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1.
Erscheinungsdatum:
30.10.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Am Vorabend des Kriegsendes
Zwischenüberschrift:
Oktober 1918: Spanische Grippe, Teppiche aus Papier und Kriegsanleihen-Werbung
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
deutschen
Truppen
sind
ausgelaugt
und
haben
den
Vorstößen
der
Alliierten
nichts
mehr
entgegenzusetzen.
Das
für
Deutschland
ungünstige
Ende
des
Ersten
Weltkriegs
zeichnet
sich
ab.
Der
Kaiser
beruft
Prinz
Max
von
Baden
zum
Reichskanzler.
Der
bildet
eine
parlamentarische
Regierung
unter
Einbeziehung
fast
aller
Parteien.
Damit
soll
der
US-
Präsident
Woodrow
Wilson
milde
gestimmt
werden
in
Bezug
auf
Waffenstillstandsbedingungen,
die
in
diplomatischen
Noten
zwischen
Berlin
und
Washington
ausgetauscht
werden.
Wilson
bleibt
aber
hart
und
besteht
vorab
auf
vollständiger
Einstellung
des
U-
Boot-
Krieges
und
dem
deutschen
Rückzug
aus
Belgien
und
dem
noch
besetzten
Streifen
Nordfrankreichs.
Der
de
facto
führende
Kopf
der
Heeresleitung,
General
Erich
Ludendorff,
wird
am
26.
Oktober
zum
Rücktritt
bewegt.
Am
29.
Oktober
weigern
sich
Matrosen
in
Wilhelmshaven,
mit
Schiffen
der
Hochseeflotte
zu
neuen
Kampfhandlungen
auszulaufen.
Durchhalteparolen:
An
der
„
Heimatfront″
in
Osnabrück
herrscht
Anfang
Oktober
„
in
dieser
Schicksalsstunde
Deutschlands″
noch
Hoffnung
auf
einen
„
ehrenvollen
und
unseren
Interessen
gerecht
werdenden
Frieden″,
wie
der
Kommentar
im
„
Osnabrücker
Tageblatt″
ihn
fordert.
„
Das
Reich
hat
seine
neuen
Männer,
denen
man
bitte
Vertrauen
schenken
soll.″
Der
amerikanische
Präsident
habe
die
„
tief
greifenden
Wandlungen
im
deutschen
Verfassungswesen″
sicherlich
positiv
vermerkt.
Kriegsanleihe:
Noch
wird
kräftig
Werbung
für
eine
neue
Kriegsanleihe
gemacht,
die
neunte.
Es
soll
die
letzte
sein.
Um
anderslautenden
Gerüchten
entgegenzutreten,
lässt
das
Reichsbankpräsidium
verkünden:
„
Wer
Kriegsanleihe
zeichnet,
verlängert
nicht
den
Krieg!
Nur
ein
schlechtes
Ergebnis
der
Kriegsanleihe
würde
den
Krieg
verlängern.
Denn
unsere
Feinde
würden
dann
unseren
wirtschaftlichen
Zusammenbruch
erhoffen
und
frischen
Mut
zum
Weiterkämpfen
schöpfen.″
Die
Osnabrücker
Banken
springen
auf
den
Werbefeldzug
auf
und
leiten
die
Zeichnungsaufträge
kostenfrei
weiter.
Fünf
Prozent
Zinsen
werden
versprochen
bei
einem
attraktiven
Ausgabekurs
von
98
Prozent.
Niemand
klärt
die
Deutschen
über
die
Risiken
einer
derartigen
Geldanlage
auf,
und
am
Ende
sind
die,
die
auf
sie
vertraut
haben,
gelackmeiert:
Da
die
Anleihen
bis
1924
unkündbar
sind,
frisst
die
Hyperinflation
von
1923
alles
auf.
Der
Staat
zahlt
das
aufgenommene
Geld
ohne
Schwierigkeiten
zum
Nennwert
zurück
–
aber
das
Geld
ist
nichts
mehr
wert.
Spanische
Grippe:
Die
weltweit
grassierende
Spanische
Grippe
hält
auch
Osnabrück
fest
im
Griff.
Der
Oktober
markiert
mit
247
Toten
den
Höhepunkt
der
Welle.
Darüber
hinaus
wird
ein
großer
Teil
der
durch
Unterernährung
geschwächten
Bevölkerung
von
der
Krankheit
ergriffen
und
ist
über
Wochen
ans
Krankenbett
gefesselt.
Wegen
der
Ansteckungsgefahr
müssen
alle
Lichtspielhäuser
bis
auf
Weiteres
geschlossen
bleiben.
Die
Herbstferien
aller
Schulen
im
Stadtgebiet
sind
um
zwei
Wochen
bis
zum
5.
November
verlängert
worden.
Wegen
massenhafter
Erkrankung
der
Postbeamten
sind
die
beiden
Zweigstellen
am
Heger
Tor
und
am
Johannistor
vorübergehend
geschlossen.
Die
Hälfte
aller
Telegrammboten
ist
krank.
Das
Telegrafenamt
sieht
sich
genötigt,
Telegramme,
Eilbriefe
und
Eilpaketkarten
mit
den
ganz
normalen
Briefzustellungen
zu
befördern.
Die
Pakete
müssen
von
den
Empfängern
auf
der
Hauptpost
abgeholt
werden.
In
Lüneburg
ist
gar
der
gesamte
Fernsprechverkehr
wegen
Massenerkrankung
der
Beamtinnen
in
der
Vermittlung
eingestellt
worden.
Vegetarisch
wider
Willen:
Ein
Revisor
der
Provinzialfleischstelle
sollte
die
Einhaltung
der
„
fleischlosen
Woche″
in
den
Gaststätten
überprüfen.
In
einem
Lokal
ertappt
er
den
Besitzer
–
ihm
wird
ein
Fleischgericht
serviert.
Anschließend
erstattet
er
gegen
Wirt
und
Kellner
Strafanzeige.
Beide
werden
verurteilt.
Da
der
Revisor
das
ihm
vorgesetzte
Fleisch
in
aller
Seelenruhe
verzehrt
hat,
wird
auch
er
unter
Anklage
gestellt
und
zu
50
Mark
Geldstrafe
verurteilt.
Teppiche
aus
Papier:
Das
Einrichtungshaus
Schauenburg
&
Lambrecht
inseriert
„
Ersatzstoffe
in
höchster
Vollendung
und
großer
Auswahl″.
Es
geht
um
bedruckte
Vorhang-
und
Kissenstoffe
aus
Papier
„
in
prachtvollen
Gobelin-
und
Blumenmustern″,
um
naturfarbige
Papierstoffe
für
Rollos
und
Gardinen,
um
„
abgepasste
modische
Papiervorhänge,
bestehend
aus
zwei
Schals
und
Querbehang″.
Sogar
Teppiche
und
Läufer
aus
gewebtem
Spezialpapier
sind
in
der
Sonderausstellung
im
Schaufenster
zu
bewundern.
Nahe
dem
Bahnhof
Bohmte
wird
neben
den
Gleisen
die
zerstückelte
Leiche
eines
„
Feldgrauen″
gefunden.
Er
ist
offensichtlich
von
einem
Zug
überrollt
worden.
Die
Rekonstruktion
des
Unglücks
ergibt,
dass
der
Landsturmmann
H.
aus
Levermehnen
mit
dem
Urlauberzug
von
der
Front
kam,
um
14
Tage
zu
Hause
zu
verbringen.
Er
hätte
den
Zug
in
Osnabrück
verlassen
und
mit
dem
Abendpersonenzug
weiter
bis
Bohmte
fahren
müssen.
Stattdessen
ist
er
mit
dem
Urlauberzug
weiter
Richtung
Bremen
gefahren
und
in
Bohmte
abgesprungen.
Die
Mutprobe
endet
tödlich.
Öl
aus
Bucheckern:
Dringende
Aufrufe
ergehen
zum
Sammeln
von
Eicheln,
Kastanien,
Bucheckern.
Hauptsammelstelle
ist
die
Firma
Lange
&
Lehners.
„
Bucheckern
sammeln
heißt
sich
Fett
verschaffen,
denn
für
ein
Kilogramm
Eckern
erhält
man
60
Gramm
Öl.
Da
an
einem
Tage
jedermann
wohl
zwei
Kilo
Eckern
sammeln
kann,
erhält
er
an
einem
Tag
die
gleiche
Menge
Fett
wie
bei
der
jetzigen
Fettzuteilung
in
zwei
Wochen.
Sammle
daher
jeder
zur
Vermehrung
seiner
Fettvorräte
für
die
kommende
schwere
Zeit.″
Bildtext:
Bucheckern
standen
hoch
im
Kurs.
(Der
Plakatentwurf
von
Julius
Gipkens,
Druck
Hollerbaum
&
Schmidt,
Berlin,
entstammt
der
Bibliothek
für
Zeitgeschichte
Stuttgart
und
wurde
abgedruckt
in
„
Osnabrück
1914–1918.
Eine
deutsche
Stadt
im
Ersten
Weltkrieg″,
hrsg.
von
Rolf
Spilker,
Bramsche
2014.)
Autor:
Joachim Dierks