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1.
Erscheinungsdatum:
12.12.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Das alte Schinkeler Rathaus
Zwischenüberschrift:
Im Krieg zerstörtes Gebäude an der Tannenburgstraße wurde nicht wiederaufgebaut
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
hat
ein
Rathaus
und
das
steht
am
Markt.
Das
weiß
jedes
Schulkind.
Auf
dem
heutigen
Stadtgebiet
standen
aber
einstmals
sehr
viel
mehr
Rathäuser,
nämlich
in
den
Umlandgemeinden,
die
später
angegliedert
wurden.
Wie
zum
Beispiel
im
Schinkel.
Osnabrück
Schinkel
war
bis
zum
1.
April
1914
eine
selbstständige
Gemeinde,
genauso
wie
etwa
Haste
oder
Gretesch.
Der
Wandel
von
einem
ländlich-
landwirtschaftlich
geprägten
Gemeinwesen
zu
einem
Industrievorort
lässt
sich
an
den
Einwohnerzahlen
ablesen:
1864
lebten
815
Menschen
in
der
Gemarkung
Schinkel,
die
die
heutigen
Stadtteile
Schinkel,
Schinkel-
Ost,
Widukindland
und
Randgebiete
von
Dodesheide,
Gretesch
und
Voxtrup
umfasste.
Bis
1907
verzehnfachte
sich
die
Zahl,
und
bei
der
Eingemeindung
1914
waren
es
fast
13
000.
Der
Bau
der
Eisenbahnlinien
und
die
einhergehende
Industrialisierung
hatten
einen
gewaltigen
Zuzug
von
Arbeitskräften
und
die
Schaffung
neuer
Wohngebiete
ausgelöst.
Als
Friedrich
Hafkemeyer
1903
Gemeindevorsteher
wurde,
hatte
Schinkel
seine
bäuerlichen
Strukturen
noch
nicht
abgelegt.
Er
regierte
über
4753
Menschen,
aber
auch
85
Pferde,
443
Rindviecher,
108
Schweine,
462
Ziegen
und
2874
Stück
Federvieh.
Dazu
kamen
41
Bienenstöcke
und
3288
Obstbäume.
Dienstraum
für
Gemeindeangelegenheiten
war
die
„
Vorsteherstube″
auf
dem
Hafkemeyer′schen
Hof
am
Fuß
des
Schinkelbergs.
Die
reichte
aber
bald
nicht
mehr,
denn
immer
mehr
Bürger
kamen,
weil
sie
Amtliches
zu
besorgen
hatten.
Ein
richtiges
Rathaus
musste
her,
oder
ein
Gemeindehaus,
wie
man
etwas
bescheidener
sagte.
Dieses
wurde
1908
auf
den
nordwestlichen
Quadranten
der
Kreuzung
Tannenburgstraße/
Heiligenweg
gesetzt,
Postanschrift:
Tannenburgstraße
129
(die
Nummerierung
wurde
später
geändert)
,
Baukosten:
40
000
Mark.
Die
Architektur
bildete
mit
Fachwerkanteilen
die
Brücke
zum
alten
bäuerlichen
Schinkel,
während
die
Hauptmasse
des
kompakten
Baus
preußische
Verwaltungs-
Effizienz
versprach.
Die
Verwaltungsstruktur
und
damit
Hafkemeyers
Personalstab
wuchsen
nach
städtischem
Vorbild
an.
Ein
Gemeindesekretär,
drei
„
Bureaugehülfen″,
zwei
Gemeindediener,
ein
Feldhüter
und
ein
Haus-
und
Wegewärter
gehörten
dazu.
Hafkemeyer
fuhr
mit
dem
Fahrrad
zwischen
Hof
und
Gemeindehaus
hin
und
her.
Bei
dringenden
Arbeiten
auf
dem
Hof
ließ
er
sich
Urlaub
anschreiben.
Ohne
Hafkemeyers
oder
des
Gemeinderats
Verschulden
wurde
die
finanzielle
Lage
der
Gemeinde
immer
prekärer.
Kern
des
Problems
war,
dass
große
Industriebetriebe
wie
das
Stahlwerk
ihren
Sitz
in
Osnabrück
hatten
und
dort
Steuern
bezahlten,
die
Arbeiterfamilien
aber
im
Schinkel
wohnten
und
dort
Infrastruktur
brauchten
–
von
Schulen
über
ordentliche
Straßen,
Gas-
und
Stromversorgung
bis
hin
zur
Kanalisation.
Es
wuchs
immer
mehr
zusammen,
was
von
der
räumlichen
Entwicklung
her
zusammengehörte.
Hafkemeyer
und
sein
Kollegium
sahen
das
schließlich
wohl
auch
so,
konnten
der
Stadt
aber
in
zähen
Verhandlungen
noch
so
manche
Zugeständnisse
zum
Wohle
Schinkels
abringen.
Nach
der
1914
vollzogenen
Eingemeindung
blieb
das
Gemeindehaus
Verwaltungssitz
des
Stadtbezirks
Osnabrück-
Schinkel.
Mit
dem
1.
April
wurde
die
Land-
Gendarmerie
abgezogen,
und
die
städtische
Polizei
übernahm
das
Haus
als
Sitz
des
dritten
Polizeireviers
unter
Kommissar
Hillmann.
Hafkemeyer
wurde
als
städtischer
Beamter
übernommen.
Er
führte
das
Melderegister,
wirkte
bei
dem
Aufbau
einer
Filiale
der
Stadtsparkasse
im
Schinkel
mit,
stand
einem
Armenbezirk
der
Stadt
vor
und
war
Schuldeputierter.
Weil
in
Preußen
alles
seine
Ordnung
haben
musste,
begrüßten
die
Osnabrücker
Tageszeitungen
die
Neubürger
mit
einer
Sonderbeilage
voller
städtischer
Polizeiverordnungen,
die
nun
auch
im
Stadtteil
Schinkel
galten.
Darin
war
alles
geregelt,
was
es
kommunal
zu
regeln
gab,
von
Ladenöffnungszeiten
und
Polizeistunde
bis
hin
zu
Tierschutz
und
Schlachthofordnung.
Einige
Beispiele
aus
der
Straßenordnung:
„§
38
–
Wagenführer,
die
schlafend
oder
im
angetrunkenen
Zustande
betroffen
werden,
sind
strafbar.″
Es
gab
noch
keine
Bremslichter,
deshalb:
„
Plötzliches
Stillhalten
hat
der
Führer
eines
bespannten
Fuhrwerks
dem
ihm
folgenden
durch
Hochheben
der
Peitsche
oder
eines
Armes
anzuzeigen.″
Und
weil
die
Fuhrwerke
keinen
Tachometer
hatten,
regelt
§
32
die
Höchstgeschwindigkeit
so:
„
Niemand
darf
in
den
Straßen
der
inneren
Stadt
sowie
in
den
bebauten
Straßen
der
Feldmark
schneller
als
im
Mitteltrabe
fahren
oder
reiten.″
Über
das
Verhalten
bei
Alarmfahrten
heißt
es
in
§
48:
„
Fuhrwerke,
Radfahrer
und
Reiter
haben
den
Fahrzeugen
der
Feuerwehr,
deren
Herannahen
durch
Läuten
mit
einer
Glocke
oder
durch
eine
brennende
Fackel
angedeutet
wird,
völlig
freie
Bahn
zu
lassen.″
Beim
bis
dahin
schwersten
Bombenangriff
des
Zweiten
Weltkriegs
auf
Osnabrück,
der
erklärtermaßen
den
Bahnanlagen
galt,
wurde
das
Gemeindehaus
am
6.
Oktober
1942
restlos
zerstört.
22
Hausbewohner
starben,
darunter
neun
Polizisten
und
vier
jugendliche
Luftschutzmelder.
Eine
Stunde
lang
glaubten
die
Rettungsdienste,
Klopfzeichen
unter
den
Trümmern
gehört
zu
haben.
Als
sie
sich
zu
den
Verschütteten
durchgearbeitet
hatten,
fanden
sie
nur
noch
Leichen.
Bildtexte:
Das
Gemeindehaus
von
Schinkel
an
der
Kreuzung
von
Tannenburgstraße
und
Heiligenweg
um
1910.
Die
kolorierte
Ansichtskarte
des
Verlags
Georg
Renard
entstammt
der
Sammlung
Helmut
Riecken.
An
gleicher
Stelle
entstand
nach
der
Kriegszerstörung
des
Gemeindehauses
ein
Mehrfamilienhaus.
Nach
hinten
links
verläuft
die
Tannenburgstraße
stadteinwärts,
quer
durchs
Bild
verläuft
der
Heiligenweg.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks