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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bäderchef verteidigt Tarifstruktur
 
Stadtwerke rechtfertigen Familientarife
Zwischenüberschrift:
Nettebad zu teuer? Bäderchef Wolfgang Hermle reagiert auf Kritik und kündigt Vergünstigungen an
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Osnabrücks Bäderchef Wolfgang Hermle hat am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss auf die Kritik an den Bäderpreisen reagiert. Rund 2000 Familien in Osnabrück haben drei und mehr Kinder: Wenn sie in eines der drei Stadtwerke-Bäder gehen, müssen sie ab dem dritten Kind einen Aufschlag zahlen. Das empfinden Ratsmitglieder mehrerer Parteien als ungerecht vor allem im Nettebad, wo eine Tageskarte für zwei Erwachsene und zwei Kinder ohnehin schon mehr als 32 Euro kostet. Das Nettebad sei jedoch nicht als Bad der Daseinsvorsorge in der Stadt konzipiert, erläuterte Hermle, sondern als Erlebnisbad, das mittlerweile eines der besten zehn in Deutschland sei. Moskau- und Schinkelbad seien gute Alternativen. Er kündigte Vergünstigungen für Familien an, die Stadtwerkekunden sind.

Nein, die Stadtwerke Osnabrück würden nicht versuchen, Einkommensschwache über ihr Tarifsystem auszugrenzen: Das betonte Bäderchef Wolfgang Hermle am Mittwochabend im Jugendhilfeausschuss.

Osnabrück Im Raum steht der Vorwurf, Familien mit mehreren Kindern könnten sich den Eintritt ins Nettebad kaum leisten. Den hatten Ratspolitiker schon vor elf Jahren einmal geäußert und Ende 2018 flammte die Diskussion erneut auf. In dieser Woche warfen dann Mitglieder des Osnabrücker Beirats für Kinderinteressen den Stadtwerken vor, Einkommensschwache bewusst auszugrenzen.

Hauptkritikpunkt ist, dass die Familienkarte nur für zwei Erwachsene mit zwei Kindern gilt und für jedes weitere Kind ein Aufschlag fällig wird. Außerdem steigt der Preis nach 90 Minuten sukzessive an bis zu einem Tagesmaximum von 32, 30 Euro unter der Woche, beziehungsweise 34, 30 Euro am Wochenende. 90 Minuten mit zwei kleinen Kindern: Das sei purer Stress″, sagte Rita Feldkamp (CDU). „ Auch ich habe es, obwohl ich gut organisiert bin, nicht geschafft.″

Dass der Eintritt ins Nettebad im Vergleich mit anderen Bädern in der Region nicht günstig ist, bestritt auch Bäderchef Hermle nicht. Nur: Es sei eben nicht das einzige Bad in Osnabrück. Moskau- und Schinkelbad seien die Bäder der Daseinsvorsorge in Osnabrück das Nettebad nicht, ein Aufenthalt dort habe eher Urlaubscharakter. Wir dürfen hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen″, betonte er. Das Hasebad in Bramsche, das Panoramabad in Georgsmarienhütte oder das Aaseebad in Ibbenbüren seien zwar günstiger, befänden sich jedoch alle auf dem Niveau von Moskaubad und Schinkelbad, nicht vom Nettebad.

Mit Moskaubad und dem Schinkel-Sportbad, seien die Stadtwerke absolut im Angebot, wie es hier in der Region üblich ist″, so Hermle. Die Familien-Tageskarte kostet in beiden Bädern 12, 60 Euro, der Zuschlag für jedes weitere Kind beträgt 2, 10 Euro auch das sei in der Bäderbranche üblich, so Hermle. Im Moskaubad fällt an Warmbadetagen sowie in der Sommersaison noch ein Aufschlag an. Hermle: Wir haben attraktive Angebote zu einem wirklich guten Preis.″

Das Nettebad hingegen spiele in einer Liga mit den Top-Ten-Erlebnisbädern Deutschlands und liege dort im Vergleich im Mittelfeld.

Die Gesamtkostenstruktur sei im Vergleich zu anderen Bädern nachvollziehbar, sagte CDU-Ratsmitglied Günter Sandfort. Für angemessen halte er sie jedoch nicht. Familien mit mehr als zwei Kindern sollen nicht gegenüber Familien mit zwei Kindern benachteiligt werden″, sagte Sandfort. Und das ist in diesem Tarifsystem der Fall.″ Rund 2000 Familien mit drei oder mehr Kindern leben in Osnabrück. Warum sollen die nicht mit reindürfen?″, fragte Hubert Torliene, von CDU/ BOB hinzugewähltes Ausschussmitglied.

Wer die Preise bestimmt

Aber wer bestimmt die Preise überhaupt? Abgesegnet werden sie vom Aufsichtsrat der Stadtwerke, und in dem sitzen als Vorsitzender Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) sowie unter anderen die Fraktionschefs von CDU (Fritz Brickwedde), SPD (Frank Henning, stellvertretender Vorsitzender) und Grünen (Volker Bajus). Entsprechend sagte Ausschussmitglied Thomas Klein (Grüne), an Sandfort (CDU) gerichtet: Wenn Sie freien Eintritt für die weiteren Kinder wollen, muss das Aufgabe Ihrer Vertreter im Aufsichtsrat sein. Bislang sind solche Ideen dort nicht vorgetragen worden.″

Etwa die Hälfte der Nettebad-Besucher komme nicht aus Osnabrück, gab Hermle außerdem zu bedenken. Warum sollte ich einer Oldenburger Familie den Badeintritt subventionieren?

Es sei ja durchaus ein berechtigtes Anliegen zu schauen, wie wir Familien unterstützen können″, so der Bäderchef. Rabatte für Einheimische allerdings seien aus rechtlichen Gründen nicht machbar. Solche hatte das bayerische Berchtesgarden an der Grenze zum Salzburger Land für sein Schwimmbad einmal eingeführt. Ein Österreicher klagte dagegen und bekam vom Europäischen Gerichtshof recht.

Was wir aber dürfen, sind Rabatte für unsere Stadtwerkekunden″, so Hermle. 80 Prozent aller Osnabrücker Haushalte seien Strom- oder Gaskunden der hiesigen Stadtwerke. Von Juni bis August 2019 würden alle Kunden beim Kauf einer Familienkarte eine Kinderfreikarte im Wert von maximal 12, 10 Euro erhalten. Für das zweite Halbjahr 2019 seien weitere Familienvergünstigungen geplant.

Bildtext:
Das Nettebad zähle nicht zur Daseinsversorge in Osnabrück, betont Bäderchef Wolfgang Hermle. Ein Besuch habe vielmehr Urlaubscharakter.
Foto:
David Ebener

Kommentar
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Nicht nur im Nettebad müssen Familien mit mehreren Kindern tief in die Tasche greifen. Auch im Moskau- und Schinkelbad fällt ab dem dritten Kind ein Zuschlag an. Große Familien werden so benachteiligt. Das ist der Kern des Problems.

Doch die Debatte um die Bädertarife ist nicht ehrlich. Zu Recht kritisieren Ratspolitiker fraktionsübergreifend, dass die Begrenzung der Familienkarte auf zwei Kinder nicht angemessen ist. Doch dabei müssen sie sich an die eigene Nase fassen. Denn ihre Fraktionschefs sitzen selbst im Aufsichtsrat und bestimmen die Preise mit. Nicht nur die haben sie durchgewinkt. Auch die Ausrichtung des Nettebads als Erlebnisbad, das in der Liga der Top Ten Deutschlands mitspielen soll bei entsprechend hohen Eintrittspreisen –, ist vom Aufsichtsrat gewünscht. Wenn die Politik will, dass mehr als zwei Kinder in die Familienkarte integriert werden, müssen ihre Abgesandten im Aufsichtsrat tätig werden. So einfach ist das.

Familienvergünstigungen für Stadtwerkekunden können nicht die Lösung sein. 20 Prozent der Osnabrücker nämlich die, die ihren Strom oder ihr Gas bei einem anderen Anbieter beziehen werden ausgegrenzt. Wollen die Stadtwerke allen Ernstes ihre Preispolitik als Marketinginstrument nutzen, um weitere Strom- und Gaskunden zu gewinnen?
Autor:
Sandra Dorn


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