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1.
Erscheinungsdatum:
01.10.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Judenverfolgung und Rassentrennung
Zwischenüberschrift:
Zeitzeugin Ruth Weiss bewegt Osnabrücker Schüler mit ihrer Lebensgeschichte
Artikel:
Originaltext:
Zeitzeugin
Ruth
Weiss
(94)
hat
zwei
Stunden
in
der
Graf-
Stauffenberg-
Schule
aus
ihrem
bewegten
Leben
erzählt:
Als
Kind
erlebte
sie
die
NS-
Zeit
und
nach
ihrer
Flucht
die
Rassentrennung
in
Südafrika.
Osnabrück.
In
der
Aula
des
Graf-
Stauffenberg-
Gymnasiums
schilderte
Ruth
Weiss
den
zehnten
Klassen
Erlebnisse
aus
ihrer
Kindheit
in
der
NS-
Zeit.
„
Für
die
Jugendlichen
ist
das
tote
Geschichte″,
sagte
die
94-
Jährige,
„
die
Schüler
müssen
es
immer
wieder
–
leider
–
in
der
Schule
aufgreifen,
aber
die
Details
gehen
verloren.″
Deshalb
möchte
sie
Schülern
von
ihrem
Leben
erzählen.
Alina
Kassymbekov,
Schülerin
der
10.
Klasse,
zeigte
sich
beeindruckt:
„
Sie
hat
so
viel
erlebt
und
die
Nazi-
Zeit
in
Deutschland
von
Anfang
an
mitbekommen.″
Ihre
Mitschülerin
Maren
Heumann
hätte
gerne
noch
mehr
von
Ruth
Weiss
gehört.
„
Von
einem
Tag
auf
den
anderen
hatte
sie
keine
Freunde
mehr,
und
es
hat
sich
alles
für
sie
verändert″,
sagte
Maren
Heumann.
1924
wuchs
Ruth
Weiss
als
Kind
von
jüdischen
Eltern
in
Nürnberg
auf.
„
Juden
waren
in
Fürth
damals
gleichberechtigte
Bürger″,
erzählte
Weiss.
Sie
ging
in
eine
kleine
Dorfschule,
in
der
ein
Lehrer
vier
Klassen
unterrichtete.
„
Alle
Kinder
von
sechs
bis
zwölf
Jahren
kannten
mich,
und
ich
wurde
akzeptiert
und
nicht
als
etwas
Besonderes
angesehen″,
erzählte
Weiss,
„
Es
war
eine
sehr
schöne
Kindheit
bis
1933.″
Mit
dem
Zeitpunkt
der
Machtergreifung
der
Nazis
wurde
für
sie
alles
anders.
Von
einem
Tag
auf
den
anderen
hatte
die
damals
Neunjährige
keine
Schulkameraden
mehr.
Sie
saß
allein
in
der
Schule,
auf
dem
Pausenhof
mieden
die
anderen
Kinder
sie,
und
die
Mädchen
tuschelten.
„
Auf
dem
Heimweg
habe
ich
geweint″,
erzählte
Weiss.
Sie
habe
sich
unter
einen
Baum
gesetzt
und
in
ihr
Poesiealbum
geschaut,
in
das
vor
ein
paar
Tagen
noch
drei
Jungs
hineingeschrieben
hatten.
Sie
sah
die
Seite
mit
ihrer
damals
besten
Freundin
Betti
an.
„
Unten
auf
der
Seite
stand
,
Von
deiner
immer
treuen
Sitznachbarin
Betti′″,
erzählte
Weiss,
und
ihre
Stimme
wurde
brüchig,
„
Betti,
die
seit
diesem
Tag
nicht
mehr
neben
mir
saß.″
Verwandte
in
Südafrika
Wenig
später
verlor
ihr
Vater
seinen
Job,
und
am
1.
April
1933
riefen
die
Nationalsozialisten
zum
Boykott
jüdischer
Geschäfte
auf.
„
Das
Glück
meiner
Familie
war,
dass
wir
Verwandte
in
Südafrika
hatten″,
so
Weiss.
1933
wanderte
ihr
Vater
aus,
eröffnete
einen
Laden
und
versuchte,
dort
eine
Existenz
aufzubauen.
Ruth
Weiss,
ihre
Schwester
und
Mutter
zogen
nach
Fürth
zu
ihren
Großeltern.
Bis
der
Vater
1935
einen
Brief
an
sie
schrieb:
„
Ihr
müsst
sofort
kommen.″
Der
damalige
NSDAP-
Gauleiter
Julius
Streicher
hatte
es
sich
zur
Aufgabe
gemacht,
,
Franken
judenfrei
zu
machen′,
und
war
zudem
Herausgeber
des
antisemitischen
Hetzblattes
„
Der
Stürmer″.
„
Haben
Sie
davon
gehört?
″,
fragte
Weiss
die
Zehntklässler.
Die
Schüler
schütteln
die
Köpfe.
„
Am
schlimmsten
war
die
jeden
Tag
gleiche
Schlagzeile
,
Der
Stürmer
–
Juden
sind
unser
Unglück′″,
berichtete
Weiss.
Die
Verwandten
hatten
damals
gesagt,
dass
Südafrika
ein
Einwanderungsland
sei.
„
Aber
sie
hatten
nicht
erzählt,
dass
es
ein
Einwanderungsland
für
Weiße
ist″,
erzählte
die
Zeitzeugin.
Mit
dem
Schiff
reiste
ihre
Familie
sechs
Wochen
bis
nach
Südafrika.
„
Wir
fuhren
dritter
Klasse,
die
war
nur
für
Flüchtlinge″,
berichtete
Weiss,
„
zur
ersten
und
zweiten
Klasse
hatten
wir
keinen
Kontakt,
aber
zu
den
schwarzen
Afrikanern.″
Gerade
die
Kinder
seien
begeistert
von
den
Afrikanern
gewesen,
die
mit
ihnen
tanzten,
lachten
und
ihnen
Essen
anboten.
„
Wir
dachten,
wir
werden
mit
schwarzen
Menschen
zusammenleben
und
deren
Sprache
lernen,
aber
das
war
nicht
so″,
sagte
Weiss.
Als
eine
Frau
sie
vom
Hafen
abholte
und
sich
freute,
dass
Ruth
Weiss
eine
weiße
Hautfarbe
hatte,
merkte
sie
das
erste
Mal,
dass
das
anscheinend
wichtig
war.
In
der
Schule
hatte
sie
eine
weiße
Klassenkameradin
Nelli,
mit
der
sonst
niemand
etwas
zu
tun
haben
wollte.
Den
Grund
erfuhr
sie
erst,
als
ihre
Freundin
plötzlich
nicht
mehr
in
der
Schule
war:
Nellis
Mutter
war
schwarz.
Die
Lehrerin
erklärte:
„
Nelli
ist
schon
15
Jahre
alt
und
hat
jetzt
einen
Job.″
Weiss
sah
ihre
Freundin
Nelli
nie
wieder.
Ein
Schüler
fragte,
ob
sie
in
Südafrika
mitbekam,
was
in
Deutschland
passierte.
„
Anfangs
kamen
noch
Briefe
von
Verwandten,
aber
nach
dem
Ende
des
Krieges
haben
wir
das
Ausmaß
erfahren″,
schilderte
Weiss.
Sie
selbst
sei
1950
zum
ersten
Mal
wieder
in
Deutschland
gewesen
und
habe
die
Zerstörungen
gesehen.
Ihre
Schwester
sei
nie
nach
Deutschland
gekommen.
„
Wir
haben
uns
zum
Beispiel
in
der
Schweiz
getroffen.″
Mutig
aufstehen
Zur
aktuellen
Geschichte
stellten
die
Schüler
keine
Frage.
Auf
Nachfrage
unserer
Redaktion,
wie
Weiss
die
AfD
und
die
Montagsdemonstrationen
sieht,
sagte
sie:
„
Ich
bin
froh,
vor
zwei
Jahren
nach
Dänemark
gezogen
zu
sein.″
Sie
habe
wieder
das
Gefühl,
von
bestimmten
Menschengruppen
nicht
erwünscht
zu
sein.
„
Was
wollen
Sie
den
Schülern
noch
sagen?
″,
fragte
der
Geschichtslehrer
Hubert
Hoffmann
am.
„
Nicht
alles
akzeptieren,
was
die
Politiker
tun.
Setzen
Sie
Ihren
Kopf
ein
und
fragen
Sie
sich,
ob
Sie
damit
zufrieden
sind″,
riet
die
94-
Jährige.
„
Wenn
ein
Mensch
in
Ihrer
Umgebung
angepöbelt
wird,
haben
Sie
den
Mut
aufzustehen.″
Diesem
Schlusswort
folgte
ein
lauter
Applaus
der
Schüler.
Bildtext:
Die
94-
jährige
Ruth
Weiss
berichtete
Schülern
des
Graf-
Stauffenberg-
Gymnasiums
von
der
NS-
Zeit
und
der
Rassentrennung
in
Südafrika.
Foto:
Gert
Westdörp
Autor:
Jana Henschen