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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Stadt prüft Komplettsperre für Neumarkt
 
Alles runter vom Neumarkt?
 
Richter entscheiden über den Verkehr
Zwischenüberschrift:
Verwaltung prüft Radikallösung für die Zeit der Bauarbeiten
 
So weit ist das Neumarkt-Verfahren
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Oberbürgermeister Wolfgang Griesert will im Januar ein Konzept für die Baustellenabwicklung auf dem Neumarkt vorlegen. Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten an drei Großprojekten beginnen, gleichzeitig ist eine Neugestaltung des Platzes vorgesehen. Unklar ist, wie die Baustellenlogistik mit dem Verkehr auf dem Neumarkt koordiniert werden kann. Griesert lässt nach eigenen Angaben auch eine Variante prüfen, die die Komplettsperrung des Neumarktes für den gesamten Verkehr einschließlich der Busse vorsieht. Das böte die Chance, die Bauarbeiten in kürzerer Zeit abzuwickeln, sagt Griesert. Die Nahverkehrsplaner prüfen derzeit, ob eine Umleitung aller Linien für eine Übergangszeit möglich wäre. Bauunternehmer Dieter Köster ist dagegen der Meinung, eine Sperrung wäre gar nicht nötig.

Im Osnabrücker Rathaus wird das Undenkbare zu Ende gedacht: der komplett verkehrsfreie Neumarkt für die Zeit der großen Bauarbeiten. Ohne Autos, ohne Busse. Geht das überhaupt?

Osnabrück Im kommenden Jahr wird der Neumarkt zur Großbaustelle, wenn mehrere Projekte gleichzeitig in Angriff genommen werden. Die Busse, Autos, Fußgänger, Radfahrer, Baustellenfahrzeuge und der Lieferverkehr müssen sich dann den knappen Platz teilen.

Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) lässt zurzeit in der Verwaltung alle möglichen und scheinbar unmöglichen Varianten für die Baustellenabwicklung durchspielen. Griesert: Ich möchte sichergehen, dass nicht hinterher einer kommt und sagt: Habt ihr eigentlich auch daran oder daran gedacht? Und an eine Variante für die heiße Bauphase hat bislang keiner wirklich gedacht: Alles runter vom Neumarkt, damit die Bauarbeiten möglichst schnell beendet werden können.

Was ist also besser: ein Dreivierteljahr den Platz komplett für alle zu sperren und die Bauarbeiten zügig zu Ende zu bringen oder zwei Jahre Autos und Busse unter schwierigen Bedingungen an den Baustellen vorbeizuleiten? Die Bürger sind vielleicht eher bereit, einen harten, aber kurzen Einschnitt zu erdulden, der dann schneller zum Ziel führt″, sagt Griesert. Die Vollsperrung für die Dauer der Bauarbeiten sei eine hypothetische Variante″, die auf jeden Fall untersucht werde.

Mitte Januar wird Immobilienkaufmann Theodor Bergmann mit dem Bau des sogenannten Zauberwürfels auf dem Baulos 2 vor dem Neumarkt-Carrée (mit H& M) beginnen. Der Baugrund ist bereits vorbereitet, die Zäune stehen. Im Laufe des Jahres will Bergmann auch den Rückbau des ehemaligen Sportarena-Gebäudes an der Ecke Öwer de Hase starten.

Unklar ist bisher, wann Centerinvestor Unibail Rodamco Westfield mit dem Abriss des ehemaligen Wöhrl-Komplexes auf der Südseite des Neumarkts beginnt. Die Baugenehmigung wird nach den Worten Grieserts um den Jahreswechsel herum erteilt werden können. Der Abrissarbeiten werden im Innern des Gebäudeensembles beginnen und sich nach außen ausbreiten. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird der Fußgängerbereich vor Ex-Wöhrl und dem grünen Kachelgebäude gesperrt werden müssen, was wiederum Folgen für den Busverkehr hat. Denn dort befinden sich Haltestellen.

Die größte Wirkung auf Leben und Verkehr auf dem Neumarkt wird aber der Umbau des Platzes selbst haben. Bis 2020 soll sich der Neumarkt vom Hasehaus bis zur Lyrastraße als einheitlicher Platz mit einer schraffierten Betonoberfläche präsentieren. Die Verwaltung prüft, ob die Neugestaltung schrittweise in mehreren Bauabschnitten angegangen werden sollte oder ob eine Umsetzung in einem Rutsch eher von Vorteil wäre.

Ein Umbau in einem Rutsch wäre nur möglich, wenn der gesamte Busverkehr den Neumarkt umfahren würde. Stadtwerke und Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS) stehen dazu in Gesprächen mit der Verwaltung, wie VOS-Sprecherin Kathrin Witte bestätigt. Mehr könne sie zu diesem Zeitpunkt dazu nicht sagen.

Der Stadtrat hat in diesem Jahr durch einen externen Gutachter prüfen lassen, ob der Busverkehr auf dem Neumarkt reduziert werden könnte, indem zum Beispiel einzelne Linien umgelegt werden. Das Ergebnis: Der Neumarkt ist als Knotenpunkt unentbehrlich. Eine Verringerung der Busfrequenzen wäre nur unter spürbaren Qualitätsverschlechterungen und höheren Kosten möglich.

Griesert hofft, im Januar Klarheit über die mögliche Baustellenabwicklung auf dem Neumarkt zu haben. Im Frühjahr will die Stadt den Platzumbau öffentlich ausschreiben.

Köster erhebt Einspruch

Ließen sich die vier Baustellen auch bei offenem Neumarkt gefahrlos betreiben? Bauunternehmer Dieter Köster hält das für möglich. In einem Brief an Oberbürgermeister Griesert legt er Einspruch″ gegen eine baustellenbedingte Sperrung des Neumarktes ein, da wir und unsere Mieter massiv durch diese Sperrungen geschädigt werden, weil wir dann vom Westen der Stadt nur unter hohem Aufwand erreichbar sind″. Köster schreibt in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Delta Immobilien Invest GmbH, die zwei Immobilien an der Möserstraße und Öwer de Hase″ besitzt.

Köster sagt, die Projekte ließen sich ohne jede Benutzung öffentlichen Raumes″ umsetzen. Beispiele für solche Bauweisen habe das Bauunternehmen Köster GmbH zuhauf in den Innenstädten von Hamburg, Berlin, München, Köln und Düsseldorf erstellt. Allerdings kostet die Bauweise etwas″, schreibt Köster.

Er als Anlieger des Neumarktes sehe aber nicht ein, dass er wirtschaftlichen Schaden hinnehmen solle, damit andere preiswert ihre Bauwerke erstellen können″.

Bildtexte:
So ein Gewusel. Die Stadt prüft, ob der Platz für einige Monate für alle gesperrt wird, um die Bauarbeiten zu beschleunigen.
Die geplanten Baustellen auf dem Neumarkt.
So soll der Neumarkt 2020 aussehen. Simulation: Lützow 7
Das geplante Einkaufszentrum am Neumarkt.
Der Zauberwürfel. Baubeginn im Januar 2019.
Foto:
Michael Gründel
Grafik:
Unibail Rodamco, B& B Projekt GmbH

Kommentar
Die neue Mitte

Wer seine Wohnung schon mal renoviert hat, weiß: Es muss erst schlechter werden, damit es besser wird. Stellen wir uns also auch beim Neumarkt auf eine schwierige Zeit ein mit Lärm und Schmutz, Verkehrsbehinderungen und Busverspätungen. Doch es lohnt sich, die Mühsal zu ertragen.

Der Platz bietet seit Jahren ein desaströses Bild. Seit mindestens fünf Jahren wird alles nur schlechter: Es wird abgerissen, zurückgebaut, entmietet und das Umfeld nur notdürftig in Schuss gehalten. Am aktuellen Zustand des Neumarkts lässt sich exemplarisch ablesen, was mit städtischen Räumen geschieht, die in einen Dauerwartestand versetzt werden.

2019 wird das Jahr des Aufbruchs werden. Nach Jahren des Rückbaus beginnt der Aufbau zuerst vor dem Neumarkt-Carrée, dann schrittweise auf anderen Bauflächen. Ab 2022 wird der Neumarkt ein neuer Schwerpunkt in Osnabrück. Eine pulsierende, moderne und architektonisch höchst anspruchsvolle neue Mitte.

Osnabrück Ob in Zukunft Autos über den Neumarkt rollen, ist politisch entschieden, juristisch noch nicht. Zum Sachstand:

Der Stadtrat hat am 29. September 2017 gegen die Stimmen von CDU/ BOB entschieden, den Autoverkehr auszusperren. Die rechtliche Handhabe ist die sogenannte Teileinziehung oder Entwidmung. Der Platz wird einer bestimmten Nutzung (nämlich durch Autofahrer) entzogen.

Am 13. Oktober 2017 beschloss der Verwaltungsausschuss den sofortigen Vollzug der Teileinziehung. Gegen den sofortigen Vollzug legten Anlieger des Wallrings Beschwerde beim Verwaltungsgericht ein. Die erste Instanz in Osnabrück gab der Stadt recht, der Neumarkt blieb zu. Am 24. Januar 2018 dann das gegenteilige Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg: Die sofortige Schließung des Neumarktes ist rechtswidrig. Der Platz muss für den Verkehr offen bleiben, bis in der Hauptsache entschieden ist.

In der Hauptsache geht es darum, ob mit der Sperrung des Neumarktes und der Verdrängung des Verkehrs auf den Wallring Rechte von Wallanwohnern in unzulässiger Weise beeinträchtigt werden. Die Klage ist beim Verwaltungsgericht Osnabrück anhängig.

Wie Gerichtssprecherin Julia Schrader sagt, sind in den vergangenen Monaten umfangreiche Stellungnahme ausgetauscht worden. Die Fristen für weitere Einlassungen beider Seiten seien aber noch nicht abgelaufen. Ein Termin für die Hauptverhandlung sei im Moment nicht absehbar.

Absehbar ist allerdings, dass die unterlegene Partei in die zweite Instanz gehen wird. Bis zur rechtsgültigen Entscheidung in der Hauptsache können also noch Jahre vergehen.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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