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1.
Erscheinungsdatum:
02.01.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Kopfgrippe war ein Kopfschuss
Zwischenüberschrift:
Die erschütternden Schicksale der Zwangsarbeiterkinder in Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
Die
Geschichte
der
Zwangsarbeit
in
der
Stadt
und
im
Land
Osnabrück
ist
noch
nicht
geschrieben.
Zu
zahlreich
sind
die
Leerstellen.
Und
so
steht
eine
systematische
Erforschung
der
Lebensumstände
dieser
Opfergruppe
auch
mehr
als
70
Jahre
nach
Kriegsende
noch
aus.
Osnabrück
Der
Osnabrücker
Historiker
Volker
Issmer
beschäftigt
sich
seit
Jahren
mit
der
Geschichte
der
Zwangsarbeit
in
der
Region
–
und
sagte:
„
Ich
spreche
heute
Abend
mit
Bedenken
darüber.
Das
Thema
ist
so
groß
und
komplex,
und
wir
wissen
so
wenig.″
Dabei
war
das
Interesse
der
Zuhörer
an
dem
VHS-
Vortrag
über
„
Kinder
ausländischer
Zwangsarbeiterinnen
im
Zweiten
Weltkrieg
im
Raum
Osnabrück″
in
der
Reihe
„
Topografien
des
Terrors:
Nationalsozialismus
vor
Ort″
groß.
Für
maximal
20
Zuhörer
war
das
Durchgangszimmer
der
Villa
Schlikker
gedacht,
45
kamen.
Es
wurde
eng.
Egal.
Volker
Issmers
Wechsel
mit
Lesungen
aus
fiktionalen
Erzählungen
mit
realer
Basis
und
seinen
Berichten
von
Recherchen
ließen
knatschende
Stühle
und
leichte
Kühle
vergessen.
Mit
der
Erzählung
„
Das
Kind″
aus
dem
Band
„
Fremde
Zeit,
unsere
Zeit″
ebnete
der
Historiker
den
Weg
in
die
Vergangenheit.
Die
Geschichte
der
französischen
Zwangsarbeiter
Esther
und
André,
die
jeden
Tag
vom
Lager
Fernblick
in
eine
Munitionsfabrik
im
Wald
gekarrt
werden,
packte
die
Zuhörer
unmittelbar.
In
Andeutungen
und
Halbsätzen
skizzierte
Issmer
das
Schicksal
des
Paars,
das
in
Osnabrück
ein
Kind
erwartete
und
wieder
verlor.
Dem
Regime
kam
der
Tod
des
Säuglings
gerade
recht,
denn
„
Granaten
sollst
du
füllen
und
nicht
ihren
Bauch″,
herrschen
sie
André
an.
Als
Esther
in
ihrer
seelischen
Not
rebelliert,
wird
das
Paar
abgeführt.
Was
mit
beiden
passierte?
Man
weiß
es
nicht.
„
Es
gab
ein
Kind,
das
Anfang
August
1944
geboren
und
drei
Wochen
später
im
Lager
Fernblick
gestorben
ist,
einen
kleinen
Daniel″,
erzählte
Issmer.
Begraben
wurde
der
Säugling
auf
dem
Heger
Friedhof,
dem
Ort,
an
dem
Ehrenamtliche
vor
Kurzem
für
79
verstorbene
Zwangsarbeiterkinder
einen
Gedenkstein
aufstellten.
„
So
wurde
der
Friedhof
jetzt
zum
Ort
der
Versöhnung.″
Die
Mütter
waren
all
ihrer
Rechte
beraubt,
körperlich
und
seelisch.
Die
Kinder
galten
als
rassisch
minderwertig,
so
Volker
Issmer.
Deshalb
sei
für
ihr
Leben
kaum
etwas
getan
worden.
Die
Mütter
wurden
nach
wenigen
Tagen
wieder
in
die
Arbeit
gezwungen,
den
Säuglingen
fehlten
Muttermilch
und
Zuwendung.
Im
Lager
Fernblick,
dort,
wo
heute
die
Wilhelm-
Mentrup-
Siedlung
steht,
gab
es
acht
Baracken
für
mehr
als
1000
Menschen,
darunter
auch
eine
„
Gebärbaracke″.
Das
Gelände
habe
den
Evangelischen
Stiftungen
gehört,
berichtete
Issmer.
Die
sogenannten
Ostarbeiter
schufteten
für
Hammersen,
die
Teuto-
Werke
(OKD)
oder
Karmann.
312
Geburten
sind
für
die
Jahre
1943
bis
1945
in
dieser
Gebärbaracke
verzeichnet.
„
Es
waren
mehr,
denn
allein
von
Anfang
Januar
bis
Ende
März
1945
wurden
dort
57
Kinder
geboren.
Insgesamt
sollen
42
gestorben
sein.
Auch
diese
Zahl
ist
zu
niedrig.″
Die
schwangeren
Frauen
kamen
vielfach
aus
dem
südlichen
Osnabrücker
Land,
arbeiteten
auf
Bauernhöfen.
Oft
trugen
die
Kinder
deutsche
Vornamen
–
nicht
zufällig,
meinte
Issmer.
Wer
waren
die
Väter,
was
wurde
aus
den
Frauen
und
Kindern?
Viele
Fragen
sind
offen.
„
Die
ganze
Thematik
verdiente
eine
umfassende
Untersuchung,
wie
Gisela
Schwarze
sie
in
ihrem
Buch
„
Kinder,
die
nicht
zählten″
für
Westfalen
geleistet
hat″,
warb
Volker
Issmer
für
weitere
Forschungen.
Ein
entsprechendes
Projekt
habe
er
schon
im
Jahr
2000
angeregt.
Auch
fehle
eine
Info-
Tafel
am
ehemaligen
Lager
Fernblick.
Durch
einen
Bericht
der
Neuen
Osnabrücker
Zeitung
über
verstorbene
Zwangsarbeiterkinder
im
Osnabrücker
Land
hatte
eine
Versmolderin
im
Januar
vom
frühen
Tod
ihrer
Halbschwester
Anita
Anfang
1945
erfahren.
Volker
Issmer
berichtete
seinen
Zuhörern
vom
Schicksal
der
in
der
Villa
Schlikker
anwesenden
Karin
Twelkemeier,
ihrer
Halbschwester
und
der
gemeinsamen
Mutter,
die
Zwangsarbeit
auf
einem
Bauernhof
leisten
musste.
Viele
Zwangsarbeiterkinder
starben
schon
als
Säugling,
als
Kleinkind.
„
Auch
deutsche
Kinder
starben″,
bemerkte
der
Historiker.
Das
aber
vor
allem
im
Bombenhagel,
die
Kinder
von
Zwangsarbeitern
dagegen
sehr
oft
an
Unterernährung
und
Vernachlässigung,
weil
sich
ihre
Mütter
nicht
um
die
Kinder
kümmern
durften.
Ein
furchtbares
Schicksal
erlitt
auch
ein
Zwangsarbeiterkind,
das
laut
den
Akten
an
einer
Kopfgrippe
gestorben
war.
Tatsächlich
hatte
es
Obst
aufgelesen.
Die
Aufforderung,
das
Obst
fallen
zu
lassen,
konnte
das
Kind
nicht
verstehen.
Es
wurde
erschossen.
Der
Täter
sorgte
dafür,
dass
eine
Kopfgrippe
anstelle
des
Kopfschusses
als
Todesursache
verzeichnet
wurde.
„
Später
wurde
er
Bürgermeister
des
Ortes.″
Bildtext:
Dicht
gedrängt,
verfolgten
die
Zuhörer
die
Lesung
und
den
Vortrag
von
Volker
Issmer
in
der
Villa
Schlikker.
Stanislau
war
eines
von
110
ausländischen
Kindern,
die
zwischen
1944
und
1947
in
Bad
Rothenfelde
zu
Tode
kamen.
Foto:
André
Havergo,
Jörn
Martens
Autor:
Stefanie Adomeit