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1.
Erscheinungsdatum:
30.01.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
„Lichtspielhaus von Großstadtformat″
Zwischenüberschrift:
1950 wurde an der Lotter Straße das „Ritz″-Kino eröffnet / Abriss 1971
Artikel:
Originaltext:
Von
1950
bis
1971
wurde
im
„
Ritz″
auf
Breitwand
geliebt,
gelacht,
geritten
und
geschossen.
Dann
erwies
sich
der
Weiterbetrieb
unter
dem
Eindruck
der
„
Puschenkino″-
Konkurrenz
des
Fernsehens
als
zu
aufwendig.
Osnabrücks
größtes
und
stattlichstes
Kino
musste
einem
Wohnbaukomplex
Platz
machen.
Osnabrück
Aber
nicht
nur
der
Siegeszug
des
Fernsehens
sorgte
dafür,
dass
im
„
Ritz″
die
Lichter
ausgingen.
Hinzu
kam,
dass
Besitzer
Joseph
Struchtrup
gesundheitlich
angezählt
war.
Mit
beispielloser
Energie
hatte
Osnabrücks
Kino-
Pionier
frühzeitig
nach
dem
Krieg
auf
den
Boom
der
Lichtspielhäuser
gesetzt
und
den
nach
Unterhaltung
lechzenden
Mitbürgern
einen
Träume-
Palast
nach
dem
anderen
hingesetzt:
erst
das
„
Ritz″,
dann
den
„
Rosenhof″
und
schließlich
das
„
Roxy″
-
die
„
drei
großen
R″.
Struchtrup
war
in
jeder
Hinsicht
ein
Hansdampf.
Er
konnte
gut
mit
den
Verleihern,
holte
Ur-
und
Erstaufführungen
nach
Osnabrück
und
allein
in
den
knapp
22
Jahren
des
„
Ritz″
160-
mal
Stars
und
Sternchen
persönlich
auf
die
Bühne.
Daneben
scheute
er
sich
nicht,
selbst
auf
die
Leiter
zu
steigen,
Gardinen
aufzuhängen
und
Deko-
Stoffe
anzutackern.
Dank
der
Fachautoren
Anne
Paech
und
Reinhard
Westendorf
ist
die
Kinogeschichte
Osnabrücks
gut
dokumentiert.
So
weiß
man,
dass
es
bereits
ab
Herbst
1945
ein
„
Ritz
Cinema″
in
einer
ehemaligen
Werkhalle
des
Autobauers
Karmann
an
der
Adolfstraße
gab.
Der
gelernte
Filmvorführer
Joseph
Struchtrup
ließ
sich
von
der
britischen
Besatzungsmacht
für
diesen
Job
anheuern.
Zielstrebig
arbeitete
er
darauf
hin,
dass
die
Vorstellungen
bald
nicht
mehr
nur
für
Besatzungsangehörige,
sondern
auch
für
das
deutsche
Publikum
geöffnet
wurden.
1949
erhielt
er
die
Lizenz,
einen
Lichtspielbetrieb
auf
eigene
Rechnung
zu
etablieren.
Das
klappte
geräuschlos,
weil
Struchtrup
belegen
konnte,
dass
er
mit
seinem
ersten
„
Rosenhof″-
Kino
und
-
Kabarett
in
der
Johannisstraße
häufig
mit
den
Nazis
über
Kreuz
gelegen
hatte.
Ein
Bauplatz
für
das
neue
Haus
war
bald
gefunden:
das
Ruinengrundstück
an
der
Ecke
von
Lotter
Straße
und
Bergstraße,
das
günstig
zur
Innenstadt
und
zu
den
westlichen
Stadtteilen
lag.
Mit
der
Eigentümerin,
Frau
Welp-
Kling
vom
Bekleidungshaus
Welp
in
der
Hasestraße,
wurde
sich
Struchtrup
schnell
handelseinig.
Er
beauftragte
den
Architekten
Fritz
Stahlenburg
mit
dem
Entwurf.
Der
zeichnete
einen
klassizistisch
anmutenden
Hallenbau
mit
einem
vorgelagerten
Portikus,
der
die
Architektur
des
Akzisehauses
zitierte
und
gleichzeitig
ein
repräsentatives
Gegenüber
zum
Heger
Tor
darstellte.
Am
13.
August
1949
legte
Struchtrup
den
Grundstein.
Material
war
knapp
in
dieser
Zeit.
Geld
sowieso.
70
000
Mauersteine,
nämlich
die
Reste
der
Welp′schen
Bruchsteinvilla,
wurden
einzeln
abgeklopft
und
für
den
Neubau
bereitgestellt.
An
vorderster
Front
mit
dabei:
Josef
Struchtrup,
seine
Frau,
seine
Schwägerin
und
die
künftigen
Kinoangestellten.
Auch
die
tausend
Kinostühle
baute
die
Truppe
eigenhändig
ein
und
verschraubte
sie.
In
der
erstaunlich
kurzen
Bauzeit
von
fünf
Monaten
wurde
der
Bau
fertiggestellt.
Die
Eröffnungspremiere
am
13.
Januar
1950
mit
dem
britischen
Ballettfilm
„
Die
roten
Schuhe″
geriet
zu
einem
städtischen
Großereignis.
Oberbürgermeister
Heinrich
Herlitzius
(SPD)
sprach,
das
städtische
Sinfonieorchester
spielte.
Ein
goldener
Lorbeerkranz
als
Geschenk
der
Filmverleiher
zierte
eine
Wand
des
Foyers,
dazu
Ölgemälde,
wertvolle
Teppiche
und
Brücken,
dekorative
Gardinen,
dezente
grüne
Sessel
und
Sofas,
große
Bodenvasen
mit
frischen
Blumen.
Das
„
Ritz″
wollte
kein
Kino,
sondern
ein
Filmtheater
sein.
Die
Besucher
waren
begeistert
vom
geschmackvollen
Interieur
und
der
guten
Akustik.
Damit
es
im
Foyer
keine
Schlangenbildung
und
Drängelei
gab,
löste
man
die
Eintrittskarten
in
einem
Kassenhäuschen,
das
von
der
Eingangshalle
abgesetzt
war.
Wer
mit
dem
Fahrrad
kam,
fand
eine
Fahrrad-
Abstellanlage
vor,
die
von
einem
uniformierten
Dienstmann
bewacht
wurde.
An
der
Langseite
zur
Lotter
Straße
sorgte
eine
vorgebaute
Ladenzeile
mit
einem
Foto-
,
einem
Tabakgeschäft
und
einem
Café
für
optische
Auflockerung.
Auf
dem
Vorbau
erstreckte
sich
der
Außenbalkon
des
Cafés.
„
Dort
oben
wird
man
wie
in
dem
berühmten
Café
Kranzler
in
Berlin
sitzen
und
auf
den
rauschenden
Verkehr
hinunterblicken″,
schwärmte
die
„
Neue
Tagespost″.
Die
Geschäfte
liefen
gut
für
das
„
Ritz″,
als
Erstspieltheater
für
die
Kassenschlager
der
Zeit
war
man
oft
ausverkauft.
„
Pünktchen
und
Anton″
etwa
zog
an
Spitzentagen
5000
Besucher
in
fünf
ausverkauften
Vorstellungen
ins
Haus.
Auch
der
wohl
größte
Filmskandal
der
1950er-
Jahre,
der
Film
„
Die
Sünderin″
mit
der
kurzzeitig
unbekleideten
Hildegard
Knef,
erreichte
das
„
Ritz″.
Der
Kreuzzug
der
Kirchen
und
weiterer
konservativer
Kräfte
gegen
den
Film
lag
aber
wohl
weniger
in
dem
Blankziehen
der
Knef
begründet,
sondern
in
der
angeblich
unkritischen
Darstellung
von
Prostitution
und
Suizid.
Der
Filmverleih
hatte
Struchtrup
vorgewarnt,
dass
es
sich
um
ein
heikles
Thema
handele.
Zunächst
lief
der
Film
aber
fast
eine
Woche
ohne
Beanstandungen.
Dann
aber
kam
es,
wahrscheinlich
aufgrund
von
Presseberichten
über
Demonstrationen
und
mit
Stinkbomben
ausgetragene
Saalschlachten
in
anderen
Städten,
auch
in
Osnabrück
zu
Unmutsäußerungen
während
einer
Vorstellung.
Kurzerhand
bestieg
Struchtrup
die
Bühne
und
ließ
die
Zuschauer
demokratisch
abstimmen,
ob
der
Film
nun
weiterlaufen
oder
abgebrochen
werden
sollte.
Die
Mehrheit
entschied
sich
für
die
Fortsetzung
des
Films,
woraufhin
die
Störer
des
Kinos
verwiesen
wurden.
Ende
der
1960er-
Jahre
setzte
das
große
Kinosterben
ein,
weil
das
Fernsehprogramm
bunt,
besser
und
länger
wurde
und
die
Verbreitung
zunahm.
Auch
das
„
Ritz″
blieb
davon
nicht
unberührt.
Am
16.
September
1971
lief
als
Abschiedsvorstellung
das
„
Dschungelbuch″.
Struchtrup
schenkte
jeder
Dame
eine
rote
Rose,
wohl
um
auf
den
weiterhin
spielenden
„
Rosenhof″
hinzuweisen.
Im
Februar
1972
wurde
das
Schicksal
des
„
Ritz″
mit
dem
Abriss
des
Gebäudes
endgültig
besiegelt.
Bildtexte:
Das
Ritz-
Kino
stellte
ein
repräsentatives
Entree
in
die
Lotter
Straße
dar.
Wie
die
„
Zu
verkaufen″-
Schrift
über
dem
Eingang
nahelegt,
entstand
dieses
Foto
nach
der
letzten
Vorstellung
im
Herbst
1971.
Ein
Wohnbaukomplex
ist
nach
1972
an
die
Stelle
des
„
Ritz″
gerückt.
Gute
Laune
im
Filmpalast.
Das
„
Ritz″
verfügte
über
1000
Sitzplätze
im
Parkett
und
auf
dem
Rang.
Sechs
Plätze
waren
mit
Kopfhörern
für
Schwerhörige
ausgestattet.
Fotos:
Archiv
Manfred
Külker/
Liesel
Städing,
Joachim
Dierks,
NOZ-
Archiv.
Autor:
Joachim Dierks
Themenlisten:
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L.05.22SL. Lotterstr « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein