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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wälder leiden weiterhin unter der Dürre
Zwischenüberschrift:
Wie sich der Frühling im Winter auf die Natur auswirkt und warum es viel mehr regnen müsste
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Hoch Dorit″ sorgt mit bis zu 15 Grad in der Region für Frühlingsgefühle mitten im Winter. Förster und Waldbesitzer können sich nur bedingt über das milde und trockene Wetter freuen, das noch den ganzen Februar andauern soll. Denn eigentlich müsste es viel mehr regnen.

Osnabrück In Osnabrück hat es im vorigen Jahr ein Drittel weniger Niederschläge gegeben als im langjährigen Mittel. 561 Liter Regen pro Quadratmeter fielen. Durchschnittlich schlagen 861 Liter zu Buche. In zehn von zwölf Monaten war es zu trocken. In der Vegetationsperiode von Mai bis September wurde nicht einmal die Hälfte der sonst üblichen Niederschlagsmenge erreicht. Die Spätfolgen werden die Bäume auch in diesem Jahr zu spüren bekommen, denn auch im Winter 2018/ 19 hat es bislang zu wenig geregnet.

Was bedeutet das für die Wälder in der Region? Der für den Staatswald in unserer Region zuständige Forstamtsleiter Reinhard Ferchland klagt: Aktuell ist es viel zu warm für die Jahreszeit. Eigentlich bräuchten wir, verteilt über die nächsten zwei Monate, Regen, um das Niederschlagsdefizit zu kompensieren und den Bodenwasserspeicher wieder aufzufüllen.″

Wenn es nicht zumindest bis Ende März erheblichen Niederschlag geben sollte, werden die Probleme, die die Natur im vergangenen Jahr hatte, sich in diesem Jahr fortsetzen. Förster, die in unserer Region Bäume pflanzten, berichteten, dass der Boden in 30 Zentimeter Tiefe noch staubtrocken ist″, erläutert Ferchland.

Warum eine neue Borkenkäferplage droht: Ein besonderes Problem habe die Fichte, die sehr flach wurzelt und das Wasser aus oberflächennahen Schichten ziehen muss. Das Nadelholz war nach dem Dürresommer laut Ferchland schon so geschwächt, dass es kein Harz mehr produzieren konnte, um sich gegen die Borkenkäfer zu wehren, die sich aufgrund der für sie günstigen Witterung im vergangenen Jahr explosionsartig vermehrt hatten. Aktuell überwintert ein Vielfaches der bisherigen Ausgangspopulation der Insekten in der Bodenstreu, doch etwa in sechs Wochen werden sie ausfliegen und sich erneut in die Kieferngewächse einbohren. Das Problem ist, dass die Fichten weiterhin geschwächt sind und ab Ende März noch etwa vier Wochen benötigen würden, um sich zu regenerieren. Zu diesem Zeitpunkt fängt der Borkenkäfer aber bereits mit seinen Angriffen an und trifft auf einen geschwächten Baum.″

Auch der Leiter des Forstamts Weser-Ems, Florian Stockmann, sagt als Ansprechpartner der privaten Waldbesitzer in der Region: Es sind ungewöhnlich hohe Temperaturen für diese Zeit. Die Förster und Waldbesitzer würden sich über zwei Monate Dauerregen und etwas geringere Temperaturen freuen.″ Ideal wäre aus seiner Sicht neben viel Niederschlag eine Temperatur von 5 bis 6 Grad. Dann könnte sich ein Pilz im Boden bilden, der sich ausbreitet und zu einer Pilzinfektion bei den Borkenkäfern führt.″

Aufgrund des starken Niederschlagsdefizits geht auch Stockmann davon aus, dass sich die Bäume nicht vollständig von den Folgen des außergewöhnlich heißen und trockenen Jahrs 2018 regenerieren können. Er warnt ebenfalls davor, dass die geschwächten Fichten auf eine hohe Ausgangspopulation von Borkenkäfern treffen.

Darüber hinaus hätten vereinzelt aber auch schon Baumpflanzungen zurückgestellt werden müssen, weil der Boden noch nicht stark genug durchfeuchtet sei. Für Stockmann ein klares Indiz, dass es in diesem Winter noch deutlich zu trocken geblieben ist. Er resümiert: Für einen Eiskaffee ist das aktuelle Wetter schön. Für den Wald ist es zu dieser Jahreszeit mit dem schon bestehenden Niederschlagsdefizit fatal.″

Kaum Probleme mit der Trinkwasserversorgung: Das deutliche Defizit der Niederschläge im vergangenen Sommer haben auch einige Brunnenbesitzer zu spüren bekommen. Die Wasserreservoire waren selbst im Herbst noch nicht wieder vollständig aufgefüllt. In Hilter zum Beispiel war ein Hausbrunnen trockengefallen. Das Grundstück musste an das Gemeindenetz angeschlossen werden. Ansonsten gab es in der Südkreiskommune offenbar keine nennenswerten Engpässe bei der Trinkwasserversorgung.

Mittlerweile seien ohnehin viele Haushalte in der Gemeinde an das Netz angeschlossen und nicht mehr abhängig vom Brunnenwasser, so die Gemeinde. Das kann Jörg Wenner vom Spargelhof Wenner bestätigen. Er hatte keine Probleme mit seinem Beregnungsbrunnen, nutzt aber vorrangig Gemeindewasser. Landwirt Dieter Middendorf aus Borgloh hat eigene Brunnen, auch bei ihm war die Wasserversorgung nicht beeinträchtigt. Bei Brunnen mit einer Tiefe von rund 95 Metern habe die Trockenheit ohnehin keine Auswirkungen auf das Wasser. Die Niederschläge der vergangenen Wochen haben die Brunnen wieder aufgefüllt, so die Landwirte.

Und wie ist die Situation der Oberflächengewässer? Nachdem im Oktober vorigen Jahres der Wasserspiegel der Weser aufgrund längerer Trockenheit bedrohlich niedrig stand, haben sich die Pegel nun wieder erholt, das sagte Monika Tiegel, beim Wasser- und Schifffahrtsamt Minden zuständig für Gewässerkontrolle und Wasserwirtschaft. Aufgrund des warmen Wetters der letzten Wochen sei der Schnee in den Hochlagen geschmolzen. Das habe dazu geführt, dass die Weser bereits kurz vor einem leichten Hochwasser gestanden habe, das derzeit abfließe. Der Stand von 3, 48 Metern bei Porta Westfalica liegt weit über den kritischen 61 Zentimetern des letzten Jahres.

Die Schifffahrt laufe damit erst einmal ohne Probleme. Wie sich die Wasserstände weiterhin entwickeln, hängt nun vom Wetter der nächsten Wochen ab. Tiegel zeigte sich aber optimistisch. Die Situation auf dem Mittellandkanal und dem Stichkanal sei ohnehin weiter unproblematisch, da diese künstlichen Wasserstraßen mit Wasser aus der Weser gespeist würden.

Auch die Pegelstände der Hase in Lüstringen und Eversburg sowie der Düte in Lotte-Wersen haben sich laut Internetportal Pegelonline des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wieder regeneriert.

Bleibt abzuwarten, wie sich das Frühjahr 2019 entwickelt. Die mittelfristige Wettervorhersage verspricht mildes und trockenes Wetter und kaum Regen. Bis auf Förster und Waldbesitzer werden sich darüber die meisten Menschen in der Region freuen.

Bildtexte:
In vielen Wäldern sind die Böden ab 30 Zentimetern Tiefe noch immer staubtrocken. Der Regen der vergangenen Monate hat nicht ausgereicht, die Defizite des Dürresommers 2018 auszugleichen (hier ein Motiv aus Hilter).
Im Osnabrücker Schlossgarten genießen am FreitagPassanten den Frühlingsanfang mitten im Winter.
Die Pegelstände der Flüsse in der Region haben sich überall wieder erholt.
Fotos:
Michael Gründel
Autor:
Jean-Charles Fays,Leonie Plaar, Kathrin Pohlmann


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