User Online: 2 | Timeout: 00:51Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Schönheit wich Zweckmäßigkeit
Zwischenüberschrift:
Eigenständigkeit der katholischen Overbergschule immer wieder auf dem Prüfstand
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Sie haben die schönste Schule der Stadt″, stellte Stadtschulrat Dr. Preuß in den 1920ern gegenüber dem damaligen Rektor der Overbergschule, Hiltermann, fest. Das Urteil erscheint nachvollziehbar, wenn man sich den reich gegliederten, repräsentativen Schulbau auf dem historischen Foto anschaut.

Osnabrück Im Vergleich dazu erhebt der Ersatz-Neubau von 1971 keine großen ästhetischen Ansprüche, sondern kommt als reiner Zweckbau daher. Der Zweck: helle Klassenräume für eine kleine, überschaubare, zweizügige Schule katholischen Bekenntnisses. Die Schüler verabschieden sich gern aus dem Altbau, sie genießen das neue Mobiliar, das Waschbecken im Klassenraum, die neuen Tafeln und die gekachelten Toiletten. Lehrer und Eltern hadern zwar noch damit, dass die neue Overbergschule arg beschnitten wurde, dass es keinen weiterführenden Unterricht ab Klassenstufe fünf mehr gibt. Aber dem alten Kasten″ weint trotzdem kaum einer eine Träne nach. Viel von dessen einstiger Schönheit war durch den behelfsmäßigen Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen eh verloren gegangen.

So erfolgt der Abriss 1971 ohne große Emotionen Zug um Zug mit dem Errichten des Neubaus. Die Gleichzeitigkeit ist möglich, weil der Neubau nicht exakt auf den Grundmauern des Altbaus entsteht, sondern etwas nach Südosten in Richtung Wartenbergstraße und Bonnusstraße verschoben ist. So können im Altbau noch einige Klassen weiter unterrichtet werden, während die ersten Schüler schon im Neubau angekommen sind.

Heute ist die Schule von geschlossener Bebauung umgeben. Das war bei Baubeginn der alten Overbergschule 1909 noch anders. Sie stand zunächst allein auf weiter Flur. Selbst die Josephskirche folgte erst einige Jahre später. Oberbürgermeister Julius Rißmüller stellte sich der Kritik, die da lautete, dass die Schule etwas weit hinaus gelegt werde″: Man müsse in Betracht ziehen, dass gerade in dem Gebiet zwischen Wörthstraße und Schölerberg der Wohnungsbau außerordentliche Fortschritte mache. Es sei zu erwarten, dass es sich mit der Hinausführung der Straßenbahn und der Fertigstellung des Rangier- und Güterbahnhofes auf dem Fledder″ noch weiterentwickeln werde. Der Bedarf für eine katholische Volksschule vor dem Johannistore″ sei nicht von der Hand zu weisen, da Rosenplatzschule und Johannisschule bereits unter Überfüllung litten.

Ihren Namen erhielt die am 31. Mai 1910 eingeweihte Schule nach dem Theologen und Pädagogen Bernhard Overberg (1754–1826), der sich sehr für einen kindgerechteren Religionsunterricht und gegen das reine Auswendiglernen eingesetzt hatte. Die Schule stand auf Modemanns Kamp″. Die zu ihr führende Erschließungsstraße heißt erst seit 1912 Overbergstraße. Stadtbaurat Friedrich Lehmann vergaß bei der Einweihung der Schule nicht zu erwähnen, dass die Baukosten mit 270 183 Mark um 4800 Mark günstiger ausfielen als der Planungsansatz. Die Bauzeit betrug nur zehn Monate.

Im linken Teil war die Knabenschule und im rechten Teil die Mädchenschule untergebracht, die jeweils durch getrennte Eingänge erreicht wurden. Auch der Schulhof war getrennt. Zwischen den dreigeschossigen Flügelbauten befand sich die Turnhalle, im Untergeschoss ein Brausebad und im ausgebauten Dachgeschoss der gemeinschaftlich genutzte Zeichensaal. Die Schuldienerwohnung lag in einem eingeschossigen Anbau zur Straße hin.

In der sehr informativen Festschrift, die engagierte Eltern und Lehrer zum 100. Schuljubiläum 2010/ 2011 herausbrachten, nimmt ein schreckliches Kapitel aus der Geschichte des Schulgebäudes einen breiten Raum ein: Zwischen Oktober 1942 und Mai 1943 war die II. SS-Baubrigade als Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in der teilzerbombten Schule untergebracht. 250 Häftlinge mussten in der Stadt Trümmer beseitigen und Blindgänger entschärfen. Durch Hunger und schikanöse Arbeitsbedingungen starben 86 von ihnen. Drei Schüler bewiesen Mut und Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten: Sie steckten den hungernden Gefangenen Lebensmittel zu, was strengstens verboten war. Ein Mahnmal mit dem Titel 3 Kinder haben geholfen″ an einer Betonwand der Schule erinnert seit 2010 an ihre Taten. Die vorbildliche Geschichtsaufarbeitung wurde der Schule 2013 mit dem niedersächsischen Schülerfriedenspreis gelohnt.

Das alles bewahrte die Overbergschule jedoch nicht vor Existenzängsten, die von den Überlegungen der Stadt zur Neusortierung der Grundschulen ausgingen. 1997 setzte sich die Schule mit öffentlichem Protest erstmals gegen Zusammenlegungspläne zur Wehr. Die kleinen Bekenntnisschulen stehen seitdem ständig auf dem Prüfstand. Vereinigungen mit Johannisschule und Kreuzschule an wechselnden Standorten wurden diskutiert, sogar beschlossen und dann wieder verworfen. Das Logo der Overbergschule, von Viertklässlern im Kunstunterricht als Linolschnitt erstellt, versinnbildlicht die Bemühungen der Schule um den Erhalt ihrer Selbstständigkeit am alten Standort. Es zeigt ein Kind, das fest entschlossen das O″ wie Overbergschule umklammert hält. Bislang mit Erfolg.

Bildtexte:
Die Overbergschule im Stadtteil Schölerberg wurde 1910 mit diesem Bau eingeweiht. Die Ansichtskarte aus der Zeit vor 1915 stammt aus der Sammlung von Dieter Mehring.
Der Neubau der Overbergschule von 1971/ 72 ist etwas in den Hintergrund gerückt. Der oben abgebildete Altbau stand vorne rechts direkt an der platzartigen Erweiterung der Overbergstraße.
Das obligate Schulfoto gab es auch an der Overbergschule. Es war ebenso typisch wie die Zweisitzer-Schulbänke. Unser Leser August Hüdepohl hat es uns aus seinem Privatarchiv zur Verfügung gestellt.
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste