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1.
Erscheinungsdatum:
05.10.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Ort einer abrupt beendeten Kindheit
Zwischenüberschrift:
Warum es für ein Haus an der Osnabrücker Martinistraße ein Gedicht gibt
Artikel:
Originaltext:
Poesie
ist
wohl
kein
Wort,
das
einem
bei
einem
Spaziergang
entlang
der
viel
befahrenen
Osnabrücker
Martinistraße
sofort
in
den
Sinn
kommt.
Und
doch
wurde
mindestens
eines
der
Häuser
mit
einem
Gedicht
geehrt.
Osnabrück
Die
Martinistraße
ist
eine
typische
Ein-
und
Ausfallstraße
für
den
täglichen
Stadtverkehr:
Wartezeiten
an
den
Ampeln,
zu
schnelle
Autofahrer
und
Unfälle
prägen
ihr
Bild.
Radfahrern
wird
geraten,
lieber
auf
die
ruhigeren
Straßen
des
Katharinenviertels
auszuweichen.
Den
Häusern
allerdings
sieht
man
ihre
oftmals
gründerzeitliche
Herkunft
noch
an.
Dass
es
eines
oder
vielleicht
sogar
zwei
von
ihnen
in
einen
Gedichtband
geschafft
haben,
verwundert
dennoch.
Verfasst
hat
das
Gedicht
Gershon
Stein
–
der
allerdings
nicht
immer
so
hieß.
Geboren
wurde
er
1920
in
Osnabrück
als
Siegfried
Stein.
Er
war
ein
Sohn
des
angesehen
Osnabrücker
Kaufmanns
Gustav
Stein.
Dieser
lebte
in
der
Hausnummer
27
mit
seiner
Familie
zur
Miete
und
war
Miteigentümer
des
Kaufhauses
Wertheim;
ein
engagierter
Bürger
der
Stadt
–
und
überzeugter
Zionist.
1933,
im
Jahr
der
Machtübernahme
der
Nationalsozialisten,
sorgte
Stein
dafür,
dass
gefährdete
jüdische
Familien
nach
Palästina
auswandern
konnten.
Im
Dezember
1934
verließ
sein
erst
14-
jähriger
Sohn
Siegfried
Osnabrück,
im
Oktober
1935
folgten
Vater
Gustav,
Mutter
Helene
und
Siegfrieds
Geschwister
Erich
und
Mirjam.
In
Palästina
angekommen,
musste
der
angesehene
Osnabrücker
Geschäftsmann
im
Straßenbau
arbeiten.
Doch
sie
alle
überlebten.
Gustavs
Schwester
Röschen
Wertheim,
die
mit
ihrer
Familie
fast
direkt
gegenüber
der
Familie
Stein
an
der
Martinistraße
28
wohnte,
wurde
hingegen
1941
nach
Riga
deportiert
–
und
später
für
tot
erklärt.
Die
Wohnung
der
Steins
in
der
Nummer
27
war
angemietet,
das
Haus
Nummer
28
befand
sich
bis
1935
im
Besitz
der
Familie
–
ob
Stein
in
seinem
Gedicht
nur
eines
der
Häuser
meinte
oder
beide,
ist
nicht
bekannt.
Vielleicht
war
das
„
Haus
an
der
Martinistraße″
ebenso
eine
Ode
an
die
verlorene
Kindheit
wie
die
beiden
Häuser,
in
denen
sie
stattfand.
Fest
steht,
dass
beide
Orte
waren,
von
denen
Siegfried
Stein
dachte,
sie
nie
wiederzusehen.
In
Palästina
änderte
er
–
wie
viele
der
Geflüchteten
–
seinen
Namen,
und
aus
Siegfried
wurde
Gershon.
In
den
kommenden
Jahrzehnten
konzentrierte
er
sich
auf
sein
neues
Leben
in
einem
neuen
Land.
50
Jahre
nach
seiner
Ausreise
sollte
Stein
den
Ort
seiner
Kindheit
dann
doch
wiedersehen:
Als
ehemalige
Osnabrücker
Bürger
1984
von
der
Stadt
eingeladen
wurden,
war
auch
Gershon
Stein
mit
dabei
–
und
kam
daraufhin
jedes
Jahr
mit
seiner
Frau
wieder,
erinnert
sich
Martina
Sellmeyer,
die
für
das
1988
erschienene
Buch
„
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz″
mit
zahlreichen
Zeitzeugen
und
Nachkommen
der
vertriebenen
und
ermordeten
Osnabrücker
Juden
sprach
–
so
auch
mit
Stein.
„
Das
Gedicht
schrieb
Stein
angeregt
durch
seine
Besuche
hier
in
Osnabrück″,
so
Sellmeyer.
Doch
Stein
besuchte
nicht
nur
die
Stadt,
er
wollte
auch
über
die
Zeit
des
aufkeimenden
Nationalsozialismus
in
Osnabrück
reden
–
und
tat
dies
regelmäßig
in
Schulen.
Er
selbst
war
einst
ein
Schüler
des
Ernst-
Moritz-
Arndt-
Gymnasiums,
das
damals
noch
Realgymnasium
hieß
und
an
der
Lotter
Straße
6
beheimatet
war.
„
Er
sagte
mal,
er
hätte
wohl
inzwischen
mehr
Freunde
in
Deutschland
als
in
Israel.
Seine
Besuche
hat
er
daher
generalstabsmäßig
geplant,
um
all
die
vielen
Termine
unterzubringen″,
erinnert
sich
Sellmeyer.
Seine
Kindheit
und
Herkunft
ließen
Stein
nicht
mehr
los:
Er
beantragte
einen
deutschen
Pass,
in
Bad
Laer
verbrachte
er
zwölf
Kuraufenthalte.
1996
erschien
im
Bramscher
Rasch-
Verlag
ein
Buch
mit
Gedichten
über
Osnabrück
–
natürlich
auf
Deutsch.
1999
starb
Gershon
Stein
in
Israel
an
Knochenkrebs.
Das
Haus
seiner
Kindheit,
„
selbstverständlich
und
hell″,
steht
noch.
Es
ist
der
Ort
einer
Kindheit,
die
bereits
endete,
als
Stein
noch
ein
Kind
war.
Bildtexte:
Das
Haus
Nummer
27
an
der
Martinistraße.
Gershon
Stein
(1920–1999
)
bei
einem
Besuch
des
Ernst-
Moritz-
Arndt-
Gymnasiums
im
Mai
1996.
Am
23.
Oktober
1935
verließ
Gustav
Stein
Osnabrück
für
immer
und
ging
nach
Palästina.
Sohn
Erich,
Ehefrau
Helene
und
Töchterchen
Mirjam
(von
links)
kamen
mit.
Sohn
Siegfried
(später:
Gershon)
war
schon
am
Ende
des
Vorjahres
ausgereist.Quelle:
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz
Das
Haus
Martinistraße
28.
Fotos:
Corinna
Berghahn,
Jörn
Martens
Haus
an
der
Martinistraße
Ein
Haus
–
Insel
der
Kindheit
Im
Meer
des
Vergessens
Allen
Stürmen
der
Jahre
Zum
Trotz
–
aber
auch
zum
Trost.
Graugestrichenes
Haus
Trauter
Weisen
heimliche
Spieluhr
Einst
–
vom
Aufwachen
dort
am
Morgen
In
eine
Welt,
selbstverständlich
und
hell.
Am
Haus
der
Garten
–
einsame
Zuflucht
Und
zweisames
Spiel
mit
den
Gesichtern
des
Jahres
Hegte
einst
Flieder
und
Jasmin
Doch
manchmal
auch
Träume
und
Tränen.
Vorm
Haus
die
Straße,
stets
neu
und
dennoch
vertraut
Wachsende
Welt
mit
dem
Kinde
Durchklungen
vom
Treiben
der
Stadt
Und
vom
Jubel
spielender
Kinder.
Haus
am
Ufer
der
Straße,
gerade
und
strömend
Vom
Herzen
der
Stadt
bis
ins
Freie
Ins
Freie?
Gab
denn
je
die
Stadt
einen
frei
Nur
weil
er
überschritt
ihre
Grenzen?
Haus
–
nicht
nur
im
„
Einst″
Klingt
doch
von
dort
immer
noch,
leise
und
liebend
Erinnerungsträchtige
Melodie.
Gershon
Stein
Autor:
Corinna Berghahn
Themenlisten:
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