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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Pilotprojekt für kleine Schwimmer
 
Alle Kinder sollen schwimmen lernen
Zwischenüberschrift:
Schulschwimmen: Stadtwerke wollen landesweites Pilotprojekt starten
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück Immer weniger Kinder verlassen die Grundschulen als sichere Schwimmer. Die Stadtwerke wollen nun mit einem Pilotprojekt den Schwimmunterricht an den Schulen fördern. Initiator des Projekts ist Bäderchef Wolfgang Hermle, der für seine Idee bereits Unterstützung in der Politik gefunden hat. Die Landtagsabgeordneten Anette Meyer zu Strohen (CDU) und Frank Henning (SPD), beide auch Mitglieder des Osnabrücker Stadtrates, haben Wolfgang Hermle zu einem Gespräch mit Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) in Hannover begleitet.

Vorbild für die Stadtwerkeinitiative ist das Hamburger Modell. Im Stadtstaat an der Elbe läuft der Schwimmunterricht bereits seit einigen Jahren unter der Federführung der dortigen Bäderbetriebe.

Nur 41 Prozent aller zehnjährigen Kinder können sicher schwimmen. Ein alarmierender Wert, findet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Stadtwerke wollen sich nun mit ihrem Bäderbetrieb auf den Weg machen, diesen Wert zu verbessern.

Osnabrück Die Idee einer Kooperation mit den Schulen macht Sinn, denn in den Osnabrücker Bädern arbeiten Fachkräfte, zu deren Ausbildung Schwimmunterricht als integraler Bestandteil gehört. Was also könnte näher liegen, als den Grundschulen beim Schwimmunterricht unter die Arme zu greifen?, dachte sich Bäderchef Wolfgang Hermle und machte sich auf den Weg ein dickes Brett zu bohren. Denn um sein Ziel zu erreichen, muss er das Kultusministerium als Partner gewinnen, zu dessen Hoheitsgebiet die Schulen nun mal gehören.

Es gibt schon das Hamburger Modell″, sagt Hermle. Im Stadtstaat an der Elbe wurde der Schwimmunterricht nach seinen Worten komplett an die Bäderbetriebe übertragen und so die Schwimmfähigkeit der Kinder bis zu zehn Jahren auf über 88 Prozent erhöht. Hermle räumt ein, dass die Verhältnisse des Stadtstaates nicht einfach so auf ein Flächenland zu übertragen sind. Gleichwohl glaubt er fest daran, dass auch in Niedersachsen eine enge Kooperation zwischen Schulen und Bädern zum Wohle der Schüler möglich ist. Unterstützung findet er bei Anette Meyer zu Strohen (CDU) und Frank Henning (SPD), die Osnabrücks Bäderchef bereits zu einem Termin bei Kultusminister Grant Hendrik Tonne begleitet haben. Die beiden Landtagsabgeordneten sichern Hermle ihre Unterstützung für sein landesweit einmaliges Pilotprojekt zu.

Die Probleme des derzeitigen Schwimmunterrichts liegen vor allem in der personellen Ausstattung der Schulen. Für jede Schulstunde im Schwimmbad müssen ab einer Gruppenstärke von 15 Kindern zwei Lehrkräfte abgestellt werden. In der Regel ist nur eine davon eine Fachkraft, hat also das Fach Sport studiert. Die zweite Kraft muss zwar das DLRG-Abzeichen in Silber vorweisen, aber nicht zwangsläufig die Befähigung haben, Schwimmunterricht erteilen zu können. Bei einer heterogenen Klasse aus Schwimmern und Nichtschwimmern wird es unter diesen Umständen schwer, differenzierten Unterricht zu erteilen.

Hier setzt Hermle an. Mit ihren Mitarbeitern, die über drei Jahre didaktisch und methodisch ausgebildet werden″, könnten die Bäderbetriebe eine zweite Fachkraft zur Verfügung stellen, die sich um einen Teil der Schüler kümmert. Nach Hermles Worten könnte so der Schwimmunterricht erheblich intensiviert und folgerichtig wesentlich mehr Schüler zu sicheren Schwimmern ausgebildet werden, als dies unter den derzeit gegebenen rein schulischen Voraussetzungen möglich ist. Vom deutschen Schwimmlehrerverband hat Hermle schon ein positives Feedback auf seine Anregung bekommen.

Das Ministerium hingegen zeigt sich zurückhaltend. Denn kostenfrei kann Hermle die Dienste seines Bäderbetriebs natürlich nicht anbieten. Beim Gespräch mit dem Minister sei als Ergebnis festgezurrt worden, dass der Pilot in Osnabrück unterstützt werde, wenn die Stadtwerke die Hälfte der Kosten in Höhe von 100 000 Euro selbst aufbringen. Wir werden unterstützt von der Bürgerstiftung, vom Osnabrück Club und von Sportler 4 a Childrens world″, zeigt sich Hermle sicher, die Kosten stemmen zu können.

Wissenschaftlich begleitet wird das Pilotprojekt von Marcel Scharegge. Scharegge hat eine Ausbildung als Fachkraft für Bäderbetriebe absolviert und studiert mittlerweile Sport für Lehramt an der Universität Vechta. Als sicherer Schwimmer gilt, wer das Schwimmabzeichen in Bronze hat″, sagt Scharegge. Mit anderen Worten: Die Kinder sollen 200 Meter in 15 Minuten schwimmen, 2, 80 Meter tief tauchen und vom Ein-Meter-Brett springen können.

Scharegge will sich in den kommenden Monaten auf den Weg machen und die Bedingungen für den schulischen Schwimmunterricht evaluieren. Dazu gehört nach seinen Worten unter anderem die Frage, wie häufig Schwimmunterricht fachfremd, also von Nicht-Sportlehrern, unterrichtet wird. Eine erste Fragerunde sei wenig erfolgreich verlaufen, so Scharegge. Von 25 angeschrieben Schulen hätten lediglich vier geantwortet.

Bildtext:
Laut DLRG sind nach der Grundschule noch viel zu wenige Kinder schwimmfähig.
Symbolfoto:
Roland Weihrauch/ dpa

Kommentar
Jede Hilfe sollte willkommen sein

Wohin man in der niedersächsischen Bildungslandschaft auch schaut: Es kneift an allen Ecken und Enden. Selbst beim Schwimmunterricht tun sich Lücken auf.

Denken wir das Thema doch einmal von der Basis aus. Es wird wohl keinen Lehrer und keine Schule geben, die beim Thema Schwimmunterricht kompetente Hilfe ablehnt. Allein schon der Punkt Verantwortung″ liegt gerade beim Schwimmen vielen Lehrern schwer im Magen. Es ist kaum vorstellbar, dass die Angst vor einem Unfall hier nicht ständig mitunterrichtet. Mit dem Modell der Stadtwerke kann nicht nur die Sicherheit gesteigert werden, mehr Fachkräfte der Lehrermangel ist ja bekannt können auch mehr Kinder ausbilden. Der Unterricht wird effektiver.

Das Kultusministerium in Hannover müsste bei einem solchen Angebot eigentlich vor Freude juchzen. Und schon sind wir beim ministerialen Konjunktiv. Müsste″ muss es leider heißen, weil natürlich erst einmal mit dem zu erwartenden Kostenargument Bedenken vorgebracht werden, anstatt das Angebot aufzugreifen und in den eigenen Reihen positiv voranzubringen. Es ist ein Jammer.
Autor:
Dietmar Kröger


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