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1.
Erscheinungsdatum:
14.09.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wer war Hans Calmeyer?
Zwischenüberschrift:
Gesprächsabend im Heimathaus Hollager Hof mit Buchautor Mathias Middelberg
Artikel:
Originaltext:
Der
Widerstand
gegen
den
Nationalsozialismus
ist
in
den
Neubaugebieten
der
Gemeinde
Wallenhorst
weiterhin
stark
vertreten.
Im
Gebiet
„
Witthügel″
in
Hollage
sind
Siedlungsstraßen
nach
Willy
Brandt,
Bernhard
Schopmeyer
und
Hans
Calmeyer
benannt.
Um
Letzteren
geht
es
in
einem
Gesprächsabend
im
Heimathaus
am
20.
September
um
19
Uhr.
Wallenhorst
Der
Heimat-
,
Kultur-
und
Wanderverein
Hollager
Hof
wirft
die
Frage
auf:
„
Wer
war
dieser
Calmeyer?
″
Antwort
aus
berufenem
Munde
ist
von
Mathias
Middelberg
zu
erwarten,
CDU-
Politiker
und
Bundestagsabgeordneter.
Den
juristischen
Doktortitel
hat
er
2003
mit
einer
Arbeit
über
„
Judenrecht,
Judenpolitik
und
der
Jurist
Hans
Calmeyer
in
den
besetzten
Niederlanden
1940–1945″
erworben.
Und
angesichts
der
nicht
verstummenden
Frage,
ob
Calmeyer
ein
„
Osnabrücker
Schindler″
oder
vielleicht
doch
nur
ein
Schwindler
gewesen
sei,
hat
Middelberg
sich
noch
einmal
ausführlich
mit
Leben
und
Wirken
Calmeyers
auseinandergesetzt
und
2015
den
aktuellen
Forschungsstand
in
der
Biografie
„‚
Wer
bin
ich,
dass
ich
über
Leben
und
Tod
entscheide?
′ – ‚
Rassereferent′
Hans
Calmeyer
in
den
Niederlanden
1941–1945″
niedergelegt.
Der
Anwalt
Hans
Calmeyer
(1903–1972)
entschied
als
Beamter
der
deutschen
Besatzungsverwaltung
in
den
Niederlanden
täglich
über
Leben
und
Tod.
Im
Sinne
der
NS-
Rassenpolitik
sollte
er
„
rassische
Zweifelsfälle″
klären,
ob
also
etwa
Abkömmlinge
aus
„
Mischehen″
als
„
Arier″
oder
als
Juden
zu
klassifizieren
seien.
Was
zugleich
bedeutete:
Rettung
oder
Deportation
ins
Vernichtungslager.
In
ihrer
Verzweiflung
erfanden
Tausende
Verfolgte
neue
Abstammungsgeschichten.
Der
Jurist
hätte
diese
„
Zweifelsfälle″
in
Holland
genauso
entscheiden
müssen
wie
die
Behörden
in
Berlin.
Tatsächlich
legten
seine
Mitarbeiter
und
er
andere
Maßstäbe
an
und
schafften
es,
einzelne,
aber
auch
ganze
Gruppen
vor
der
Verfolgung
zu
bewahren
–
auch
Anne
Franks
beste
Freundin
Jacqueline
van
Maarsen.
Dicht
auf
den
Fersen
war
Calmeyer
ein
anderer
(zeitweiliger)
Osnabrücker:
der
SS-
Mann
Ulrich
Grotefend.
Im
Rasse-
und
Siedlungs-
Hauptamt
der
SS
in
Berlin
hatte
man
nämlich
Verdacht
geschöpft,
dass
mit
den
zahlreichen
von
Calmeyer
attestierten
„
Mischlingen″,
also
„
Halbjuden″
und
„
Vierteljuden″,
etwas
nicht
stimmen
könne.
Berlin
setzte
eine
Untersuchungskommission
unter
Grotefends
Leitung
ein,
die
nach
Den
Haag
reisen
und
dort
Calmeyers
Fallentscheidungen
nachprüfen
sollte.
Grotefend
war
promovierter
Historiker,
ausgebildeter
Archivar
und
Genealogie-
Experte.
„
Bei
seinen
Vorkenntnissen
hätte
Grotefend
sehr
schnell
durchschaut,
was
da
für
eine
Täuschungsmaschinerie
im
Gange
war″,
ist
sich
Middelberg
sicher.
Die
Beschlagnahme
der
Akten
im
September
1944
stand
unmittelbar
bevor,
als
die
Luftlandung
der
Alliierten
bei
Arnheim
auf
einmal
den
Frontverlauf
gefährlich
nahe
an
Den
Haag
heranschob
und
die
SS
andere
Sorgen
hatte.
Sie
musste
nämlich
ihren
Dienstsitz
Den
Haag
aufgeben
und
weiter
in
Richtung
deutsche
Grenze
verlegen.
Nur
aufgrund
des
Kriegsverlaufs
wurde
Grotefends
Mission
abgebrochen
und
blieben
also
Calmeyers
manipulierte
Abstammungsentscheidungen
unentdeckt.
Dennoch
ist
Calmeyer
bis
heute
umstritten.
Einige
Historiker
sehen
in
ihm
letztlich
ein
funktionierendes
Rädchen
im
Getriebe
der
Mordmaschinerie
und
billigen
ihm
allenfalls
zu,
„
situativ″
oder
„
zufällig″
lebensrettend
entschieden
zu
haben.
Mathias
Middelberg
legt
an
konkreten
Fällen
die
Handlungsweisen
und
-
spielräume
des
„
Rassereferenten″
dar.
Er
ist
der
Meinung,
dass
Calmeyer
mit
seiner
Strategie
scheinbarer
Anpassung,
aber
tatsächlicher
Sabotage
mehr
als
3000
Menschen,
wahrscheinlich
bis
zu
5000,
aus
Überzeugung
das
Leben
gerettet
hat
–
weit
mehr
Menschen
jedenfalls,
als
der
Emaillewarenfabrikant
Oskar
Schindler
es
mit
seiner
weltberühmten
Liste
vermochte.
Zu
Recht
habe
die
israelische
Holocaust-
Gedenkstätte
Yad
Vashem
ihm
den
Ehrentitel
„
Gerechter
unter
den
Völkern″
verliehen,
meint
Middelberg.
Und
er
ist
glücklich
über
den
einstimmigen
Beschluss
des
Osnabrücker
Stadtrats
im
Dezember
2017,
im
Museumsquartier
die
Villa
Schlikker
–
einst
Nazi-
Hauptquartier
–
in
ein
Hans-
Calmeyer-
Haus
umzuwidmen.
Nach
einem
noch
zu
entwickelnden
Konzept
soll
hier
die
regionale
NS-
Vergangenheit
mit
einem
Schwerpunkt
auf
Calmeyers
Wirken
dargestellt
werden.
Bildtext:
Ein
Bild
aus
frühen
Jahren:
der
Osnabrücker
Rechtsanwalt
Hans
Calmeyer
(1903–1972)
,
der
in
Israel
als
„
Gerechter
unter
den
Völkern″
gilt.
Foto:
Niedersächsisches
Landesarchiv
Autor:
Joachim Dierks