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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Schneiderin in Hadamar ermordet
Zwischenüberschrift:
Stolperstein an der Rolandsmauer erinnert an Franziska Knoche
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Die Nationalsozialisten sprachen von Rassenhygiene″. Der Ideologie folgten Taten. Am 24. April 1941 wurden etwa 180 Patienten der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt am Gertrudenberg in Busse gepfercht und zum Bahnhof gebracht, mit dem Zug über Eichberg nach Hadamar verschleppt und dort vergast. Eine von ihnen war die Schneiderin Franziska Knoche. Jetzt erinnert ein Stolperstein vor ihrem ehemaligen Zuhause an der Rolandsmauer 12 an sie.

Unter welcher Krankheit Franziska Knoche litt, ist nicht bekannt. Überliefert ist lediglich, dass sie sich über Kopfschmerzen beklagte. 1921 wurde sie im Alter von knapp 40 Jahren in die Heil- und Pflegeanstalt, dem späteren Landeskrankenhaus, eingewiesen. Die Schneiderin wurde als schlanke Frau beschrieben, 1, 66 Meter groß und mit blassem Gesicht. Meist soll sie zurückgezogen gelebt haben und, wenn es ihr gut ging, in der Nähstube der Anstalt gearbeitet haben. Widersprüchlichen Angaben nach befand sie sich während der 1930er-Jahre in einer Anstalt in Hildesheim.
In der Zwischenzeit waren die Nationalsozialisten an die Macht gekommen und hatten im Laufe der 1930er- Jahre eine bürokratisch durchorganisierte Mordwelle vorbereitet, der im Schatten des Zweiten Weltkrieges Hunderttausende psychisch Kranke und geistig Behinderte zum Opfer fallen sollten. Damit setzten die Nationalsozialisten ihre Vorstellungen von Rassenhygiene″ in die Tat um und bezeichneten den Massenmord beschönigend als Euthanasie. Der Verwaltungszentrale am Tiergarten 4 in Berlin unterstanden sechs Tötungsanstalten. Eine entstand im hessischen Hadamar. Es ist dokumentiert, dass Franziska Knoche wie die anderen etwa 180 Patienten aus Osnabrück zunächst zu einer Sammelstelle in Eichberg gebracht wurde, sie dann einen anderen Zug nach Hadamar besteigen musste. Dort warteten ihre Mörder. Franziska Knoche wurde im Alter von 62 Jahren am 10. oder 11. Juni 1941 vergast und verbrannt.
Angehörige erhielten zwar Urnen mit Asche. Doch stellte sich heraus, dass es sich dabei um irgendwelche Asche handelte und nicht um die der Ermordeten. Die Nationalsozialisten stellten auch die Todesbescheinigungen willkürlich aus. So war es wohl auch im Fall von Franziska Knoche, für die ihre Verwandten im Juli 1941 eine Urne auf dem Heger Friedhof beisetzten.
Lisa Böhne erläuterte während der Verlegung des Stolpersteins das Wenige, was über Franziska Knoche bekannt ist. Und sie erinnerte an die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten. Das Recht zu leben wurde zugeteilt oder entzogen.″ Je nach Kosten und Nutzen, doch vor allem nach der Willkür des Rassenwahns.

Bildtext:
In diesem Haus an der Rolandsmauer 12 lebte Franziska Knoche. Aus der Heil- und Pflegeanstalt wurde sie nach Hadamar deportiert und dort vergast.
Foto:
Jörn Martens

Stolpersteine

Die Gedenksteine erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus jeweils vor den Wohn- oder Wirkungsstätten der Juden, Sinti, Deserteure, Menschen, die aus politischen und religiösen Gründen, wegen ihrer sexuellen Orientierung, einer psychischen Erkrankung oder einer Behinderung verfolgt und ermordet wurden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts. Patin des Stolpersteins für Franziska Knoche ist die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschisten. Verlegt haben ihn Schüler des Berufsschulzentrums Westerberg: Alexander Kerschner, Jan Klostermann, Jan Thiel und Dominik Strohmeier. Für künftige Verlegungen nimmt das Büro für Friedenskultur Hinweise von Zeitzeugen über das Schicksal von NS-Opfern entgegen: Telefon 05 41/ 323-22 87.
Autor:
Jann Weber


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