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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Strukturwandel im Viertel am Heger Tor
 
Wie lässt sich das Heger-Tor-Viertel beleben?
Zwischenüberschrift:
Geschäftsaufgaben in der Altstadt / Interessengemeinschaft will positives Image nutzen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Das Heger-Tor-Viertel wird zwar gerne als die gute Stube″ Osnabrücks bezeichnet, in letzter Zeit macht dieser Teil der Altstadt aber durch Geschäftsschließungen von sich reden. Enttäuschte Inhaber beklagen, dass es an der Laufkundschaft fehle. Muss man sich um das Heger-Tor-Viertel also Sorgen machen? Nein. Leerstand hat es immer gegeben″, sagt Jens Meier, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Heger-Tor-Viertel. Er ist zuversichtlich, dass Geschäfte mit speziellen Angeboten dort weiterhin eine Zukunft haben. Dass sich das Quartier verändert, sieht auch Petra Rosenbach, die Geschäftsführerin der Osnabrück Marketing und Tourismus GmbH (OMT). Es biete sich aber die Chance, dass es sich von einer Handelslage mehr zu einem Kultur-, Kreativ- und Dienstleistungsviertel entwickelt.

Ende des Jahres schließen zwei Geschäfte im Heger-Tor-Viertel, andere Ladenlokale warten seit Längerem auf neue Mieter. Verödet dieser Teil der Osnabrücker Altstadt etwa? Nein, findet die Interessengemeinschaft Heger-Tor-Viertel. Aber es bestehe Handlungsbedarf in Osnabrücks guter Stube″.
Osnabrück Als Osnabrücks gute Stube″ bezeichnen einige die Altstadt rund um das Heger Tor, das ja eigentlich Waterloo-Tor heißt. In der Tat ist hier alles sehr pittoresk, wirkt aufgeräumt und idyllisch. Aber lockt das auch genug Passanten?

Die Osnabrücker Altstadt ist tot″, sagte jedenfalls Tobias Neumann, Inhaber der Steakmeisterei und des Feinkostladens Heimatrausch im November. Damals gab er bekannt, dass er den Feinkostladen an der Großen Gildewart zum Ende des Jahres schließen werde: Die Kundenfrequenz sei seit der Eröffnung im Frühjahr 2017 einfach zu gering gewesen. 2019 wird aus dem Ladengeschäft Wohnraum.

Leerstand gab es immer

Schon im vergangenen Frühling gab der Kinderbekleidungsladen Froggy″ an der Heger Straße auf. Seitdem steht das Ladengeschäft leer. Der ebenfalls in der Straße ansässige Craft-Bier-Store Hopsession″ schloss zum 29. Dezember. Die Altstadt ist eigentlich super, aber hier entfaltet sich kein Bummelcharakter, der mehr Passanten locken könnte″, so Inhaber Adrien Renauldon. Ganz Schluss sei aber noch nicht: Da der Mietvertrag noch bis August 2019 läuft, werde ich das Geschäft spontan immer mal wieder öffnen, bis es einen Nachmieter gibt oder der Vertrag ausläuft.″

Muss man sich um das Heger-Tor-Viertel also Sorgen machen? Nein. Leerstand hat es immer gegeben″, sagt Jens Meier, Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft Heger-Tor-Viertel. 25 Mitglieder hat der 2011 gegründete Verein aktuell. Damals wie heute will man der Altstadt ein Profil geben. Zudem ist Meier für den Bereich Projekt- und Zielgruppenarbeit/ Ausstellungen″ in der Lagerhalle an der Rolandsmauer zuständig. Hier kann man sich über fehlendes Publikum nicht beschweren: Die Lagerhalle ist eine Osnabrücker Institution, die von Musikfreunden, Fußballfans, Familien, Kulturinteressierten, kurz gesagt den unterschiedlichsten Menschen aufgesucht wird.″

Dass es nur wenige Hundert Meter weiter gen Altstadt weniger rosig aussieht, weiß aber auch Meier: Einige Geschäftsmodelle haben nicht funktioniert. Über die speziellen Gründe kann ich nur spekulieren. Doch Fakt ist, dass wir im Viertel mit einem Strukturwandel zu kämpfen haben.″ Sprich: Früher waren mehr Handwerksbetriebe und überhaupt Geschäfte des täglichen Bedarfs hier zu finden. Die Häuser gehörten oftmals denen, die dort das Gewerbe betrieben. Die wohnten oben, unten war die Ladenfläche.

Auswärtige Eigentümer

Aktuell gehören viele der Häuser Inhabern oder gar Immobilienholdings, die nicht ortsansässig sind und sich allein deshalb weniger verpflichtet fühlen, dass das Viertel als Ganzes funktioniert. Tatsächlich ist nur ein Hauseigentümer Mitglied unserer Interessengemeinschaft. Viele weitere kennen wir gar nicht und müssen die Adressen erst recherchieren, um sie anschreiben zu können″, sagt Meier.

Was steht in den Briefen? Wir versuchen, die Eigentümer dazu zu bewegen, dass sie vielleicht ihre Mietpreisvorstellungen anpassen und so Leerstand vermeiden.″ Problematisch werde es, wenn aus den ehemaligen Geschäften Wohnungen oder Büroräume werden, findet Meier. Gerade beim , Heimatrausch′ ist es schade, denn dann fehlt beim Gang durch die Heger Straße vom Markt her ein Ankerpunkt am Ende der Straße.″

Renovierungsbedarf

Gleich neben dem Feinkostladen Heimatrausch″ befindet sich ein Haus, das schon länger leer steht. Bei genauerer Betrachtung bekommt man eine Ahnung, warum: An den Rahmen der einfach verglasten Fenster im Erd- und Obergeschoss blättert Farbe ab. Auch sonst wirkt das Gebäude etwas vernachlässigt.

Das ist ein weiterer Schwachpunkt: Einige Ladengeschäfte müssten von den Eigentümern renoviert werden. Doch manche scheuen die Kosten.″ Deshalb habe sich im vergangenen Sommer beispielsweise die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück entschieden, den bisherigen Stadtgalerie-Café-Standort an der Große Gildewart wegen baulicher und mietvertraglicher Vorgaben″ aufzugeben. Mittlerweile befindet sich dort das Café am Markt.

Wir sind nicht die Große Straße, unsere Kundenstruktur ist anders: Oftmals sind es Touristen, die sich wundern, wie schön Osnabrück ist. Viele Menschen kommen zudem gezielt zu ihrem Stammladen, sei es nun ein Ausstattungsgeschäft oder eine Goldschmiede″, sagt Meier. In der Tat sind die Geschäfte in der Altstadt so ganz anders als in Osnabrücks Haupteinkaufsstraße: Handwerk findet sich neben Läden mit speziellen Angeboten wie Der kleine Autoladen″ oder Urgesteinen wie den Kneipen Grüne Gans″ und Olle Use″.

Ebenso individuell wie die Geschäfte sind die Ladenlokale: mal verwinkelt, mal mit großem Hof, mal barrierefrei, dann wieder im Tiefparterre nur über Stufen erreichbar. Das gefällt nicht allen potenziellen Ladenmietern. Die engen Straßen machen eine Belieferung zudem schwierig.

Hopsession-Inhaber Adrien Renauldon sieht es ähnlich: Oft waren die Straßen von SUVs und Lieferwagen zugeparkt. Wer dann vom Markt aus in die Heger Straße blickt, hatte gar nicht erst das Gefühl, dass er hier schöne Läden findet.″ Als Ladenbetreiber im Heger-Tor-Viertel vermisste er zudem die Unterstützung des Stadtmarketings.

Zehn Jahre im Viertel

Ein Eindruck, dem Petra Rosenbach, Geschäftsführerin der Osnabrück Marketing und Tourismus GmbH (OMT), widerspricht: Man bemühe sich stets, mit Kommunikationsmaßnahmen wie Broschüren oder Blogs die Attraktivität der Altstadt hervorzuheben: Gerade erst ist ein Flyer zu den Orten entstanden, an denen das Friedensthema besonders zu spüren ist. Anhand des Blattes können die Gäste auch ohne Führung einen entsprechenden Altstadtspaziergang unternehmen.″

Den von Jens Meier genannten Strukturwandel kann sie jedoch bestätigen: Wir sehen die Altstadt im weitesten Sinne als ein nach wie vor belebtes Quartier an. Es ist aber natürlich so, dass sich das Quartier verändert und sich von einer Handelslage mehr zu einem Kultur-, Kreativ- und Dienstleistungsviertel entwickelt.″

Für Dienstleister kann sich der Standort auch lohnen. Beispielsweise für Raumausstatter Walter Blome, dessen Möbelpolsterei Beziehungen″ seit genau zehn Jahren in der Heger Straße ansässig ist. Darauf ist der 59-Jährige stolz. Ich bin allerdings nicht in dem Maß wie andere Läden auf Laufkundschaft angewiesen, sondern lebe zu einem großen Teil von Stammkunden und Mundpropaganda. Zu mir kommt man, weil man etwas Bestimmtes will seien es Möbel, Gardinen oder eben ganz bestimmte Dienstleistungen, die man im Internet nicht so einfach findet.″

Blomes Beziehungen″ war die ersten vier Jahre in einem nun leer stehenden Ladenlokal gegenüber ansässig. Der Wechsel auf eine größere Fläche habe sich gelohnt: Hier kann ich mehr anbieten, sodass ich auch größere Kundenkreise anspreche. Und die, die vorbeigehen, freuen sich, dass sie uns durch das Schaufenster bei der Arbeit zugucken können.″ Trotzdem: Etwas mehr Kundenstrom wäre schön.″

Wir sind Altstadt″

Die Altstadt hat ein positives Image, auf dem können wir aufbauen″, hofft Meier. Für das kommende Jahr hat sich die Interessengemeinschaft daher einiges vorgenommen: Zum einen sollen die Grenzen des Viertels überschritten werden und so die Altstadt als Gesamtes ein Gesicht bekommen: Der Bereich ginge vom Altstadt-Bahnhof über die Hasestraße bis zum Dom und über den Markt und die Bierstraße bis zum Heger-Tor-Viertel. Hier ist viel Potenzial, aber es wird nicht offensiv genug beworben. Zusammen können wir lauter und schlagkräftiger werden.″ Ein möglicher Slogan wäre Wir sind Altstadt″. Die OMT, so Rosenbach, begleitet diese Initiative.

Zum anderen soll die Altstadt schöner werden: Allein diese alten Schilder, die auf Geschäfte hinweisen, sind nicht gerade einladend″, findet Meier. Sie führen teils noch zu Läden, die es längst nicht mehr gibt. Die Stadt solle außerdem die Schönheit der Altstadt offensiver bewerben: Der Osnabrücker Wochenmarkt am Samstag ist einer der schönsten in Norddeutschland. Doch das weiß außerhalb Osnabrücks kaum einer.″

Die Altstadt ist nicht tot, aber es muss sich etwas ändern und das wird es im kommenden Jahr″, sagt Jens Meier.

Bildtexte:
Osnabrücks gute Stube so wird das Heger-Tor-Viertel oft bezeichnet. Verödet dieser Teil der Osnabrücker Altstadt etwa?
Auf Laufkundschaft ist er nicht angewiesen: Walter Blome in Aktion und gut einsehbar durch das Schaufenster seines Geschäfts Beziehungen″.
Statt Antiquitäten gibt es hier nun Dienstleistungen.
Altstadt-Flair in der Heger Straße.
ZUVERSICHTLICH: Jens Meier, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Heger-Tor-Viertel.
Fotos:
Swaantje Hehmann, Corinna Berghahn, Gert Westdörp
Autor:
Corinna Berghahn


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