Originaltext:
|
Es ist nicht alles schlecht. Und selbst im größten Übel lässt sich bei genauem Hinsehen etwas Gutes entdecken. Unter diesem Blickwinkel hat die Lokalredaktion die Ereignisse des Jahres 2018 in Osnabrück neu gewichtet und auf dieser Seite die zehn guten Nachrichten des Jahres zusammengestellt. Am letzten Tag des Jahres erlauben wir uns, den Pessimisten und Nörglern, Schwarzsehern und Angstmachern das Gute entgegenzusetzen. Und es gibt wirklich viel, über das man sich freuen darf. Bildtexte: HASEWELLE: L+ T-Marketingchef Bernhard Fischer rutscht es während einer Pressekonferenz einen Tag vor der Eröffnung der Hasewelle am 3. März heraus: „... das modernste Sporthaus der Welt″. Jahrzehntelang gehörte es zum Selbstverständnis des Familienunternehmens Lengermann und Trieschmann (L+ T), mit Taten statt großen Worten zu überzeugen. Vorbei die Zurückhaltung. Das Sporthaus mit der stehenden Welle zwölf Meter unter dem Hase-Niveau, der Arena mit hundert Sitzplätzen und einem Fitnessstudio, das Training in dünner Luft wie in den Alpen ermöglicht – mit diesen Angeboten rücken L& T und Osnabrück auf zur Klasse der großen Metropolen. L+ T-Chef Mark Rauschen will die 35-Millionen-Investition als „ unsere Antwort auf den Onlinehandel″ und als „ klares Bekenntnis zum Standort Osnabrück″ verstanden wissen. „ Wir bieten nicht mehr nur Einkaufsmöglichkeiten an, sondern sehen uns auch als Teil der Freizeitindustrie, wir sind Publikumsmagnet und Treffpunkt für die ganze Region.″ ELEKTROBUSSE: Joachim Kossow präsentiert im Oktober stolz den ersten Elektrobus der neuen Generation. Die Stadtwerke starten damit in ein neues Zeitalter: Bis 2022 sollen 62 Elektrobusse in der Stadt verkehren. 70 Millionen Euro investieren die Stadtwerke, wobei die Hälfte aus Fördertöpfen kommt. Außerdem beschließt der Rat das „ Busnetz 2019″ mit Metrobuslinien, engeren Takten und einer Ringlinie zur Verbindung der Stadtteile. Zusätzliche Kosten pro Jahr: 2, 5 Millionen Euro. Der verbesserte Nahverkehr soll auch Autofahrer zum Umstieg ermutigen. Das ist wichtig, um die Stickoxidbelastung zu senken und Fahrverbote zu vermeiden. PORSCHE: Im Dezember entscheidet die VW-Spitze: Das Osnabrücker Werk wird wieder den Porsche 718 bauen. Das Werk ist damit ausgelastet. Denkfabrik: Jamina Zaugg entwickelt Hundefutter aus Insekten und ist eine der ersten Unternehmerinnen im „ Seedhouse″ im Wissenschaftspark. Das Haus gibt Start-ups in der Agrar- und Ernährungsbranche Starthilfe. EINKAUFSCENTER: Am 22. Juni gibt der Deutschland-Chef von Centerentwickler Unibail Rodamco Westfield, Andreas Hohlmann, persönlich den Bauantrag für das Einkaufszentrum am Neumarkt im Rathaus ab. Es geht voran – nach vier Jahren Stillstand. MANITOBA: Der Zoo eröffnet im Oktober die Nordamerika-Tierwelt Manitoba. Es ist mit 3, 5 Millionen Euro das größte und teuerste Projekt im Zoo seit Fertigstellung der Afrika-Welt Takamanda 2010. Elf Tierarten wie Bären, Wölfe, Bisons, Schnee-Eulen oder Polarfüchse leben in Osnabrücks Manitoba. BAUSTELLEN-MANAGEMENT: Im Juli erteilt IHK-Geschäftsführerin Anke Schweda der Stadt eine deutliche Rüge: Das Baustellen-Management sei mangelhaft, es fehle an „ weitsichtiger, verkehrsverflüssigender Planung″. Vieles dauere zu lange, viele Staus wären vermeidbar. In der Schusslinie steht vor allem Stadtbaurat Frank Otte (links). Die gute Nachricht dabei: Die Stadt reagiert. Externe Berater sollen das Baustellen-Management durchleuchten und Tipps geben. Und im Oktober gibt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (rechts) hochstpersönlich den Verkehr am Hasetor wieder frei. Die Baustelle ist drei Wochen früher abgeschlossen als geplant. SCHLOSSGARTEN-OPEN-AIR: 18 000 Besucher an zwei Tagen im August: Das Festival mit Sarah Connor und Nena ist ein Riesenerfolg. Und: Das Open Air bleibt. Theaterpassage: Ein Osnabrücker Unternehmer kauft die dahinsiechende Theaterpassage. Er will dort eine Schlemmer-Meile auf der Bio-Schiene etablieren. Doch zunächst zieht dort für zwei Jahre das Modehaus Sinn ein. FINANZEN: Die Stadt befreit sich aus der Finanznot. 2018 erzielt sie einen Überschuss von 15 Millionen Euro und hat endlich wieder Kraft zum Investieren in Schulen, Kitas, Kultur, Straßen. Finanzchef Thomas Fillep (Foto) freut sich, mahnt die Politik aber auch zu einer vorsichtigen Finanzplanung. Januar Es schmückt die Wand des ehemaligen Restaurants im Klinikum Osnabrück, es ist künstlerisch wertvoll und entsprechend teuer. Die Frage lautet: Warum kauft der Geschäftsführer des kommunalen Krankenhauses ein Bild für 14 000 Euro? Das Klinikum reagiert – und verkauft das Bild eines Osnabrücker Künstlers. • Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg entscheidet, dass der Neumarkt vorläufig wieder für den Autoverkehr freigegeben werden muss – und durchkreuzt damit die Pläne für die Neugestaltung des Platzes. • Die Schließung des Instituts für Kunstgeschichte an der Universität Osnabrück ist beschlossene Sache. Februar Überraschung bei der 65. Osnabrücker Mahlzeit: Grünkohlkönig ist der 43-jährige Sänger und Entertainer Tom Gaebel aus Ibbenbüren. • Der Fund von multiresistenten Erregern in der Hase sorgt bei Bürgern für Unsicherheit. Die Stadtwerke beruhigen: Mit dem Trinkwasser ist alles in Ordnung. • Überraschender Doppeleinsatz für die Bombenräumer in Osnabrück: Binnen weniger Stunden entschärfen Sprengmeister Hans Mohr und sein Team zunächst einen relativ kleinen Blindgänger in der Gartlage, um sich danach einer größeren Bombe in der ehemaligen Landwehrkaserne zu widmen. Der Einsatz in Atter dauerte bis in die Nacht, weil nicht alle Anwohner das Evakuierungsgebiet verlassen wollten. Es ist sogar von „ Katz-und-Maus-Spiel″ die Rede. März Das wegen Raumnot von der Schließung bedrohte Kleiderlager, größtes Freiwilligenprojekt zur kostenlosen Versorgung von Bedürftigen in Osnabrück, ist vorläufig gerettet. Es kann von der Melanchthonkirche ins Landwehrviertel umziehen. • Rein, raus, und jetzt wohl wieder rein: Seit drei Jahren bringen Ehrenamtliche den Bewohnern des Osnabrücker Flüchtlingshauses Deutsch bei, doch seit Herbst dürfen sie die Räume der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes nicht mehr nutzen. Jetzt liegt der Entwurf für eine Kooperationsvereinbarung auf dem Tisch. Im April kann es weitergehen. • Neues Beleuchtungskonzept: In Zukunft sollen immer mehr Straßenlaternen mit Bewegungsmeldern ausgestattet werden. Das Modell mit dem wandernden Licht wird unter anderem am Hörner Weg getestet. April Der geplante Hotelneubau an der Johannisstraße bringt das Modehaus Sinn (früher Sinn-Leffers) in Bedrängnis. Das Geschäft muss eine Übergangsfiliale suchen, bevor es ins Neumarkt-Center einziehen kann. Gegen Ende des Jahres zeichnet sich eine Lösung ab: Demnach kann Sinn zunächst in die Theaterpassage ziehen. • Aus dem Berliner Platz soll der Helmut-Kohl-Platz werden: Der Vorschlag des CDU-Fraktionsvorsitzenden Fritz Brickwedde stößt auf Kritik. Im November zieht er den Antrag zurück. Nach einem Gespräch mit Anwohnern will er die Sache „ nicht übers Knie brechen″. Osnabrück Manches Mal hätten diese beiden Männer auch Stoff für Komödien liefern können. Denn gelegentlich hat der eine den anderen schon mal vertreten, ohne dass es aufgefallen wäre – sogar als künftiger Schwiegersohn an der Seite der Angebeteten, die ihn ihrer Familie mit diesem Satz vorstellte: „ Das ist nicht mein Verlobter, aber er sieht genauso aus.″ Der 95. Geburtstag Die Rede ist von Friedrich und Levert Rost, die im März 2018 gemeinsam ihren 95. Geburtstag feiern. Sie waren gemeinsam in der Schule, in der Lehre und im Krieg: Die ersten zehn Jahre lebten sie in Schüttorf, seit 1933 in Osnabrück. Sie besuchten das Ratsgymnasium und absolvierten eine kaufmännische Lehre im Textilbetrieb ihres Vaters. 1942 wurden beide in die Wehrmacht einberufen und dienten von da an immer in derselben Einheit. Ihre Ehefrauen stammen aus ein und demselbem Ort: Der eine Bruder heiratete die Tochter des Lehrers, der andere die des Pastors. Bevor sie verheiratet waren, hatten sich die beiden sogar gleich gekleidet. Levert und Friedrich Rost leben im Stadtteil Wüste nicht weit voneinander entfernt. Schönheit aus Schinkel Entdeckt wird Olivia Möller auf einer Baustelle, auf der sie mit ihrem Vater, dem Bauunternehmer Jens Möller, die Arbeiten kontrolliert. Dort fällt sie dem Immobilienkaufmann Mahmut Karaton, ehemaliger „ Mister NRW″ und „ Mister Mitteldeutschland″, auf. Er fragt, ob sie vielleicht gegen andere hübsche junge Frauen antreten würde. Die Antwort dürfte klar sein, denn im Juli wird die 19-Jährige aus Osnabrück-Schinkel zur Miss Deutschland gekürt. Aber die Schönheitskönigin bleibt bodenständig. Die Krone steht jetzt neben einem Windlicht und einer Pflanze im Regal ihres Zimmers, und die Arbeit als Assistentin ihres Vaters macht ihr nach wie vor Spaß. Unerwünscht in China Wenn es um Fragen nach Menschenrechten geht, reagieren chinesische Behörden empfindlich. Offenbar deshalb muss der 24-jährige Journalismus-Student David Missal aus Osnabrück im August die Volksrepublik verlassen, weil er in Sachen Menschenrechte recherchierte: Er hat Anwälte und Angehörige von politisch Verfolgten interviewt. 2017 hatte er sein Masterstudium an der Pekinger Tsinghua-Universität begonnen. Jetzt befindet sich in seinem Pass der rote Stempelaufdruck „ Cancelled″. Aber das Studium geht woanders weiter. Schaulustige im Blick Gegen Voyeurismus am Unfallort: Elena Isabel Walter landet im Januar einen Internethit. Ihr Video „ Schaulustige – Sei kein Gaffer″ wird Anfang des Jahres schon Millionen Mal angeschaut. Der Film zeigt, wie respektloser Voyeurismus die Rettungskräfte behindern kann. Integration mit Musik Zum zehnten Mal vergibt die Stadt Osnabrück den Yilmaz-Akyürek-Preis für Integration. Im Juni erhält ihn Tabea Mangelsdorf für ihre vielfältigen interkulturellen Musikprojekte. Sie ist selbstständig, managt verschiedene Bands und macht eigene Musik und bringt unter anderem brasilianische Straßenmusiker zum Sambatanzen in Klassenzimmer. Sie findet: „ Musik ist eine Kraft, die uns verbindet. Sie erinnert uns an etwas Größeres.″ Kunst und Sport Die Künstlerin Maria Feldkamp und der ehemalige Vorsitzende des Stadtsportbundes, Wolfgang Wellmann, werden im Oktober mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Feldkamp engagiert sich für die Förderung der Kultur. Wolfgang Wellmann ist dafür bekannt, dass er soziale Arbeit und Integration mit dem Sport verbindet, und engagiert sich in der Präventionsarbeit. Naturschutz und Recht Naturschutz und die Umweltbildung sind seine Lebensaufgabe. Herbert Zucchi, scheidender Professor für Zoologie und Tierökologie an der Hochschule Osnabrück, erhält im August das Bundesverdienstkreuz. Unter anderem hat er den Haster Lernstandort Nackte Mühle initiiert. Der Jura-Professor Christian von Bar erhält im Oktober das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Er ist für seine Arbeit zum Europarecht international bekannt geworden und leitet das von ihm selbst gegründete European Legal Studies Institute. Ausgezeichnete Schüler„ Das Gymnasium Carolinum zur Zeit der Reformation. Ein Spielball der Konfessionen?″ Unter diesem Titel hat Nele Hebbeler aus der zwölften Klasse des Gymnasiums Carolinum eine Arbeit verfasst – und wird damit Landessiegerin eines Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten. Bei der Preisverleihung des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen werden im Frühjahr die besten Schüler aus der Region Weser-Ems für ihre Einzel- und Gruppenarbeiten geehrt – darunter drei Schülerinnen vom Carolinum: Esther Wahlbrink und Lija Sóley Hermann überzeugten in Englisch, Clara Winkler in Spanisch. Jana Röckener und Johanna Schnorrenberg, Schülerinnen des zwölften Jahrgangs des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums, freuen sich im November über ihre ersten Plätze im Wettbewerb des Fachbereichs Physik der Uni Oldenburg. Sie hatten Versuche zu den Abbe′schen Ideen der Bildentstehung durchgeführt. Erfolg mit Mathematik: Die Ursulaschülerin Sarah Haunhorst gewinnt im September den Dr.-Hans-Riegel-Fachpreis für ihre Arbeit über Codes. Erfolgreiche Studenten So nah und doch so fern: Touristen und Einheimische miteinander zu vernetzen ist das Ziel von „ Connact Global″. Die Studentinnen Marlene Eimterbäumer und Nina Müller haben eine Internet-Plattform geschaffen. Ende Mai geht ihr preisgekröntes Projekt an den Start. Sie wollen es Reisenden ermöglichen, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Für ihr Konzept, internetbasierte geografische Informationssysteme im Erdkundeunterricht einzubinden, erhält Janine Wagenfeld im August den Esri Young Scholar Award. Sie hat an der Hochschule das Fach Landschaftsentwicklung studiert. Viviane Kakerbeck ist 21 Jahre alt und hat schon in einem Film mitgespielt, einen Programmierwettbewerb gewonnen und ein Labor für virtuelle Realität geleitet. Sie studiert Kognitionswissenschaft und gewinnt im November den niedersächsischen Wissenschaftspreis. Digitales Gestalten: Robin Schwarz, 24-jähriger Absolvent des Studiengangs Media & Interaction Design an der Hochschule, hat in seiner Bachelorarbeit das interaktive Design-Werkzeug V3KTOR entwickelt. Seine Arbeit erhält im November einen der begehrtesten Designpreise weltweit – den „ Red Dot Award″. Bundesbester Eugen Pazer arbeitet im Druckzentrum der NOZ Medien und hat seine Ausbildung zum Medientechnologen als Bundesbester abgeschlossen. Der 28-Jährige ist einer von 13 Auszubildenden aus Niedersachsen und einer von 200 aus ganz Deutschland, die im Dezember bei der Nationalen Bestenehrung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags ausgezeichnet werden. Bildtexte: OFT VERWECHSELT: Levert und Friedrich Rost an ihrem 95. Geburtstag. Sie sind eineiige Zwillinge. MISS DEUTSCHLAND 2018: Olivia Möller. AUS CHINA AUSGEWIESEN: Der rote Stempelaufdruck im Reisepass des Journalismus-Studenten David Missal bedeutet, dass er in China nicht mehr erwünscht ist. Fotos: Michael Gründel, MGO/ Helmerich, Gert Westdörp Josef Thölewar CDU-Politiker, gehörte 25 Jahre lang dem Rat der Stadt an, seit 2001 war er Ratsvorsitzender. In Pye war er über viele Jahre Ortsbürgermeister. Nach seiner Zeit als Berufsschullehrer arbeitete er an der Universität als leitender Regierungsschuldirektor. Besonders am Herzen lag ihm der Piesberg und dessen Weiterentwicklung zu einem kulturellen und landschaftlichen Leuchtturm. Im April 2018 stirbt er im Alter von 71 Jahren. Detlef Wulfetange stand 37 Jahre an der Spitze der Herrenteichslaischaft, die Kunst und Kultur fördert. Als der Sparkassendirektor 1973 das Amt des Buchhalters übernahm, hatte der Traditionsverein Schulden und konnte knapp die laufenden Ausgaben decken. Wulfetange brachte die Laischaft zum Erfolg. Im Oktober stirbt er im Alter von 82 Jahren. Theo Mönch-Tegeder war seit 2013 Geschäftsführer der Katholischen Nachrichten-Agentur und des Katholischen Medienhauses. Von 1978 bis 1984 und von 1996 bis 2003 war er bei der Neuen Osnabrücker Zeitung tätig – zuletzt als verantwortlicher Redakteur im Bereich Politik. Von 1984 bis 1996 war er Wirtschaftsredakteur und Leiter der Parlamentsredaktion beim „ Rheinischen Merkur″. Im Mai stirbt er im Alter von 65 Jahren. Heinrich Hanneken, ehemaliger Domkapitular an der Kathedralkirche, stirbt im April im Alter von 86 Jahren. Seit 2001 befand er sich im Ruhestand, doch war er weiterhin als Seelsorger tätig. Bildtexte: JOSEF THÖLE FOTO: E. Böhmer HEINRICH HANNEKEN FOTO: R. Beerbom THEO MÖNCH-TEGEDER FOTO: H. Oppitz DETLEF WULFETANGE FOTO: Lindemann Osnabrück Mord in Schinkel-Ost: Im April findet die Polizei die zerstückelte Leiche einer 61-jährigen Mitarbeiterin der Stadt. Dringend tatverdächtig ist ihr 31 Jahre alter Sohn. Die Staatsanwaltschaft wirft dem arbeitslosen Kfz-Mechatroniker vor, seiner Mutter im März hinter der Haustür aufgelauert und sie bei ihrer Rückkehr von einem Treffen mit Freundinnen mit einem Kuhfuß erschlagen zu haben. Im Anschluss soll der Angeklagte versucht haben, sich der sterblichen Überreste zu entledigen, indem er die Leiche zerteilte und dann – offenbar vergeblich – versuchte, sie im Kaminofen zu verbrennen. Der Prozess beginnt im Dezember. Osnabrück Das Baby ist vier Tage auf der Welt, als es im Mai erschlagen wird. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Totschlags gegen einen 25-jährigen Osnabrücker. Demnach hat der Angeklagte den kleinen Liam im Badezimmer gewaschen. Als der Junge nicht still hielt und schrie, soll der Vater ihm mehrfach mit der Hand mit äußerster Kraft beidseitig gegen den Kopf geschlagen haben. Billigend habe er dabei den Tod in Kauf genommen, so die Anklage weiter. Liam erlitt Hämatome am gesamten Körper, eine Schädelfraktur sowie eine Hirnblutung. Anfangs hatte er Mann angegeben, ein Hund habe seinen Sohn angegriffen. Der Prozess läuft seit November. Osnabrück Mit Urkundenfälschung ein Vermögen angehäuft: Um rund 900 000 Euro hat eine mittlerweile pensionierte Lehrerin über Jahre hinweg die niedersächsische Beihilfestelle betrogen. Mit Raffinesse, Klebstoff und Nagelschere schröpfte die jetzt 66-Jährige die Landeskasse, indem sie eine höhere Medikamentierung angab, als der Arzt ihr wegen einer chronischen Darmerkrankung verschrieben hatte. Von dem Geld hat sie sich unter anderem Schmuck und Handtaschen gekauft. Im November fällt das Urteil: Wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 112 Fällen sowie Urkundenfälschung muss sie für zwei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Osnabrück Aus dem Volkswagen-Werk in Osnabrück sollen reihenweise Motoren und Getriebe gestohlen worden sein. Es wird ein Schaden in Höhe von fünf Millionen Euro vermutet. Auf der Online-Handelsplattform Ebay inserierte Hehlerware soll die Polizei auf die Spur gebracht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt offenbar seit Längerem. Noch sind viele Fragen offen – vor allem diese: Wer wird verdächtigt? Wie sind die Täter vorgegangen? Wie viele Fahrzeugteile sind dem Werk abhandengekommen? Unklar ist auch, über welchen Zeitraum sich der mutmaßliche Diebstahl erstreckt hat. Mai Der Osnabrücker Rat erteilt dem Vorschlag von SPD, Grünen und Linken zur Neugründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft eine Absage. Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt soll anders gelöst werden – mit einer Zehn-Punkte-Initiative. Im Laufe des Jahres sammelt eine Initiative Unterschriften, damit Osnabrück doch wieder eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft bekommt. • Dass die Stadt möglichst viel Wohnraum schaffen will, kommt nicht überall gut an: nicht in Hellern im Bereich des Kampweges und nicht im Widukindland, wo ein Wäldchen weichen soll. • Die Stadt tilgt drei Straßennamen mit NS-Bezug von der Karte. Der Heinrich-Röper-Weg (Schölerberg) wird umbenannt in Färberweg, die Carl-Diem-Straße (Wüste) bekommt den Namen An der Moorweide, und die Giesbert-Bergerhoff-Straße (Atter) heißt künftig Frida-Schröer-Straße. Juni Bei einer Großkundgebung mit Menschenkette vor dem Theater setzen 300 Osnabrücker ein Zeichen gegen Islamfeindlichkeit und Antisemitismus – und für Respekt und Toleranz. • In Osnabrück ist das Engagement für Flüchtlinge weiterhin groß. Am Aktionstag „ Engagiert für und mit Geflüchteten″ werden die Leistungen der Ehrenamtlichen gewürdigt. • Der Rat spricht sich einstimmig dafür aus, den Grünpfeil in Osnabrück einzuführen. Da dies aber Sache der Bundesregierung ist, kann es noch dauern, bis das neue Verkehrszeichen für Radfahrer tatsächlich kommt. Juli Noch ein Protest gegen neue Wohnungen: Die Bürgerinitiative „ Grüne Lunge Westerberg″ wettert gegen den Bau von Luxuswohnungen auf dem Gelände der früheren Paracelsus-Strahlenklinik in Osnabrück. Befürchtet werden Verkehrschaos, Krach und Gestank, außerdem der Verlust geschützter Großbäume. • Lagern im Gertrudenberger Loch Giftmüllfässer? Diesen Verdacht erhebt Wilfried Kley, der Vorsitzende des Vereins Gertrudenberger Höhlen. Der Zeuge, auf den er sich stützt, will seine Aussage allerdings nicht wiederholen. Gleichwohl wirft Kley der Stadt Untätigkeit vor und fordert Sondierungen. Der Verdacht bestätigt sich nicht. August Früchte des Erfolgs: Die Pläne für das Nettedrom mit der E-Kartbahn werden verkauft. Die Osnabrücker Stadtwerke hatten sie in Eigenregie erstellt und können damit jetzt zusätzliches Geld verdienen. • Der Stadtteil Schinkel wird in das Städtebauförderprogramm „ Soziale Stadt″ aufgenommen. 15 Millionen Euro sollen in den kommenden zehn Jahren in den Stadtteil fließen – für optische Verbesserungen, aber auch für soziale Projekte. • Es ist das Ende eines langen Scheidungsprozesses: Die Osnabrücker Parkstätten-Betriebsgesellschaft (OPG) und die einstige Tochter OPG Center Parking haben sich getrennt. Wer in Osnabrück ein Parkhaus ansteuert, hat es fortan mit zwei verschiedenen Betreibern zu tun. Osnabrück „ Ich komm′ kum Gluck a us Os labruek!″ Dieser Spruch auf dem T-Shirt einer Frau in Peking kam Ineke Bolduan-Burggräf irgendwie bekannt vor. Die Lehrerin, die in Aachen lebt, aus Bad Iburg stammt und in Osnabrück studiert hat, griff während ihres Urlaubs in China zur Kamera, um die lustige Variante des Spruchs „ Ich komm zum Glück aus Osnabrück″ festzuhalten. „ Ich habe die Frau, die das T-Shirt trug, auch sofort angesprochen, aber sie verstand kein Englisch und natürlich auch kein Deutsch. Wahrscheinlich weiß sie gar nicht, was dort steht.″ Osnabrück Vonovia vermietet in Osnabrück mehr als 3900 Wohnungen. 2900 davon gehörten früher zur Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaft (OWG), die die Stadt 2004 verkauft hat. Vonovia saniert derzeit viele Wohnungen – und erhöht dann die Mieten um bis zu 47 Prozent. Damit gerät der Konzern im November heftig in die Kritik. Politiker sprechen von Wucher und Abzocke. Als Vonovia im November Wohnungen in einem zwar sanierten, aber gewöhnlichen Mehrfamilienhaus im Stadtteil Schinkel für 10, 50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbietet, ist die Reaktion ähnlich. Ein solcher Preis lässt in Osnabrück die edelste Lage vermuten. Gebraut wurde es schon seit 1987 nicht mehr in Osnabrück, zuletzt war es nur noch ein Name. Und jetzt wird es das Osnabrücker Pils nicht einmal mehr als Marke geben. Die Dortmunder Brauereien geben im Oktober bekannt, dass das Osnabrücker Bergquell Pils ab Januar nicht mehr angeboten wird. Das Dortmunder Erzeugnis mit dem Osnabrücker Logo ließ sich offenbar immer schlechter absetzen. Einer, der sich gar nicht mit dem Ende der lokalen Marke anfreunden will, ist Alt-Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip. „ Vom Marketing ist das nicht die richtige Entscheidung″, lautet sein Kommentar: Am grünen Tisch hätten sich Leute durchgesetzt, die für Tradition und Erinnerungswert keinen Blick hätten. Bildtext: SCHLUSS: Das Osnabrücker Pils gibt es nicht mehr. Foto: D. Ebener Die drei Michelin-Sterne in Osnabrück sind erloschen: Im Juli schließt unerwartet das „ La Vie″, weil die Georgsmarienhütte Holding GmbH sich nach zwölf Jahren vom Restaurantgeschäft trennen will. Osnabrück Das „ La Vie″ gehörte zu den 150 besten Restaurants der Welt, und für Osnabrück war es ein Imageträger. Stahlbaron Jürgen Großmann hatte als Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH seine schützende Hand über das „ La Vie″ gehalten. Doch plötzlich erhalten die 28 Mitarbeiter des Hauses Tenge an der Krahnstraße die Kündigung. Osnabrück verliert damit eine Institution von Weltrang: Die Strahlkraft des Restaurants hat zahlungskräftige Gourmet-Touristen aus allen Kontinenten in die Friedensstadt gelockt. Und der jetzt 56-jährige Sternekoch Thomas Bühner wird bei Gastspielen im Ausland manchmal wie ein Popstar empfangen. Zum zehnjährigen Bestehen des „ La Vie″ trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Was macht Thomas Bühner nun? Offenbar ist der Sternekoch auch ohne eigenes Restaurant ein viel gefragter Berater. Es ist von Angeboten aus aller Welt die Rede. Derzeit stellt er sein Wissen dem „ Schenkenhof″ im Gütersloher Stadtteil Isselhorst zur Verfügung. Wie lange sein Engagement dort währen wird, ist offen. Wie Bühner ankündigt, wird er Anfang 2019 über seine weitere Zukunft entscheiden. Im Oktober sagt er: „ Macht euch keine Sorgen, mir geht′s gut!″ Und das Haus Tenge? Im Frühjahr soll dort ein neues Restaurant eröffnen. Küchenchef und Geschäftsführer ist Timo Fritsche, der zuvor die Küche von Thomas Bühner geleitet hat. Das Haus soll ein „ Restaurant für jeden Tag″ werden – auch mit einem Raum für Veranstaltungen aller Art. Fritsche kündigt an: „ Wir wollen uns gastronomisch in Osnabrück absetzen, streben aber in keiner Weise so hohe Ziele an, wie sie vorher für das Gebäude typisch waren.″ Und Bühner habe mit dem neuen Restaurant nichts zu tun – „ außer dass er mir freundschaftlich zur Seite steht″. Bildtext: Was nun? Sternekoch Thomas Bühner hat zwar das Spitzenrestaurant „ La Vie″ aufgeben müssen, doch ohne Arbeit ist er nicht. Er ist auch ohne eigene Küche ein viel gefragter Berater. Foto: David Ebener Osnabrück Ein Schlossknacker mit Herz: Jörg Huge entfernt im September die Liebesschlösser von den Brücken, die in der Innenstadt über die Hase führen. Auch er selbst hat schon einmal ein Schloss an eine der Brücken gehängt. „ Die Schlösser sind eine tolle Geste″, findet er. „ Aber die Brücken leiden.″ Und das ist auch der Grund, weshalb Huge seinen Auftrag ausführt: Die Schlösser verursachen Schäden durch Rost, und wiegen zusammen so viel, dass die Brücken unter ihrem Gewicht ächzen. Später liegen die Schlösser in einer Werkstatt auf Tapeziertischen und in Eimern – nach Brücken sortiert. Manche Verliebte kommen, um sie abzuholen. Was übrig bleibt, wird nicht entsorgt, sondern Teil eines neuen Plans: Der städtische Fachbereich Kultur plant ein Kunstwerk mit den nicht abgeholten Schlössern. Der Künstler Volker-Johannes Trieb hat eine eiförmige Konstruktion aus Edelstahlstäben entworfen. Der Standort soll sich in der Nähe der Hase befinden, damit der Schlüssel der Tradition nach ins Wasser geworfen werden kann. Bildtext: Auch wenn die Liebe nicht rostet: Die Schlösser tun es. Jörg Huge entfernt die Liebesschlösser – hier auf der Brücke „ Öwer de Hase″. Foto: Michael Gründel Osnabrück Es ist die erfolgreichste Wanderausstellung der Welt – und eine, die polarisiert wie wohl kaum eine andere. Unter dem Titel „ Körperwelten – Eine Herzensache″ sind von Mitte Mai bis Anfang September plastinierte Körper und Organe von Menschen zu sehen – und die Osnabrück-Halle zählt 90 000 Besucher. Der Heidelberger Mediziner Gunther von Hagens hat in den 1970er-Jahren die Plastination zur Konservierung menschlichter Körper entwickelt. Seine Arbeit mit präparierten Leichen stößt aber auch auf Ablehnung. Pastor Frank Uhlhorn holt ein Plastinat in die Marienkirche und stellt es in den Mittelpunkt einer Predigt: „ Dass der Mensch ein Kunstwerk ist, zeigt mir das Plastinat″. Dem Leben liege ein Plan zugrunde, dem die Menschen mit fröhlicher Demut begegnen könnten. Einer seiner Zuhörer ist der Anatom Gunther von Hagens, Urvater des Plastinats. Er sitzt in der ersten Kirchenbank. Bildtext:„ Fackelträger″ vor dem Heger Tor. Foto: Gert Westdörp Osnabrück Zwischenfall im Circus Krone: Bei der Premiere im Juli wird die Elefantenkuh Mala aus der Manege geschubst. Mit dem Kopf verletzt sie dabei einen Zuschauer leicht. Und sie selbst wird am Bein verletzt. Die Show läuft weiter. Zwei weitere Elefanten haben das Tier in den Zuschauerbereich gedrängt und damit offenbar einen Konflikt ausgetragen. Später sprechen Experten von einer „ ungeklärten Rangordnung″. Ein Unfall dieser Art hat sich in dem Zirkus anscheinend noch nie ereignet. Er teilt später mit: „ Es gab in der Geschichte des Circus Krone bis jetzt keinen Vorfall, bei dem Zuschauer verletzt wurden.″ Dennoch zieht der Vorfall Diskussionen nach sich. Auftritte von Wildtierzirkussen stehen schon seit längerer Zeit in Osnabrück in der Diskussion. Vor zwei Jahren hatte der Rat der Stadt ein Auftrittsverbot auf städtischen Flächen für Zirkusse mit Wildtieren beschlossen. Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht stellte in einem vergleichbaren Fall jedoch fest, dass damit zu weit in die Berufsfreiheit der Zirkusunternehmen eingegriffen würde, und verwies auf den Bund, der für eine rechtliche Grundlage zuständig sei. Circus Krone will an der Elefanten-Nummer in seinem Programm festhalten. Bildtext: Stress in der Manege: Elefantenkuh Mala (links) wird bei der Premiere an der Halle Gartlage aus der Manege gedrängt. Fotos: Michael Gründel September Decathlon, der weltgrößte Sportartikelhersteller und - händler, will in Osnabrück Fuß fassen. Insider erwarten, dass Decathlon in das am Neumarkt geplante Einkaufszentrum einzieht. Das Unternehmen schließt das zumindest nicht aus. • Zum autofreien Aktionstag auf der Martinistraße nutzen zahlreiche Besucher die Gelegenheit, die ansonsten viel befahrene Einfallstraße aus ganz neuer Perspektive kennenzulernen. Die Verbindung mit dem Weltkindertag lockt viele Familien auf den Asphalt. • Ein Neumarkt ohne Busse ist machbar, allerdings wäre die Innenstadt schlechter erreichbar, die Zahl der Fahrgäste würde schrumpfen, und die Kosten würden steigen. Zu diesem Ergebnis kommt der Gutachter. Oktober Das Verwaltungsgericht Osnabrück untersagt einen geplanten verkaufsoffenen Sonntag. Es gibt damit einem Eilantrag der Gewerkschaft Verdi statt. Die Charity-Meile und das Street-Food-Festival finden trotzdem statt. • „ Angstraum″ im Stadtteil Schinkel? An der Buerschen Straße im Bereich der Venloer Straße und der Schinkelstraße ist von einem „ bulgarischen Dreieck″ die Rede. Die Polizei spricht von einem „ nicht unproblematischen Stadtteil″. Die Politik setzt große Hoffnung auf das Programm „ Soziale Stadt″, und Nachbarn kommen über die Berichte in der Neuen OZ ins Gespräch. • Für den Güterbahnhof muss sich die Stadt wohl etwas Neues einfallen lassen: Auf Antrag der 3G Group (vormals Zion GmbH) hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg den Bebauungsplan gekippt, der aus der Brache ein Gewerbegebiet machen sollte. November Das Kinderhilfswerk terre des hommes gewinnt eine prominente neue Botschafterin: Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin und Vorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, wird ab Januar zum Gesicht des Vereins. • Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) will die Verwaltungsspitze neu organisieren. Es soll eine zusätzliche Stelle im Vorstand geschaffen werden. • Sie ist die erste Frau an der Spitze der Universität Osnabrück und zugleich jüngste Hochschulpräsidentin Deutschlands: Einstimmig wählt der Senat die 42-jährige Susanne Menzel zur Nachfolgerin von Präsident Wolfgang Lücke. Dezember Drei Jahre nach Schließung der Osnabrücker Coca-Cola-Fabrik wechselt das Werksgelände in Haste den Eigentümer: Die Hochschule hat es gekauft, um sich dort weiter ausbreiten zu können. Was genau sie mit der 16 500 Quadratmeter großen Fläche vorhat, steht noch nicht fest. • Erinnerung an eine Regimegegnerin: Am 75. Jahrestag ihrer Hinrichtung in Berlin-Plötzensee wird eine Gedenkstätte für Elfriede Scholz (1903–1943) auf der Grabstelle ihrer Mutter Anna Maria Remark auf dem Hasefriedhof eingerichtet. Elfriede Scholz war eine jüngere Schwester des Schriftstellers Erich-Maria-Remarque.
|