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1.
Erscheinungsdatum:
21.11.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Wo Hitler landete und Böll diente
Zwischenüberschrift:
Die Geschichte der Netter Heide umfasst viele unterschiedliche Kapitel
Artikel:
Originaltext:
Heinrich
Böll
schlug
1939
auf
dem
Exerzierplatz
die
Hacken
zusammen,
wo
sieben
Jahre
zuvor
Adolf
Hitler
auf
Wahlkampfreise
mit
einer
dreimotorigen
JU
52
gelandet
war.
Die
Netter
Heide
hat
viel
erlebt:
erst
Truppenübungsgelände,
dann
Flugplatz,
dann
Kaserne
–
und
heute
ein
moderner
Gewerbe-
und
Dienstleistungspark.
Osnabrück
Die
Spätgeborenen
unter
uns
erinnert
heute
wenig
an
die
frühere
Geschichte.
Seitdem
2008
die
britischen
Streitkräfte
abgezogen
waren
und
sie
das
Kasernenareal
„
Roberts
Barracks″
zurück
an
die
Bundesvermögensverwaltung
gegeben
hatten,
entstanden
und
entstehen
auf
dem
32
Hektar
großen
Areal
hochmoderne
Gewerbebauten,
ein
Speditions-
Umschlagsterminal,
ein
Quartier
der
Kreativwirtschaft
und
ein
Behördenzentrum.
Letzteres
lässt
durch
die
sechs
gleichförmigen
Gebäudequader
längs
der
Straße
An
der
Netter
Heide
erahnen,
dass
hier
einst
Soldaten
untergebracht
waren.
Am
Südende
dieser
zur
Sackgasse
gewordenen
Straße
stößt
man
auf
eine
Krieger-
Gedenkstätte,
die
1958
eingeweiht
wurde
und
den
Toten
des
hier
stationierten
Infanterieregimentes
37
und
seiner
Tochterregimenter
gewidmet
ist.
Weiterhin
erinnert
neben
den
an
der
Kanalseite
verbliebenen
Getreidespeichern
des
ehemaligen
Heeresverpflegungslagers
die
zentrale
Erschließungsstraße
an
die
militärische
Vergangenheit:
Die
Winkelhausenstraße
trägt
ihren
Namen
nach
Oberst
Carl
Wilhelm
Winkelhausen.
Der
stand
ab
1913
dem
in
Osnabrück
beheimateten
Infanterieregiment
78
vor,
bis
er
am
4.
September
1914
in
der
Marne-
Schlacht
fiel.
Ihm
zu
Ehren
erhielt
das
1935
fertiggestellte
Kasernenareal
den
Namen
Winkelhausen-
Kaserne.
Die
Kaserne
wurde
in
nur
16
Monaten
Bauzeit
auf
dem
Grund
und
Boden
des
ersten
Osnabrücker
Flugplatzes
errichtet.
Schon
1911
waren
die
tollkühnen
Flieger
in
ihren
halsbrecherischen
Flugkisten
gekommen
und
hatten
Zehntausende
bei
ihren
Flugtagen
begeistert.
Zwischen
1925
und
1933
erlangte
der
Luftlandeplatz
dank
eines
Linienverkehrs
etwa
zu
den
Nordseeinseln
und
nach
Dortmund,
Frankfurt
oder
Bremen
überregionale
Bedeutung.
Ungefähr
im
Verlauf
der
heutigen
Winkelhausenstraße
landete
Hitler
am
24.
Juli
1932
mit
einer
Junkers
JU
52,
um
eine
Wahlkampfrede
auf
dem
Klushügel
zu
halten.
1934
wurde
der
Flugbetrieb
eingestellt.
Die
Wehrmacht
übernahm
das
Gelände
und
begann
mit
dem
Bau
der
Kasernen.
Wolfgang
Knaup
hat
in
seiner
Jugend
An
der
Netter
Heide
gewohnt.
Das
Gelände
rund
um
den
ehemaligen
Flugzeughangar
lag
knapp
außerhalb
des
abgesperrten
Kasernengeländes,
„
das
war
das
Spielparadies
für
uns
Kinder,
ungefähr
dort,
wo
jetzt
die
gewerblich
betriebene
‚
Spielarena′
ist″,
schildert
Knaup.
Sein
Großvater
war
in
den
1930ern
so
eine
Art
Quartiermeister
beim
Regiment
und
wohnte
zeitweise
auf
dem
Kasernengelände.
Von
ihm
hat
er
viele
Geschichten
gehört,
wie
es
beim
Militär
zuging.
Unter
anderem,
wie
raffiniert
das
Interesse
der
Kinder
schon
im
Grundschulalter
für
Kriegswaffen
geweckt
wurde.
Das
Fotoalbum
des
Großvaters
enthält
Aufnahmen
von
„
Tagen
der
Wehrmacht″,
bei
denen
Haster
Schüler
den
Rückstoß
eines
Maschinengewehrs
kennenlernen
durften
oder
in
die
Bedienung
eines
Scherenfernrohrs
eingewiesen
wurden.
Knaups
Vorstandskollege
im
Verein
für
Philatelie
und
Numismatik,
Wolfgang
Völker,
hat
im
Vereinsheft
einen
Aufsatz
über
seinen
Vater
veröffentlicht,
der
im
August
1939
gleichzeitig
mit
Heinrich
Böll
zum
Militärdienst
in
die
Winkelhausen-
Kaserne
eingezogen
wurde.
Dass
der
1917
geborene
und
1985
gestorbene
Schriftsteller
und
Literatur-
Nobelpreisträger
fast
ein
Jahr
seines
Lebens
in
Osnabrück
verbracht
hat,
war
lange
Zeit
öffentlich
kaum
bekannt.
Erst
mit
der
Herausgabe
seiner
„
Briefe
aus
dem
Krieg
1939–
1945″
im
Jahr
2001
machte
die
Kunde
die
Runde,
und
der
Bürgerverein
Haste
etwa
veranstaltete
eine
Lesung
mit
Auszügen
aus
Bölls
insgesamt
46
Briefen
aus
der
Osnabrücker
Zeit.
„
Vor
allem
fällt
mir
die
Kaserne
immer
mehr
auf
die
Nerven;
so
sehr,
daß
ich
jede
Stunde,
die
ich
nicht
schreibend
oder
lesend
ihr
Dasein
zu
übersehen
fähig
bin,
außerhalb
verbringe″,
schreibt
Böll
am
30.
April
1940
an
Eltern
und
Geschwister.
Ziele
„
außerhalb″
sind
für
den
gläubigen
Katholiken
etwa
die
Christus-
König-
Kirche
in
Haste
und
die
Wohnung
des
Vikars
Wilhelm
Pöhler.
„
Am
Freitag
waren
wir
beim
Vikar
hier
in
Haste
[…];
wir
haben
ausgezeichneten
Wein
getrunken
und
uns
nett
unterhalten;
er
ist
ein
kriegsgeweihter,
ganz
junger
Kleriker,
höchstens
zwei
Jahre
älter
als
ich.″
Der
Pfarrer
selbst
kommt
bei
Böll
nicht
so
gut
weg:
„[…]
ein
geradezu
grauenerregender
Fall
von
Pfaffe.
Eine
aufs
Geld
versessene,
möhnige,
bürgerliche
Blindschleiche
–
in
jeder
Beziehung
ein
Blindgänger
der
Una
Sancta.″
Unfreiwillig
gehörte
Böll
zu
einer
Gruppe
junger
Soldaten,
die
am
20.
April
1940
im
voll
besetzten
Stadttheater
eine
„
Führer-
Geburtstagsfeier″
mitzugestalten
hatten.
Böll
musste
von
der
Bühne
aus
einige
Sätze
aus
einer
Hitler-
Rede
vortragen.
„
Es
hat
ganz
gut
geklappt″,
schreibt
„
Euer
Heinrich″
anschließend
an
seine
Familie
in
Köln,
„
obwohl
dem
Veranstalter
meine
Stimme
etwas
zu
wenig
soldatisch
klang.
Ihr
seht,
daß
man
in
die
tollsten
Situationen
kommen
kann.″
Kritischeres
durfte
Böll
nicht
schreiben.
Er
hatte
die
Zensur
seiner
Briefe
zu
befürchten.
Bildtexte:
Die
Mannschaftsunterkünfte
der
Winkelhausenkaserne
in
den
1930er-
Jahren.
Der
Blick
folgt
der
78er-
Straße
(heute
An
der
Netter
Heide)
nach
Norden.
Ansichtskarte
aus
der
Sammlung
Helmut
Riecken
Landesbehörden
haben
heute
ihren
Sitz
in
den
ehemaligen
Mannschaftsunterkünften
gefunden.
Rekrut
Heinrich
Böll
(links)
mit
seinem
Bruder
Alois
bei
einem
Ausflug
in
Haste.
Beim
Tag
der
offenen
Tür
in
der
Winkelhausen-
Kaserne
wird
das
Interesse
der
Jugend
an
Waffen
geweckt
(um
1935)
.
Fotos:
Joachim
Dierks,
Archiv
NOZ/
Erbengemeinschaft
Böll,
Archiv
Knaup
Autor:
Joachim Dierks