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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
In Amsterdam aufgespürt
Zwischenüberschrift:
Nationalsozialisten ermordeten Justus Nussbaum, seine Frau und ihre Tochter
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OSNABRÜCK. Justus Nussbaum galt als Macher. Er war der ältere Bruder des Malers Felix Nussbaum und lebte mit seiner Frau Sofie Herta und seiner Tochter Marianne an der Augustenburger Straße 86, bevor er mit seiner Familie aus Deutschland flüchtete. Doch die Nationalsozialisten verfolgten sie bis nach Amsterdam und ermordeten sie schließlich im Konzentrationslager. Jetzt erinnern Stolpersteine vor ihrem letzten Wohnort Osnabrück an die Familie.
Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Simon Gossels betrieb Justus Nussbaum eine Eisenhandelsfirma, die ihre beiden Väter in Osnabrück gegründet hatten. Kaum waren die Nationalsozialisten 1933 an der Macht, begannen sie ihr zerstörerisches Werk zunächst mit Worten und dem Boykott von jüdischen Geschäften, bis es später zum Massenmord eskalierte.
Margret Poggemeier, eine der Patinnen der Stolpersteine, beschrieb die wachsende Bedrohung für die Juden. Vor diesem Hintergrund unternahmen Justus Nussbaum und Alfred Gossels, Sohn des Kompagnons seines Vaters, 1933 eine Informationsfahrt nach Palästina.″ Möglicherweise wollten sie schon früh emigrieren, doch daraus wurde nichts: Nach ihrer Rückkehr führten beide den Betrieb ihrer Eltern in Form einer Autoverwertung an der Kleinen Hamkenstraße weiter.″ Zu der Zeit hatten die Eltern von Justus Nussbaum, Philipp und Rahel, bereits Deutschland verlassen, kehrten jedoch später wieder zurück und flüchteten erneut.
Auch Justus Nussbaum kehrte mit seiner Familie Deutschland schließlich 1937 den Rücken. Sie zogen nach Amsterdam ebenso wie Alfred Gossels und viele deutsche Juden. Auch dort arbeiteten die beiden Geschäftspartner wieder zusammen. Sie betrieben einen Schrotthandel namens Wemeta Kompagnie″ mit einer Metallschmelzanlage, die im Laufe des Zweiten Weltkriegs für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten sollte. Daher verschonten die Nationalsozialisten, die das Land in der Zwischenzeit besetzt hatten, die Betreiber doch nur vorübergehend. 1943 begannen sie in Amsterdam mit ihren von Hass getriebenen Razzien, die vielen Juden das Leben kosten sollten.
Schließlich nahmen Nationalsozialisten auch die Familie Nussbaum fest und verschleppten sie nach Auschwitz ins Konzentrationslager. Die Mörder töteten im September 1944 erst die 34-jährige Sofie Herta und ihre neunjährige Tochter Marianne. Später brachten sie Justus in das Konzentrationslager Stutthof und ermordeten ihn dort im Dezember 1944. Er war 43 Jahre alt.
Gerhard Meyering-Henning, einer der Paten für die Stolpersteine, hielt während der berührenden Zeremonie ein Bild mit dem Titel Angst″ hoch. Felix Nussbaum hatte 1941 seine damals sechsjährige Nichte Marianne und daneben sich selbst dargestellt. Der Ausdruck dieses Kindes, das Trauma, die Angst, die Ohnmacht, stellvertretend für alle Kinder, die im Krieg Leid und Sterben miterleben mussten, haben meine Frau Line und mich bewegt, Pate für ein Kind zu werden.″
In Mariannes Blick auf dem Gemälde sieht er die Ahnung, dass die Eltern, die sonst den allumfassenden Schutz darstellen, jetzt nicht mehr werden helfen können″ ein Albtraum, den die Nationalsozialisten wahr machten.

Stolpersteine in Osnabrück

Stolpersteine sind messingbesetzte Gedenktafeln, die im Bürgersteig vor den Wohn- und Wirkstätten der Verfolgten und Ermordeten des NS-Regimes verlegt werden: Juden, Sinti, Deserteure, Menschen, die aus politischen und religiösen Gründen, wegen ihrer sexuellen Orientierung, einer psychischen Erkrankung oder einer Behinderung zu Opfern wurden. Initiator ist der Kölner Künstler Gunter Demnig. Seinem Projekt haben sich mehr als 480 Kommunen in Deutschland angeschlossen, weitere in Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen, den Niederlanden und in der Ukraine. In Osnabrück liegen bereits 97 Stolpersteine. Die Paten der Stolpersteine für Justus, Sofie Herta und Marianne Nussbaum sind Line und Gerhard Meyering-Henning, Margret und Erhard Poggemeier sowie die Felix-Nussbaum-Gesellschaft. Verlegt haben die Steine Pascal Nobbe, Dominik Strohmeier, Philipp Unverfehrt und Dennis Webering vom Berufsschulzentrum Westerberg. Für die künftige Recherche bittet das Büro für Friedenskultur um Hinweise von Zeitzeugen: Telefon 05 41/ 323-22 87.
Autor:
Jann Weber


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