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1.
Erscheinungsdatum:
13.02.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Das „Kap der guten Hoffnung″
Zwischenüberschrift:
Ehemalige Frauenklinik am Westerberg dient heute der Musikerziehung
Artikel:
Originaltext:
„
Kap
der
guten
Hoffnung″
wurde
die
Osnabrücker
Frauenklinik
früher
im
Volksmund
genannt.
Dieser
Spitzname
passte
gleich
in
doppelter
Hinsicht:
Die
Hoffnungen
Zehntausender
werdender
Mütter
gingen
hier
in
Erfüllung.
Und
gleichzeitig
nahm
der
hufeisenförmige
Baukörper
nicht
unähnlich
der
Südspitze
Afrikas
das
spitzwinklig
zulaufende
Grundstück
zwischen
Lieneschweg
und
Caprivistraße
ein.
Osnabrück
Seit
20
Jahren
erklingt
statt
Babygeschrei
mehr
oder
weniger
exzellent
vorgetragene
Musik
auf
den
Fluren.
Im
Oktober
1999
nahmen
das
Hochschulinstitut
für
Musikpädagogik
und
die
Kunst-
und
Musikschule
des
Städtischen
Konservatoriums
den
größten
Teil
des
dreiflügeligen
Komplexes
in
Nutzung.
Doch
zuvor
war
er
66
Jahre
lang
–
allerdings
mit
Unterbrechung
im
und
nach
dem
Krieg
–
Heimstatt
einer
stark
frequentierten
Geburtsklinik.
Allein
unter
der
Leitung
von
Professor
Gerhard
Ohlenroth
(1972–1995)
kamen
21
300
Säuglinge
zur
Welt.
Hochgerechnet
auf
den
Gesamtzeitraum
seit
1925,
dürfte
die
Zahl
von
50
000
kleinen
Osnabrückern,
die
hier
zuerst
das
Licht
der
Welt
erblickten,
nicht
zu
hoch
gegriffen
sein.
Die
Kombination
von
Hebammenausbildung
und
Geburtsklinik
hat
in
Osnabrück
eine
lange
Tradition.
Bereits
1824
wurde
die
erste
Hebammenschule
im
westlichen
Teil
des
Königreichs
Hannover
in
der
Campeschen
Kurie
in
der
Johannisstraße
41
eingerichtet.
Hebammen
wurden
damals
sogar
noch
mehr
gebraucht
als
heute,
weil
Hausgeburten
der
Regelfall
waren.
Theorie
und
Praxis
gingen
in
der
Hebammenschule
eine
nützliche
Verbindung
ein.
Denn
Zweck
war
auch,
„
in
misslichen
Umständen
befindlichen
Schwangeren
die
Gelegenheit
zu
verschaffen,
ihre
Entbindung
und
Wochenbetten
kostenfrei
abzuwarten
und
bei
schweren
Geburten
Hilfe
zu
finden″.
1867,
Osnabrück
ist
Teil
der
preußischen
Provinz
Hannover
geworden,
wird
die
„
Provinzial-
Entbindungsanstalt″
zur
Knollstraße
7
verlegt.
Das
Haus
fällt
1902
einem
Feuer
zum
Opfer.
Heimliche
Abtreibungen
Doch
der
Provinzial-
Landtag
zögert
nicht
lange
und
bewilligt
einen
Neubau
gleich
in
der
Nachbarschaft.
1904
wird
die
neue
Hebammenlehranstalt
an
der
Knollstraße
16
(heute
KME-
Schulungszentrum)
in
Betrieb
genommen.
Das
Bestreben,
heimliche
Schwangerschaftsabbrüche
zumeist
lediger
Frauen
in
kritischen
Lebensumständen
möglichst
zu
unterbinden,
scheint
aufzugehen.
Jedenfalls
heißt
es
im
Verwaltungsbericht
1901/
02,
dass
die
„
hohe
Zahl
der
unehelichen
Geburten
in
der
Stadt
sich
aus
hiesiger
Provinzial-
Entbindungsanstalt″
erkläre.
1915
geht
das
Anstaltsgebäude
an
das
kriegswichtige
Osnabrücker
Kupfer-
und
Drahtwerk
(OKD)
über,
das
Erweiterungsmöglichkeiten
braucht.
Kriegsausgang
und
Revolution
verzögern
einen
Ersatzbau.
1923
sind
die
Verhältnisse
so
weit
geklärt,
dass
die
Provinzialbauverwaltung
einen
Neubau
auf
dem
von
der
Stadt
gestellten
Grundstück
an
der
Caprivistraße
in
Angriff
nimmt.
Landesoberbaurat
Scheele
hat
eine
symmetrische
Dreiflügelanlage
entworfen,
die
barocken
Grundriss
mit
neoklassizistischen
Elementen
in
der
Fassade
verbindet.
In
der
Symmetrieachse
liegt
außen
ein
repräsentatives
Rondell
und
im
Innenhof
das
Wäschereigebäude
in
der
Gestalt
eines
kleinen,
eleganten
Landhauses.
Bei
der
Einweihung
1925
gilt
die
Provinzial-
Hebammenlehranstalt
als
eine
der
„
modernsten
und
aufs
beste
ausgestatteten
Institute
in
Preußen″.
In
342
Räumen
finden
120
Wöchnerinnen
und
Patientinnen
der
Gynäkologie
Platz.
20
Hebammenschülerinnen
und
20
Wochenbettpflegerinnen
können
ausgebildet
werden.
Ein
„
kombinierter
Hör-
und
Taufsaal″,
zwei
Laboratorien
für
bakteriologische
Untersuchungen
und
ein
Stall
für
Versuchstiere
gehören
zur
Ausstattung.
Die
Nationalsozialisten
drängen
als
neue
Machthaber
darauf,
dass
die
Stadt
Osnabrück
die
1933
in
„
Landesfrauenklinik″
umbenannte
Anstalt
übernimmt.
Das
Land
will
sie
abstoßen,
weil
die
NS-
Ideologie
nicht
Klinik-
,
sondern
Hausgeburten
favorisiert.
Die
Stadt
hat
aus
Kostengründen
zwar
kein
Interesse
an
der
Übernahme,
die
Parteileitung
duldet
aber
keinen
Widerspruch.
1937
geht
die
Klinik
in
städtische
Trägerschaft
über.
Die
Stadt
gewinnt
die
evangelische
Diakonie
für
die
Krankenpflege.
Pflicht
zur
Mitarbeit
Als
sogenannte
„
Hausschwangere″
werden
mittellose
Frauen
ab
vier
Wochen
vor
der
Entbindung
aufgenommen.
Sie
sind
verpflichtet,
als
Gegenleistung
leichte
Arbeiten
in
Küche
oder
Wäscherei
zu
erledigen
und
müssen
die
bei
der
Entlassung
notwendige
Kinderkleidung
und
Geld
für
die
Rückreise
vorweisen.
Bombenschäden
im
Zweiten
Weltkrieg
stürzen
die
Osnabrücker
Krankenversorgung
ins
Chaos.
Die
meisten
Abteilungen
werden
ins
Umland
ausgelagert.
Auch
die
Frauenklinik
wird
getroffen
und
brennt
teilweise
aus.
Die
Entbindungsstation
kommt
ins
Waldhotel
Rögge
nach
Bad
Essen.
Nur
kleinere
Spezialabteilungen
der
Städtischen
Krankenanstalten
und
eine
Milchversorgungsküche
für
Säuglinge
bleiben
an
der
Caprivistraße.
Im
Herbst
1947
sind
die
gröbsten
Schäden
so
weit
beseitigt,
dass
die
Frauenklinik
wieder
aus
Bad
Essen
nach
Osnabrück
zurückverlegt
werden
kann.
Aber
die
Mittel
des
Wiederaufbauprogramms
werden
überwiegend
für
den
Hauptstandort
am
Natruper-
Tor-
Wall
eingesetzt,
sodass
es
noch
bis
1960
dauert,
bis
die
Frauenklinik
wieder
in
allen
Abteilungen
funktionsfähig
ist.
Erster
Chefarzt
nach
dem
Krieg
ist
Professor
Dr.
Karl
Hellmuth.
Ihm
folgt
1954
Dr.
Emil
Steinkamm,
der
schließlich
zu
Beginn
des
Jahres
1973
die
Leitung
an
Professor
Dr.
Gerhard
Ohlenroth
weitergibt.
1979
wird
das
„
Rooming-
in″
für
Mütter
und
Neugeborene
eingeführt,
also
die
gemeinsame
Unterbringung
in
einem
Zimmer
statt
der
zuvor
üblichen
Trennung.
1982
wird
die
Hebammenausbildung
wieder
aufgenommen.
Die
Musik
zieht
ein
1989
steht
fest,
dass
die
Frauenklinik
1991
in
den
Krankenhausneubau
auf
dem
Finkenhügel
ziehen
wird.
Verschiedenste
Nachnutzungen
werden
erwogen,
bis
die
Lösung
zustande
kommt,
dass
das
Land
die
Immobilie
als
weiteren
Standort
der
Fachhochschule
übernimmt.
Anfang
1995
wird
der
Kaufvertrag
über
5,
3
Millionen
DM
beurkundet.
Im
Oktober
1999
ist
es
schließlich
so
weit:
Das
Hochschulinstitut
für
Musikpädagogik
(IfM)
und
die
städtische
Musikschule
als
Mieter
gehen
in
dem
Gebäude
offiziell
an
den
Start.
Der
räumliche
Verbund
von
Musiklehrerausbildung
und
praktischem
Instrumentalunterricht
unter
demselben
Dach
wird
als
ideal
angesehen.
Die
Verknüpfung
von
Theorie
und
Praxis,
wie
sie
bereits
zwischen
Hebammenausbildung
und
Gebärklinik
bestand,
wird
seitdem
in
gewisser
Weise
auf
dem
Gebiet
der
Musik
fortgeführt.
Bildtexte:
Die
Frauenklinik
in
der
Gabelung
zwischen
Lieneschweg
(links)
und
Caprivistraße
(rechts)
im
November
1950.
Die
aufgemalten
Rotkreuzsymbole
beiderseits
des
Haupteingangs
hatten
ihre
Funktion
in
Kriegs-
und
Besatzungszeiten.
In
denkmalgerechtem
Weiß
präsentiert
sich
das
hufeisenförmige
Gebäude
im
Stadtteil
Westerberg
heute,
nachdem
es
einige
Jahrzehnte
lang
einen
lindgrünen
Anstrich
besessen
hatte.
Der
parkartig
gestaltete
Innenhof
diente
der
Erholung
der
Frauen.
Das
Foto
entstammt
einer
1935
erschienenen
Postkartenserie
(1935)
der
Kunstanstalt
Kettling
&
Krüger,
Schalksmühle
(Sammlung
Helmut
Riecken)
.
Hoffentlich
wird
da
nichts
vertauscht...
Ein
Kinderzimmer
(links)
und
der
Hör-
und
Taufsaal
der
Landfrauenklinik
(rechts)
auf
weiteren
Fotos
der
oben
genannten
Postkartenserie
der
Kunstanstalt
Kettling
&
Krüger.
Fotos:
NOZ-
Archiv,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks