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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Stadtspektakel über Krieg und Frieden
Zwischenüberschrift:
Vor 20 Jahren machte das Aktionstheater „Titanick″ die Innenstadt zur Bühne
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum FriedensschlussJubiläum hatten Münster und Osnabrück beim Münsteraner Aktionstheater Titanick″ eine Auftragsproduktion zum archaischen Menschheitsthema Krieg und Frieden″ bestellt. 1998 ging diese unter dem Titel Pax XL″ nacheinander in beiden Städten als Wandeltheater über verschiedene Innenstadtbühnen.

Osnabrück Eine Stahlkonstruktion in Form eines sechs Meter hohen Januskopfes beherrschte die Theaterparade. In der römischen Mythologie war Janus der Gott des Anfangs und des Endes. Seine doppelköpfige Darstellung symbolisiert die Zwiespältigkeit oder Dualität aller Dinge, wie sie in den Begriffspaaren Anfang und Ende, Schöpfung und Zerstörung, Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Frieden und Krieg zum Ausdruck kommt.

Die Geschichte ging etwa so: In der ersten Station Aufbruch″ auf dem Domhof erheben sich 50 Erdmenschen aus dem Schlamm und machen sich auf den Weg in die Zivilisation. In der zweiten Station Reinigung″ vor dem Stadttheater kleiden sich die Aufsteiger-Erdmenschen in schicke Gewänder und feiern als Stadtmenschen ihre neu errungene Kultur. In der dritten Station Friedensdenkmal″ am Heger Tor zerspringt der Januskopf, der Krieg bricht aus. In der vierten Station Schreckensszenario″ am Bocksturm breiten sich auf einer Rampe Leid und Elend des Krieges aus. In der fünften Station Paradies″ vor dem Stadthaus I wird der Friede erneuert. Die Menschen feiern die Zukunft in einem Freudentaumel. Ein großes Abschlussfeuerwerk symbolisiert den Westfälischen Frieden.

Bis zu 25 Schauspieler und Statisten bevölkerten den Januskopf und versinnbildlichten mit Tanz, Akrobatik, Mimik, Gestik und Kostümierung die thematischen Aussagen. Insgesamt sorgten 250 Mitwirkende dafür, dass die 580 000 DM teure Produktion glatt über die Bühnen ging: Neben den festen Ensemblemitgliedern und technischen Helfern auch zahlreiche in Osnabrück angeheuerte Amateure als Statisten und Musizierende.

In die Szenenabfolge eingebaut war ein Auftritt der international bis heute erfolgreichen rumänischen Blaskapelle Fanfare Ciocarlia″, die damals noch am Anfang ihrer Weltkarriere stand. Auf einem schäbigen Viehwagen, der von Statisten durch die Gassen gezogen wurde, spielte das angeblich schnellste Blasorchester der Welt″ die Stücke mit bis zu 200 Beats pro Minute. Den elf verwegenen Musikern″ aus der Volksgruppe der Roma mit ihren alten, zerbeulten Instrumenten sei die Notenlehre unbekannt, wusste unsere Zeitung vorab zu berichten. Mit ihrem Spielwitz und dem Sinn für kontrolliertes Chaos begeisterten sie trotzdem viele Osnabrücker, die sich zu Straßentänzen hinreißen ließen.

Auch sonst war an dem Wochenende 22. und 23. August 1998 viel los in der Stadt. Mehr als 30 Gruppen und einzelne Kunstschaffende hatten sich angemeldet, unter ihnen Straßenkünstler, Spaßmacher und Musiker verschiedenster Stilrichtungen. Auf dem Markt hatten Kunsthandwerker ihre Stände aufgebaut. Alles in allem war es das bis dahin größte Straßenkulturfest in der Geschichte Osnabrücks. Kultusdezernent Reinhard Sliwka sprach in der Rückschau von der alle herkömmlichen Dimensionen sprengenden Großveranstaltung″, auf der gleichwohl alles friedlich, fröhlich und diszipliniert verlaufen sei.

Der Zeitungsreporter stellte fest: So voll waren die Straßen schon lange nicht mehr.″ Die Spielfreude der zahlreichen Statisten und die Auftritte der Chorsänger seien ansteckend gewesen. Spezialeffekte wie Explosionen und Feuersäulen hätten beeindruckt, aber auch die weniger lauten Details wie zum Beispiel das rot schimmernde Rinnsal, das als Blutlache″ durch die Heger Straße lief und den Anlass des Festes in Erinnerung rief. Kritik habe es vereinzelt an den beschränkten Sichtverhältnissen für kleinere Personen gegeben.

Trotz des durchwachsenen Wetters am Freitag bei der öffentlichen Generalprobe und am Sonntag beim zweiten Durchlauf hatte es kräftig geregnet waren die Veranstalter sehr zufrieden mit der Publikumsresonanz. Insgesamt 90 000 Besucher waren nach offizieller Schätzung am Wochenende in der Innenstadt: 60 000 zu Pax XL″ und weitere 30 000 tagsüber zu den Kulturveranstaltungen.

Bildtext:
Ein Kulturfest der besonderen Art verwandelte am 22. und 23. August 1998 Teile der Altstadt und des Walls in eine riesige Freilichtbühne. Das Stadtspektakel Pax XL″ zog 60 000 Besucher an.
Foto:
Gert Westdörp

Das Jubiläumsjahr 1998

Vor 20 Jahren, im Jahr 1998, fand in Osnabrück Bemerkenswertes statt: Im Oktober versammelten sich Europas Staatsoberhäupter im Friedenssaal. Bereits im Juni bezauberte der Dalai Lama die Osnabrücker, und im Juli wurde das Felix-Nussbaum-Haus eröffnet.

Eine kostenlose Broschüre, die nun erschienen ist, blickt auf das denkwürdige Jahr zurück. Die erste Hälfte des 50-seitigen Heftes handelt vom 24. Oktober 1998, dem 350. Jahrestag des Westfälischen Friedens. Die zweite Hälfte ruft unter anderem den 100. Geburtstag Erich Maria Remarques und die Europaratsausstellung ins Gedächtnis.

Die Broschüre begleitet die Ausstellung im Dachgeschoss des Rathauses Willkommen in Osnabrück, Eure Majestät 1998, als Europa den Frieden feierte″. Dort ist das Heft ebenso kostenlos zu bekommen wie in der Tourist-Information (Bierstraße).

Die Neue Osnabrücker Zeitung″ druckt einige Texte aus der Broschüre ab.
Autor:
Joachim Dierks


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