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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Nur den Aktionären verantwortlich
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Artikel Vonovia erhöht Mieten um 47 Prozent Warum Hunderten Osnabrückern plötzlich der Auszug droht″ und dem Kommentar Legaler Skandal″ von Jean-Charles Fays (Ausgabe vom 10. November).

Warum ist das nicht nur in Osnabrück so? Wer hat die nicht sanierten Wohnungen verscherbelt, anstatt sie zu pflegen? 1933 wurden die gewerkschaftseigenen Wohnungsunternehmen enteignet und der Deutschen Arbeitsfront übertragen. Dort entstand die , Neue Heimat′. Die britische Besatzungsmacht beschlagnahmte und übertrug sie an den DGB. Es folgte eine rasante Entwicklung, die Anfang 1982 mit einem Skandal endete. Einige Vorstandsmitglieder hatten sich persönlich bereichert. Der Aufsichtsrat unter dem DGB-Vorsitzenden Heinz Oskar Vetter entließ die Beschuldigten eine Woche später.

1986 erfolgte der Verkauf an den Bäcker Horst Schiesser in Berlin für eine Deutsche Mark. Der nächste Skandal. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Verbindlichkeiten auf rund 16 Milliarden DM beliefen. Das gab Aufstand, und als die Banken Schiessers Sanierungsplan ablehnten, wurde der Kauf Ende 1968 rückabgewickelt. Schiesser erhielt am Ende eine millionenschwere Abfindung. Die Geschichte lief noch lange weiter. Das war der Beginn vom Ende der gut gemeinten Wohnungsbaupolitik der Nachkriegszeit.

Das zog sich über die Jahre durch die Republik, bis heute. Viele Länder bis hin zu den Kommunen hatten sich über Wohnungsbaugenossenschaften besonders am Mietwohnungsbau beteiligt. Fast alle haben, dem Vorbild der Neuen Heimat folgend, die Wohnungsbestände an , Geldhaie′ verkauft, anstatt sie den Bewohnern oder deren Angehörige und Verwandte als Eigentumswohnungen zu gleichen Bedingungen anzubieten und bei der Finanzierung behilflich zu sein. Da wäre viel Leid erspart geblieben. Es wäre vor allen Dingen das Eigentum ein wenig gestreut worden. Die Übeltäter müssen wir nicht in der großen Politik suchen, sondern in unserer Nähe. […]″

Hermann Bischof

Bramsche

„[…] die Vonovia hat keine , besondere soziale Verantwortung′, sie hat nicht mal eine , soziale Verantwortung′. Die einzige Verantwortung, die die Vonovia hat, ist die gegenüber ihren Aktionären. Und die lautet, möglichst große Renditen zu erzielen.

Und wie macht man das als Wohnungsvermieter? Indem man möglichst hohe Mieten kassiert. Insofern hat die Vonovia alles richtig gemacht, wie man auch am Gewinn von über einer Milliarde Euro für 2017 ohne große Probleme erkennen kann: Die Aktionäre hätten bei der Lektüre Ihres Kommentars vermutlich einen Lachanfall bekommen. [...]

Aber wir leben im Kapitalismus, und dessen einziger Sinn ist es, Kapital anzuhäufen und zu vermehren. Unter der Prämisse: je mehr, desto besser. […] Egal ist es ihm auch, ob die Gewinne aus der öffentlichen Hand finanziert werden über Wohngeld und/ oder die Übernahme der Wohnkosten für Arbeitslose. Fragen Sie doch spaßeshalber mal einen der Aktionäre, ob er bei der Auszahlung der Dividenden ein schlechtes Gewissen hatte.

Sie können einem Unternehmen, das die Regeln des Marktes anwendet, doch nicht mangelnde Verantwortung vorwerfen, es tut doch nur das, was legitim ist und wofür es da ist. Wenn man jemandem Verantwortungslosigkeit vorwerfen kann, dann denjenigen, die als einzige Gruppe in diesem Geflecht von unterschiedlichen Interessen die Unternehmen dazu bringen könnten, sich anders zu verhalten, zum Beispiel , verantwortungsvoll′, nämlich: die Politik.

Dass Geschäftsmodelle wie das der Vonovia überhaupt möglich sind, haben wir der SPD unter Gerhard Schröder zu verdanken, die die nötigen gesetzlichen Änderungen auf den Weg gebracht hat das sollte man nicht vergessen. Vergessen sollte man aber auch nicht, dass alle so genannten etablierten Parteien auf das Pferd , Wachstum′ setzen und damit auf die dem Wachstum immanenten Instrumente.

Betroffen von der daraus abgeleiteten sogenannten , Liberalisierung der Märkte′ sind unter anderem auch die Kranken- und Pflegekräfte, die Rentensysteme, der Arbeitsmarkt mit den sogenannten prekären Arbeitsverhältnissen und noch viele, viele andere Felder. Also genau die Themenbereiche, die den Menschen unter den Nägeln brennen […].″

Bernd Mühle

Osnabrück

Bildtext:
Der Osnabrücker Vonovia-Sitz am Hasetorwall.
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Hermann Bischof, Bernd Mühle


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