User Online: 1 |
Timeout: 06:14Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
09.01.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Königin Silvia dankte huldvoll
Zwischenüberschrift:
Schmuck-Fachgeschäft Glüsenkamp entwickelte „Friedensuhren″ für Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
Was
ein
Handwerks-
und
Einzelhandelsbetrieb
im
Verlauf
eines
Jahrhunderts
an
Höhen
und
Tiefen
erleben
kann,
lässt
sich
exemplarisch
an
dem
Uhren-
und
Schmuckgeschäft
Glüsenkamp
in
der
Johannisstraße
116/
117
zeigen.
Wegen
tief
greifend
veränderter
Kaufgewohnheiten
in
der
Südstadt
schloss
Helga
Glüsenkamp
2003
die
Ladentür
endgültig
zu.
Osnabrück
Wenn
die
letzte
Geschäftsinhaberin
in
den
Alben
zur
gut
dokumentierten
Firmengeschichte
blättert,
dann
darf
man
sich
auf
ein
Feuerwerk
an
Erinnerungen
und
Anekdoten
gefasst
machen.
Da
ist
das
Dankesschreiben
der
schwedischen
Königin
Silvia,
nachdem
sie
1998
das
Exemplar
Nummer
eins
der
„
Friedensuhr″,
der
Glüsenkamp-
Sonderauflage
einer
Armbanduhr
zum
350.
Jubiläum
des
Westfälischen
Friedens,
erhalten
hatte.
Es
zeigt
eine
Abbildung
der
Türklinke
des
Rathausportals
in
Gestalt
der
Friedenstaube
auf
dem
Zifferblatt.
Da
ist
die
Geschichte
von
dem
„
Kunden″,
der
sich
eine
Kollektion
von
Trauringen
zeigen
ließ,
zielsicher
nach
einem
der
edelsten
griff
und
ihn
hinunterschluckte.
Sein
Plan,
die
allgemeine
Verblüffung
zu
nutzen
und
sich
rasch
aus
dem
Staube
zu
machen,
scheiterte
jedoch
an
der
reaktionsschnellen
Verkäuferin.
Sie
informierte
den
Inhaber,
der
die
Ladentür
von
innen
abschloss
und
die
Polizei
alarmierte,
die
kurz
darauf
eintraf
und
den
Missetäter
abführte.
Im
Polizeigewahrsam
fand
der
Ring
auf
natürlichem
Wege
wieder
ans
Tageslicht.
Von
Trickdiebstählen
blieben
die
Glüsenkamps
nicht
verschont.
Der
Klassiker:
Eine
Gruppe
von
„
Kunden″
betritt
den
Laden.
Zwei
binden
die
Aufmerksamkeit
des
Personals,
ein
Dritter
greift
zu.
„
Gegen
Trickdiebstähle
waren
wir
nicht
versichert″,
erklärt
Helga
Glüsenkamp,
„
das
wäre
viel
zu
teuer
und
mit
immensen
Auflagen
verbunden
gewesen.″
Gegen
den
normalen
Diebstahl
außerhalb
der
Geschäftszeit
empfahl
die
Versicherung
ein
Rollgitter.
Aber
auch
das
war
kein
Allheilmittel.
Einmal
zertrümmerten
Einbrecher
die
Schaufensterscheibe
durch
das
Gitter
hindurch
und
angelten
sich
mit
einer
langen
Greifzange
Schmuckstücke
aus
der
Auslage.
„
Zum
Glück
waren
es
keine
hochpreisigen
Uhren
wie
Rolex
und
Co.,
die
haben
wir
nie
geführt″,
so
Glüsenkamp.
Porzellan-
Kuriositäten
Das
Sortiment
war
eher
auf
Otto
Normalverdiener
abgestimmt,
mit
Küchenuhren,
Armbanduhren
für
den
Alltag
oder
Besteckgarnituren
für
die
Aussteuer.
Eine
Zeit
lang
liefen
Kuckucksuhren
sehr
gut.
Man
musste
nicht
in
den
Schwarzwald
gefahren
sein
und
sie
dort
als
Souvenir
erstanden
haben,
es
gab
sie
auch
bei
Glüsenkamp.
Vor
Familienfesten
oder
wenn
das
Weihnachtsgeld
ausgezahlt
worden
war,
durfte
es
dann
auch
etwas
Besonderes
sein.
Die
Leute
kamen
mit
dem
Bus
etwa
aus
Sutthausen
oder
aus
Nahne,
um
sich
Ringe,
Schmuckketten
oder
Manschettenknöpfe
auszusuchen.
Ein
seltenes
Kuriosum
sind
die
kleinen
Porzellan-
Behältnisse
für
Trauringe,
die
Firmengründer
Conrad
Glüsenkamp
(1880
–
1959)
den
Kunden
in
den
Jahren
um
1910
als
besondere
Verpackung
mitgab,
wenn
sie
sich
zum
Kauf
von
Verlobungs-
oder
Trauringen
entschieden
hatten.
Auf
dem
Deckel
des
Döschens
sitzt
der
Liebesgott
Amor
rittlings
auf
einem
Amboss.
Er
hält
einen
Ring,
dem
der
Glücksschmied
mit
dem
Hammer
die
letzte
Form
gibt.
Conrad
Glüsenkamp
kam
1880
in
Schinkel
zur
Welt.
Ab
1894
lernte
er
in
Osnabrück
den
Beruf
des
Uhrmachers.
Es
folgten
Wanderjahre
in
den
Reichslanden
Elsass-
Lothringen,
die
seit
dem
gewonnenen
Deutsch-
Französischen
Krieg
von
1870/
71
zum
Kaiserreich
gehörten,
und
in
der
für
die
Uhrenherstellung
tonangebenden
Schweiz.
Nach
Osnabrück
zurückgekehrt,
ließ
er
sich
im
November
1904
mit
Werkstatt
und
Verkaufsladen
in
der
Meller
Straße
23
nieder.
1907
wurde
ein
Ladengeschäft
in
der
Johannisstraße
frei,
günstig
gelegen
zwischen
Johanniskirche
und
Rosenplatz.
Die
Johannisstraße
war
als
„
Große
Straße
der
Neustadt″
unangefochten
die
meistbesuchte
Einkaufsstraße
in
der
südlichen
Innenstadt.
Conrad
Glüsenkamp
griff
zu,
verlegte
das
Geschäft
in
die
Johannisstraße
117
und
bezog
die
Wohnung
darüber.
Der
Geschäftsgang
war
günstig,
1913
erwarb
er
das
Eigentum
an
dem
Haus
und
nach
1945
auch
an
dem
Nachbargrundstück
Nr.
116.
Palmsonntag
1945
war
ein
schwarzer
Tag
auch
für
die
Glüsenkamps.
Ihr
Haus
erhielt
einen
Bomben-
Volltreffer
und
wurde
zerstört.
Dabei
war
es
noch
ein
Glück
im
Unglück,
dass
der
Koloss
von
Geldschrank
im
Geschäft
zwar
qualmend,
aber
ansonsten
unbeschädigt
inmitten
der
Trümmer
überlebte.
Wertvoller
Schmuck
und
Kundenreparaturen
darin
blieben
erhalten.
Zwei
Jahre
später
gelang
die
provisorische
Wiedereröffnung
im
gegenüberliegenden
Haus
von
Architekt
Heinrich
Feldwisch-
Drentrup.
1955
begann
die
Enttrümmerung
des
eigenen
Grundstücks,
und
1956
war
der
Neubau
des
Wohn-
und
Geschäftshauses
bezugsfertig.
„
Acht
kräftige
Männer
waren
notwendig,
um
den
schweren
Tresor
über
die
Straße
wieder
an
den
alten
Standort
zu
rollen″,
weiß
Helga
Glüsenkamp
aus
den
Erzählungen.
Treue
Stammkundschaft
Unterdessen
war
der
Übergang
auf
die
zweite
Generation
schon
fortgeschritten.
Gerhard
Glüsenkamp
(1919–
2003)
wollte
nach
dem
Abitur
eigentlich
Apotheker
werden
und
nahm
das
Pharmazie-
Studium
auf.
Aber
dann
erschienen
die
Aussichten
auf
Konzessionserteilung
einer
eigenen
Apotheke
doch
zu
unsicher,
und
er
folgte
1947
dem
väterlichen
Ruf
ins
Uhrmacherhandwerk,
das
er
1955
mit
dem
Meistertitel
abschloss.
Gerhard
Glüsenkamp
lernte
die
Buchhändlerin
Helga
Schwarz
kennen,
Tochter
des
Amateurfotografen
und
Fotosammlers
Helmut
Schwarz,
der
das
alte
Osnabrück
vor
der
Zerstörung
in
einem
umfangreichen
Fotoarchiv
festgehalten
hatte.
Gerhard
und
Helga
heirateten
1959.
Rückblickend
bezeichnet
Helga
Glüsenkamp
die
1960er-
und
1970er-
Jahre
als
die
erfolgreichsten
in
der
fast
hundertjährigen
Firmengeschichte.
Nicht
zuletzt
durch
die
angebotenen
Reparaturdienste
konnte
man
auf
eine
breit
gestreute
Stammkundschaft
setzen.
Vor
der
Jahrtausendwende
gelangen
einige
geschickte
Marketing-
Aktionen
mit
Sonderauflagen
von
Armbanduhren
mit
individualisierten
Ziffernblättern.
Nach
den
„
Friedensuhren″
mit
Motiven
der
Vertragsurkunde,
des
Rathauses
und
der
Friedenstaube,
die
weggingen
wie
warme
Semmeln,
folgten
noch
die
„
Dom-
Uhren″
mit
eingearbeiteten
Glassplittern
der
1944
zerstörten
Fensterrosette
und
die
„
VfL-
Uhren″.
Ein
Teil
der
Verkaufserlöse
ging
jeweils
an
gemeinnützigen
Zwecke.
Im
neuen
Jahrtausend
wurde
das
Umfeld
in
der
Johannisstraße
immer
ungünstiger
für
ein
Uhrenfachgeschäft.
Knapp
ein
Jahr
nach
dem
Tod
ihres
Mannes
entschloss
sich
Helga
Glüsenkamp,
das
Geschäft
zu
Heiligabend
2003
zu
schließen
–
99
Jahre
und
einen
Monat
nach
der
Gründung.
„
So
ist
nun
einmal
der
Gang
der
Dinge″,
sagt
sie,
„
Handel
bedeutet
Wandel″.
Bildtexte:
Zum
50-
jährigen
Jubiläum
1954
gab
es
reichlich
Blumen.
In
der
Mitte
die
Inhaber
Gerhard
(links)
und
Conrad
Glüsenkamp.
Im
Hintergrund
links
der
Tresor,
der
den
Bombenangriff
überlebte.
Das
Bild
unten
links
zeigt
das
Ladengeschäft
Glüsenkamp
um
1958.
Der
heutige
Mieter
Ipek
(unten
rechts)
handelt
mit
Gold,
Juwelen
und
Handys.
Amor
reitet
den
Amboss:
Helga
Glüsenkamp
präsentiert
Aufbewahrungs-
Döschen
für
Verlobungsringe,
die
es
beim
Kauf
um
1910
dazugab.
Die
Ruinengrundstücke
Johannisstraße
116/
117
vor
Beginn
des
Wiederaufbaus,
1955.
Rechter
Nachbar
ist
die
Schlachterei
Herzog.
Fotos:
Archiv
Glüsenkamp,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks