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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie wird Plastikmüll künftig entsorgt?
 
Osnabrück muss sich entscheiden
Zwischenüberschrift:
Gelber Sack oder gelbe Tonne? Beschluss soll Ende des Jahres fallen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Der gelbe Sack wie bisher, die gelbe Tonne oder eine Wertstofftonne, in der nicht nur Verpackungsmüll entsorgt werden darf? Die Stadt Osnabrück hat die Qual der Wahl. Fest steht bislang nur eins: Jede Option hat ihre Tücken.

Für ein Wertstoffgesetz hat es auf Bundesebene nicht gereicht. Nach langen Diskussionen stand am Ende lediglich eine Neufassung des Verpackungsgesetzes, die am 1. Januar 2019 in Kraft tritt. Die Stadt muss reagieren. Eine erste Diskussion zum Thema führte jetzt der für den Osnabrücker Servicebetrieb zuständige Ausschuss.

Osnabrück Das Verpackungsgesetz entspricht den Vorstellungen der Entsorger. Unsere Wünsche sind das nicht.″ Diese Aussage von Thomas Klein (Grüne) zur erfolgreichen Lobbyarbeit″ der Dualen Systeme Deutschland (DSD), deren bekanntester wohl der Grüne Punkt ist, blieb im Ausschuss unwidersprochen.

Gleichwohl wird sich die Stadt auf einige Änderungen einstellen müssen. Die halten sich aber in eng gesteckten Grenzen, denn unter dem Strich bleiben nur vier Varianten: Einführung einer Wertstofftonne zulasten der Gebührenzahler, Beibehaltung des gelben Sacks, Einführung einer gelben Tonne für Leichtverpackungen oder eine auf bestimmte Stadtgebiete verteilte Sammlung mit Sack oder Tonne. Mögliche Strategien für die Verhandlungen mit den Vertretern des DSD beschrieb Detlef Schnier, Abteilungsleiter Abfallwirtschaft beim OSB.

Das neue Verpackungsgesetz weist nach Schniers Worten einige Knackpunkte″ auf. So könnte die Kommune zwar eine Wertstofftonne einführen, müsste aber die Sammlung im Stadtgebiet zwischen OSB und Systembetreibern nach prozentualem Anteil der stoffgleichen Nichtverpackungen″ aufteilen. (Eine stoffgleiche Nichtverpackung ist zum Beispiel der Kleiderbügel, der im Zehnerpack gekauft wird, während derselbe Kleiderbügel, der mit der Bluse über die Ladentheke gegangen ist, zu den Verpackungsmaterialien zählt.)

Bei Kosten von 600000 bis 800000 Euro pro Jahr würde dies eine Gebührensteigerung von fünf Prozent für die Osnabrücker bedeuten, da die Kosten nicht vom DSD getragen würden. Diese Variante ist in unseren Augen keine Option″, so Schnier.

Würde der gelbe Sack beibehalten, müssten sich die Bürger zum Beispiel nicht umstellen, die Wertstoffqualität wäre höher, weil weniger Fremdstoffe in den Sack geworfen werden, und es gäbe keine Standplatzprobleme wie bei der Einführung einer gelben Tonne.

Dem Nachteil der Verschmutzung durch aufgerissen Säcke könnte durch dickeres Material zumindest ansatzweise entgegengewirkt werden. Aber weil jede Medaille zwei Seiten hat, würde die bessere Sackqualität zu einer größeren Zweckentfremdung der Säcke führen, was bei vier Millionen Beuteln, die derzeit an die Osnabrücker jährlich verteilt werden und von denen schon jetzt nur 50 Prozent ihrem Zweck entsprechend eingesetzt werden, zu Mehrkosten von bis zu 180000 Euro führen würde. Die allerdings würden die Verbraucher nur indirekt treffen, da sie nicht über die Gebühren abgerechnet würden, sondern von den Systembetreibern den Herstellern von verpackten Waren in Rechnung gestellt würden.

Also doch eine gelbe Tonne flächendeckend in der ganzen Stadt? Schnier sieht in diesem Fall lebhafte Diskussionen in den Bürgerforen auf sich zukommen, denn ein Versuch in Eversburg hat gezeigt, dass sich längst nicht alle Osnabrücker mit einem weiteren großen Sammelbehälter auf ihrem Grundstück oder in ihrem Keller anfreunden können. Oft waren es Platzprobleme, die bei 40 Prozent der Bürger zu Ärger führten.

Allerdings hätte die gelbe Tonne auch reichlich Charme, denn sie wäre unter anderem umweltfreundlicher als der Sack und würde vor allem bei Sturm zu weniger Verschmutzungen führen. Auswirkungen auf die Gebühren hätte die Einführung der Tonne, die mit etwa 500000 Euro zu Buche schlagen würde, nicht. Auch diese Rechnung würde durchgereicht an die Hersteller, die dann gegebenenfalls ihre Produkte verteuern könnten.

Unterschiedliche Sammelbehälter Sack oder Tonne in jeweils definierten Stadtgebieten hält Schnier für nicht praktikabel. Eine Ansicht, die der Ausschuss teilte. Für welche Variante die Politik sich am Ende entscheiden wird, war in der Ausschusssitzung noch nicht absehbar. Die dort vertretenen Kommunalpolitiker werden das Gehörte mit in ihre Fraktionen nehmen und dort diskutieren.

Gleichwohl war eine klare Tendenz, dass die Müllvermeidung an erster Stelle stehen sollte. Ausschussvorsitzender Heiko Panzer (SPD) liebäugelte mit dem Argument, dass eine Volumenverknappung, wie sie bei der Einführung der Tonne abzusehen ist, die Verbraucher zur Müllvermeidung animieren könnte. Zudem mache die Tonne aus ökologischer Sicht wesentlich mehr Sinn als dickere Säcke.

Dickere Säcke sind ökologischer Irrsinn″, nahm Oliver Hasskamp (FDP) den Ball auf. Hasskamp nimmt die Verbraucher in die Verantwortung, die solchen Unsinn kaufen″. Erst wenn die Verpackungen in den Geschäften blieben, werde dieser Unfug aufhören″.

Wie auch immer. Die Politik, so die Bitte von Schnier, der die Verhandlungen mit den Systembetreibern führen muss, muss bis zum Ende des Jahres eine Entscheidung über die zukünftige Sammeltechnik getroffen haben, denn die Umsetzung muss spätestens 2020 erfolgen.

Bildtexte:
Bleiben den Osnabrückern die gelben Säcke erhalten oder kommt die gelbe Tonne? Die Politik muss sich bis zum Ende des Jahres entscheiden.
Der Vorteil der Wertstofftonne, wie sie in Eversburg erprobt wurde: Auch Kunststoffteile, bei denen es sich nicht um Verpackungen handelt, dürfen darin entsorgt werden. Derzeit gehören ausgediente Quietscheentchen oder Plastik-Ablagekästen in den Restmüll.
Fotos:
Gert Westdörp, Archiv/ Jörn Martens

Kommentar
Das Gesetz gehört in die Tonne

Das neue Verpackungsgesetz schreibt den alten Wahnsinn der ungleichen Behandlung gleicher Materialien munter fort. Es ist eine Farce, dass die einzige echte Neuerung die ist, ob der Bürger seinen Verpackungsmüll künftig in einen Sack oder in eine Tonne schmeißt.

Die Diskussion um die Verpackungen geht deshalb in eine völlig falsche Richtung. Nicht die Frage, was in welche Tonne gehört, ist unser Problem, sondern wie wir Verpackungsmüll vermeiden können. Dass identische Wertstoffe einmal in die Recyclingtonne sollen und ein anderes Mal in den Restmüll gehören, haben die Entsorgungsunternehmen durchgedrückt. Logisch oder gar ökologisch oder volkswirtschaftlich sinnvoll ist es auf keinen Fall. Und erst recht nicht vom Verbraucher nachvollziehbar.
Autor:
Dietmar Kröger


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