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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Alles im Plan
 
Theater oder Schulen? „Wir müssen beides tun″
Zwischenüberschrift:
Es ist kein Naturgesetz, dass Theatersanierungen teurer werden als geplant – drei Beispiele belegen es
 
Finanzdezernent Thomas Fillep äußert sich zu den Kosten der Theatersanierung und kommt auf „eine überschaubare Summe″
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Kernsanierungen von Theatern bringen Kosten in Millionenhöhe mit sich und mit Blick auf Renovierungsvorhaben der Vergangenheit die bange Frage: Erhöht sich die Summe im Lauf der Bauarbeiten? Wir berichten von drei Bühnen, die die Sanierung schon hinter sich haben und den Kostenrahmen eingehalten haben.

Osnabrück Der Betrieb der sanierten Berliner Staatsoper Unter den Linden lief schon ein paar Monate, Tristan und Isolde″ war gerade in einer szenisch etwas lauen, musikalisch fabelhaften Neuproduktion herausgekommen. Da kam die Nachricht von der nächsten Kostensteigerung: 39, 4 Millionen Euro obendrauf. Dabei waren die Kosten eh schon explodiert; aus geplanten 239 Millionen Euro waren 400 Millionen geworden.

Was bedeutet das für die Sanierung des Osnabrücker Theaters? Antwort: Nicht viel. Denn steigende Kosten und ausufernde Zeitpläne sind keine Naturgesetze, wie drei Beispiel beweisen. (Übrigens: Auch wenn die Vergleiche gern herangezogen werden, ist das Theater am Domhof kein Konzerthaus an einem Fluss, es ist kein Bahnhof und schon gar kein Flughafen. Das aber nur nebenbei.)

Theater Heidelberg: Nach dreijähriger Planung begann im Dezember 2009 die Sanierung inklusive eines Neubaus, der sämtliche Gebäude des Theaters zusammenfasst. Kostenpunkt: 65 Millionen Euro. Der wurde ebenso eingehalten wie der Zeitrahmen, obwohl während der Bauphase verdeckte Schäden in der denkmalgeschützten Bausubstanz auftauchten und ein Wasserschaden kurz vor der geplanten Eröffnung die fand trotzdem am 12. November 2012 statt. Das Glück war das sehr große private Engagement″, sagt Intendant Holger Schultze. Allein der Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre spendete 15 Millionen Euro; dafür wurde ein Saal nach ihm benannt. Ansonsten freut sich Schultze über neueste Theatertechnik und über ein Haus, das alles von den Werkstätten bis zu den Theatersälen unter einem Dach hat. Entscheidend für die erfolgreiche Sanierung war allerdings, dass die Stadt dahinterstand″, sagt Schultze. Und: Das Theater war in allen Lenkungsgruppen drin.″

Scharoun-Theater Wolfsburg: Die Kombination aus sorgfältiger Planung und einem theatererfahrenen Berliner Architekten scheint sich für die Sanierung in Wolfsburg ausgezahlt zu haben. Die Bauzeit am denkmalgeschützten und 43 Jahre alten Theater des Architekten Hans Scharoun betrug anderthalb Jahre, die Kosten beliefen sich auf rund 32 Millionen Euro. Zehn Prozent der Summe waren anfangs als Puffer eingeplant und auch gebraucht worden. Wirklich böse Überraschungen gab es also keine. Neu sind nun seit 2016 neben aktuellem Brandschutz ein großes Lager an der Seitenbühne mit Technikflächen darunter, Sanitäranlagen fürs Publikum, Heizungs-, Lüftungs-, Elektroanlagen, die komplette Bühnentechnik und eine Dachdämmung.

Das Emma-Theater der Städtischen Bühnen Osnabrück: Auch so kann es gehen, nur sechs Monate haben die Bauarbeiten im Emma-Theater mit seinen 96 Sitzplätzen gedauert. Eine sportliche Leistung, mit der der Zeit- und der Finanzrahmen ohne auffällige Mehrkosten eingehalten wurden. Rund zwei Millionen Euro kostete das Ganze. Die Sanierung war unumgänglich: Brandschutz, Belüftung und Klimatisierung mussten auf einen aktuellen Stand gebracht und die Gebäudestatik ertüchtigt werden, um keine Risiken mehr einzugehen. Der Bühnenraum erhielt eine breitere Technikgalerie. Für die Sanierung gab es 400 000 Euro Efre-Mittel, unter der Bedingung, auch die veralteten Sozialbereiche auf Vordermann zu bringen. Das wurde getan, und Kassenfoyer und Foyer erstrahlen seither in neuem, dezent-modernem Glanz. Theater und Öffentlichkeit in Osnabrück wissen also aus Erfahrung, dass gut geplante Sanierungen ohne signifankte Mehrkosten leistbar sind.

Bildtexte:
Der Blick von der neuen Technikbrücke im Emma-Theater verdeutlicht, welche Gewichte ein Theatergebäude aushalten muss.
In kürzester Zeit saniert worden: das damals noch eingerüstete Emma-Theater.
Fotos:
Michael Gründel, Gert Westdörp

Osnabrück 80 Millionen Euro für die Sanierung des Theaters: Das Bauvorhaben und vor allem der Preis erhitzen die Gemüter. Häufigster Vorwurf: Das Geld wäre an anderer Stelle besser eingesetzt. Wir haben Finanzdezernent Thomas Fillep befragt der die Finanzen der Stadt Osnabrück im Blick haben muss.

Herr Fillep, in den Kommentaren der sozialen Medien wird geäußert, die veranschlagten 80 Millionen Euro für die Sanierung des Theaters wären besser in Schulen, Kindergärten, Wohnungen investiert. Wie sehen Sie das?

Wir müssen beides tun. In Schulen und Kindergärten investieren wir schon kräftig: Als ich vor sechs Jahren nach Osnabrück gekommen bin, sind jährlich etwa acht Millionen Euro in den Bereich der Schulsanierungen geflossen jetzt sind wir bei jährlich 20 Millionen Euro. Natürlich können wir die Summe, die wir ins Theater stecken, nicht in die Schuldentilgung stecken. Aber wir können jetzt und in den kommenden Jahren von einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung ausgehen, mit steigenden Bevölkerungszahlen und neuen Baugebieten. Deshalb können wir die Sanierung jetzt gut stemmen, wenn wir die notwendigen Landesmittel dazu bekommen.

Es ist immer von 80 Millionen Euro die Rede…

die wir als Stadt sicher nicht aufwenden können. Es ist unerlässlich, dass mindestens zwei Drittel der Summe, besser aber 75 Prozent, vom Land, vom Bund, von der EU oder von privaten Sponsoren kommen. Damit bleibt für die Stadt ein Anteil von maximal 20 bis 24 Millionen Euro. Die Sanierung wird etwa sieben bis acht Jahre dauern, das heißt, pro Jahr müssen wir drei bis vier Millionen Euro für die Sanierung aufwenden das ist doch eine überschaubare Summe.

Wie bewerten Sie die Kalkulation durch Partnerschaft Deutschland? Wie seriös sind die Berechnungen?

Die Kostenkalkulation bestätigt die von unserem Eigenbetrieb Immobilien ermittelten Sanierungskosten und beinhaltet sogar noch eine zusätzliche Reserve für Unvorhergesehenes. Die Kostenkalkulation beinhaltet auch die derzeit von den Experten erwarteten Preissteigerungen in den nächsten acht Jahren. Leider kann die Maßnahme nicht schon 2019 realisiert werden, weil sie gut geplant und Fördermittel eingeworben werden müssen sowie die reine Bauzeit gut drei Jahre dauert. Könnten wir aber schon dieses Jahr bauen, würde die Sanierung nach Kalkulation der Experten nur rund 62 Millionen Euro kosten inklusive Puffer.
Autor:
Christine Adam, Ralf Döring


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