User Online: 2 | Timeout: 20:50Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wenn ein Altar zum Tüv muss
Zwischenüberschrift:
Schauen, reinigen, restaurieren: Flügelaltar in St. Marien strahlt in neuem Glanz
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Ein 500 Jahre altes Kunstwerk wie der Flügelaltar in St. Marien muss in regelmäßigen Abständen auf seinen Erhaltungszustand hin überprüft und gereinigt werden.

Osnabrück Das müssen Fachleute übernehmen wie Gerold Ahrends, seines Zeichens Diplom-Restaurator für gefasste Holzobjekte″. Der in Lauenburg an der Elbe ansässige Experte hat die Ausschreibung der Mariengemeinde über die fälligen Erhaltungsarbeiten gewonnen. Etwa zwei Wochen braucht der kunsthistorisch und materialwissenschaftlich ausgebildete Handwerker, um zusammen mit seiner Assistentin Ida Rupp dem Altar-Retabel aus der damals hoch angesehenen Werkstatt der Antwerpener Lukasgilde auf den Zahn zu fühlen.

Mithilfe der zwei- oder vierfach vergrößernden Stirnlupe untersucht er die Oberflächen der vergoldeten Figurengruppen des Altaraufsatzes. Die sind in der Tiefe bis zu dreifach gestaffelt. Um auch etwa an die Soldaten in der hintersten Reihe heranzukommen, lassen sich die eingesteckten Figuren der vorderen Reihen, etwa die Jesus beweinenden Jungfrauen, herausnehmen.

Zum Glück ist keine Figur übrig geblieben″, scherzt Pastor Frank Albrecht Uhlhorn. Er hatte schon Befürchtungen, als er all die vielen Stecklinge, auf einem Tuch liegend, ausgebreitet sah. Aber nun sind sie alle wieder an ihrem angestammten Platz, nachdem das Restauratoren-Team sie sorgfältig gereinigt und Fehlstellen ergänzt oder retuschiert hat. Wir sind gehalten, etwa alle 15 Jahre diese Reinigung und Inspektion durchführen zu lassen″, berichtet die Kirchenvorstandsvorsitzende Friederike Dauer. Durch die normale Nutzung des Gotteshauses setze sich Staub auf den Holzoberflächen ab. Zusammen mit der Feuchtigkeit, die besonders in der nassen Jahreszeit von den Besuchern eingetragen wird, kann sich Schimmel bilden.

Pilzsporen und Bakterien können bei längerer Einwirkung die Oberflächen angreifen und dunkel verfärben. Leider ist das Jesuskind in der Krippe durch seine horizontale Lage am stärksten betroffen″, merkt Uhlhorn an, das braucht eine besondere Pflege und Aufmerksamkeit.″

Der Staubbefall ist auch deshalb ein regelmäßiges Betätigungsfeld für die Restauratoren, weil der Altaraufsatz, anders als ursprünglich einmal gedacht, fast immer aufgeklappt ist. Nur für wenige Stunden im Jahr, während der Karwoche, klappt der Küster die Flügel vor den Figurenschmuck, um der Karfreitagsliturgie zu folgen.

Restaurator Ahrends stellt dem Altar insgesamt ein gutes Zeugnis aus, der Gesamtzustand sei angesichts des Alters von einem halben Jahrtausend hervorragend. Es habe in der Vergangenheit zum Glück keine restauratorischen Eingriffe gegeben, die den Originalzustand verfälscht hätten. Das gilt laut Ahrends auch für die zwölf gemalten Tafelbilder. Nur an zwei Bildern müsse er lose Malschichten wieder neu befestigen. Den Bombenkrieg überstand der Altar, weil seine Einzelteile in einen Schutzraum ausgelagert waren. Nur die umgebende Holzstruktur des Schreins ist nach 1945 neu geschaffen worden.

Ina-Alexandra Weymann und Heinrich Frömbling sind Kuratoren der Stiftung St. Marien. Auch sie verfolgen die Arbeiten sorgfältig, weil sie sie schließlich bezahlen müssen. Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens ist die Altarrestaurierung sozusagen das Geburtstagsgeschenk der Stiftung an die Mariengemeinde.

Vergangenen Sonntag war Stiftungstag″ da hatte die Gemeinde Gelegenheit, den Restauratoren bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen. Danach hielt Niklas Gliesmann von der TU Dortmund einen Vortrag über die Bedeutung der Antwerpener Altäre als bedeutende Kulturzeugnisse, und Ahrends stellte die angewandten Methoden der Konservierung und Restaurierung vor.

Am morgigen Sonntag ist um 10 Uhr der Dankgottesdienst für zehn Jahre Stiftung St. Marien. Dann wird die Gemeinde den für die nächste Generation konservierten Altar wieder in ihrer Mitte aufnehmen.

Bildtext:
Gerold Ahrends und Ida Rupp haben den Altar von St. Marien auseinandergebaut und die Einzelteile begutachtet und gereinigt.
Die ein halbes Jahrtausend alten Figuren stammen aus der Werkstatt der Antwerpener Lukasgilde.
Fotos:
Jörn Martens
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste