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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Weltgrößte Batterie kommt später
Zwischenüberschrift:
EWE kippt Zeitplan für Projekt in Ostfriesland / „Technische Herausforderungen″
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Es sollte eines der Vorzeigeprojekte der Energiewende im Nordwesten werden: eine riesige unterirdische Batterie, die überschüssigen Windstrom speichert. Nun stellt sich raus: Es ist alles nicht so einfach.
Hannover Der Oldenburger Energieversorger EWE verabschiedet sich vom Ziel, bis 2025 die größte Batterie der Welt in Ostfriesland in Betrieb zu nehmen. Dabei sollte das Projekt eines der Vorzeigeprojekte der Energiewende im Nordwesten werden: ein riesiger unterirdischer Speicher, der überschüssigen Windstrom aufnimmt. Nun stellt sich raus: Es ist alles nicht so einfach. 2025 ist aus unserer Sicht nicht mehr erreichbar. Wir brauchen noch mehr Zeit″, sagte EWE-Sprecher Dietmar Bücker unserer Redaktion. Ursprünglich hatte EWE im Jahr 2017 die Inbetriebnahme einer 120 Millionen Euro teuren unterirdischen Anlage für 2023 angekündigt. Nun will sich das Unternehmen nicht einmal mehr auf ein Zieldatum festlegen.

Einen Medienbericht des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), wonach das Projekt aufgegeben wurde, wies der EWE-Sprecher ausdrücklich zurück. An dem möglichen Standort im ostfriesischen Jemgum werde weiter geforscht, zunächst aber nur oberirdisch und mit konventioneller Batterie-Technik. In dem Ort speichert die EWE in acht unterirdischen Speichern eines Salzstocks derzeit Erdgas. Mit dem Projekt Brine4Power″, kurz b4p, sollten zwei mit Sole gefüllte Kavernen mittels einer Membran verbunden werden. Durch die unterschiedlichen Speicherflüssigkeiten (Katholyt und Anolyt) sollte dann die Speicherung beziehungsweise Abgabe der Energie erfolgen.

Eine Redox-Flow- oder Flussbatterie dieser Dimension sollte mit zwei Kavernen den Strombedarf einer Großstadt wie Berlin eine Stunde lang speichern können. Allein Jemgum verfügt allerdings über acht Kavernen, und es gibt im Norden zahlreiche weitere, die die Fantasie der Ingenieure beflügeln. Eine Nutzung dieser großen Speicherkapazitäten könne den Energiemarkt grundsätzlich verändern, hatte es bei der Projektvorstellung geheißen.

Bücker begründet die Verschiebung nun mit technischen Herausforderungen″ beim Einsatz organischer Polymere in den unterirdischen Speichern. Diese Polymere müssten sowohl Energie speichern können als auch chemisch stabil sein und sich pumpen lassen. Bei EWE bemüht man sich, die Verzögerung nicht als Nackenschlag zu verkaufen. Bereits in den vergangenen Wochen ließ der Versorger vor Wirtschaftsvertretern durchblicken, dass es länger dauern könne mit der Batterie. Der Tenor: Das ist nicht so schlimm.

Dabei könnten die Folgen der Verzögerung durchaus gravierend sein, denn eines der zentralen Probleme der deutschen Energiewende sind Speicherung und Transport von Energie aus Wind und Sonne. Wer verlässlich Strom liefernde laufende Kohle- und Atomkraftwerke auf Dauer abschalten will, muss für eine stabile Versorgung mit Energie aus Erneuerbaren sorgen. Das gilt ebenso für das Stahlwerk in Duisburg wie auch für das Elektroauto in Hannover. Leistungsfähige intelligente Netze, schnell zuschaltbare Gasturbinen und effektive Speicher wären dafür unerlässlich. Doch in allen drei Feldern fehlt es hierzulande.

Die Forschung geht unterdessen voran, nur woanders: In China wird gerade ein 800-Megawatt-Speicher gebaut. Wenn er fertig ist, dürfte er die größte Batterie der Welt sein.

Bildtext:
SPEICHER FÜR WINDENERGIE: Tanks einer Redox-Flow-Batterie des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie ICT. Ähnliche Technik plant EWE.
Foto:
dpa/ Uli Deck
Autor:
Klaus Wieschemeyer


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