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1.
Erscheinungsdatum:
17.09.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Zwischen allen Stühlen
Zwischenüberschrift:
Schulbegleiter in Osnabrück: Für die einen wichtig, für andere lästig
Artikel:
Originaltext:
Schüler
mit
körperlichen,
geistigen
oder
seelischen
Behinderungen
stoßen
im
Schulalltag
oft
an
ihre
Grenzen;
Sogenannte
Schulbegleiter
sollen
sie
unterstützten.
Was
in
der
Theorie
gut
klingt,
sorgt
in
der
Praxis
jedoch
für
einige
Probleme.
Eine
Geschichte
über
verschlossene
Toilettentüren,
ratlose
Eltern
und
den
Wunsch,
einfach
nur
normal
zu
sein.
Osnabrück
Früher
gab
es
in
einer
Schule
die
Schüler,
den
Lehrer,
das
Sekretariat
und
den
Hausmeister.
Doch
seit
der
Einführung
der
inklusiven
Schule
in
Niedersachsen
im
Jahr
2013
arbeiten
hier
deutlich
mehr
Erwachsene:
Es
gibt
die
Schulsozialarbeiter,
die
sich
zum
Beispiel
um
Kriseninterventionen,
die
Zusammenarbeit
mit
den
Eltern
oder
den
Übergang
ins
Berufsleben
kümmern.
Da
sind
pädagogische
Mitarbeiter,
die
außerunterrichtliche
Angebote
leiten
oder
einspringen,
wenn
Lehrer
kurzfristig
ausfallen.
Und
dann
sind
da
die
Schulbegleiter.
Andere
Bezeichnungen
für
sie:
Integrationshelfer,
Inklusionshelfer,
kurz:
I-
Helfer,
Schulassistenten
oder
Individualbegleiter.
Ihre
Aufgabe:
Schülern
mit
körperlichen,
geistigen
oder
psychischen
Einschränkungen
dabei
zu
helfen,
im
Schulalltag
mitzuhalten;
aus
der
pädagogischen
Arbeit
sollen
sie
sich
ausdrücklich
heraushalten.
Eingesetzt
werden
sie
schließlich
auch
nicht
von
den
Schulen,
sondern
von
den
Eltern.
Und
nicht
jeder
Lehrer
ist
glücklich
darüber,
noch
einen
Erwachsenen
im
Klassenzimmer
sitzen
zu
haben.
„
Wenn
ich
es
könnte,
würde
ich
mir
den
Einsatz
von
Schulbegleitern
an
unserer
Schule
verbitten.″
Hanno
Middeke
ist
Schulleiter
der
Herman-
Nohl-
Schule
Osnabrück,
einer
Förderschule
mit
dem
Schwerpunkt
emotionale
und
soziale
Entwicklung.
Außerdem
ist
er
stellvertretender
Vorsitzender
des
Landesverbands
Sonderpädagogik.
Sieben
Schulbegleiter
sind
derzeit
an
der
Herman-
Nohl-
Schule
im
Einsatz.
„
Im
letzten
Schuljahr
hatten
wir
in
einer
Klasse
acht
Schüler,
vier
Inklusionshelfer
und
einen
Lehrer.
Das
ist
nichts
für
unsere
Kinder.
Die
müssen
sich
doch
fragen:
Wer
hat
denn
hier
den
Hut
auf?
″
Unterstützungsbedarf
Es
sei
etwas
anderes
bei
Schülern
mit
körperlichen
Defiziten,
sagt
Middeke.
Wer
Hilfe
beim
Tragen
des
Schulranzens
brauche
oder
beim
Toilettengang,
für
den
mache
ein
Schulbegleiter
Sinn.
Diese
Form
der
Schulbegleitung
gibt
es
in
Deutschland
bereits
seit
den
1980er-
Jahren.
Aber
an
der
Hermann-
Nohl-
Schule
geht
es
um
Schulbegleiter
für
Schüler
mit
emotionalem
und
sozialem
Unterstützungsbedarf.
Schüler,
die
oft
aggressiv
reagieren
oder
im
Unterricht
den
Clown
spielen.
Die
sich
in
sich
selbst
zurückziehen
oder
mit
ihrer
Umwelt
überfordert
sind.
Schüler,
die
in
der
Lage
sind,
durch
ihr
Verhalten
den
ganzen
Unterricht
zu
sprengen.
Ist
es
da
nicht
gut,
wenn
ein
Schulbegleiter
diesem
Schüler
zur
Seite
sitzt
und
bei
einer
Eskalation
mit
ihm
vor
die
Tür
geht?
Hanno
Middeke
schüttelt
den
Kopf.
Für
Schüler
könnte
es
vielmehr
verwirrend
sein,
wenn
er
mit
dem
Inklusionshelfer
und
dem
Lehrer
„
zwei
Aufmerksamkeitsherde″
im
Klassenzimmer
habe.
Einfach
nur
normal
sein
Und
schließlich
gebe
es
viele
Kinder,
die
gar
keinen
Schulbegleiter
wollen,
meint
der
Schulleiter.
„
Die
erleben
das
als
Sonderbehandlung,
dabei
wollen
sie
doch
nur
eins
sein:
normal.
Wer
will
das
nicht?
″
Nein,
für
den
sozialen
Bereich
brauche
es
Leute
vom
Fach
–
Schulbegleiter
würden
letztlich
nur
einen
Personalmangel
kaschieren.
„
Das
Land
soll
das
Personal
einstellen,
das
nötig
ist.
Wenn
unsere
Klassen
kleiner
wären
und
generell
doppelt
besetzt,
dann
wäre
der
Ruf
nach
Inklusionshelfern
auch
nicht
so
laut″,
meint
der
Schulleiter.
Aber
der
Ruf
ist
laut;
und
er
wird
immer
lauter.
Sylvia
Kühne
sitzt
in
ihrem
Büro
des
Awo
Kreisverbands
an
der
Johannisstraße.
Sie
hat
Ordner
mitgebracht.
Informationen
über
die
Schulbegleiter,
die
von
der
Arbeiterwohlfahrt
vermittelt
werden.
Neben
der
Awo
übernehmen
diese
Aufgabe
in
der
Region
unter
anderem
noch
der
Paritätische
Wohlfahrtsverband
und
die
Heilpädagogische
Hilfe.
Insgesamt
sind
es
in
der
Stadt
in
diesem
Schuljahr
42
Kinder,
die
begleitet
werden,
17
davon
gelten
als
seelisch
behindert.
Im
Landkreis
hatten
im
vergangenen
Schuljahr
184
Kinder
eine
Schulbegleitung.
Tendenz:
steigend.
Zum
Vergleich:
In
Hamburg
haben
derzeit
rund
1800
Kinder
einen
Schulbegleiter.
„
Wir
haben
hier
maximal
15
Prozent
Quereinsteiger″,
sagt
Sylvia
Kühne
von
der
Awo.
Die
anderen
I-
Helfer
decken
in
ihrer
Qualifikation
eine
große
Bandbreite
ab:
Sozialassistenten,
Krankenpfleger
und
Ergotherapeuten
finden
sich
in
dem
Ordner
wieder.
Die
Frauenquote
liegt
bei
rund
80
Prozent.
Vergütet
werde
je
nach
Fähigkeiten
und
Berufserfahrung,
sagt
Kühne.
Bei
einer
Vollzeitstelle
von
38,
5
Stunden
liege
das
Bruttoeinkommen
demnach
bei
1900
bis
2500
Euro.
Die
Awo-
Mitarbeiterin
weiß,
dass
andernorts
vorwiegend
„
Bufdis″
und
„
FSJler″
als
Schulbegleiter
eingesetzt
werden
und
dass
die
Bezahlung
oft
dem
Mindestlohn
entspricht.
Weder
Qualifikation
noch
Vergütung
von
Schulbegleitern
sind
klar
geregelt.
Auch
bei
den
Zuständigkeiten
wird
es
kompliziert:
Bei
Kindern
mit
geistiger
oder
körperlicher
Behinderung
übernimmt
die
Eingliederungshilfe
die
Kosten,
bei
seelischen
Behinderungen,
zu
denen
auch
Autismus
gehört,
zahlt
das
Jugendamt.
Schwierig
wird
die
Einordnung
bei
Mehrfachbehinderungen.
Und
während
bei
körperlichen
Behinderungen
oft
schon
umfangreiche
Gutachten
und
ärztliche
Diagnosen
vorliegen,
die
das
Beantragen
eines
I-
Helfers
vereinfachen,
müssen
bei
Fällen
von
Autismus,
AD(
H)
S
oder
anderen
seelischen
Handicaps,
die
oft
erst
im
Schulalter
auffällig
werden,
noch
aufwendig
Gutachten
eingeholt
werden.
Suche
nach
Lösungen
„
Als
uns
gesagt
wurde,
dass
wir
für
unseren
Sohn
einen
Inklusionshelfer
beantragen
könnten,
fühlten
wir
uns
erst
einmal
ziemlich
alleingelassen″,
berichtet
eine
Mutter,
die
ihren
Namen
nicht
öffentlich
nennen
möchte.
Ihr
Eindruck
damals:
Irgendwie
kann
so
ziemlich
jeder
Schulbegleiter
sein.
Und
es
ist
Sache
der
Eltern,
einen
aufzutreiben.
Am
Ende
fand
die
Familie
eine
Inklusionshelferin
–
dank
ihres
privaten
Umfelds.
Nach
einem
Schuljahr
wurde
der
Vertrag
nicht
verlängert.
Nicht,
weil
die
I-
Helferin
und
ihr
Sohn
nicht
harmoniert
hätten,
im
Gegenteil:
Es
lief
so
gut,
dass
sich
die
Schulbegleiterin
selbst
überflüssig
gemacht
hat.
Für
die
körperlichen
Defizite
des
Kindes
wurden
gemeinsam
mit
der
Klasse
und
der
Klassenlehrerin
Lösungen
gefunden.
„
Das
ist
ja
das
Ziel
der
Schulbegleiter″,
sagt
Sylvia
Kühne,
„
dass
sie
am
Ende
nicht
mehr
gebraucht
werden.″
Nicht
mehr
gebraucht
und
damit
arbeitslos?
Die
Awo-
Mitarbeiterin
schüttelt
den
Kopf.
Die
Nachfrage
sei
hoch
genug,
um
die
I-
Helfer
anderweitig
zu
beschäftigen,
und
wenn
es
doch
einmal
eine
„
Lücke″
gebe,
könnten
die
Mitarbeiter
zwischenzeitlich
beispielsweise
in
betreuten
Wohngruppen
eingesetzt
werden.
Sorge,
bald
arbeitslos
zu
werden,
muss
Sandra
Andretzky
nicht
haben.
Die
Schule
ist
aus,
und
die
Osnabrückerin
ist
gerade
nach
Hause
gekommen.
Sandra
Andretzky
ist
Schulbegleiterin.
Jeden
Morgen
fährt
sie
gemeinsam
mit
einem
schwerst
mehrfachbehinderten
achtjährigen
Mädchen
nach
Bramsche
zur
Wilhelm-
Busch-
Schule,
einer
Schule
mit
dem
Förderschwerpunkt
geistige
Entwicklung.
Im
Unterricht
sitzt
sie
neben
ihr,
sie
füttert
das
Mädchen
in
der
Pause
und
wickelt
es.
Sprachrohr
Sandra
Andretzky
kennt
die
Geschichten
anderer
I-
Helfer,
die
sich
mit
den
Berichten
von
Sylvia
Kühne
von
der
Awo
decken.
Schulbegleitern
soll
der
Zugang
zur
Personaltoilette
verweigert
worden
sein.
Lehrer
sollen
sie
gebeten
haben,
während
des
Unterrichts
auf
dem
Flur
zu
warten.
Doch
bei
Sandra
Andretzky
läuft
es
anders:
„
Ich
habe
einen
Schlüssel
zu
allen
Räumen″,
sagt
die
gelernte
Kinderkrankenschwester.
„
Für
das
von
mir
begleitete
Mädchen
bin
ich
das
Sprachrohr.
Wäre
sie
alleine
im
Klassenzimmer,
würde
es
gar
nicht
funktionieren.
Die
Lehrer
haben
nicht
die
Möglichkeit,
sich
während
des
Unterrichts
richtig
um
sie
kümmern
zu
können.″
Obwohl
es
hier
mit
der
Begleitung
so
gut
klappt
und
nicht
damit
zu
rechnen
ist,
dass
sich
der
Gesundheitszustand
des
achtjährigen
Mädchens
je
verbessern
wird,
wird
auch
der
Vertrag
von
Sandra
Andretzky
nach
einem
Schuljahr
auslaufen.
Denn
die
Eltern
müssen
für
jedes
Schuljahr
einen
neuen
Antrag
stellen.
Hermann
Wellers
würde
gerne
etwas
Ordnung
in
das
Chaos
bringen.
Wellers
ist
Programmbereichsleiter
der
Volkshochschule
Osnabrücker
Land.
Im
September
wird
die
VHS
erstmals
eine
Qualifizierung
zum
Schulbegleiter
anbieten.
Gerade
die
Träger,
die
häufiger
Bufdis
und
FSJler
einsetzen,
hätten
Interesse
an
dem
Angebot
signalisiert,
sagt
er.
Qualifizierungskurs
„
Wir
arbeiten
in
dem
Kurs
mit
einem
landesweit
anerkannten
Konzept,
das
auf
Erfahrungen
aus
Meppen
fußt″,
sagt
Wellers.
Im
Emsland
ist
die
Volkshochschule
nämlich
schon
seit
Längerem
für
die
Qualifizierung,
aber
auch
für
die
Vermittlung
von
Schulbegleitern
zuständig,
hier
lag
die
Zahl
der
begleiteten
Kinder
im
Jahr
2017
bei
rund
135.
In
dem
Kurs
sollen
sonderpädagogische
Grundlagen
beispielsweise
zu
Autismus
oder
AD(
H)
S,
oder
für
die
Bereiche
Hören,
Sehen
oder
körperliche
Entwicklung
vermittelt
werden.
Außerdem
soll
klargemacht
werden,
was
in
den
Aufgabenbereich
von
I-
Helfern
fällt
und
was
nicht.
Aus
dem
Pädagogischen
sollen
sie
sich
zum
Beispiel
gänzlich
raushalten.
Aber
wo
genau
beginnt
die
Pädagogik?
Beim
Vorlesen
des
Arbeitsblattes?
Und
wie
kann
der
I-
Helfer
dafür
sorgen,
dass
der
begleitete
Schüler
durch
ihn
nicht
zum
Sonderling
wird?
Wellers
weiß,
dass
es
auch
für
Lehrer
gerade
an
Regelschulen
eine
ungewohnte
Situation
ist,
wenn
da
auf
einmal
noch
ein
Erwachsener
im
Klassenzimmer
sitzt
–
wen
soll
er
denn
bei
einem
Gespräch
angucken?
Den
Schüler
oder
die
Begleitperson?
Und
wer
achtet
darauf,
dass
I-
Helfer
nicht
am
Ende
das
Gegenteil
bewirken,
nämlich
dazu
führen,
dass
der
begleitete
Schüler
weniger
in
den
Unterricht
einbezogen
wird
–
aus
der
Annahme
heraus,
dass
da
ja
bereits
jemand
sei,
der
sich
um
ihn
kümmere?
Wellers
lächelt.
Die
Unterlagen
mit
den
Kursinhalten
sind
dick,
doch
ob
sich
überhaupt
genügend
Teilnehmer
für
dieses
freiwillige
Angebot
finden,
ist
noch
nicht
sicher.
Die
Kosten
für
die
Qualifikation
liegen
bei
665
Euro.
Und
die
müssen
die
Teilnehmer
selbst
übernehmen.
Bildtexte:
Kindern
mit
Handicap,
die
im
Schulalltag
Probleme
haben,
können
sogenannte
Schulbegleiter
zur
Seite
gestellt
werden.
Die
befinden
sich
allerdings
in
einem
Spannungsfeld
zwischen
Ämtern,
Eltern,
Lehrern
und
Trägern.
Schulbegleiter,
die
Kindern
mit
körperlicher
Behinderung
zur
Seite
gestellt
werden,
gibt
es
in
Deutschland
bereits
seit
den
1980er-
Jahren.
Foto:
dpa
Autor:
Cornelia Achenbach