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1.
Erscheinungsdatum:
27.03.2010
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Braune Flecken auf seiner weißen Weste
Zwischenüberschrift:
Neue Quelle belegt: Früherer Oberbürgermeister Gaertner war in Nationalsozialismus tief verstrickt
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
Er
hatte
die
Mitgliedsnummer
5
633
828
in
der
NSDAP,
und
er
betätigte
sich
auch
in
der
SA.
Dr.
Erich
Gaertner,
Osnabrücks
Oberbürgermeister
von
1927
bis
1945,
war
tiefer
in
den
Nationalsozialismus
verstrickt
als
bisher
angenommen.
Davon
zeugen
Unterlagen
im
Berliner
Bundesarchiv.
Nach
dem
Zweiten
Weltkrieg
galt
Gaertner
in
Osnabrück
noch
lange
als
tatkräftiger
Beschützer,
der
Schlimmeres
verhütet
habe.
Später
wurde
sein
Wirken
unter
dem
Hakenkreuz
kritischer
betrachtet.
Jetzt
ist
im
Bundesarchiv
in
Berlin
eine
Karteikarte
gefunden
worden,
die
seine
Mitgliedschaft
in
der
NSDAP
dokumentiert.
Erich
Gaertner
übernahm
das
Amt
des
Oberbürgermeisters
1927
von
seinem
Vorgänger
Julius
Rißmüller.
Seine
Amtszeit
war
auf
zwölf
Jahre
angesetzt
und
sollte
zunächst
bis
1939
andauern.
Gaertner
war
wie
Rißmüller
kein
Osnabrücker,
was
für
Vorbehalte
unter
den
Stadträten
sorgte.
Er
stammte
aus
dem
Breisgau
und
war
1927
Erster
Beigeordneter
der
Stadt
Gelsenkirchen.
Er
galt
als
Finanzexperte
und
Mann
mit
Verhandlungsgeschick.
Nach
der
Machtübernahme
am
30.
Januar
1933
entfernten
die
Nazis
viele
Amtsträger
aus
den
deutschen
Rathäusern.
Gaertner,
der
der
nationalkonservativen
Deutschen
Volkspartei
(DVP)
angehörte,
durfte
weiterhin
als
Oberbürgermeister
tätig
sein.
Die
beiden
anderen
führenden
Verwaltungsbeamten
Osnabrücks
hatten
weniger
Glück:
Regierungspräsident
Adolf
Sonnenschein
versuchte
noch
vergeblich,
in
die
NSDAP
aufgenommen
zu
werden,
und
Landrat
Kurt
von
Detten
wurde
regelrecht
aus
seinem
Amt
gejagt.
Obwohl
Erich
Gaertner
der
Partei
nicht
angehörte,
stellte
ihm
der
Gauleiter
Weser-
Ems,
Carl
Röver,
auf
Anfrage
des
Hauptamts
für
Kommunalpolitik
in
der
Reichsleitung
der
NSDAP
ein
gutes
Zeugnis
aus:
„
Dr.
Gaertner
betätigt
sich
seit
einigen
Jahren
in
der
SA
und
bemüht
sich
redlich,
den
Forderungen
des
Nationalsozialismus
gerecht
zu
werden″,
heißt
es
in
einem
Brief
des
Gauleiters
vom
11.
Dezember
1936,
der
im
Bundesarchiv
in
Berlin
lagert.
Am
20.
April
1937,
Hitlers
48.
Geburtstag,
wurde
die
Aufnahmesperre
für
neue
Mitglieder
in
die
NSDAP
gelockert.
Sie
war
am
1.
Mai
1933
beschlossen
worden,
da
die
Partei
den
Massenansturm
neuer
Mitglieder
nach
der
Machtübernahme
nicht
bewältigen
konnte.
Den
Bürgern,
die
sich
seit
der
Machtübernahme
in
den
Gliederungen
der
Partei
als
Nationalsozialisten
bewährt
hatten,
wurde
nun
wieder
der
Beitritt
zur
NSDAP
gewährt.
In
der
NSDAP-
Gaukartei
Erich
Gaertners
wird
der
1.
Mai
1937
als
Aufnahmedatum
vermerkt.
Er
bekam
die
Mitgliedsnummer
5
633
828
und
wurde
als
„
Sturmführer
z.
b.
V.
des
Stabes
SA-
Standarte
78″
geführt.
Die
Motivation
für
den
Eintritt
Gaertners
in
die
NSDAP
sei
die
Fortsetzung
seiner
Karriere
als
Oberbürgermeister
gewesen,
vermutet
der
Historiker
Dr.
Michael
Gander.
Der
Geschäftsführer
der
Gedenkstätte
Augustaschacht
in
Hasbergen
sieht
Gaertner
als
konservativen
Politiker,
der
zwar
Vorbehalte
gegenüber
den
Nazis
hatte,
aber
auch
Schnittmengen
mit
der
NSDAP
fand.
„
Die
Nazis
waren
mit
seiner
Arbeit
zufrieden.
Er
hat
es
mit
seinem
Parteieintritt
bekräftigt″,
sagt
Gander
und
fügt
an:
„
Wer
mit
dem
Teufel
Geschäfte
macht,
bleibt
nicht
unbeschadet.″
Gander
hat
vor
elf
Jahren
herausgefunden,
dass
Erich
Gaertner
schon
ein
halbes
Jahr
vor
der
Pogromnacht
am
9.
November
1938
angeregt
hat,
die
Osnabrücker
Synagoge
abzureißen.
Er
wollte
das
Grundstück
der
Gestapo
als
ihren
Sitz
andienen,
um
den
Schlosspark
als
Flaniermeile
für
die
Osnabrücker
zu
erhalten.
Die
Staatspolizei
hatte
vorgehabt,
am
Schloss
anzubauen,
um
dort
Garagen
und
eine
Außenfläche
für
Gefangene
zu
schaffen.
Synagoge
im
Auge
Gaertner
hatte
im
Frühjahr
1938
versucht,
das
Gebäude
von
der
jüdischen
Gemeinde
zu
kaufen.
Am
Tag
nach
dem
Brand
verfügte
er
den
Abriss
der
Synagoge.
Gemeinsame
Sache
machte
die
Stadtsparkasse,
die
von
der
dezimierten
Jüdischen
Gemeinde
am
11.
November
1938
einen
fälligen
Beitrag
zur
Hypothek
forderte,
die
diese
nicht
mehr
zahlen
konnte.
So
kam
die
Synagoge
unter
den
Hammer
und
wurde
zwangsversteigert.
Die
Stadtsparkasse
erwarb
das
Gelände
für
850
Reichsmark,
obwohl
der
Wert
wesentlich
höher
war.
Möglicherweise
gab
es
noch
einen
anderen
Grund,
warum
die
Synagoge
abgerissen
werden
musste.
„
Die
Stadtverwaltung
Osnabrück
beabsichtigt,
im
Einvernehmen
mit
der
Partei
einen
größeren
Aufmarschplatz
mit
Kongresshalle
zu
schaffen″,
schrieb
Gaertner
am
2.
Februar
1938
an
den
Generalbauinspektor
Albert
Speer.
Der
Architekt
und
Liebling
Hitlers
hatte
kurz
zuvor
die
megalomanischen
Pläne
zum
Umbau
Berlins
vorgestellt.
Wer
sich
damals
mit
einem
Bau
Speers
rühmen
konnte,
der
durfte
sich
im
Glanze
des
Führers
sonnen.
Speer
sagte
zwar
ab,
dennoch
gelang
es
der
Stadt,
den
Erbauer
des
Berliner
Olympiastadions,
Werner
March,
für
die
Pläne
zu
gewinnen,
wie
Gerd
Steinwascher
in
dem
Buch
„
Geschichte
der
Stadt
Osnabrück″
berichtet.
Noch
1941
sollen
Grundstücke
für
das
Aufmarschgelände
gekauft
worden
sein,
das
zwischen
der
Katharinen-
und
Martinistraße
liegen
sollte.
In
unmittelbarer
Nähe
lag
1938
die
Synagoge.
Aus
Sicht
der
Nazis
wäre
das
jüdische
Haus
störend
gewesen.
Der
Zweite
Weltkrieg
und
die
massiven
Bombenangriffe
auf
Osnabrück
vereitelten
die
ehrgeizigen
Pläne
des
Oberbürgermeisters.
Neben
zahlreichen
Verdiensten
Gaertners
wie
der
Wiedereinführung
des
Handgiftentags
oder
der
Stiftung
der
Möser-
Medaille
schrieb
der
ehemalige
Redakteur
des
Osnabrücker
Tagblatts,
Karl
Kühling,
dem
damaligen
Oberbürgermeister
auch
die
Rettung
Zehntausender
Osnabrücker
durch
den
Bau
von
Luftschutzbunkern
zu.
Gaertner
habe
sich
nicht
nur
um
das
Überleben
der
Osnabrücker
bemüht,
„
sondern
auch
um
jene
Unglücklichen,
die
als
Ausländer,
Kriegs-
und
Strafgefangene
unter
der
Härte
eines
terroristischen
Systems
zu
leiden
hatten″,
schrieb
Kühling
in
einem
Artikel
vom
19.
März
1952
zum
70.
Geburtstag
Gaertners.
Gefangene
schutzlos
Dass
viele
„
Ausländer,
Kriegs-
und
Strafgefangene″
überhaupt
in
Osnabrück
waren,
hatten
sie
Erich
Gaertner
zu
verdanken.
Von
Oktober
1942
bis
Mai
1943
existierte
in
Osnabrück
eine
SS-
Baubrigade
mit
250
Häftlingen,
die
in
der
Overbergschule
untergebracht
waren.
Die
Historikerin
Karola
Fings
berichtete,
dass
ihr
Einsatz
auf
das
Engagement
von
Gaertner
zurückzuführen
sei.
Als
Leiter
für
Sofortmaßnahmen
und
örtlicher
Luftschutzleiter
forderte
Gaertner
die
Arbeitskräfte
an,
um
sie
für
die
Aufräumarbeiten
einzusetzen.
„
Das
Osnabrücker
Lager
weist
von
allen
Baubrigaden-
Lagern
die
höchste
Todesrate
auf:
Innerhalb
von
fünf
Monaten
starb
jeder
dritte
Häftling″,
schreibt
Fings.
Die
Zwangsarbeiter
wurden
nicht
nur
von
den
Nazi-
Schergen
brutal
misshandelt
und
buchstäblich
zu
Tode
getrieben,
sie
blieben
auch
bei
Luftangriffen
–
entgegen
der
Darstellung
Kühlings
–
schutzlos.
Das
Betreten
eines
Bunkers
wurde
ihnen
auf
Anordnung
Gaertners
verboten,
berichtet
Steinwascher
in
der
Chronik
und
schlussfolgert:
„
Gaertner
wusste
also
offensichtlich,
dass
die
Luftschutzanlagen
keineswegs
ausreichten
und
die
Verantwortlichen
deshalb
bereit
waren,
diese
Menschen
notfalls
zu
opfern.″
Zur
Erinnerung:
Am
Palmsonntag
1945,
der
Kalender
zeigte
den
25.
März,
starben
178
Menschen
beim
schwersten
Luftangriff
auf
Osnabrück.
Allein
125
starben
beim
Einsturz
eines
Schutzstollens
am
Kalkhügel.
Das
ist
fast
auf
den
Tag
genau
65
Jahre
her.
Dem
großen
Luftschlag
am
Palmsonntag
folgten
acht
Tage
später
die
britischen
Truppen.
Am
3.
April,
kurz
bevor
die
britische
Armee
in
der
Nacht
zum
4.
April
1945
in
Osnabrück
einmarschierte,
flüchtete
Erich
Gaertner
zusammen
mit
Gauinspektor
Fritz
Wehmeyer
und
Kreisleiter
Willi
Münzer
aus
Osnabrück
in
Richtung
Norden.
Auf
der
Flucht
töteten
sie
die
Bäuerin
,
Anna
Daumeyer,
weil
vor
ihrem
Hof
an
der
Nordstraße
eine
weiße
Flagge
wehte.
Boleslaw
Bugdalski,
ein
polnischer
Zwangsarbeiter,
stand
mit
einer
Forke
in
der
Hand
in
der
Dielentür
und
beobachtete
die
Tat.
Bugdalski,
der
nach
dem
Krieg
nach
Australien
auswanderte,
berichtete
57
Jahre
später,
Gaertner
habe
den
tödlichen
Schuss
abgegeben.
Die
Flucht
der
drei
Stadtoberen
endete
bei
Ostercappeln,
wo
das
Trio
unter
britischen
Beschuss
geriet.
Dabei
wurde
Wehmeyer
getötet.
Nachdem
der
erste
Fluchtversuch
misslungen
war,
wagte
Erich
Gaertner
mit
einem
Fahrrad
einen
Alleingang.
Er
stürzte
jedoch
schwer
und
suchte
in
einem
Krankenhaus
bei
Melle
Hilfe.
Dort
verhafteten
ihn
die
Alliierten.
Gaertner
erholte
sich
zunächst
in
einem
Reservelazarett
in
Gütersloh,
ehe
er
in
politische
Haft
genommen
wurde.
Erst
zwei
Jahre
nach
Kriegsende
kehrte
er
nach
Osnabrück
zurück.
Im
Juni
1947
wurde
Erich
Gaertner
vom
Deutschen
Entnazifizierungsausschuss
als
„
Nomineller
Nazi-
Unterstützer″
eingestuft.
In
der
Begründung
hieß
es,
es
sei
allgemein
bekannt
gewesen,
dass
er
in
Opposition
zur
NSDAP
gestanden
habe
und
von
ihr
bekämpft
worden
sei.
In
einem
Brief
vom
13.
März
1939
schlug
Willi
Münzer
seinen
vermeintlichen
politischen
Gegner
„
trotz
mannigfaltiger
Bedenken
seitens
der
Partei″
jedoch
zur
Wiederwahl
vor.
Münzer
hielt
eine
Wiederberufung
Gaertners
„
im
Interesse
einer
ruhigen
und
stetigen
Entwicklung
der
Stadt
Osnabrück
im
Augenblick
für
zweckmäßig″.
In
den
Entnazifierungsverfahren
wurde
Gaertner
zugutegehalten,
dass
er
sich
dem
Befehl
widersetzt
habe,
die
Hafenanlagen
sowie
das
Gas-
und
Elektrizitätswerk
sprengen
zu
lassen.
Außerdem
seien
von
zahlreichen
„
einwandfreien
Personen
Leumundszeugnisse″
ausgestellt
worden.
In
einer
erneuten
Überprüfung
des
Entnazifizierungsausschusses
wurde
am
23.
November
1948
festgestellt,
dass
der
ehemalige
Oberbürgermeister
„
keine
Gefahr
für
den
demokratischen
Staat″
darstelle.
Nach
dem
Ende
des
Zweiten
Weltkriegs
lebte
Erich
Gaertner
noch
bis
1954
in
der
Lotter
Straße
in
Osnabrück.
1973
starb
er
in
Freiburg
Bildtexte:
Osnabrück
unter
dem
Hakenkreuz:
Im
Rathaus
regierte
Dr.Erich
Gaertner.
Dr.
Erich
Gaertner,
1927
bis
1945
Oberbürgermeister
von
Osnabrück,
hat
sich
mit
dem
„
Teufel″
eingelassen,
wie
der
Historiker
Michael
Gander
sagt.
Wer
ermordete
Anna
Daumeyer?
Ein
Augenzeuge
beschuldigt
Erich
Gaertner.
Die
Stadt
Osnabrück
setzte
der
mutigen
Bäuerin
mit
einem
Stolperstein
ein
Denkmal.
Autor:
Thomas Wübker
Themenlisten:
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