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1.
Erscheinungsdatum:
28.09.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
Schlechte Nachrichten von der Front
Zwischenüberschrift:
September 1918: Verfluchte Kriegsbürokratie, diskriminierte Gaskunden, beschlagnahmte Türklinken
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Zu
Beginn
des
fünften
Kriegsjahres
wendet
sich
das
Kriegs-
„
Glück″
immer
mehr
den
Alliierten
zu.
Die
für
das
Deutsche
Reich
bedrohliche
Lage
an
der
Westfront
scheint
auch
zwischen
den
Zeilen
der
ansonsten
stramm
auf
Propagandalinie
liegenden
deutschen
Heeresberichte
durch.
So
heißt
es
etwa
am
6.
September
in
der
„
Osnabrücker
Zeitung″,
dass
sich
die
Lage
zwischen
Cambrai
und
Arras
„
weiter
zugespitzt″
habe,
aber
„
von
einem
Durchbruch
im
eigentlichen
Sinne
ist
selbstverständlich
nicht
die
Rede″.
Die
Zeitung
rät
den
Lesern,
„
den
Tatsachen
ins
Auge
zu
sehen,
sie
zu
ertragen,
stark
zu
bleiben
und
keinen
Augenblick,
auch
jetzt
nicht,
das
Vertrauen
zu
unserer
Heeresleitung
zu
verlieren″.
Der
Häufung
von
Misserfolgen
gegen
eine
feindliche
Übermacht
würden,
„
dessen
können
wir
sicher
sein,
auch
wieder
bessere
Tage
folgen″.
Paul
von
Hindenburg
sei
schließlich
ein
„
Spezialist
in
Rückzügen,
die
früher
schon
oft
genug
in
große
Erfolge
und
Siege
verwandelt
wurden″.
Überbordende
Bürokratie
Als
„
Feind
im
eigenen
Lande″,
der
die
Siegeszuversicht
beschädige,
wird
der
„
Kriegsbürokratismus″
erkannt.
„
Von
einem
fleißigen
Manne
–
er
muß
Sinn
für
Satire
haben
oder
auch
selbst
ein
Bürokrat
sein
–
ist
festgestellt
worden,
daß
wir
seit
Kriegsbeginn
mit
über
88000
Bestimmungen,
Verfügungen
und
Verordnungen
bedacht
worden
sind″,
schreibt
die
Zeitung.
Dieser
„
unbrauchbare
Wust″
sei,
bei
wenigen
notwendigen
Ausnahmen,
„
die
Wurzel
unseres
inneren
Übels″.
Dem
gewöhnlichen
Sterblichen
bleibe
keine
andere
Möglichkeit,
als
sich
irgendwie
durchzumogeln,
„
weil
nämlich
trotz
der
Vermehrung
der
Lebensregeln
um
88000
Stück
der
Tag
nur
seine
24
Stunden
behalten
hat.
Es
ist
gar
nicht
die
Zeit
vorhanden,
ihnen
nachzugehen.″
Diesem
Einspruch
zum
Trotz
gibt
es
neue
Verfügungen:
Herbstgemüse
und
Herbstobst
werden
unter
Zwangsbewirtschaftung
gestellt.
Die
Beschlagnahme
sei
notwendig
geworden,
um
zu
erreichen,
dass
das
in
Lieferungsverträgen
gebundene
Gemüse
auch
tatsächlich
in
den
Empfänger-
Gemeinden
ankomme
und
nicht,
wie
im
Vorjahr
häufiger
geschehen,
zu
höheren
Preisen
an
andere
Stellen
verkauft
werde.
Die
Absatzbeschränkung
des
Obstes
erfolgt
im
Hinblick
auf
den
gewaltig
angestiegenen
Bedarf
an
Brotaufstrich
für
die
Zivilbevölkerung,
für
Heer
und
Marine.
Angesichts
des
Mangels
an
anderen
Brotaufstrichmitteln
soll
das
gesamte
inländische
Obst
der
Marmeladenindustrie
zugeführt
werden.
Ausgenommen
ist
der
Absatz
vom
Erzeuger
unmittelbar
an
den
Endverbraucher,
wenn
die
Menge
von
einem
Kilogramm
pro
Tag
nicht
überschritten
wird.
Aufregung
in
den
Städtischen
Kollegien:
Laut
Bürgervorsteher
Vesper
wird
den
Anwohnern
der
Schützenburg
(Kolonie
Hammersen)
nur
noch
gegen
eine
Hinterlegung
von
40
Mark
Gas
geliefert.
Diese
Kaution
sei
notwendig
geworden,
weil
in
verschiedenen
Häusern
auf
der
Schützenburg
wiederholt
Gasautomaten
aufgebrochen
worden
seien.
Automaten
und
Gasmesser
als
Ersatz
für
beschädigte
Geräte
zu
beschaffen
sei
derzeit
kaum
noch
möglich,
verteidigt
Gaswerkdirektor
Schwers
die
Maßnahme.
Vesper
bezeichnet
dieses
Vorgehen
als
unhaltbar.
Zwei
Straßen,
nämlich
Schützenburg
und
Bröckerweg
mit
insgesamt
47
Haushaltungen,
würden
unter
ein
Ausnahmerecht
gestellt,
was
nicht
gebilligt
werden
könne.
Es
könne
sich
ja
nur
um
einzelne
Leute
handeln,
die
fremdes
Eigentum
nicht
achteten.
Er
bittet
den
Magistrat,
die
Verordnung
wieder
aufzuheben
und
nicht
die
Unschuldigen
mit
den
Schuldigen
leiden
zu
lassen.
Es
dürften
nur
überführte
Gesetzesbrecher
herangezogen
werden.
Stadtsyndikus
Reimerdes
sagt
zu,
die
Angelegenheit
im
Magistrat
neu
zu
verhandeln.
Ein
Koffer
mit
einem
größeren
Posten
frischem
Fleisch
wird
auf
dem
hiesigen
Hauptbahnhof
beschlagnahmt.
Die
Sachen
sollten
„
auf
dem
Weg
des
Schleichhandels″
von
Osnabrück
nach
Essen/
Ruhr
befördert
werden.
Das
Fleisch
wird
zur
Polizeibehörde
gebracht.
Klinken
beschlagnahmt
Auch
Türklinken
und
Fenstergriffe
aus
Messing
und
Bronze
sind
beschlagnahmt.
Die
Heeresverwaltung
liefert
Ersatz,
der
in
der
Regel
billiger
ist
als
der
Ablieferungspreis
der
Edelmetallbeschläge.
Die
Differenz
wird
dem
Ablieferer
ausgezahlt.
Der
zur
Ablieferung
Verpflichtete
kann
die
Teile
selbst
aus-
und
die
Ersatzstücke
selbst
einbauen.
Dann
wird
eine
besondere
Umbauvergütung
gewährt.
Ersatztürdrücker
mit
Langschild
kosten
3,
50
Mark,
mit
Nachtriegel
4,
50
Mark.
Aus
dem
Gerichtssaal:
Ein
Hotelgast
will
das
Hotel
dafür
haftbar
machen,
dass
ihm
seine
Stiefel
gestohlen
worden
sind,
die
er
zum
Putzen
vor
die
Tür
gestellt
hat.
Das
Gericht
weist
die
Klage
ab.
Stiefel
seien
in
der
heutigen
Zeit
als
Wertstücke
anzusehen,
zu
deren
sicherer
Aufbewahrung
der
Gast
vernünftigerweise
selbst
sorgen
müsse.
Der
Gast
hätte
mit
Rücksicht
auf
die
geänderten
Verhältnisse
die
Pflicht
gehabt,
einen
Weg
zu
finden,
wie
er,
ohne
Gefahr
bestohlen
zu
werden,
die
Stiefel
an
Bedienstete
zum
Putzen
hätte
durchleiten
können.
Die
Osnabrücker
Handwerkskammer
beklagt
eine
„
Lehrlingsflucht
aus
dem
Handwerk″
hin
zur
Rüstungsindustrie.
Von
den
eingeschriebenen
Tischlerlehrlingen
hätte
im
vorigen
Jahr
nur
die
Hälfte
ausgelernt,
und
nur
vier
neue
Lehrlinge
seien
eingeschrieben
worden.
Ähnlich
liege
die
Sache
beim
Schmiede-
und
Schlosserhandwerk.
Das
sprach
den
Wunsch
aus,
der
Kriegsindustrie
zu
verbieten,
Lehrlinge
abzuwerben,
bevor
bei
der
betreffenden
Innung
angefragt
wurde.
Werbeanzeige
der
Firma
K.
Rautenstrauch,
Große
Straße
55:
„
Vor
Anschaffung
eines
Konservenglasöffners
besichtige
man
erst
meinen
Schlingmann-
Öffner
Marke
‚
Gummischützer′.
Er
öffnet
jede
Glasgröße
und
-
form
spielend
leicht,
ohne
das
Glas
und
den
schlechtesten
Kriegsgummiring
zu
beschädigen,
auch
dann
nicht,
wenn
der
Deckel
in
ihn,
eine
tiefe
Rille
bildend,
hineingepresst
ist.
‚
Gummischützer′
erspart
im
Haushalt
viel
Geld
für
Gummiringe
und
Gläser.″
„
Gibt
es
ein
Fortleben
nach
dem
Tode?
″
Diese
Frage
beantwortet
für
2,
85
Mark
plus
30
Pfennig
Nachnahme
das
Buch
aus
dem
Zentral-
Verlag
Max
Kröning,
Stuttgart.
Das
Inserat
macht
neugierig:
„
Auch
heute
noch
irren
viele
im
Dunklen.
Für
sie
ist
der
Tod
ein
Sprung
in
die
Finsternis.
Wir
fragen
uns,
gerade
in
der
heutigen
Zeit,
sehr
oft:
Was
wird
aus
unseren
Toten?
″
Max
Kröning
beantwortet
diese
Frage
und
bringt
den
Nachweis,
„
daß
unsere
Toten
weiterleben
und
wir
überzeugt
sein
dürfen,
sie
einst
wiederzusehen.″
Bildtext:
Siegesgewiss
oder
kriegsmüde?
Man
wüsste
gern,
was
in
den
Köpfen
dieser
Soldaten
zu
Beginn
des
fünften
Kriegsjahres
vorgegangen
ist.
Das
Bild
aus
dem
Archiv
Ortmann
zeigt
Osnabrücker
Angehörige
des
Artillerie-
Lichtmesstrupps
105
an
der
Westfront.
Autor:
Joachim Dierks