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1.
Erscheinungsdatum:
19.11.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Haus an der Herderstraße zu verkaufen?
Wer kauft das Haus an der Herderstraße 22?
Zwischenüberschrift:
Nach Besitzerwechsel soll die ehemalige Villa der Flatauers offenbar veräußert werden
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Das
verwahrloste
Haus
an
der
Herderstraße
22
im
Osnabrücker
Katharinenviertel
steht
seit
Jahren
leer
und
vergammelt.
Doch
das
könnte
sich
in
naher
Zukunft
ändern,
denn
es
kommt
Bewegung
in
die
Sache.
Nach
Recherchen
unserer
Redaktion
haben
sich
vor
Kurzem
die
Besitzverhältnisse
geändert.
Bereits
im
vergangenen
Jahr
hatte
unsere
Redaktion
über
den
Besuch
von
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert
bei
der
damaligen
Hauseigentümerin
berichtet.
Diese
lehnte
allerdings
jedes
Angebot
ab.
Die
Stadt
äußert
sich
zum
Sachstand
derzeit
nicht
konkret.
Doch
der
Bürgerverein
Katharinenviertel
will
nun
verhindern,
dass
das
Gebäude
zum
Spekulationsobjekt
wird.
Könnte
die
aktuelle
Entwicklung
die
Rettung
für
die
ehemalige
Villa
der
jüdischen
Familie
Flatauer
sein?
Es
tut
sich
was
an
der
Herderstraße
im
Katharinenviertel
in
Osnabrück:
Nach
Informationen
unserer
Redaktion
ist
die
Eigentümerin
des
Hauses
an
der
Herderstraße
22
vor
Kurzem
verstorben.
Die
direkten
Verwandten
haben
das
Haus
geerbt.
Jetzt
könnte
also
Bewegung
in
die
Sache
kommen.
Die
Frage
ist,
ob
die
Stadt
nach
wie
vor
Interesse
am
Kauf
der
Immobilie
hat,
die
einst
der
jüdischen
Familie
Flatauer
gehörte
–
und
wie
viel
sie
zu
investieren
bereit
wäre.
Osnabrück
Eines
ist
sicher,
die
Stadt
wird
nicht
der
einzige
Kaufinteressent
für
das
Grundstück
sein.
Das
Haus
an
der
Herderstraße
22
ist
bekannt
in
Osnabrück.
Schon
in
der
Vergangenheit
meldeten
sich
immer
wieder
Interessenten
bei
den
Nachbarn,
um
Kontakt
zu
der
nun
verstorbenen
Besitzerin
aufzubauen.
Doch
bis
zu
ihrem
Tod
hat
sie
alle
Angebote
ignoriert
oder
abgelehnt.
Als
das
Haus
im
vergangenen
Jahr
durch
das
Erscheinen
des
Artikels
unserer
Redaktion
zum
Politikum
wurde,
erhielt
die
Frau
sogar
einen
persönlichen
Besuch
von
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert.
Dieser
machte
ihr
im
Namen
der
Stadt
–
die
Ratsfraktionen
waren
sich
einig
–
ein
Angebot
für
das
Haus.
Auch
er
hatte
keinen
Erfolg:
Die
alte
Dame
zeigte
keinerlei
Interesse.
Erben
aufgeschlossener?
Ihre
Erben
sind
nach
Recherchen
unserer
Redaktion
aufgeschlossener
und
wollen
das
Haus
offenbar
verkaufen.
Ist
das
nun
der
Durchbruch?
Die
Stadt
äußert
sich
nicht
konkret:
„
Der
Erwerb
des
Hauses
könnte
im
städtischen
Interesse
sein″,
sagt
Sprecher
Sven
Jürgensen.
Es
bestehe
derzeit
Kontakt
zwischen
Stadt
und
Erben.
Über
Gesprächsinhalte
wurde
aber
Stillschweigen
vereinbart.
Ein
Vorkaufsrecht
hat
die
Stadt
am
Haus
an
der
Herderstraße
aber
nicht.
„
Es
wäre
eine
wunderbare
Sache,
wenn
die
Stadt
das
Haus
kaufen
würde
und
erhalten
könnte.
Aber
es
muss
machbar
und
finanzierbar
sein.
Man
müsste
eine
Allianz
von
wirklich
Interessierten
aus
der
Gesellschaft
für
die
Finanzierung
finden″,
sagt
Heiko
Schlatermund,
Vorsitzender
der
Felix-
Nussbaum-
Gesellschaft.
Mit
der
Nussbaum-
Villa
in
der
Schlossstraße
gelang
das
damals
nicht.
Auch
diese
stand
jahrelang
leer
und
drohte
zu
verfallen.
Eine
breite
Koalition
aus
SPD
und
Grünen,
dem
Museumsverein
und
mehreren
Mösermedaillen-
Trägern
zusammen
mit
der
eigens
zu
diesem
Zweck
gegründeten
Nussbaum-
Gesellschaft
forderte
Anfang
der
1990er-
Jahre,
die
Stadt
Osnabrück
möge
die
Villa
kaufen
und
dort
das
Werk
des
Malers
Felix
Nussbaum
ausstellen.
Doch
mit
der
Aufwertung
der
Schlossstraße
geriet
das
Haus
in
den
Fokus
der
Immobilienspekulanten.
Am
Ende
einer
längeren
Debatte
lehnte
die
damalige
CDU/
FDP-
Mehrheit
im
Rat
den
Ankauf
der
Villa
ab.
Heute
befindet
sich
in
dem
geschichtsträchtigen
Gebäude
eine
Hausverwaltung.
Der
Bürgerverein
Katharinenviertel
setzt
sich
dafür
ein,
dass
die
Villa
an
der
Herderstraße
22
nicht
das
gleiche
Schicksal
ereilt.
Er
fordert
die
Stadt
deshalb
auf,
jetzt
tätig
zu
werden.
Die
Mitglieder
haben
in
dieser
Woche
alle
Fraktionen
und
den
Oberbürgermeister
angeschrieben.
In
dem
Brief
bitten
sie
den
Rat
der
Stadt
darum,
einen
Antrag
auf
Denkmalschutz
bei
der
Landesbehörde
Denkmalschutz
zu
stellen.
„
Damit
könnte
man
verhindern,
dass
das
Haus
zum
Spekulationsobjekt
wird″,
sagt
Mitglied
Hartmut
Böhm.
Darüber
hinaus
regt
der
Verein
in
dem
Schreiben
an,
die
Baubehörde
anzuweisen,
bis
zur
endgültigen
Klärung
der
Rechtslage
um
das
Denkmalschutzanliegen
keine
Anträge
auf
Abriss
des
Gebäudes
zu
bearbeiten.
„
Das
Haus
ist
eines
der
letzten
Gebäude
mit
so
einer
Geschichte.
Der
Standort
eignet
sich
für
ein
Begegnungszentrum,
das
Felix-
Nussbaum-
Haus
ist
in
der
Nähe,
das
Viertel
ist
historisch
mit
dem
Haus
verbunden,
die
ehemalige
Synagoge
war
in
der
Nähe″,
sagt
Schlatermund.
Teures
Viertel
Das
Katharinenviertel
ist
im
Laufe
der
Jahre
zu
einem
der
teuersten
Wohngebiete
der
Stadt
geworden
–
und
die
Immobilien
dort
wecken
Begehrlichkeiten.
Der
Bodenrichtwert
für
das
Grundstück
an
der
Herderstraße
22
liegt
nach
Angaben
des
Katasteramtes
Osnabrück
bei
380
Euro
pro
Quadratmeter.
Inwieweit
das
Gebäude
noch
intakt
ist
und
ob
es
noch
zu
erhalten
ist,
ist
derzeit
nicht
bekannt.
Aber
wie
kam
das
Haus
eigentlich
in
die
Hände
eines
Landwirts
aus
dem
Osnabrücker
Land?
Das
jüdische
Ehepaar
Flatauer
kaufte
das
Grundstück
im
März
1929
von
dem
Tischlermeister
Heinrich
Grunge,
wie
den
Grundbuchakten
zu
entnehmen
ist.
Alma
und
Raphael
Flatauer
ließen
die
Villa
im
Bauhausstil
errichten.
Die
Familie
war
Inhaberin
der
Tuchgroßhandlung
„
Flatauer
und
Co.
KG″
in
der
Möserstraße
26
und
der
„
Großgarage
Osnabrück-
West″
in
der
Adolfstraße
60/
62.
Darüber
hinaus
besaßen
sie
drei
Häuser
in
der
Großen
Straße,
Nummer
27
bis
29,
sowie
weitere
Ländereien.
Am
3.
Dezember
1938
legten
die
Nazis
in
der
„
Verordnung
über
den
Einsatz
des
jüdischen
Vermögens″
Juden
unter
anderem
auf,
ihre
Gewerbebetriebe
zu
verkaufen
oder
abzuwickeln
und
ihren
Grundbesitz
zu
veräußern.
Das
betraf
auch
die
Flatauers.
Sie
mussten
im
Juni
1938
die
Häuser
an
der
Großen
Straße
verkaufen.
Die
Großhandelsfirma
„
Flatauer
und
Co.″
in
der
Möserstraße
wurde
am
23.
Dezember
1938
abgemeldet.
Ein
Jahr
später
war
die
Abwicklung
der
Firma
beendet.
Sie
hatten
nichts
mehr,
standen
vor
dem
Ruin.
Im
Juni
1939
wurde
die
Zwangsversteigerung
ihres
Wohnhauses
an
der
Herderstraße
22
angeordnet,
so
steht
es
im
Kaufvertrag
von
damals.
Doch
der
Ablauf
des
Verfahrens
ist
nicht
abschließend
geklärt,
denn
letztendlich
kam
es
zum
Verkauf
des
Hauses.
Käufer
ein
Landwirt
Der
Käufer
war
ein
Landwirt
aus
dem
Osnabrücker
Landkreis.
Nach
seinen
Angaben
hat
er
von
dem
Haus
aus
der
Zeitung
erfahren.
Der
Kaufpreis
betrug
41
500
Reichsmark
–
auch
für
damalige
Verhältnisse
ein
Schnäppchen
bei
der
Lage
und
Größe,
sagt
der
Historiker
Sebastian
Weitkamp.
Nach
dem
Krieg
kommt
es
1949
zu
einem
Wiedergutmachungsprozess
zwischen
Hans
und
Kurt
–
den
Söhnen
des
in
Auschwitz
ermordeten
Ehepaars
Flatauer
–
und
der
Familie
des
Landwirtes.
Dieser
beteuert
in
den
Unterlagen
zu
dem
Fall,
dass
der
Kauf
in
„
größter
Harmonie″
abgelaufen
sei.
Zudem
habe
er
noch
die
Hypothek
des
Grundstücks
übernommen.
„
Es
ist
auch
gar
kein
Schaden
entstanden,
denn
das
Grundstück
war
mit
rund
42
000
belastet″,
so
steht
es
in
den
Prozessakten.
Somit
müsse
Flatauer
ihm
sogar
dankbar
sein,
denn
er
habe
ihn
schließlich
entschuldet.
Rückblickend
klingt
das
wie
Hohn,
denn
die
Flatauers
waren
wohlhabend,
ihnen
wurde
alles
genommen,
sie
mussten
ihren
Besitz
veräußern.
Sie
hatten
gar
keine
Wahl.
Mieter
im
eigenen
Haus
Besonders
bitter:
Nach
dem
Verkauf
waren
sie
Mieter
in
dem
Haus,
das
sie
1929
für
sich
erbauen
ließen.
Noch
knapp
ein
halbes
Jahr
lebten
sie
in
ihrem
ehemaligen
Besitz.
„
Hiermit
kündige
ich
meine
Wohnung
in
Ihrem
Hause
Herderstraße
22
per
31.
Januar
1940,
ergebenst
R.
Flatauer″,
schrieb
der
einstige
Besitzer.
Alma
und
Raphael
verließen
Osnabrück
und
versuchten
ihr
Glück
in
Berlin.
Vergebens.
Drei
Jahre
später
wurden
sie
in
Auschwitz
ermordet.
Das
Haus
sollte
den
neuen
Besitzern
von
Anfang
an
Geld
bringen.
Sie
selbst
haben
dort
nicht
gewohnt.
Es
wurde
so
umgebaut,
dass
mehrere
Parteien
unterkommen
konnten.
Das
Flachdach
wurde
1955
zu
einem
Satteldach
aufgestockt,
ein
ganzes
Stockwerk
daraufgesetzt.
Die
Rundbogenfenster,
von
denen
ein
langjähriger
Nachbar
des
Hauses
schwärmt,
sind
durch
Dutzendware
aus
dem
Baumarkt
ersetzt
worden.
Nach
dem
Tod
des
Landwirts
und
seiner
Frau
erbte
ihre
Tochter
das
Haus.
Mit
ihrem
Tod
ist
das
Schicksal
des
Hauses
wieder
offen.
Bildtexte:
Beim
Haus
an
der
Herderstraße
22
ist
der
Erbfall
eingetreten.
Die
neuen
Eigentümer
wollen
die
Immobilie
offenbar
loswerden.
Die
Stadt
steht
in
Kontakt
mit
den
Erben.
Alma
und
Raphael
Flatauer
ließen
das
Haus
an
der
Herderstraße
22
damals
erbauen.
Das
Bild
zeigt
sie
im
Strandkorb
auf
Norderney.
Das
Haus
an
der
Herderstraße
22
ist
seit
Jahrzehnten
verlassen
und
verfällt.
Trotz
Leerstand
und
Verfall
ist
die
Immobilie
an
der
Herderstraße
22
begehrt.
Die
Stolpersteine
erinnern
an
die
ermordeten
Besitzer.
Fotos:
Michael
Gründel,
Archiv
Palter
Autor:
Corinna Berghahn, Kathrin Pohlmann
Themenlisten:
L.05.22K. Katharinenviertel allgemein
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