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1.
Erscheinungsdatum:
29.11.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
vor
100
Jahren
Überschrift:
Friedliche Revolution in Osnabrück
Zwischenüberschrift:
November 1918: Der Arbeiter- und Soldatenrat übernimmt, ohne dass ein Schuss fällt
Artikel:
Originaltext:
Am
8.
November
1918
erreicht
die
Revolution
auch
Osnabrück.
Reisende
Matrosen
aus
Kiel
und
Wilhelmshaven
verbreiten
die
Kunde
vom
Aufstand
und
fordern
Beteiligung
ein.
Ohne
dass
ein
Schuss
fällt,
schließen
sich
in
der
Garnison
verbliebene
Wachsoldaten
den
Aufständischen
an.
Osnabrück
Man
zieht
gemeinsam
zu
den
Kasernen
und
besetzt
sie,
was
ohne
nennenswerten
Widerstand
gelingt.
Man
befreit
Militärgefangene,
wählt
auf
dem
Schlossinnenhof
einen
Soldatenrat,
besetzt
das
Rathaus
und
stellt
OB
Julius
Rißmüller
unter
Aufsicht.
Sozialdemokraten
springen
ein,
um
das
entstehende
Machtvakuum
in
der
Stadtspitze
auszufüllen.
Die
Osnabrücker
Parteileitung
nimmt
mit
dem
Soldatenrat
Kontakt
auf,
man
erweitert
ihn
zu
einem
Arbeiter-
und
Soldatenrat.
Der
lässt
keine
Köpfe
rollen,
sondern
stützt
sich
auf
die
bisherige
Verwaltung
und
Polizeigewalt.
Parole:
Ruhe
und
Ordnung
bewahren,
wobei
man
mit
Wohlwollen
das
Agieren
der
Genossen
in
Berlin
beobachtet.
Diese
erzwingen
die
sofortige
Aufnahme
von
Waffenstillstandsverhandlungen,
die
Abdankung
des
Kaisers
und
die
Ausrufung
der
Republik.
In
Osnabrücks
auflagenstärkster
Zeitung,
dem
„
Osnabrücker
Tageblatt″,
scheint
eine
merkwürdige
Lähmung
vorzuherrschen.
Zwar
werden
auf
den
Politikseiten
die
Agenturmeldungen
über
die
Matrosenaufstände
in
der
ersten
Novemberwoche
ausführlich
abgedruckt,
aber
unter
„
Lokales
und
Provinzielles″
findet
sich
kein
Hinweis
auf
die
Stimmungslage
in
der
Bevölkerung
oder
in
den
Kasernen.
Während
in
Kiel
die
Matrosen
mit
roten
Fahnen
durch
die
Straßen
ziehen,
beherrschen
Nebensächlichkeiten
die
Osnabrücker
Lokalnachrichten:
Die
Handwerkskammer
befasst
sich
mit
einem
Merkblatt
für
Friseure
über
die
rechtzeitige
Erkennung
von
Bartflechte.
Die
Osnabrücker
werden
darauf
hingewiesen,
dass
sich
jeder
Haushalt
seinen
Bedarf
an
Sauerkraut
selbst
aus
Weißkohl
„
einhobeln″
muss,
dass
es
also
diesen
Winter
keine
allgemeinen
Zuteilungen
durch
die
Stadt
mehr
gibt.
Den
Magistrat
beschäftigen
die
Bewilligung
von
„
Weihnachtsliebesgaben
für
unsere
Truppen″
und
die
Beschaffung
einer
Kreissäge
für
die
Armen-
Arbeitsanstalt,
um
die
Brennholzgewinnung
zu
erleichtern.
Mahnung
zur
Ruhe
Das
ändert
sich
mit
der
Abendausgabe
des
8.
November,
in
der
erstmals
die
Existenz
eines
Osnabrücker
Arbeiter-
und
Soldatenrates
erwähnt
wird.
Die
Redaktion
beruhigt
die
Leser:
„…
hat
sich
hier
nichts
zugetragen,
was
zu
Beunruhigung
Anlass
bieten
könnte.″
Zwar
herrsche
eine
gewisse
Nervosität,
„
sodaß
in
den
Abendstunden
eine
größere
Menschenansammlung
vor
dem
Bahnhofe
entstand
und
trotz
des
neblig-
regnerischen
Wetters
längere
Zeit
aushielt,
bis
sie
sich
wieder
allmählich
verlief,
weil
nichts
passierte,
was
besonders
auffällig
gewesen
wäre.″
–
Ein
Umsturz
ist
im
Gange,
und
die
Zeitung
ist
bemüht,
ihn
herunterzuspielen,
um
ja
kein
Öl
ins
Feuer
zu
gießen:
„
Daß
militärische
Maßnahmen
getroffen
sind,
ist
richtig;
es
darf
aber
festgestellt
werden,
daß
die
Haltung
dem
Publikum
gegenüber
sich
in
durchaus
ruhigen
Bahnen
bewegte
und
irgendwelche
Provozierungen
auf
keiner
Seite
vorkamen.″
Sodann
gibt
die
Zeitung
den
Wunsch
des
Oberbürgermeisters
wieder,
der
dahin
geht,
„
die
Einwohnerschaft
möge
besonders
in
diesen
Tagen
bemüht
sein,
Ruhe
und
Nerven
zu
bewahren,
auch
von
Ansammlungen
abzusehen″.
Zum
Vorsitzenden
des
Arbeiter-
und
Soldatenrates
wird
der
Sozialdemokrat
Otto
Vesper
gewählt.
Er
ist
bereits
seit
1915
gewählter
Bürgervorsteher.
Er
und
Rißmüller
kennen
und
respektieren
sich
seit
vielen
Jahren
aus
gemeinsamer
Arbeit
im
Rathaus.
Vesper
residiert
vorläufig
im
Hotel
Bavaria
am
Neumarkt
(heute
das
grüne
Kachelhaus)
,
vor
dem
die
rote
Arbeiterfahne
weht.
Am
9.
November
spricht
er
auf
einer
Kundgebung
auf
dem
Ledenhof
vor
Tausenden
Zuhörern.
Kern
der
Ansprache,
die
das
„
Tageblatt″
in
voller
Länge
abdruckt:
Das
Volk
selbst
muss
die
Macht
in
die
Hand
nehmen,
dabei
aber
Ruhe
und
Ordnung
bewahren
und
„
russische
Methoden″
vermeiden.
Kampf
und
Blutvergießen
seien
in
Osnabrück
nicht
notwendig
geworden,
weil
die
bislang
herrschende
Klasse
so
vernünftig
und
einsichtig
sei,
dass
sie
der
Entwicklung
der
Dinge
keinen
Widerstand
entgegensetze.
Ziel
sei
gleiches,
freies
Wahlrecht
für
alle,
also
auch
für
die
Frauen.
Am
Montag
sollen
alle
wieder
normal
zur
Arbeit
gehen.
Soldat
neben
dem
OB
Die
Sitzung
der
städtischen
Kollegien
am
8.
November
beschreibt
die
Zeitung
als
„
eine
der
merkwürdigsten,
die
je
im
Friedenssaale
stattgefunden
haben″.
Denn
zusammen
mit
dem
Oberbürgermeister
betritt
ein
Gefreiter
den
Raum,
ein
mit
roter
Schleife
versehenes
und
mit
Gewehr
bewaffnetes
Mitglied
des
Soldatenrates,
und
nimmt
direkt
neben
Rißmüller
am
Magistratstisch
Platz.
Er
sagt
während
der
ganzen
Sitzung
kein
Wort.
Rißmüller
erklärt
den
versammelten
Kollegien:
„
Auch
vor
meinem
Dienstzimmer
ist
ein
Posten
aufgestellt.
Ich
habe
an
den
hier
anwesenden
Gefreiten
vorhin
die
Frage
gerichtet,
wer
an
der
Spitze
dieser
Bewegung
stehe.
Er
hat
mir
gesagt,
das
könne
er
noch
nicht
sagen.
Ich
habe
ihn
darauf
gebeten,
mir
einen
Bevollmächtigten
zu
schicken,
damit
ich
Verhandlungen
mit
ihm
führen
könne.
Das
ist
in
Aussicht
gestellt;
aber
bis
jetzt
ist
der
Bevollmächtigte
noch
nicht
eingetroffen.″
Sichtbares
Zeichen
der
neuen
Verhältnisse
ist
die
Wahl
Vespers
zum
Senator.
Er
ist
der
erste
Sozialdemokrat
überhaupt,
der
in
das
Magistratskollegium
einrückt.
Mit
seinem
Verhandlungsgeschick
trägt
er
ganz
wesentlich
zum
friedlichen
Verlauf
der
„
Novemberrevolution″
in
Osnabrück
bei.
Unmissverständlich
stellt
er
klar,
dass
die
öffentliche
Sicherheit
weiterhin
von
der
städtischen
Polizei
garantiert
wird,
dass
weiterhin
keine
Lebensmittel
ohne
Bezugsmarken
abgegeben
werden
dürfen,
dass
niemand
das
Privatvermögen
der
Menschen
antasten
wird
und
mithin
das
ängstliche
Abheben
von
Bankguthaben
völlig
sinnlos
sei.
Das
„
Tageblatt″
räumt
der
Kritik
an
zu
schwacher
Straßenbeleuchtung
breiten
Raum
ein.
„
Die
Zusammenstöße
von
Personen
auf
den
stockdunklen
Straßen,
das
Anrennen
gegen
Bäume
und
Straßenecken,
das
Stolpern
gegen
die
Kantensteine
der
Fußsteige
sind
Erscheinungen,
die
sich
allabendlich
wiederholen.″
Das
werfe
die
Haftungsfrage
auf,
wenn
es
zu
Verletzungen
und
Sachschäden
komme.
Die
Einschränkung
der
Straßenbeleuchtung
geht
auf
eine
Anordnung
der
Militärbehörden
zurück,
die
einerseits
dem
Energiesparen,
andererseits
dem
Schutz
vor
Fliegerangriffen
dienen
sollte.
Darin
heiße
es
aber
auch:
„
Die
Forderung
der
Verdunkelung
findet
ihre
Grenzen
in
der
Verkehrs-
und
Betriebssicherheit
der
betreffenden
Örtlichkeit,
damit
nicht
durch
die
Verdunkelung
größere
Gefahren
entstehen,
als
durch
einen
etwaigen
Luftangriff.″
So
brenne
zum
Beispiel
auf
der
ganzen
Hamburger
Straße
nur
eine
einzige
Laterne,
was
unbedingt
sofortige
Abhilfe
erfordere,
da
die
frühere
Beleuchtung
des
oberen
Bahnsteigs,
wodurch
etwas
Licht
einfiel,
abgeschafft
sei.
Mehr
Rücksicht
dürfe
man
aber
auch
von
den
Radfahrern
verlangen:
„
Jedenfalls
sollte
es
unterbleiben,
daß
während
der
dunklen
Abendstunden
Radfahrer
ohne
Laterne
und
ohne
Glocke
die
Straßen
passieren.″
Bildtext:
Im
Osnabrücker
Arbeiter-
und
Soldatenrat
sind
Zivilisten
und
Uniformträger
vereinigt.
Vorsitzender
ist
der
Sozialdemokrat
Otto
Vesper
(Dritter
von
links
in
der
hinteren
Reihe)
,
zugleich
Chefredakteur
der
„
Osnabrücker
Abendpost″,
Bürgervorsteher,
Senator
und
später
auch
Abgeordneter
der
Weimarer
Nationalversammlung.
Foto:
Privatarchiv
Ingeborg
Hensing
Autor:
Joachim Dierks