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1.
Erscheinungsdatum:
26.01.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Rückkehr der Krieger und erstmals „Damenwahl″
Zwischenüberschrift:
Januar 1919: Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung verlaufen in Osnabrück ruhig
Artikel:
Originaltext:
Im
zweiten
Monat
nach
dem
Zusammenbruch
des
Kaiserreichs
sind
auch
in
Osnabrück
die
Wahlen
zur
Weimarer
Nationalversammlung,
in
der
die
neue
Staatsform
des
Deutschen
Reichs
bestimmt
werden
soll,
das
beherrschende
Thema.
Osnabrück
Erstmals
dürfen
auch
Frauen
wählen.
„
Frauen!
Denkt
an
Eure
Pflicht!
″,
zitiert
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
aus
einem
Aufruf
der
vereinigten
Osnabrücker
Frauenvereine,
„
Männer
haben
bisher
allein
des
Volkes
Schicksal
bestimmt,
jetzt
sollt
Ihr
mitbauen
an
dem
neuen
Haus,
das
das
Volk
sich
zimmert.″
Nach
den
vielen
im
Krieg
gefallenen
Männern
haben
die
Frauen
eine
deutliche
Mehrheit
unter
allen
Wahlberechtigten.
Daraus
erwachse
eine
besondere
Verantwortung.
Ihre
Stimmen
würden
entscheiden,
„
wie
das
Bauwerk
gefügt
sein
soll″.
Im
Haus
des
Vaterländischen
Frauenvereins
in
der
Bierstraße
17
ist
eine
Auskunftsstelle
eingerichtet,
in
der
die
Programme
aller
Parteien
zur
Einsicht
ausliegen
und
unparteilich
Rat
und
Auskunft
erteilt
werden.
„
Lasst
Euch
belehren,
geht
in
die
Versammlungen,
lest
die
Tageszeitungen!
″,
fordern
die
Frauenvereine
ihre
Geschlechtsgenossinnen
auf
–
wohlwissend,
dass
auch
für
viele
Frauen
die
Politik
bisher
reine
Männersache
war.
Der
Osnabrücker
Wahl-
„
Kampf″
ist
in
keiner
Weise
mit
den
Verhältnissen
in
Berlin
zu
vergleichen,
wo
zur
selben
Zeit
Bürgerkrieg
herrscht,
der
Spartakus-
Aufstand
blutig
niedergeschlagen
wird
und
es
zur
Ermordung
von
Rosa
Luxemburg
und
Karl
Liebknecht
kommt.
Die
Versammlungen
im
Osnabrücker
Land
verlaufen
ruhig.
Mit
einer
Ausnahme
in
Nordhorn:
Der
spätere
Außenminister
Gustav
Stresemann,
der
für
die
Deutsche
Volkspartei
(DVP)
antritt,
wird
körperlich
attackiert.
Sicherheitsbeamte
erweisen
sich
als
machtlos
gegenüber
dem
ausbrechenden
Krawall,
können
Stresemann
aber
zu
einem
versteckten
Ausgang
führen.
Stresemann
gelingt
die
Flucht,
die
Kundgebung
wird
abgebrochen.
Im
Automobil
seines
Parteianhängers,
des
Bettfedern-
Fabrikanten
Adolf
Künsemüller,
erreicht
Stresemann
in
der
Nacht
relativ
wohlbehalten
seine
Unterkunft
in
Osnabrück.
Die
Wahlen
am
19.
Januar
sehen
auch
in
der
Stadt
Osnabrück
die
SPD
mit
42,
4
Prozent
als
Sieger,
und
zwar
deutlicher
als
im
gesamten
Reich
(37,
9
Prozent)
.
Die
linksradikalen
unabhängigen
Sozialdemokraten
(USPD)
spielen
in
Osnabrück
mit
einem
Stimmanteil
von
1,
1
Prozent
(reichsweit:
7,
6
Prozent)
keine
Rolle.
Die
stramm
rechtsgerichtete
Deutschnationale
Volkspartei,
die
an
der
Monarchie
festhalten
will,
kommt
in
Osnabrück
auf
ebenfalls
nur
klägliche
0,
9
Prozent
(reichsweit:
10,
3
Prozent)
.
Die
bürgerlichen
Parteien
DDP,
DVP
und
Zentrum
können
insgesamt
52,
8
Prozent
für
sich
verbuchen.
Die
Osnabrücker
Otto
Vesper
(SPD)
und
Josef
Hagemann
(Zentrum)
schaffen
den
Sprung
in
die
verfassungsgebende
Nationalversammlung
zu
Weimar.
Die
Wahlbeteiligung
im
Wahlkreis
Osnabrück-
AurichOldenburg
liegt
bei
knapp
über
90
Prozent
und
ist
damit
die
höchste
im
gesamten
Reich.
Heimkehr:
Gleich
zu
Beginn
des
Jahres
treibt
ein
Großereignis
die
Osnabrücker
auf
die
Straßen.
Sie
feiern
am
1.
Januar
die
Heimkehr
des
Osnabrücker
Stammregiments
78.
Die
Stadt
hat
nochmals
ihr
„
Freudengewand″
angelegt,
jubelt
das
„
Tageblatt″,
schwarz-
weiß-
rote
Fahnen
wehen
vor
den
Fenstern
und
auf
den
Dächern,
Tannenkränze,
Blumen
und
Fackeln
säumen
die
Johannisstraße.
Zu
den
Klängen
des
Parademarsches
treffen
die
Kolonnen
auf
dem
Neumarkt
ein,
wo
sie
von
Tausenden
Bürgern
und
den
versammelten
Spitzen
der
Behörden,
unter
ihnen
Regierungspräsident,
Bischof
und
Landrat,
begrüßt
werden.
Die
Willkommensadresse
des
Oberbürgermeisters
Julius
Rißmüller
klammert
Niederlage
und
Revolution
aus,
wenn
er
von
den
„
gewaltigen
Taten
der
78er
auf
den
Kriegsschauplätzen
in
Ost
und
West″
spricht:
„
Unbesiegt
kehrt
ihr
zurück,
stolz,
aufrecht;
und
mit
Stolz
begrüßt
die
Heimat
ihre
heimkehrenden
Helden.″
Ein
dreifaches
Hoch
auf
„
unser
deutsches
Vaterland″
erschallt
über
den
Neumarkt,
gefolgt
von
dem
Lied
„
Deutschland,
Deutschland
über
alles″.
Auch
der
neue
Vorsitzende
des
Osnabrücker
Arbeiter-
und
Soldatenrates,
Heinrich
Groos,
begrüßt
die
heimgekehrten
78er.
Er
thematisiert
die
vollzogenen
Umwälzungen.
Er
bittet
die
Soldaten,
die
ungeheuren
Wunden
des
Krieges
heilen
zu
helfen
und
an
den
Aufgaben
der
Zukunft
mitzuarbeiten.
Die
Kriegsverluste
des
IR
78
sind
fürchterlich:
Von
18
700
Mannschaften
und
Unteroffizieren
sind
4412
Mann
gefallen
oder
gelten
als
vermisst.
Hinzu
kommen
7997
Verwundete,
sodass
die
Gesamtverlustrate
66,
3
Prozent
beträgt.
Bei
den
Offizieren
ist
die
Rate
mit
71,
6
Prozent
noch
höher.
Verlauste
Schule:
Mannschaften
und
Unteroffiziere
des
Infanterie-
Regiments
172
waren
zwecks
Demobilisierung
in
der
Overbergschule
untergebracht.
Im
Januar
ist
die
Schule
wieder
geräumt.
In
einem
Leserbrief
beschwert
sich
ein
Vater,
dass
die
Schüler
wieder
einzogen,
ohne
dass
vorher
eine
gründliche
Reinigung
stattgefunden
habe.
„
So
ist
es
nicht
zu
verwundern,
dass
ein
großer
Teil
der
Schüler
verlaust
ist.
Wer
trägt
die
Schuld,
daß
man
die
Kinder
nicht
länger
in
der
Johannisschule
ließ?
Auf
diese
Fragen
können
die
Eltern
eine
öffentliche
Antwort
verlangen.″
Tanzende
Frauen:
Ein
anderer
Leserbriefschreiber
beklagt
sich
darüber,
dass
gewisse
Frauenvereinigungen
sich
über
das
weiterhin
geltende
Verbot
von
„
Tanzlustbarkeiten″
hinwegsetzen.
Er
bejaht
die
Verordnung
des
Arbeiter-
und
Soldatenrates,
„
solange
wir
noch
auf
den
schimpflichen
Frieden
warten
und
solange
noch
Tausende
von
unseren
Volksangehörigen
im
Sklavenjoch
der
Feinde
schmachten″.
Und
nun
müsse
er
lesen,
dass
die
von
der
Eisenbahn
entlassenen
weiblichen
Personen
einen
großen
Abschiedsball
feiern.
Wo
sie
doch
sowieso
nur
in
vorübergehender
Anstellung
waren?
„
Hierbei
sieht
man
wieder
die
Vergnügungssucht
eines
großen
Teils
der
weiblichen
Personen.
Während
viele
Frauen
und
Witwen
kaum
wissen,
wo
sie
die
notwendigsten
Mittel
für
Nahrung
und
Kleidung
hernehmen
sollen,
hängen
die
anderen
das
viele
leichtverdiente
Geld
an
seidenen
Plunder.″
Der
Einsender
bittet
den
Arbeiter-
und
Soldatenrat
einzuschreiten.
So
ein
Zufall:
Wie
auch
in
diesem
Jahr,
2019,
gelangt
vor
100
Jahren
Schillers
„
Wilhelm
Tell″
am
Stadttheater
zur
Aufführung.
Der
Rezensent
der
Aufführung
von
1919
schreibt:
„
Zu
keiner
besseren
Stunde
hätte
Schillers
Meisterwerk
auf
unsere
Bühne
kommen
können,
als
in
diesen
unendlich
schicksalsschweren
Tagen
des
Deutschtums.
Außerordentlich
groß
sind
die
Fäden
und
inneren
Beziehungen,
die
sich
von
dem
Schauspiel
zur
jetzigen
Zeit
und
des
Vaterlandes
schwerer
Lage
ziehen
lassen,
zahlreich
die
ernsten
Lehren,
die
es
uns
gibt.
(Jetzt)
tut
es
doppelt
not,
Schillers
Freiheitsideal
klärend,
warnend,
mahnend
hineinleuchten
zu
lassen
in
die
düstere
Wirrnis,
doppelt
not
auch
des
Attinghäusers
Mahnung:
Seid
einig!
″
Pferdefleisch:
Das
Angebot
an
Pferdefleisch
ist
sehr
groß.
Der
Militärfiskus
gibt
viele
Pferde
ab,
die
zu
alt
und
schwach
für
die
Arbeit
vor
dem
Fuhrwerk
oder
dem
Pflug
sind.
Die
Stadt
weist
darauf
hin,
dass
der
Bezug
von
Pferdefleisch
nicht
auf
den
Verbrauch
anderen
Fleisches
gemäß
Fleischbezugskarte
angerechnet
wird.
Der
Preis
für
Rossfleisch
ist
erheblich
zurückgegangen,
von
mehr
als
2
Mark
auf
1
Mark
oder
gar
80
Pfennig
das
Pfund.
Der
Krieg
hat
das
Vorurteil
gegenüber
Pferdefleisch
zurückgedrängt,
beobachtet
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″:
„
Wer
Zeuge
der
Polonaisen
vor
den
Roßschlachterläden
gewesen
ist,
weiß
auch
genau,
daß
die
Käufer
heute
zum
Teil
Kreisen
angehören,
die
früher
etwas
Ähnliches
sich
nicht
zugetraut
hätten.
Die
Änderung
bedeutet
einen
erfreulichen
Fortschritt;
mit
Recht
bezeichnet
man
das
Pferd
als
unser
reinlichstes
Tier,
und
der
Genuß
von
Roßfleisch
wird
bleichsüchtigen
und
schwächlichen
Personen
sogar
ärztlicherseits
angeraten.
Für
Vorurteile
ist
in
unseren
Tagen
keine
Zeit.″
Bildtexte:
Das
Infanterieregiment
78
kehrt
endlich
heim:
Am
1.
Januar
1919
bereitet
Osnabrück
den
verbliebenen
Kriegern
auf
dem
Neumarkt
einen
großen
Empfang.
Eine
berittene
Abteilung
am
Neujahrstag
auf
dem
Neumarkt.
Fotos:
Archiv
Sigurd
Möllmann/
Museum
Industriekultur,
Archiv
NOZ
Autor:
Joachim Dierks