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1.
Erscheinungsdatum:
09.11.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Das Schicksal der Familie Flatauer
Wie der Hass auf Juden die Familie Flatauer zerstörte
Zwischenüberschrift:
Das leer stehende Haus an der Herderstaße: Wir schlagen ein weiteres trauriges Kapitel auf
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Vor
einem
Jahr
hat
unsere
Redaktion
über
das
Haus
an
der
Herderstraße
22
im
Katharinenviertel
und
die
Familie
Flatauer
berichtet.
Seit
Erscheinen
der
Geschichte
ist
viel
passiert.
Passend
zum
9.
November
–
80
Jahre
nach
der
Pogromnacht
–
schlagen
wir
ein
weiteres
Kapitel
in
der
Familiengeschichte
der
Flatauers
auf.
Neue
Erkenntnisse
über
Hans
Flatauer
zeigen,
wie
Juden
ab
1933
systematisch
aus
der
Gesellschaft
ausgegrenzt
wurden.
Flatauer
und
seine
jüdischen
Freunde
durften
die
Schule
nicht
mehr
besuchen.
Er
konnte
seine
Lehre
nicht
abschließen,
bekam
nur
Aushilfsjobs
ohne
Bezahlung
und
musste
Deutschland
notgedrungen
verlassen.
Ein
Neustart
gelang
ihm
in
England.
Doch
der
war
alles
andere
als
einfach.
Seine
Eltern
sah
er
nie
wieder.
Sie
wurden
in
Auschwitz
ermordet.
Hans
Flatauer
war
Osnabrücker,
er
war
Jude
und
lebte
mit
seiner
Familie
in
dem
heute
leer
stehenden
Haus
an
der
Herderstraße
22.
Auf
Druck
der
Nazis
musste
er
seine
Heimat
verlassen.
Eine
Akte,
die
bisher
nicht
einsehbar
war,
schildert
seinen
schwierigen
Lebensweg,
der
geprägt
war
von
Verfolgung
und
Schikanen.
Es
ist
viel
passiert
seit
den
ersten
Recherchen
zur
Geschichte
der
Familie
Flatauer
–
und
sie
ist
noch
lange
nicht
auserzählt.
Vor
genau
einem
Jahr
erschien
der
Artikel
über
das
Haus
im
Katharinenviertel
in
Osnabrück.
Er
hat
viele
unserer
Leser
bewegt.
Denn
was
als
ein
Bericht
über
den
Leerstand
eines
Hauses
in
einem
angesehenen
Wohnviertel
gedacht
war,
wurde
eine
Geschichte
über
Reichtum
und
Raub,
Mord
und
Moral,
Osnabrück
und
Auschwitz.
Es
ist
die
Geschichte
einer
Familie,
deren
dunkles
Kapitel
erst
aufgeschlagen
werden
musste,
um
ans
Licht
zu
kommen.
Es
geht
um
das
Leben
von
Hans
Flatauer,
seinem
älteren
Bruder
Kurt
und
seiner
Familie.
Die
Söhne
wanderten
aus
und
überlebten,
die
Eltern
nicht:
Raphael
und
Alma
Flatauer
wurden
1943
in
Auschwitz
ermordet.
„
Meine
Eltern
blieben
in
Deutschland.
Ein
Brief
des
Roten
Kreuzes
ist
meine
einzige
Information,
dass
sie
ins
Konzentrationslager
gekommen
sind.
Was
ich
nie
verstehen
kann,
ist,
warum
die
alten
Leute
dageblieben
sind.
Sie
müssen
wie
vom
Anblick
einer
Schlange
gelähmt
gewesen
sein″,
erzählt
Hans
Flatauer
1984
in
einem
Interview
mit
Martina
Sellmeyer,
der
Autorin
von
„
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz″.
Schule
will
keine
Juden
Im
Archiv
in
Hannover
gibt
es
eine
Akte
über
Hans
Flatauer.
Sie
war
lange
Zeit
verliehen
und
für
unsere
Redaktion
daher
nicht
einsehbar.
Doch
Ende
Oktober
hatten
wir
einen
Termin
und
bekamen
Einsicht
in
die
Unterlagen.
Sie
schildern
den
schwierigen
Weg
von
Hans
Flatauer
und
die
Schikanen,
die
er
erleben
musste.
Er
konnte
Deutschland
noch
rechtzeitig
verlassen
und
entkam
womöglich
so
dem
Tod
durch
die
Nazis.
Nach
Ende
des
Krieges
versuchte
er
Deutschland
auf
Entschädigung
zu
verklagen.
Sein
Wunsch
war,
Abitur
zu
machen
und
anschließend
Ingenieurwesen
zu
studieren.
Nach
der
Machtübernahme
der
Nazis
war
das
für
viele
jüdische
Schüler
nicht
mehr
möglich.
Hans
Flatauer
erinnert
sich,
dass
nach
Beginn
der
NS-
Zeit
der
Direktor
der
Schule
die
Eltern
der
jüdischen
Schüler
bat,
von
selbst
um
die
Entlassung
ihrer
Kinder
zu
bitten.
Auch
Hans
musste
das
Realgymnasium
–
das
heutige
Ernst-
Moritz-
Arndt-
Gymnasium
–
an
der
Lotter
Straße
verlassen.
„
Als
Jude
wurde
ich
1933
aus
der
Schule
ausgewiesen.
Durch
die
Nazi-
Gesetzgebung
konnte
ich
meine
Schulausbildung
nicht
vollenden
und
nicht
–
wie
geplant
–
das
Ingenieurwesen
studieren,
welches
mein
Vater
als
Teilhaber
des
Kaufhauses
M.
Conitzer
&
Söhne
und
des
Geschäftes
Flatauer
und
Co.
leicht
hätte
finanzieren
können.
Ich
wurde
gezwungen,
als
Lehrling
und
unbezahlter
Volontär
ein
Handwerk
zu
erlernen,
und
konnte
meine
Ausbildung
nie
vollenden″,
schreibt
er
im
Oktober
1956
in
einer
eidesstattlichen
Erklärung
an
die
deutsche
Botschaft.
Flucht
nach
England
Seine
Ausbildung
fing
er
bei
den
„
Osnabrücker
Aluminiumwerken″
in
Herford
an.
„
Hans
Flatauer
verlässt
heute
von
sich
aus
unseren
Betrieb,
und
unsere
besten
Wünsche
begleiten
ihn
für
seine
Zukunft″,
so
steht
es
in
seinem
Abschlusszeugnis
vom
Juni
1936.
Doch
die
Zukunft
ist
ungewiss.
Er
versucht
es
weiter
in
Leipzig.
Dort
arbeitet
er
rund
ein
halbes
Jahr
bei
einer
Maschinenbaufirma.
Geld
erhält
er
für
die
Arbeit
nicht.
Beim
„
Sozialamt
der
israelitischen
Religionsgemeinde
zu
Leipzig″
und
beim
jüdischen
Pfadfinderbund
kümmert
er
sich
ehrenamtlich
um
jüdische
Jugendliche,
so
steht
es
in
seiner
Entschädigungsakte.
„
Man
kann
den
Akten
entnehmen,
wie
verzweifelt
dieser
junge
Mensch
gewesen
sein
muss.
Um
überhaupt
irgendwo
einen
Beruf
zu
erlangen,
hat
er
schließlich
versucht,
in
den
jüdischen
Einrichtungen
unterzukommen.
Diese
waren
später
oft
die
einzigen
Einrichtungen,
die
jüdischen
Menschen
noch
eine
Beschäftigung
geboten
haben.
Das
Regime
hat
Juden
damals
systematisch
ausgegrenzt″,
sagt
der
Osnabrücker
Historiker
Sebastian
Weitkamp.
Die
finanzielle
Situation
ist
schwierig,
und
Hans
wird
klar,
dass
seine
Zukunft
nicht
in
Deutschland
liegt.
„
Ich
selbst
bin
ausgewandert
worden.
In
Leipzig
gelang
es
mir,
eines
von
achtzehn
offenen
Visa
für
die
Auswanderung
nach
England
zu
bekommen,
und
so
konnte
ich
im
Januar
1939
nach
England
emigrieren″,
sagt
Hans
Flatauer
in
dem
Interview
im
Februar
1984.
„
Er
hat
Glück
gehabt,
dass
er
Deutschland
noch
rechtzeitig
verlassen
konnte.
Dass
er
mit
offenen
Armen
in
Großbritannien
empfangen
wurde,
das
wage
ich
zu
bezweifeln″,
sagt
Weitkamp.
Antrag
auf
Entschädigung
1956
stellt
er
den
Antrag
auf
Entschädigung
mit
der
Angabe
„
Schaden
im
beruflichen
Fortkommen″
–
so
die
Kategorie.
Es
geht
um
insgesamt
10
000
DM
–
in
zwei
verschiedenen
Verfahren.
Doch
so
einfach
ist
es
nicht.
Ausgerechnet
die
Schule,
die
ihn
aufgrund
seiner
jüdischen
Abstammung
damals
diskriminiert
und
verwiesen
hat,
bezweifelt
anfangs,
dass
er
aufgrund
der
Umstände
gezwungen
wurde,
die
Schule
zu
verlassen.
Die
Schulleitung
will
Beweise
für
seine
jüdische
Abstammung,
die
in
seiner
Geburtsurkunde
von
1915
nicht
stehen.
Die
belegt
Hans
Flatauer
mit
seinem
Reisepass,
der
den
Buchstaben
J
trägt.
Der
sogenannte
„
Judenstempel″
war
ein
von
deutschen
Behörden
in
deutschen
Reisepässen
angebrachter
Stempel
in
Form
eines
roten
„
J″.
Damit
wurde
der
Passinhaber
ab
1938
eindeutig
als
Jude
gekennzeichnet.
Schwieriges
Verfahren
Doch
das
reicht
als
Beleg
offensichtlich
nicht
aus.
So
heißt
es
in
einem
Schreiben
vom
Februar
1958
vom
damaligen
Direktor
des
Ernst-
Moritz-
Arndt-
Gymnasiums:
„
Der
Antragsteller
ist
jüdischer
Abstammung.
Er
gibt
an,
nachdem
er
das
dortige
staatliche
Gymnasium
mit
der
Realschule
zu
Osnabrück
seit
dem
Jahr
1926
besucht
hatte,
dass
ihm
1933
der
weitere
Schulbesuch
aus
Gründen
der
Rasse
untersagt
worden
sei.
Diese
Angaben
erscheinen
mir
unwahrscheinlich,
dieses
umso
mehr,
als
sein
mir
vorliegendes
Abgangszeugnis
den
Vermerk
trägt:
‚
Er
verlässt
die
Anstalt,
um
eine
Lehrstelle
anzutreten′.″
Hans
Flatauers
ehemaliger
Mitschüler
Hans
Leo
Hirtz
unterstützt
ihn
und
schreibt
unter
Eid:
„
Hans
Flatauer
besuchte
mit
mir
gemeinsam
das
Reform-
Real-
Gymnasium.
Er
musste
im
Herbst
1933
diese
Schule
aus
der
Obersekunda
aus
rassistischen
Gründen
verlassen
und
ihm,
wie
mir,
wurde
ein
Fortfahren
des
Studiums
unmöglich
gemacht.″
Hans
Leo
Hirtz
war
ebenfalls
Sohn
eines
Kaufmannes.
Er
emigrierte
1936
nach
São
Paulo.
In
einem
weiteren
Schreiben
der
Schule
an
Hans
Flatauer
heißt
es:
„
Irgendwelche
Unterlagen,
dass
dem
Obengenannten
aus
rassistischen
Gründen
der
weitere
Schulbesuch
nach
1933
untersagt
worden
ist,
sind
nicht
bei
den
Schulakten.
Nach
der
Aussage
eines
ehemaligen
Herrn
aus
dem
Kollegium
wurde
damals
den
Schülern
aber
der
Abgang
nahegelegt.
Herr
Flatauer
hat
dann
bei
seinem
Abgang
angegeben,
er
wolle
eine
Lehrstelle
antreten.″
Existenzangst
Flatauer
braucht
Geld.
Die
Firma,
in
der
er
arbeitet,
macht
laut
Akten
seit
einiger
Zeit
Verluste,
und
er
ist
gezwungen,
das
Unternehmen
zu
verlassen.
Doch
er
hat
ein
Angebot
der
Schokoladenfabrik
Mohnheim
aus
Aachen.
Für
sie
soll
er
als
Vertreter
in
England
arbeiten.
„
Da
ich
kein
eigenes
Kapital
besitze,
um
die
ersten,
unbedingt
erforderlichen
Schritte
zur
Gründung
dieser
Firma
zu
unternehmen,
erkläre
ich
hiermit,
dass
ich
die
von
mir
beantragte
Entschädigung
dringendst
benötige,
um
mir
und
meiner
Familie
eine
neue
Existenzmöglichkeit
zu
schaffen″,
schreibt
er
1957.
Rund
vier
Monate
später
erhält
Hans
Flatauer
5000
DM
von
der
Bundesregierung.
Die
weitere
Zahlung
von
5000
DM
durch
das
sogenannte
Schlussgesetz
zur
Wiedergutmachung
erhält
er
1966.
Damit
kann
er
sich
in
England
etwas
aufbauen,
seine
Vergangenheit
hinter
sich
lassen
und
sich
auf
die
Zukunft
konzentrieren.
Zu
seinem
Bruder
Kurt
besteht
weiterhin
Kontakt.
Dieser
war
schon
1934
nach
Palästina
ausgewandert.
Kurt
änderte
den
Nachnamen
in
Palter
und
lebte
fortan
in
einem
Kibbuz,
einer
genossenschaftlichen
Siedlung,
in
der
es
kein
Privateigentum
gibt.
Schmerzhafte
Erinnerung
Seine
Eltern
sieht
Hans
dagegen
nie
wieder.
„
Meine
Eltern
fühlten
sich
ganz
als
deutsche
Staatsbürger.
Ich
habe
nach
meiner
Emigration
noch
ein-
,
zweimal
von
ihnen
gehört.″
Beide
Brüder
gründeten
Familien,
doch
der
Verlust
ihrer
Eltern,
ihres
Wohlstands
und
ihrer
Osnabrücker
Herkunft
wurde
dort
nie
zum
Thema
gemacht,
wie
uns
die
Nachkommen
erzählten.
Zu
schmerzhaft
waren
die
Erinnerungen.
Hans
stirbt
im
Sommer
1987
in
London.
Für
die
Nachfahren
von
Kurt
und
Hans
blieb
vieles
der
eigenen
Familiengeschichte
lange
im
Dunkeln.
Erst
auf
unsere
Nachfrage
und
unseren
Artikel
erwachte
die
Neugier.
Kurt
Palters
Sohn
Guri
lebt
in
Tel
Aviv.
Mit
seiner
Frau
Aviva
besuchte
er
im
Dezember
2017
Osnabrück
–
und
erfuhr
Dinge
über
seinen
Vater,
die
er
vorher
nicht
für
möglich
gehalten
hatte.
Seine
Osnabrücker
Vergangenheit
war
ein
gut
gehütetes
Geheimnis.
Als
Guri
Palter
im
vergangenen
Jahr
zum
ersten
Mal
vor
dem
Haus
seiner
ermordeten
Großeltern
an
der
Herderstraße
stand,
ging
er
auf
die
Knie,
er
hatte
Tränen
in
den
Augen.
Nie
zuvor
hatte
er
das
Haus
aus
der
Kindheit
seines
Vaters
gesehen.
Im
Gepäck
hatte
Guri
ein
Fotoalbum,
das
er
erst
nach
dem
Tod
seines
Vaters
Kurt
in
den
1990er-
Jahren
fand.
Viele
der
Bilder
hatte
Kurt
selbst
gemacht,
vermutet
sein
Sohn.
Plötzlich
bekamen
Alma
und
Raphael
ein
Gesicht,
und
ihr
einst
großbürgerliches
Leben
in
der
Hasestadt
ließ
sich
für
die
Familie
erahnen.
Mehr
als
das
Fotoalbum
war
den
Nachfahren
jedoch
nicht
von
den
einstigen
Besitztümern
der
Familie
geblieben,
dachte
Guri
Palter.
Doch
er
irrte.
Familienstück
taucht
auf
Kurz
nach
dem
Besuch
der
Palters
meldete
sich
die
Osnabrückerin
Roswitha
Baumeister
in
unserer
Redaktion.
Sie
ist
die
Enkelin
des
Tischlermeisters
Heinrich
Grunge,
und
dieser
war
einst
mit
den
Flatauers
befreundet.
Grunge
stellte
für
Kurt
Flatauer
in
den
1930er-
Jahren
mehrere
Holzkisten
her,
in
die
er
seine
Habseligkeiten
für
die
Auswanderung
nach
Palästina
verstaute.
„
Zum
Dank
dafür
oder
vielleicht
auch
zum
Abschied
schenkte
Kurt
meinem
Großvater
den
siebenarmigen
Leuchter″,
so
Baumeister.
Seitdem
befand
sich
die
Menora,
so
die
korrekte
Bezeichnung
für
den
siebenarmigen
Leuchter,
rund
60
Jahre
in
Familienbesitz.
Doch
als
Baumeister
die
Geschichte
des
Hauses
las,
wusste
sie:
Der
Leuchter
gehört
der
Familie
Flatauer.
Baumeister
beabsichtigte,
ihn
nach
Israel
zu
schicken.
Doch
die
Palters
wollten
ihn
lieber
persönlich
in
Empfang
nehmen
–
und
so
kam
es
im
Februar
2018
zu
einem
Treffen
der
Nachfahren
der
einstigen
Freunde.
Die
Geschichte
von
der
Rückgabe
der
Menora
griff
kurze
Zeit
später
sogar
die
„
Jerusalem
Post″,
eine
der
größten
israelischen
Tageszeitungen,
auf,
und
auch
im
israelischen
Privatfernsehen
fand
die
Geschichte
Beachtung.
Familientreffen
Selbst
über
Osnabrücks
Grenzen
hinaus
zieht
das
Schicksal
der
Familie
weiter
Kreise:
Die
Frankfurterin
Dagmar
Hoffmann
bat
erst
in
diesem
September
um
Kontakt
zu
den
Palters.
Sie
betreibt
Familienforschung
und
hatte
über
den
Artikel
herausgefunden,
dass
ihre
Familie
mit
Alma
Flatauer
verwandt
ist.
Zwischen
Frankfurt
und
Tel
Aviv
besteht
seitdem
reger
Kontakt,
und
ein
Familientreffen
ist
für
die
Zukunft
geplant,
erzählt
sie
uns
am
Telefon.
„
Manchmal
können
Artikel
die
Geschichte
verändern
–
und
in
diesem
Fall
wurde
die
Geschichte
unserer
Familie
komplett
durcheinandergewirbelt″,
sagt
Hans′
Sohn
Daniel
Flatauer
heute.
Aviva
Palter,
Guris
Ehefrau,
sieht
es
ähnlich:
„
Die
beiden
Besuche
und
das
Wissen
über
Alma
und
Raphael
waren
Meilensteine
für
unsere
Familie.″
Führungen
durchs
Viertel
Das
Schicksal
der
Familie
Flatauer
berührte
auch
viele
Osnabrücker
–
und
das
bis
zum
heutigen
Tag:
„
Seit
dem
Artikel
ist
das
Interesse
an
dem
Thema
Judenverfolgung
in
Osnabrück
wieder
stark
erwacht″,
sagt
Martina
Sellmeyer.
Sie
veranstaltet
regelmäßig
Führungen
zum
Holocaust
in
Osnabrück
–
seit
Mai
dieses
Jahres
begibt
sie
sich
auf
die
„
Spuren
der
NS-
Zeit
im
Katharinenviertel″.
„
Die
erste
Führung
haben
über
100
Leute
besucht,
seit
der
dritten
muss
man
sich
anmelden,
damit
die
Gruppe
nicht
zu
groß
ist.″
Was
die
Menschen
besonders
interessiert:
Das
Haus
in
der
Herderstraße:
„
Der
lokale
Faktor
und
die
nachvollziehbare
Familiengeschichte:
Beides
sorgt
dafür,
dass
man
nachfühlen
kann,
was
damals
in
Osnabrück
passiert
ist.″
Für
die
Zukunft
wünscht
sich
Sellmeyer,
dass
das
Haus
vor
Verfall
und
Immobilienspekulanten
gerettet
wird:
„
Es
wäre
genau
der
richtige
Ort,
an
dem
in
der
Stadt
an
die
vertriebene
und
getötete
jüdische
Gemeinde
erinnert
werden
könnte
–
und
dieses
Erinnern
mit
privaten
Bildern
und
vielen
Dokumenten
in
den
ehemaligen
privaten
Räumen
tatsächlich
fühlbar
machen
kann.″
Engagierter
Bürgerverein
Eine
Idee,
die
auch
dem
Bürgerverein
Katharinenviertel
gefällt.
Hartmut
Böhm,
Mitglied
und
unmittelbarer
Nachbar
des
Hauses,
hat
mehrere
Versuche
gestartet,
das
Haus
zu
retten:
„
Ideal
wäre
ein
Denkmalstatus.
Aber
meine
Anfragen
dafür
wurden
abgelehnt
–
mit
der
Begründung,
dass
das
Haus
zu
verbaut
sei,
um
als
Bauhaus-
Denkmal
zu
gelten.″
Nun
will
Böhm
mit
anderen
Mitteln
die
Erinnerungen
an
die
Flatauers
wachhalten:
„
Geplant
ist,
die
Familienbilder
per
Beamer
an
die
Hauswände
zu
projizieren,
um
zu
zeigen,
wer
die
Menschen
waren,
die
hier
einst
lebten.″
Seit
Jahren
ist
das
Haus
unbewohnt
und
verkommt.
Raphael
und
Alma
Flatauer
hatten
es
1929
erbauen
lassen.
In
der
NS-
Zeit
musste
das
Paar
die
großzügige
Villa
verlassen
und
für
einen
Spottpreis
verkaufen.
Um
Juden
aus
dem
öffentlichen
Leben
zu
verdrängen,
enteigneten
die
Nationalsozialisten
sie
oder
zwangen
sie
zur
Aufgabe
ihrer
Immobilien,
Besitztümer
und
Geschäfte.
Die
heutige
Besitzerin
des
Hauses,
die
Tochter
des
damaligen
Käufers,
kümmert
sich
seit
mehr
als
20
Jahren
nicht
mehr
um
das
einst
prachtvolle
Haus.
Am
Ende
blieb
nichts
An
Raphael
und
Alma
Flatauer
erinnerten
bis
zur
Veröffentlichung
des
Artikels
nur
noch
die
Stolpersteine,
die
2008
vor
ihrem
ehemaligen
Haus
verlegt
wurden.
Dabei
waren
sie
angesehene
Osnabrücker
Kaufleute:
Raphael
Flatauer
und
sein
Bruder
Siegfried
betrieben
die
Tuchgroßhandlung
„
Flatauer
und
Co.
KG″
in
der
Möserstraße
26
und
die
„
Großgarage
Osnabrück-
West″
in
der
Adolfstraße
60/
62.
Darüber
hinaus
besaßen
sie
drei
Häuser
in
der
Großen
Straße,
Nummer
27
bis
29,
die
1938
an
L&
T
verkauft
wurden,
sowie
weitere
Ländereien.
Von
all
dem
blieb
der
Familie
nichts.
Von
den
Ereignissen
der
Pogromnacht
vor
genau
80
Jahren,
am
9.
November
1938,
waren
die
Flatauers
direkt
betroffen:
„
Unter
Bewachung
von
betrunkenen
NS-
Funktionären
wurden
die
(jüdischen)
Frauen
(und
Kinder
des
Viertels;
Anm.
d.
R.)
dann
in
der
völlig
verwüsteten
Wohnung
der
Familie
Flatauer
in
der
Herderstraße
zwischen
Scherben
und
zertrümmerten
Möbelstücken
eingesperrt.″
Dort
mussten
sie
mitansehen,
wie
antisemitische
Nachbarn
in
das
Haus
eindrangen
und
Möbel
kurz
und
klein
schlugen,
heißt
es
in
„
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz″,
dem
Standardwerk
über
die
Judenverfolgung
in
Osnabrück.
Und
das
Haus?
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert
hatte
die
Besitzerin
des
Hauses
im
vergangenen
Jahr
besucht
und
ihr
ein
Angebot
für
das
Haus
unterbreitet.
Kein
Interesse.
Sie
wolle
sich
zu
allem
nicht
äußern,
hieß
es
damals.
Doch
auch
ein
Jahr
nach
dem
Artikel
bleiben
immer
noch
Passanten
vor
dem
immer
mehr
verfallenden
Haus
an
der
Herderstraße
22
stehen,
stellen
Kerzenlichter
am
Eingang
ab
oder
verweilen.
Bildtexte:
Ein
Bild
von
Hans
Flatauer
1946.
Die
Stolpersteine
vor
dem
Haus.
Foto/
Repro:
Daniel
Flatauer
Fotos:
Michael
Gründel
Stolpersteine
Treffen
zum
Putzen
der
Stolpersteine
Am
kommenden
Samstag,
10.
November,
werden
die
Stolpersteine
von
Raphael
und
Alma
Flatauer
–
wie
auch
andere
Stolpersteine
im
Katharinenviertel
–
geputzt.
Zudem
wird
in
einem
kurzen
Vortrag
an
jedem
geputzten
Stein
das
Schicksal
der
Ermordeten
erzählt.
Initiiert
wird
die
Aktion
vom
Bürgerverein
Katharinenviertel.
Treffpunkt
ist
um
11
Uhr
vor
dem
Haus
an
der
Herderstraße
22.
Autor:
Kathrin Pohlmann, Corinna Berghahn