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1.
Erscheinungsdatum:
01.12.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Alles muss raus
Artikel:
Originaltext:
Nashornbulle
Miguel
hat
eine
feste
Toilette,
Wasserschwein
Emilio
frisst
seinen
eigenen
Kot
und
Tapirjunge
Mateo
macht
immer
noch
in
den
Trog.
600
Tonnen
Mist
fallen
im
Zoo
Osnabrück
jährlich
an.
Wohin
damit?
Eine
Geschichte,
die
zum
Himmel
stinkt.
Auf
die
Nashörner
ist
Verlass.
Morgens
um
halb
acht
bringt
sich
Nashorndame
Amalie
in
ihrem
Stall
in
Stellung,
scharrt
kurz
mit
den
Hufen,
lässt
den
Schwanz
verheißungsvoll
eine
Runde
kreisen
–
und
wirft
ab.
„
Nashörner
haben
eine
feste
Toilette″,
sagt
Tierpfleger
Franz-
Josef
Schelshorn.
Jeden
Morgen:
gleiche
Stelle,
gleiche
Welle.
Im
Außengehege,
wo
der
Elektrozaun
knackt
und
die
Sonne
durch
das
Dach
der
Kastanienblätter
bricht,
teilen
sich
Nashornbulle
Miguel
und
die
zwei
Kühe
eine
gemeinsame
Toilette,
sprich:
Sie
setzen
ihre
Haufen
an
einen
gemeinsamen
Platz.
Miguel
lasse
es
sich
jedoch
nicht
nehmen,
den
gesammelten
Mist
der
drei
gleichmäßig
mit
den
Hufen
zu
verteilen.
„
Ich
soll
ja
auch
noch
was
zu
tun
haben″,
sagt
Schelshorn,
grinst
und
schlurft
mit
Rechen
und
Elektrokarre
ins
Gehege.
Großreinemachen.
Das,
was
in
der
Karre
landet,
ist
mehr
als
Exkrement.
Bei
den
Nashörnern
zum
Beispiel
enthalten
die
Ausscheidungen
wichtige
Schlüsselinformationen,
haben
deutsche
und
südafrikanische
Forscher
herausgefunden.
Geschlecht,
Alter
oder
Paarungsbereitschaft
werden
über
den
Dung
an
Artgenossen
weitergegeben.
Ein
Grund,
warum
die
Tiere
auch
in
freier
Wildbahn
einen
gemeinsamen
Ort
nutzen,
um
ihre
Duftnote
zu
setzen.
So
können
sie
das,
was
die
anderen
Persönliches
veröffentlichen,
an
einem
zentralen
Ort
lesen.
Die
Toilette
ist
soziales
Netzwerk
der
grauen
Riesen.
Alle
Tiere
im
Zoo
koten
–
die
einen
klein
und
köddelig,
die
anderen
groß
und
flatschig.
Das
Gros
landet
zunächst
inklusive
Einstreu
und
Futterresten
auf
dem
Misthaufen
des
großen
Wirtschaftshofs
im
Zoo.
1,
5
bis
1,
7
Tonnen
kommen
hier
laut
Zoo
Osnabrück
zusammen,
jeden
Tag.
Fünfmal
im
Jahr
rückt
das
Osnabrücker
Dienstleistungsunternehmen
B&
L
an,
um
den
Mist
abzuholen
und
an
Landwirte
in
der
Umgebung
zu
verteilen,
die
ihn
für
ihre
Äcker
nutzen.
Wirtschaftsdünger
tierischer
Herkunft
heißt
Miguels
Haufen
dann.
Klassisch
weggespült
werden
nur
die
Ausscheidungen,
die
ohnehin
im
Wasser
landen.
„
Das
Abwasser
im
Zoo
ist
oft
deutlich
weniger
belastet
als
das
Abwasser
aus
Privathaushalten.
Das
liegt
daran,
dass
im
Verhältnis
zu
den
Verunreinigungen
mit
deutlich
mehr
Wasser
gespült
und
mit
weniger
Reiniger
gearbeitet
wird″,
sagt
Thorsten
Vaupel,
stellvertretender
Zooinspektor
in
Osnabrück.
Die
Flachlandtapire
gehören
zu
den
Geheimniskrämern,
die
zum
Koten
abtauchen,
um
verräterische
Duftspuren
zu
vermeiden.
„
Da,
unsere
Schissebüx″,
sagt
Tierpflegerin
Sabine
Springmeier
und
lacht,
als
ein
kleiner
Tapir
durchs
Gehege
stelzt
und
neugierig
schnuppert.
„
Dieser
junge
Mann
macht
noch
immer
in
den
Trog.″
Mateo
hat
es
anders
als
alle
anderen
Tapire
vor
ihm
nicht
geschafft,
innerhalb
eines
Jahres
trocken
zu
werden
–
äh,
nass.
Denn
den
großen
Schritt
in
den
20
000
Liter
fassenden
Wassergraben
wagt
er
nicht
und
hinterlässt
sein
Geschäft
lieber
dort,
wo
andere
trinken
–
zum
Leidwesen
seiner
langnasigen
Verwandtschaft.
In
der
Regel
wird
das
Wasser
im
Graben
der
Tapire
jeden
Tag
erneuert,
so
Springmeier.
Klospülung
XXL,
kein
günstiges
Unterfangen.
Auch
aus
der
Scheiße
an
Land
lässt
sich
nicht
einfach
Gold
machen.
Der
Zoo
Osnabrück
zahlt
jährlich
25
000
Euro
für
die
Abholung
des
Mists
durch
B&
L.
Die
Düngeverordnung
von
2017
hat
die
Regeln
fürs
Düngen
bundesweit
verschärft,
weil
seit
Jahren
an
vielen
Orten
zu
viel
Nitrat
im
Grundwasser
ist.
„
Ich
kann
mittlerweile
froh
sein,
wenn
ich
Betriebe
finde,
die
den
Mist
aufnehmen″,
sagt
Unternehmer
Franz-
Josef
Balgenort-
Lingemann
(B&
L)
.
Viele
Betriebe
könnten
keinen
fremden
Wirtschaftsdünger
mehr
aufnehmen,
weil
sie
selbst
viele
Tiere
hielten,
er
selbst
dürfe
den
Mist
nicht
zwischenlagern,
darüber
hinaus
sei
die
Bodenbearbeitung
mit
dem
strohlastigen
Dung
nicht
immer
einfach,
nennt
er
nur
ein
paar
Beispiele,
die
das
Geschäft
mit
dem
Geschäft
erschweren.
Tierkot
ist
harter
Tobak.
Das
wissen
die,
die
ihn
entsorgen,
wie
die,
die
ihn
auflesen.
Cathi
George
steht
am
Ende
ihrer
Ausbildung
zur
Tierpflegerin
und
arbeitet
gerade
im
Epizentrum
des
Gestanks
–
bei
den
fleischfressenden
Raubtieren.
Wer
die
Löwen
schafft,
braucht
sich
vor
nichts
zu
fürchten.
Gegen
die
Raubkatzen
ist
selbst
das
Wasserschwein
Emilio,
das
seinen
eigenen
Kot
frisst,
um
Vitamin
C
aufzunehmen
und
schwer
verdauliche
Nahrung
bestmöglich
zu
verwerten,
ein
appetitlicher
Zeitgenosse.
Cathi
öffnet
das
Hintertürchen
der
Raubtier-
Pfleger.
Sie
steigt
über
eine
Folie,
unter
der
die
starren
Beine
eines
toten
Rehs
hervorragen.
Ein
Unfalltier,
das
Jäger
für
die
nächste
Raubtierfütterung
vorbeigebracht
haben.
Ammoniak
beißt
in
der
Nase,
während
Fliegen
an
der
Scheibe
hochkrabbeln,
die
den
Blick
auf
einen
gähnenden
Löwen
freigibt.
„
Tiere
pflegen
ist
nicht
nur
schmusen,
knuddeln,
och
wie
süß″,
so
die
21-
Jährige.
Tiere
pflegen,
das
heiße
auch
Fleisch
schneiden,
Gestank
aushalten,
Dreck
wegmachen.
„
Nicht
jedermanns
Sache″,
sagt
sie
nüchtern.
Ihre
schon.
„
Tiere
gibt′s
nicht
ohne
Mist.″
Zoos
in
ganz
Deutschland
arbeiten
deshalb
an
der
großen
Kot-
Lösung.
„
Der
Münchener
Tierpark
Hellabrunn
hatte
über
zehn
Jahre
eine
eigene
Biogasanlage,
die
mit
pflanzlichen
Futterresten
und
dem
Mist
der
Pflanzenfresser
befüllt
wurde″,
erklärt
Tierpark-
Sprecherin
Lisa
Reininger.
Die
Anlage
hätte
zuletzt
grundlegend
erneuert
werden
müssen,
der
Betrieb
sei
nicht
wirtschaftlich
gewesen,
und
so
ging
die
Anlage
2016
vom
Netz.
Der
Rostocker
Zoo
wollte
mit
Wissenschaftlern
der
Uni
Rostock
ein
eigenes
Kraftwerk
entwickeln,
bis
klar
war:
„
Wir
haben
zu
wenig
Dung,
und
das,
was
da
ist,
ist
zu
trocken,
zu
wenig
Gülle″,
sagt
Falk
Petersen,
Leiter
der
Zoomeisterei
in
Rostock.
Auch
beim
Osnabrücker
Zoo
wurde
die
Idee
einer
eigenen
Biogasanlage
verworfen,
weil
sie
„
energetisch
und
wirtschaftlich
leider
nicht
sinnvoll″
sei,
sagt
Sprecherin
Lisa
Josef.
Der
Allwetterzoo
in
Münster
verteilt
derzeit
seinen
vom
Land
eigens
als
Dünger
zertifizierten
Mist
an
Landwirte.
„
Wir
wollen
demnächst
versuchen,
ob
man
den
Mist
trocknen,
zu
Pellets
pressen
und
dann
verbrennen
kann″,
nennt
Dirk
Heese,
Technischer
Leiter
im
Allwetterzoo,
eine
neue
Idee.
„
Energie
ist
in
allen
Zoos
ein
Riesenthema.″
Auch
jenseits
der
Tropenhäuser.
Im
Osnabrücker
Zoo
kommt
die
Sonne
raus,
Orang-
Utan
Buschi
lässt
sich
die
roten
Zotteln
wärmen,
blinzelt
durch
die
Scheibe
und
leert
eine
Limoflasche.
Sein
Morgengeschäft
hat
er
längst
verrichtet.
Wissenschaftler
der
Universitäten
Osnabrück
und
Berlin
messen
regelmäßig
die
psychische
Belastung
der
Orang-
Utans,
indem
sie
die
Kotproben
auf
das
Stresshormon
Cortisol
hin
analysieren.
Dass
die
Affen
zu
den
intelligentesten
Tieren
zählen,
merkt
man
ganz
einfach
daran,
dass
manche
–
jenseits
von
Stress
und
Harndrang
–
gezielt
Menschen
anpinkeln
können.
Otti,
der
schwarze
Gibbon,
ist
dafür
bekannt,
dass
er
auf
Passanten
zielt,
die
er
nicht
leiden
kann,
erzählen
Pfleger.
Wenn
Otti
laut
Alarm
schlägt
und
sich
im
Käfig
in
Pipi-
Poleposition
bringt,
ist
es
für
den
Betrachter
eindeutig
an
der
Zeit
zu
gehen…
Bildtexte:
Ist
das
Kunst?
Nein,
das
muss
weg!
Zur
Linken
hat
der
Humboldt-
Pinguin
eine
Wetterkarte
gezaubert,
die
Hinterlassenschaften
der
Pinguine
werden
mit
dem
Hochdruckreiniger
entfernt.
Die
Köddel
der
Vikunjas
(Familie
der
Kamele)
landen
auf
dem
zooeigenen
Misthaufen,
wo
nicht
nach
Fleisch-
und
Pflanzenfresser
getrennt
wird.
Ein
Subunternehmer
holt
den
Dreck
ab.
Kein
Tag
ohne
Kot:
Tierpfleger
Franz-
Josef
Schelshorn
macht
sich
an
die
Reinigung
der
Nashorn-
Außentoilette.
Abwurf
auf
Kommando:
Die
Nashörner
im
Osnabrücker
Zoo
machen
immer
an
dieselbe
Stelle.
Fotos:
David
Ebener
Autor:
Anne Spielmeyer