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1.
Erscheinungsdatum:
17.10.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Amtliche Messung am Damen-BH
Zeitreise entlang der Bahnschienen
Zwischenüberschrift:
Wie der „Raupen-Skandal″ 1958 zur zeitweiligen Schließung des Jahrmarkts führte
Artikel:
Originaltext:
Wie
lange
dauert
es,
den
Verschluss
eines
Damen-
BHs
bei
halbherziger
Gegenwehr
der
Trägerin
zu
öffnen?
Diese
Frage
war
Gegenstand
einer
ordnungsamtlichen
Untersuchung,
nachdem
in
einem
Raupen-
Fahrgeschäft
auf
dem
Jahrmarkt
im
März
1958
ein
herren-
,
nein,
damenloser
BH
gefunden
worden
war.
Osnabrück
Das
Ergebnis
lautete:
15
Sekunden.
Es
führte
zu
der
sogenannten
„
Verdeck-
Klausel″:
Fortan
durften
die
Raupenbahnen
für
maximal
zehn
Sekunden
das
Verdeck
herunterlassen,
dann
musste
wieder
freie
Sicht
auf
die
Fahrgäste
hergestellt
werden.
Der
frühere
Schaustellerverbandsvorsitzende
Otto
Cornelius
gab
diese
Geschichte
2010
am
Rande
der
Sonderausstellung
„
Hoch
hinaus
und
rund
herum″
zur
Geschichte
der
Jahrmärkte
im
Museum
Industriekultur
preis.
Ausstellungskuratorin
Barbara
Kahlert
schrieb
alles
mit,
tauchte
anschließend
ins
Zeitungsarchiv
ein
und
studierte
Polizei-
Einsatzprotokolle.
Heraus
kam
eine
lesenswerte
Abhandlung,
die
sie
unter
dem
Titel
„,
Heiße′
Musik
und
frischer
Fahrtwind
–
Treffpunkt
Raupe″
im
Ausstellungs-
Begleitband
„
The
Beat
goes
on″
2013
veröffentlichte.
Kahlert
nennt
Gründe
für
den
hohen
Stellenwert,
den
die
Jahrmärkte
der
1950er-
Jahre
und
speziell
die
Raupenbahnen
für
die
Jugend
hatten.
Zu
Hause
bei
den
Eltern
kamen
Operettenklänge
oder
allenfalls
Peter
Alexander
und
Caterina
Valente
aus
Röhrenradio
oder
Schwarzweiß-
Fernseher.
Englischsprachiger
Rock
′
n′
Roll
war
für
die
tonangebende
Erwachsenenwelt
nichts
anderes
als
„
Hottentotten-
Musik″.
In
den
deutschen
Rundfunkprogrammen
kam
sie
nicht
vor,
man
musste
schon
den
englischen
Soldatensender
BFN
(später
BFBS)
hereindrehen.
Oder
eben
auf
den
„
Jazzer″
gehen,
also
den
Jahrmarkt.
Die
aktuellsten
Platten,
teilweise
direkt
aus
den
USA
oder
Großbritannien
importiert,
spielten
die
Raupen-
Karussells
ordentlich
laut
und
mit
viel
Bass
rauf
und
runter,
ob
es
nun
Bill
Haleys
„
Rock
around
the
Clock″
war
oder
Elvis
Presleys
„
Blue
Suede
Shoes″.
Um
die
Schallplatten
erschütterungsfrei
abspielen
zu
können,
stand
die
Musikanlage
auf
einem
eigenen
Podest,
das
nicht
mit
den
Stützen
der
Raupenbahn
oder
den
Bodenbrettern
des
Umlaufstegs
verbunden
war.
Neben
der
Musik
war
es
die
Aussicht
auf
Begegnungen
mit
dem
anderen
Geschlecht,
auf
kleine
erotische
Abenteuer
unter
dem
Sichtschutz,
die
die
Raupen
so
attraktiv
machten.
Diskotheken
und
Jugendzentren
gab
es
noch
nicht.
Jungens
kleideten
sich
gern
so,
wie
sie
das
von
James
Dean
oder
Peter
Kraus
aus
den
einschlägigen
Filmen
kannten:
Röhrenjeans,
Lederjacke,
offenes
Hemd.
Dazu
eine
Zigarette
im
Mundwinkel
und
lässig
an
das
Außengeländer
der
Raupe
gelehnt.
Oder
gar
auf
dem
Trittbrett
der
Bahn
stehend
–
mitfahrend
und
dabei
der
Fliehkraft
trotzend,
so
wie
die
Gehilfen
des
Fahrgeschäfts
das
machten,
wenn
sie
die
Chips
einkassierten.
Das
musste
doch
Eindruck
machen
auf
die
jungen
Damen!
Die
Berg-
undTal-
Bahnen,
wie
die
Raupen
offiziell
hießen,
gaben
sich
Fantasienamen
wie
„
Musik-
Express″,
„
Schnee-
Circus″
oder,
nach
der
Winterolympiade
1956,
„
Cortina-
Express″.
Während
der
Fahrt
ließ
sich
ein
–
zumeist
dunkelgrünes
–
Stoffverdeck
über
die
Wagen
stülpen,
was
der
Bahn
das
Aussehen
einer
sich
vorwärtswindenden
Schmetterlingsraupe
verlieh.
Dieser
Sichtschutz,
der
aus
den
offenen
Wagen
einen
„
Knutsch-
Tunnel″
machte,
erfüllte
Eltern
sowie
amtliche
Ordnungs-
und
Sittenhüter
mit
Sorge.
Küssen
in
der
Öffentlichkeit
war
verpönt
und
galt
als
Vorstufe
zu
noch
schlimmeren
Lastern,
die
sich
in
der
Fantasie
der
Moralwächter
unter
der
grünen
Plane
abspielen
würden.
Alle
Befürchtungen
schienen
bestätigt,
als
im
März
1958
in
der
Raupenbahn
der
Familie
Wittler
nach
einer
Fahrt
besagter
BH
gefunden
wurde.
Die
Polizei
schritt
ein
und
verfügte
nicht
nur
die
Schließung
der
Raupenbahn,
sondern
des
gesamten
Jahrmarkts.
Das
wiederum
führte
am
5.
März
gegen
19
Uhr
zu
Protesten
von
etwa
80
„
Halbstarken″,
wie
die
Presse
sie
nannte.
Vor
der
Wittler′schen
Raupe
skandierten
sie
Schmäh-
Parolen
gegen
die
Polizei
und
veranstalteten
ein
Pfeifkonzert.
Die
Polizei
löste
die
Ansammlung
auf.
Daraufhin
zogen
Gruppen
weiter
in
die
Innenstadt,
behinderten
den
Verkehr,
beschädigten
parkende
Autos
und
zertrümmerten
die
Scheibe
einer
vorbeifahrenden
Straßenbahn.
Laut
Polizeibericht
befand
sich
Wittlers
Raupenbahn
schon
seit
einigen
Jahren
im
Visier
des
Ordnungsamtes,
weil
sie
regelmäßig
Zusammenrottungen
auslöse
und
die
Jugendlichen
dann
„
untereinander
unsittliche
Handlungen″
vollzögen.
Nun
wurden
„
zur
Beseitigung
dieser
Gefahrenstelle
und
zur
Erhaltung
der
öffentlichen
Sicherheit″
verschiedene
Anordnungen
erlassen.
Um
das
Fahrgeschäft
war
eine
Sperrzone
einzurichten,
die
nur
mit
einer
Eintrittskarte
betreten
werden
durfte.
In
dieser
Sperrzone
durften
sich
nur
doppelt
so
viele
Besucher
aufhalten
wie
Sitzplätze
in
dem
Fahrgeschäft
vorhanden
waren,
bei
54
Sitzplätzen
also
108
Besucher.
Würde
die
Zahl
überschritten,
sei
das
Fahrgeschäft
sofort
stillzulegen.
Dazu
kam
es
dann
auch
tatsächlich,
nachdem
200
bis
300
Jugendliche
auf
und
vor
dem
Steg
der
Raupe
gezählt
wurden.
Im
Bericht
der
weiblichen
Kriminalpolizei
hieß
es:
„
Auf
diesem
Steg
standen
ständig
mindestens
200
Jugendliche,
die
sich
im
Takt
der
Hot-
Musik
wiegten
und
Mädchen
von
12–17
Jahren
abkneteten.″
Der
Redakteur
des
„
Osnabrücker
Tageblatts″
schrieb
nach
einer
Pressekonferenz
der
Stadtverwaltung
am
7.
März
1958:
„
In
diesem
Zusammenhang
wurden
Einzelheiten
laut,
die
jedem
Menschen
die
Schamröte
ins
Gesicht
treiben.″
Die
„
Hot-
Musik″
stand
unter
Generalverdacht,
ähnlich
wie
Alkohol
oder
Drogen
enthemmend
zu
wirken.
Als
im
Juni
des
folgenden
Jahres
Walter
Wittler
das
Verwaltungsgericht
anrief,
um
die
gegen
ihn
verhängte
Verbannung
von
allen
Osnabrücker
Jahrmärkten
aufheben
zu
lassen,
war
vorgesehen,
die
beanstandeten
Musikstücke
zwecks
juristischer
Überprüfung
im
Gerichtssaal
abzuspielen.
Leider
versagte
im
entscheidenden
Moment
das
bereitgestellte
Tonbandgerät.
1960
verlangten
die
Schausteller
eine
Rückverlegung
der
Jahrmärkte
in
die
Innenstadt,
wo
sie
zuvor
auch
schon
abgehalten
wurden:
1945
auf
dem
Ledenhof,
von
1946
bis
1954
auf
dem
Domhof,
ab
1948
zusätzlich
vor
der
Klosterkaserne.
Der
Schwarze
Platz
liege
zu
weit
„
außerhalb″
und
sei
deshalb
zu
einem
„
Tummelplatz
für
Halbstarke″
geworden,
während
Bürgerfamilien
fernbleiben
würden.
Es
kam
dann
aber
ganz
anders.
Wegen
Vorbereitungen
zum
Bau
des
Niedersachsenbades
konnte
der
Schwarze
Platz
im
März
1961
letztmalig
bespielt
werden.
Danach
ging
es
zur
Halle
Gartlage,
die
noch
deutlich
weiter
„
außerhalb″
lag.
Das
Freigelände
dort
ist
bis
heute
Schauplatz
der
Frühjahrs-
und
Herbstjahrmärkte
geblieben.
In
den
letzten
Jahren
kam
aus
Kreisen
der
Marktbeschicker
erneut
der
Wunsch,
in
die
Innenstadt
zurückzukehren.
Die
Stadt
sieht
dazu
jedoch
bislang
keine
Möglichkeit.
Bildtext:
Ein
Einkaufszentrum
belegt
heute
den
Schwarzen
Platz.
Zwischendurch
stand
hier
das
Niedersachsenbad:
1966
eröffnet,
2006
abgerissen.
Der
Schwarze
Platz
im
Eck
von
Natruper
und
Nobbenburger
Straße
war
bis
März
1961
Schauplatz
des
Jahrmarkts,
auch
„
Jazzer″
genannt.
Im
Hintergrund
rechts
erkennt
man
die
ehemalige
Infanteriekaserne
von
1913,
die
heute
Teil
des
Berufsschulzentrums
ist.
Im
März
1957
fuhr
die
Raube
noch
ohne
Verdeck
aber
coole
Typen,
die
auf
der
Rückenlehne
saßen,
gab
es
schon.
Fotos:
Jörn
Martens,
Kurt
Löckmann
Osnabrück
Früher
konnte
Osnabrück
mit
der
Straßenbahn
erkundet
werden.
Viele
bedeutende
Gebäude,
Firmen
und
Plätze
der
Stadt
lagen
an
den
Bahnschienen
–
und
lassen
sich
zum
Teil
noch
heute
finden.
Unser
neues
Magazin
aus
der
Reihe
„
Unser
Osnabrück″
nimmt
die
Leser
mit
auf
eine
Fahrt
durch
die
Stadt
und
zeigt
dabei
interessante
Bildvergleiche
von
damals
und
heute
entlang
der
Strecke
–
ganz
im
Stile
unserer
Serie
„
Zeitreise″,
aus
der
die
meisten
Texte
stammen.
Vom
Hauptbahnhof
über
die
Innenstadt
bis
zum
Heger
Friedhof
verlief
die
Linie
1
der
Osnabrücker
Straßenbahn.
Die
repräsentative
„
Protokollstrecke″
führte
unter
anderem
vorbei
an
den
damaligen
Prachtbauten
der
Möserstraße,
an
der
Wittekindstraße
und
dem
Hotel
Germania,
durch
das
Nadelöhr
der
Herrenteichsstraße
und
den
Rißmüllerplatz
hinauf
über
Lotter
Straße
und
Rheiner
Landstraße
–
vorbei
am
Schweizerhaus,
bis
hin
zum
Heger
Friedhof.
Daneben
verband
die
Nord-
Süd-
Linie
2
Haste
mit
dem
Schölerberg
und
die
Ost-
West-
Linie
3
den
Schinkel
mit
dem
Martiniplatz.
Die
Linien
trafen
sich
am
Nikolaiort,
dem
Neumarkt
und
an
der
Hauptpost.
Nach
54
Jahren
endete
1960
das
Straßenbahn-
Zeitalter
in
Osnabrück
–
zumindest
vorerst.
Die
Stimmen,
im
Zuge
der
„
Verkehrswende″
wieder
eine
Stadtbahn
einzuführen,
werden
immer
lauter.
Ob
es
dazu
wirklich
kommt,
ist
derzeit
aber
noch
völlig
offen.
bkle/
jod
„
Unser
Osnabrück
damals
und
heute:
Teil
2″
kostet
11,
90
Euro
und
ist
in
den
Geschäftsstellen
unserer
Zeitung
sowie
auf
lieblingswelt.de/
unserosnabrueck
erhältlich.
Autor:
Joachim Dierks
Themenlisten:
L.05.22SL. Lotterstr « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein
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Bestandsbeschreibung
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