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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Bürokratisch organisierter Mord
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten brachten den
psychisch kranken Georg Piel um
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Weil Georg Piel psychisch krank war, wollten die Nationalsozialisten seinen Tod. Bis 1932 hatte er mit seiner Frau Frida an der Heger Straße 32 gelebt. Doch dann musste er in die Provinzial-Heil- und - Pflegeanstalt am Gertrudenberg. Bald darauf bereitete das NS-Regime einen bürokratisch organisierten Massenmord an Bewohnern von psychiatrischen Krankenhäusern vor, dem Georg Piel 1941 zum Opfer fiel. Jetzt erinnert ein Stolperstein an sein Schicksal.

Die 63 Frauen und 118 Männer dürften kaum geahnt haben, was mit ihnen geschehen sollte. Im April 1941 mussten die Patienten in Busse steigen, darunter auch Georg Piel. Die Fahrt ging zum Hauptbahnhof und mit dem Zug weiter nach Eichberg. Dort wurden die hilflosen Menschen untergebracht, bis sie wieder einen Zug besteigen mussten Ziel war Hadamar in Hessen. Dort befand sich eine von sechs Tötungsanstalten, die Adolf Hitler ab 1939 hatte bauen lassen, um seine Aktion T 4″ umzusetzen, benannt nach der Berliner Adresse Tiergarten 4. Dieses Haus hatte die Aufgabe, den Mord an psychisch Kranken und geistig Behinderten in ganz Deutschland zu organisieren. Dabei war jedoch nicht von Mord die Rede, sondern beschönigend von Euthanasie Sterbehilfe. Wie Jürgen Schaffhäuser, Pate des Stolpersteins für Georg Piel, erläuterte, ist von Piel überliefert, dass er Schlosser und Dreher war. Unbekannt ist jedoch, an welcher psychischen Krankheit er litt. Weil er sich länger als fünf Jahre in der Anstalt am Gertrudenberg befunden hatte, kam er auf die Liste der Todeskandidaten.
Wie es denen erging, wird in dem Buch Euthanasie″ von Manfred Klüppel beschrieben, aus dem Schaffhäuser zitierte: In Hadamar führte man die, wie Augenzeugen berichteten, oft verängstigten und völlig desorientierten Menschen in den Warte- und Auskleideraum. Einzeln wurden sie dem Arzt vorgestellt, fotografiert, und dann mussten sie gemeinsam in den Baderaum′ in den Keller gehen. Der Raum wurde verschlossen, die Luft abgesaugt und das Gas eingelassen. Diese Arbeit wurde von einem Arzt und mehreren Pflegern übernommen. Nach drei langen Minuten waren die Menschen tot.″ So erging es auch Georg Piel. Er war 38 Jahre alt.

Bildtext;
In diesem Haus an der Heger Straße 32 lebte Georg Piel mit seiner Frau Frida, bis er 1932 psychisch erkrankte. Im Juni 1941 wurde er in Hadamar ermordet.
Foto:
Jörn Martens

Stolpersteine

Stolpersteine erinnern an NS-Opfer jeweils vor ihren Wohn- oder Wirkungsstätten. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des bundesweiten Projekts. Den Stolperstein für Georg Piel haben jetzt ehrenamtlich vier Schüler des Berufsschulzentrums Westerberg verlegt: Alexander Kerschner, Jan Klostermann, Jan Thiel und Dominik Strohmeier.
Autor:
Jann Weber


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