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1.
Erscheinungsdatum:
15.09.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
35 Bremsbuckel für den Westerberg
Kissenschlacht auf dem Westerberg
Zwischenüberschrift:
Mehr Ruhe oder mehr Lärm: Was bringen die 35 Bremsbuckel?
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Die
Gluckstraße
auf
dem
Westerberg
ist
gestern
für
den
Verkehr
freigegeben
worden.
Damit
ist
zugleich
der
Einbau
von
35
„
Berliner
Kissen″
abgeschlossen,
die
die
Autofahrer
bremsen
und
den
Durchgangsverkehr
fernhalten
sollen.
Aber
die
Kissen
nerven
viele
Anwohner.
35
Ruhekissen
für
den
Westerberg:
Der
Einbau
der
„
Berliner
Kissen″
ist
seit
Freitag
abgeschlossen,
zwei
wichtige
Querverbindungen
sind
zu
Buckelpisten
geworden.
Bringen
die
Erhebungen
die
gewünschte
Entlastung
für
die
Anwohner?
Oder
sind
sie
nutzlos
und
nervig,
wie
Kritiker
meinen?
Die
Anwohnerschaft
ist
gespalten.
Osnabrück
Die
Sanierung
der
Gluckstraße,
die
nach
mehrwöchiger
Sperrung
seit
gestern
wieder
befahrbar
ist,
bildet
den
Schlusspunkt
der
Kissen-
Offensive
auf
dem
Westerberg.
Insgesamt
35
der
roten
Bremsbuckel
hat
die
Stadt
auftragen
lassen,
19
auf
der
Westroute
Mozartstraße/
Lieneschweg/
Händelstraße/
Gluckstraße
und
16
auf
der
mittleren
Westerberg-
Querung
Caprivistraße/
Albrechtstraße.
Sie
sind
1,
80
Meter
breit,
sodass
Lastwagen
und
Busse
weitgehend
ungehindert
darüber
hinwegrollen
können,
Pkw-
Fahrer
aber
sind
zur
behutsameren
Fahrweise
gezwungen.
140000
Euro
hat
die
Verbuckelung
der
beiden
Straßenzüge
gekostet.
Doch
die
Verkehrsbremser
sind
umstritten.
Die
Anwohnerschaft
ist
gespalten.
Vor
allem
Anlieger,
die
ein
Kissen
vor
der
Tür
haben,
befürchten
mehr
Lärm
durch
das
Abbremsen
und
Anfahren
und
den
Rütteleffekt.
In
der
Testphase
im
Herbst
2016
unterschrieben
70
von
100
Anliegern
des
Lieneschweges
eine
Protestnote.
Den
Prozess
aufhalten
konnten
sie
damit
nicht.
Jetzt
meldete
sich
Dierk
Meyer-
Pries,
Osnabrücker
Oberstadtdirektor
von
1983
bis
1995,
in
einem
Schreiben
an
die
Redaktion
kritisch
zu
Wort.
Meyer-
Pries,
der
als
Westerberg-
Bewohner
oft
die
Kissen-
Strecke
befährt,
hält
dieses
Verkehrskonzept
für
„
unausgewogen″
und
„
maßlos″.
Er
befürchtet
Schäden
an
Gesundheit
und
Sachwerten.
Die
„
stereotypen
und
abwiegelnden
Hinweise
der
Stadt″
empfindet
er
als
„
Veralberung
der
betroffenen
Verkehrsteilnehmer″.
Der
frühere
Verwaltungschef
geht
davon
aus,
dass
die
Buckelpiste
den
Durchgangsverkehr
abschreckt.
Lkw-
und
Pkw-
Fahrer,
die
zum
Beispiel
vom
Hafen
zur
A30
wollen,
würden
sich
einen
anderen
Weg
suchen
–
und
der
führe
über
den
schon
überlasteten
Wallring.
Die
Buckel
seien
daher
„
verkehrspolitisch
kontraproduktiv″.
Als
ärgerlich
und
nervig
empfindet
er
die
„
körperlichen
Erschütterungen″,
denen
die
Autoinsassen
beim
Überfahren
selbst
bei
sehr
niedriger
Geschwindigkeit
ausgesetzt
seien.
Meyer-
Pries
rät
daher
der
Stadt,
mögliche
gesundheitliche
Folgen
wissenschaftlich
untersuchen
zu
lassen.
Sein
Fazit:
Viele
Bewohner
des
„
Westviertels″
fühlten
sich
unzumutbar
eingekesselt
und
in
„
Zwangshaftung″
genommen.
Das
Verkehrskonzept
Westerberg
sollte
noch
einmal
überarbeitet
werden.
Das
Verkehrskonzept
ist
ein
Ergebnis
eines
aufwendigen
Diskussionsprozesses
am
Runden
Tisch
Verkehr
Westerberg.
Das
Gremium
war
nach
der
Bürgerbefragung
über
die
Westumgehung
ins
Leben
gerufen
worden,
um
einen
Plan
B
für
den
Westerberg
zu
erarbeiten.
Nach
dem
Scheitern
der
Entlastungsstraße
forderten
die
Anwohner
der
sogenannten
heimlichen
Westumgehung
(Gluckstraße
bis
Mozartstraße)
ein
Alternativkonzept.
Am
Runden
Tisch
hatten
Vertreter
von
Interessengruppen,
Bürgerinitiativen,
der
Anlieger
und
des
Rates
unter
externer
Moderation
vier
Modelle
entwickelt,
die
in
unterschiedlicher
Dosierung
auf
den
Verkehr
wirken.
Am
Ende
entschied
sich
das
Gremium
für
eine
gemäßigte
Variante:
Berliner
Kissen
und
Schwellen,
schärfere
Tempo-
Kontrollen
in
der
Tempo-
30-
Zone,
attraktive
Fahrradstraßen
und
ein
Mobilitätsmanagement,
das
innovative
Konzepte
wie
Carsharing
aufgreift.
Daniel
Bugiel,
Anwohner
der
Gluckstraße
und
Teilnehmer
des
Runden
Tisches,
verteidigt
den
Beteiligungsprozess
und
das
Ergebnis.
Die
Berliner
Kissen
seien
nur
ein
Bestandteil
des
Gesamtpaketes
„
und
auf
jeden
Fall
einen
Versuch
wert″.
Bugiel
hofft,
dass
sich
der
Verkehr
auf
der
heimlichen
Westumgehung
spürbar
reduziert.
Die
von
den
Planern
angepeilte
Reduzierung
um
40
bis
50
Prozent
hält
Bugiel
allerdings
für
„
utopisch″.
In
der
Politik
hatte
es
eine
große
Mehrheit
für
die
Berliner
Kissen
gegeben.
Einzig
die
FDP
scherte
aus
und
forderte
eine
Sperrung
der
beiden
Querverbindungen
für
den
Durchgangsverkehr.
Bildtext:
35
Berliner
Kissen
sollen
den
Verkehr
auf
dem
Westerberg
ausbremsen,
so
auch
auf
der
Gluckstraße
(Foto)
,
die
nach
der
Deckensanierung
seit
gestern
wieder
befahrbar
ist.
Foto:
Malte
Jonas
So
wirken
die
Berliner
Kissen
Verursachen
Abbremsen
und
Anfahren
zusätzlich
Lärm?
Der
Abstand
zwischen
den
Kissen
ist
nach
Angaben
der
Verwaltung
so
gewählt,
dass
die
Autofahrer
zu
gleichmäßiger
Fahrt
veranlasst
werden.
Zusätzlicher
Lärm
entstehe
deshalb
nicht.
Fahren
die
Autofahrer
langsamer?
Vor
und
während
der
Testphase
im
Winter
2016/
2017
mit
vier
Kissen
auf
dem
Lieneschweg
ließ
die
Stadt
die
Geschwindigkeiten
messen.
Die
sogenannte
v85-
Geschwindigkeit
(die
Geschwindigkeit,
die
von
85
Prozent
der
Autofahrer
unterschritten
wurde)
,
betrug
vor
dem
Aufbringen
der
Kissen
38
km/
h.
Mit
Kissen
sank
die
v85-
Geschwindigkeit
auf
36
km/
h.
Wird
der
Verkehr
weniger
werden?
Das
ist
ungewiss.
Vor
und
während
der
Testphase
passierten
8300
Pkw
in
24
Stunden
den
Lieneschweg.
Allerdings
war
auch
nur
ein
kurzer
Abschnitt
mit
Buckeln
bestückt.
Behindern
die
Kissen
den
Rettungsdienst?
Die
Berufsfeuerwehr
testete
die
Kissen-
Strecke
mit
Rettungswagen,
einem
Notarztfahrzeug
und
Drehleiter.
Die
Fahrzeuge
konnten
die
Kissen
„
annähernd
erschütterungsfrei″
passieren.
Ist
der
Busverkehr
beeinträchtigt?
Tests
zeigten:
Störungsfrei
ist
die
Überfahrt
nicht,
da
die
Zwillingsreifen
die
Kissen
berühren.
Das
Überholen
von
Radfahrern
ist
erschwert.
Fazit
der
Stadtwerke:
Die
Kissen
mindern
die
Beförderungsqualität.
Kommentar
Versprechen
halten
Vier
Jahre
hat
es
gedauert.
Vier
Jahre
sind
seit
dem
knappen
Nein
der
Bürger
zur
Entlastungsstraße
West
vergangen,
und
seither
steht
das
Versprechen
im
Raum,
die
Verkehrsbelastung
auf
dem
Westerberg
zu
reduzieren.
Die
Berliner
Kissen
sind
das
erste
sichtbare
Resultat
und
das
Ergebnis
eines
vorbildlichen
Beteiligungsprozesses.
Zur
Erinnerung:
Vier
Vorschläge
für
den
Plan
B
lagen
auf
dem
Runden
Tisch.
Allen
Beteiligen
war
klar,
dass
kein
Vorschlag
wirklich
die
Verkehrsmenge
reduzieren,
sondern
allenfalls
vom
Westerberg
fernhalten
kann.
Von
Vorschlag
1
bis
4
steigerten
sich
die
Eingriffe
und
die
Verdrängungseffekte.
Nach
zähem
Ringen
entschied
sich
der
Runde
Tisch
für
den
minderschweren
Eingriff
der
Stufe
2,
der
unter
anderem
die
Berliner
Kissen
vorsieht.
Das
Paket
ist
ein
sorgsam
abgewogener
Kompromiss,
nicht
von
Experten
übergestülpt,
sondern
von
Fachleuten,
Bürgern
und
Betroffenen
gemeinsam
erarbeitet.
Viele
Anwohner
mögen
sich
darüber
aufregen.
Doch
sie
sollten
die
Arbeit
des
Runden
Tisches
respektieren
und
diesem
noch
moderaten
Konzept
zur
Verkehrsberuhigung
eine
Chance
geben.
Warten
wir
ein
Jahr
ab.
Wenn
die
Kissen
nur
Ärger
machen,
können
sie
leicht
wieder
entfernt
werden.
Dann
werden
aber
die
nächsten
Stufen
umgesetzt
werden
müssen
–
mit
Sackgassen,
Einbahnstraßen
und
Sperrungen.
Die
Politik
steht
schließlich
im
Wort.
Autor:
Wilfried Hinrichs