
01
–
das
waren
die
schwarzen
Ungetüme
mit
dem
Wahnsinns-
Treibrad-
Durchmesser
von
zwei
Metern,
die
bis
Ende
der
1960er-
Jahre
im
schweren
Schnellzugdienst
eingesetzt
waren.
Wohl
jedem
Eisenbahnfan
läuft
ein
heiliger
Schauer
der
Ergriffenheit
über
den
Rücken,
wenn
er
eines
der
wenigen
noch
erhaltenen
Exemplare
bei
einer
Museums-
Sonderfahrt
mit
gewaltigen
Auspuffschlägen
beim
Anfahren
erlebt.
In
Osnabrück
gehörten
sie
vor
60
Jahren
zum
Alltag.
Im
Jahr
1960
etwa
waren
an
der
Bremer
Straße
31
Loks
der
Baureihe
01
zu
Hause
und
64
Dampfloks
anderer
Baureihen.
Dampfloks
haben
nur
eine
begrenzte
Reichweite
von
kaum
mehr
als
300
Kilometern.
Danach
müssen
sie
neu
bekohlt,
bewässert
und
ausgeschlackt
werden.
Dafür
eigneten
sich
Orte
in
sogenannter
Mittellage.
Zwischen
Hamburg
und
Köln
wie
auch
zwischen
Emden
und
Hannover
nahm
Osnabrück
so
eine
Mittellage
ein.
Dadurch
kam
es
hier
zu
dieser
Dampflokdichte.
Das
„
Bw
Hbf″
wurde
bald
nach
Eröffnung
der
Nord-
Süd-
Strecke
Hamburg–Venlo
zwischen
1876
und
1884
gebaut.
Als
Bauplatz
hatte
man
die
Wiesen
nördlich
der
Bremer
Brücke,
zwischen
Bremer
Straße
und
dem
Bahndamm,
ausgewählt,
weil
hier
kaum
höherwertige
Bebauung
abzuräumen
war.
Erster
Bauabschnitt
waren
zwei
rechteckige
Lokschuppen,
„
A″
und
„
B″.
Um
die
einzelnen
Lok-
Abstellplätze
erreichen
zu
können,
fuhren
Schiebebühnen
vor
den
Hallentoren
hin
und
her.
Eine
solche
Schiebebühne
lässt
sich
heute
noch
besichtigen,
wenn
man
vom
Parkplatz
des
Penny-
Markts
in
Richtung
Bahngleise
schaut.
Diese
Art
des
Lok-
Parkens
war
allerdings
nicht
dazu
geeignet,
die
Drehrichtung
des
Lok-
Tender-
Gespanns
zu
ändern.
Das
war
aber
nötig,
wenn
die
Lok
einen
Zug
in
der
entgegengesetzten
Richtung
zurückbringen
sollte.
Zum
Drehen
braucht
man
eine
Drehscheibe.
Ab
1907
errichtete
die
Königlich
Preußische
Bahnverwaltung
die
Drehscheibe
und
den
Ringlokschuppen
„
C″.
Übrigens:
Zwei
Drehscheiben
und
einen
Ringlokschuppen
hatte
auch
der
untere
„
Bw
Rangierbahnhof″
an
der
Hamburger
Straße
aufzuweisen,
wo
ebenfalls
zahlreiche
Dampfloks
für
den
Rangier-
,
Personenzug-
und
Güterverkehr
stationiert
waren.
Der
Schuppen
ist
bis
heute
erhalten,
steht
unter
Denkmalschutz,
und
die
Stadt
als
Eigentümer
weiß
nicht
so
recht,
was
sie
damit
anfangen
soll.
Aber
zurück
zur
Bremer
Straße:
Mit
dem
Ringlokschuppen
„
C″
entstanden
ein
42
Meter
hoher
Schornstein,
der
die
Qualmbelästigung
für
die
Anwohner
an
Bremer
und
Borsigstraße
erträglicher
machen
sollte,
und
der
Wasserturm.
Der
galt
lange
Zeit
als
Wahrzeichen
nicht
nur
des
Werkes,
sondern
des
ganzen
Stadtteils
Schinkel.
1983
wurde
er
gesprengt.
Beim
Osnabrücker
Eisenbahnhistoriker
Lothar
Hülsmann
kann
man
die
weiteren
Ausbauschritte
nachverfolgen:
Noch
vor
dem
Ersten
Weltkrieg
kamen
eine
Bekohlungsanlage
mit
vier
Kohlebunkern
hinzu,
die
je
1650
Tonnen
fassten,
und
ein
neuer
„
Ausschlackungskanal″.
Die
anfallende
Schlacke
aus
den
Loks
wurde
zeitweise
von
Strafgefangenen
mit
Schaufeln
aus
den
Reinigungskanälen
zum
Abtransport
auf
Güterwagen
geladen.
Später
übernahm
ein
Kran
diese
Arbeit.
Das
Entschlacken
der
Lokomotiven
selbst
blieb
stets
Bahnmitarbeitern
vorbehalten.
Beim
Reinigen
der
Rauchkammern
sowie
bei
Reparaturen
in
den
Werkstätten
blieb
es
nicht
aus,
dass
Gesicht
und
Hände
der
Arbeiter
schwarz
wurden.
In
den
meisten
Stadtführern
wird
so
der
Beiname
„
Kamerun″
erklärt.
Belms
Gemeindearchivar
Ulrich
Brinkmann
war
früher
Wagenmeister
bei
der
Bahn,
sein
Vater
war
Lokschlosser
in
„
Kamerun″.
Er
wartet
mit
einer
anderen
Erklärung
auf:
1884
wurde
das
„
Bw″
eröffnet.
Es
war
das
Jahr,
in
dem
das
Kaiserreich
seine
Kolonien
in
Afrika
offiziell
in
Besitz
nahm.
Die
Deutschen
waren
mächtig
stolz
darauf,
mit
Togo,
Kamerun
und
Deutsch-
Südwest-
Afrika
nun
endlich
auch
„
einen
Platz
an
der
Sonne″
ergattert
zu
haben.
Die
Bahndirektion
nahm
das
laut
Brinkmann
zum
Anlass,
ausgesuchten
Vorzeigebetrieben
den
Namen
einer
der
neuen
Kolonien
beizulegen
–
als
Ehrentitel.
Nach
1918
wurden
die
Anlagen
abermals
erweitert.
Ringlokschuppen
„
D″
plus
Drehscheibe
entstanden
am
Hunteburger
Weg
nördlich
von
„
C″.
Damit
erreichte
das
„
Bw″
seinen
baulichen
Maximalzustand.
Mit
der
nochmals
vergrößerten
Bekohlungsanlage
gehörte
das
„
Bw
Hbf″
zu
den
größten
Betriebswerken
der
Reichsbahn.
Nach
den
schweren
Zerstörungen
im
letzten
Krieg
dauerte
der
Wiederaufbau
bis
etwa
zu
alter
Größe
bis
1949.
1200
Menschen
waren
wieder
im
„
Bw″
beschäftigt.
Ende
1966
begann
der
Epochenwechsel.
Die
ersten
E-
Loks,
die
auf
der
gerade
elektrifizierten
Strecke
nach
Münster
Dienst
taten,
hielten
Einzug.
Gleichzeitig
ging
der
Bestand
an
stationierten
Dampfloks
immer
weiter
zurück.
Im
September
1968
wurden
die
letzten
22
Exemplare
der
Baureihe
01,
inzwischen
auf
Ölfeuerung
umgestellt,
nach
Rheine
und
Altona
abgegeben.
Mit
dem
Verschwinden
der
Dampfloks
wurden
die
Ringlokschuppen
„
C″
und
„
D″
entbehrlich.
Schließlich
waren
Elektro-
und
Diesel-
Loks
weniger
empfindlich
und
konnten
unter
freiem
Himmel
abgestellt
werden.
Lokschuppen
„
D″
wurde
komplett
mit
allen
Gleisanlagen
abgerissen.
Dem
Lokschuppen
„
C″
erging
es
nicht
anders,
hier
blieben
aber
Drehscheibe
und
Strahlengleise
erhalten.
Sie
werden
bis
auf
den
heutigen
Tag
genutzt.
Übergangsweise
waren
auch
die
roten
Bahnbusse
an
der
Bremer
Straße
beheimatet.
Nach
mehreren
internen
Umstrukturierungen
ist
seit
Anfang
1998
die
Bahnfracht-
Tochter
DB
Cargo
AG
Hausherr
im
stark
geschrumpften
„
Bw″.
Ein
Großteil
der
Flächen
wird
heute
von
Verbrauchermärkten
eingenommen
oder
liegt
brach.
Bildtexte:
Zum
„
Kamerun″
gehörten
Ringlokschuppen
und
Drehscheibe
„
C″.
Blick
vom
Wasserturm
über
die
Gleise
des
Vorbahnhofs
zur
Halle
Gartlage
und
zum
OKD.
Die
Drehscheibe
ist
noch
in
Betrieb,
vom
Ringlokschuppen
ist
nur
noch
ein
kleines
„
Tortenstück″
erhalten.
Fotos:
Joachim
Behrens,
Dierks
Autor:
Joachim Dierks