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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ein Schloss, das deinen Namen trägt
Zwischenüberschrift:
Was mit den entfernten Liebesschlössern in Osnabrück geschieht
Artikel:
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Originaltext:
Die Stadt Osnabrück ließ im September die Liebesschlösser an Osnabrücks Brücken abkneifen. Seitdem liegen über tausend Vorhängeschlösser abholbereit beim städtischen Mitarbeiter Udo Rietmann allerdings nicht mehr lange.

Osnabrück Schon vor einem Jahr hat die Stadt Osnabrück beschlossen, die Liebeschlösser von Osnabrücks Brücken zu entfernen. Den Auftrag vom Fachbereich Städtebau bekam Udo Rietmann. Eigentlich verwaltet er die Handwerksdienste. Konkret: Seine 24 Handwerker kümmern sich um die Gebäude der Stadt. Sie reparieren Fenster, malern und halten die Gebäude eben in Stand. In den letzten Wochen hat Rietmann noch einen weiteren Job: Schlossverwalter.

Auf zwei langen Tapeziertischen liegen in der Malerwerkstatt rund 1200 Schlösser, die noch vor wenigen Wochen an der Brücke Öwer de Hase bei Galeria Kaufhof hingen. Die anderen Schlösser bewahrt er, nach Brücken sortiert, in verschiedenen Eimern auf. Oben drauf liegt immer ein Zettel, damit er noch weiß, welche Schlösser zu welcher Brücke gehören.

Verliebte auf der Suche

Jede Woche bekomme er Anrufe von Verliebten, die ihr Schloss abholen wollen. In den Eimern kann man nicht wühlen, deshalb haben wir die Schlösser hier ausgelegt″, sagt Rietmann und zeigt auf die Tapeziertische.

Das mehr oder weniger stark rostende Metall ist sehr gefragt. Seit der Veröffentlichung unseres ersten Artikels hat Rietmann jede Woche ein bis zwei Anrufe bekommen, und schon 50 nach Liebe Suchende haben sich auf den Weg zu ihm gemacht. Ein Pärchen kam sogar extra aus Nordhorn.

Direkt am Tag nach dem Erscheinen des Artikels hat mich um 8 Uhr morgens der Erste angerufen″, berichtet Rietmann. Und als Erstes gekommen sei eine 70-Jährige aus Osnabrück. Ihr Enkel und seine Freundin wohnen in Süddeutschland und hätten ihr das Schloss genau beschrieben und sie hat es gefunden. Ohnehin habe bisher jeder bis auf einen älteren Herrn sein Schloss wiedergefunden. Die Leute wissen exakt, wie es aussah″, so Rietmann.

Ein Pärchen fand das gesuchte Liebesstück nach nur 20 Sekunden. Das habe ich nachmittags einer anderen jungen Dame erzählt. Die ist dann reingekommen, hat sich vor den Tisch gestellt und ihr Schloss hochgehalten. Drei Sekunden ist der Rekord″, sagt der Schlossverwalter und muss lachen.

Doch für immer werden die Liebesversprechen nicht in der Malerwerkstatt bleiben können. Die Maler seien zwar ohnehin die meiste Zeit zum Streichen an den jeweiligen Orten und nicht in der Werkstatt, aber ab und zu müssten auch hier Streicharbeiten erledigt werden. Bis Ende des Jahres will Rietmann die Schlösser noch deponieren. Danach kommen alle in Eimer oder Kisten und werden zur Seite gestellt.

Auch wenn so manche Liebe schon rosten mag, weggeworfen werden die Metallschlösser nicht. Denn der Fachbereich Kultur plant ein Kunstwerk aus den alten nicht abgeholten Schlössern. Und eventuell auch einen Platz, an dem Verliebte neue Liebesbeweise aufhängen können.

Kunstwerk geplant

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt beschäftigte sich Anfang des Jahres mit einer eiförmigen Konstruktion, bestehend aus einem Geflecht von Edelstahlstäben, das an der Neuen Mühle aufgestellt werden sollte. In dem Entwurf des Künstlers Volker-Johannes Trieb sollte das alte Metall zu einer Standplatte verarbeitet werden. An dem Geflecht darüber, statt an den Brücken, dürfen Verliebte dann ihr Schloss verankern und hier darf es auch hängen bleiben. Das Kunstwerk soll über Sponsoren finanziert werden.

Der Standort an der Neuen Mühle wurde aber verworfen. Aktuell sei der Fachbereich Kultur noch auf der Suche nach einem geeigneten Ort, so Patricia Mersinger, Fachbereich Kultur. Der Standort solle in der Nähe eines Flusses sein, damit der Schlüssel der Tradition nach ins Wasser geworfen werden kann.

Verliebte, die ihr Schloss nicht mehr an einer der Brücken vorfinden, können sich bei Udo Rietmann unter Telefon 05 41/ 323-42 15 melden, um einen Termin zur Abholung zu vereinbaren.

Bildtexte:
Die Schlösser sind nach Brücken in den Eimern sortiert.
Der Schlossverwalter Udo Rietmann im Vordergrund; im Hintergrund der Schlossknacker Jörg Huge.
Hier können nach Liebe Suchende fündig werden.
Ich liebe dich so sehr! Für immer eins″ steht auf einem Liebesbeweis.
Die Liebesschlösser liegen auf dem Tapeziertisch in der Malerwerkstatt.
Fotos:
Michael Gründel
Autor:
Jana Henschen


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