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1.
Erscheinungsdatum:
29.08.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Vom Dachboden ins rechte Licht gerückt
Zwischenüberschrift:
Das Diözesanmuseum Osnabrück feiert sein 100-jähriges Bestehen
Artikel:
Originaltext:
Es
mutet
schon
etwas
seltsam
an,
dass
Bischof
Wilhelm
Berning
ausgerechnet
in
den
niederschmetterndsten
Tagen
des
Ersten
Weltkriegs,
als
die
militärische
Niederlage
sich
schon
abzeichnete,
ein
Museum
für
die
Kunstschätze
seiner
Diözese
ins
Leben
rief.
Was
trieb
ihn
dazu?
Osnabrück
Bernings
Rede
zur
Eröffnung
am
28.
August
1918
ist
erhalten.
„
Minerva
darf
dem
Mars
die
Hand
wohl
reichen″,
ist
seine
Antwort.
Die
schönen
Künste
und
der
Krieg
gehen
für
ihn
zusammen.
Für
uns
heute
schwer
nachvollziehbar,
erhofft
er
sich
vom
Krieg
eine
„
Gesinnungsläuterung″,
ein
Zurückdrängen
des
„
krassen
Materialismus″
und
der
Genusssucht,
die
er
als
mitverantwortlich
für
den
Krieg
ansieht,
zugunsten
idealer
Werte.
Hierbei
könne
die
Pflege
und
Zurschaustellung
kirchlicher
Kunst
helfen.
„
Die
Arbeit
für
die
idealen
Güter
unseres
Volkes
ist
geradezu
unsere
Pflicht,
wenn
wir
unserem
schwer
leidenden
Vaterlande
eine
schönere
Zukunft
sichern
wollen.
Das
Blutopfer
der
Schlachtfelder
verpflichtet
uns,
für
die
idealen
Güter
einzutreten,
für
die
tiefe
Religiosität,
für
echte
Sittlichkeit,
für
wahre
Kunst.″
So
weit
Bernings
Worte.
Ob
auch
die
Sorge
im
Hintergrund
stand,
dass
in
Notzeiten
das
eine
oder
andere
Kunstwerk
einer
Dorfkirche
schneller
zu
Geld
oder,
noch
besser,
zu
einer
Lieferung
Kartoffeln
gemacht
werden
könnte,
kann
nur
spekuliert
werden.
Jedenfalls
richtete
der
Bischof
die
herzliche
Bitte
an
seine
Geistlichkeit,
„
daß
diese
Kunstwerke,
wenn
sie
nicht
am
Orte
selbst
würdig
ausgestellt
und
vor
dem
Verfall
bewahrt
werden
können,
dem
Museum
baldigst
überwiesen
werden″.
Kernbestand
Domschatz
Die
Gäste
der
Eröffnungsveranstaltung
konnten
einen
Rundgang
durch
die
neuen
Ausstellungsräume
machen.
Diese
hatten
im
überwölbten
Obergeschoss
des
1892
bis
1895
von
Dombaumeister
Alexander
Behnes
geschaffenen
südlichen
Domanbaus
eine
schöne
Heimat
gefunden.
Unter
den
Skulpturen,
Gemälden,
Goldschmiedearbeiten,
liturgischen
Textilien
und
Möbeln
bildete
der
Domschatz
den
Kernbestand
–
ergänzt
durch
Stücke
aus
allen
Regionen
des
Bistums,
die
im
Gottesdienst
oder
als
Kultbilder
im
Kirchenraum
nicht
mehr
benötigt
wurden.
Teile
stammten
auch
aus
Klöstern,
die
unter
Napoleon
aufgehoben
worden
waren
und
deren
Bestände
als
besonders
gefährdet
galten.
Der
Boden
für
die
Gründung
des
Diözesanmuseums
war
schon
zuvor
beackert
worden.
Im
19.
Jahrhundert
stieg
ganz
allgemein
die
Wertschätzung
für
„
Alterthümer″.
Im
Geiste
der
Zeit
fand
sich
bereits
1871
ein
„
Diözesan-
Kunst-
und
Alterthumsverein
zu
Osnabrück″
zusammen
mit
dem
Ziel,
historische
Kunstbestände
durch
Aufbau
einer
Sammlung
zu
sichern.
Zum
Katholikentag
1901
in
Osnabrück
bot
sich
die
Gelegenheit,
die
kostbaren
Bestände
der
Domkirche
im
Obergeschoss
des
Kreuzgangs
einer
größeren
Öffentlichkeit
zu
präsentieren.
In
jenen
Jahren
entstand
ein
enger
Kontakt
zum
Kölner
Priester
Fritz
Witte,
einem
der
führenden
kirchlichen
Kunsthistoriker
und
späteren
Leiter
des
Kölner
Museums
Schnütgen
für
kirchliche
Kunst.
Witte
darf
als
Geburtshelfer
des
Osnabrücker
Diözesanmuseums
angesehen
werden.
Er
bewertete
die
Stücke
wissenschaftlich
und
bereitete
die
Präsentation
im
neuen
Museum
1918
vor.
Auch
nach
der
Eröffnung
blieb
er
ein
geschätzter
Ratgeber
für
das
Domkapitel
und
speziell
für
den
Domarchivar
und
frisch
installierten
Museumsleiter
Christian
Dolfen.
Kluges
Modell
Bischof
Berning
kündigte
allen
Gemeindepfarrern
des
Bistums
Dolfens
und
Wittes
Besuch
an.
Die
beiden
sollten
vor
Ort
sichten
und
beraten.
Wenn
sie
auf
interessante,
aber
ausrangierte
Stücke
unter
unzureichenden
Lagerbedingungen
stießen,
legten
sie
die
Abgabe
ans
neue
Museum
nahe,
bevor
die
über
Land
ziehenden
Antiquitätenhändler
zuschlagen
konnten.
Der
Bischof
bot
den
Gemeinden
an,
das
Eigentumsrecht
an
den
Stücken
zu
behalten
und
jederzeit
frei
über
sie
verfügen
zu
können.
Der
heutige
Museumsleiter
Hermann
Queckenstedt
bezeichnet
das
Modell
als
klug
und
zielführend,
weil
ohne
diese
vertragliche
Gestaltung
vieles
gar
nicht
den
Weg
nach
Osnabrück
gefunden
hätte.
Er
sagt:
„
Damit
ist
das
Diözesanmuseum
bis
heute
keine
Einbahnstraße
für
die
Endverwendung,
sondern
seine
Bestände
finden
bisweilen
den
Weg
zurück
in
die
Kirche.″
Das
sei
dann
möglich
und
auch
sinnvoll,
wenn
sich
die
Verhältnisse
vor
Ort
geändert
hätten
und
wenn
die
Objekte
im
Andachtsraum
wieder
ihrer
ursprünglichen
Bestimmung
entsprechend
genutzt
werden
könnten.
Dolfen
konzipierte
Ende
der
1920er-
Jahre
eine
neue
Dauerausstellung.
Einer
der
Ersten,
die
sie
zu
sehen
bekamen,
war
1929
der
päpstliche
Nuntius
Eugenio
Pacelli,
der
spätere
Papst
Pius
XII.
Er
äußerte
sich
sehr
lobend,
was
Bischof
Berning
und
Dolfen
dankbar
registrierten.
Nach
1933
wurde
es
stiller
um
das
Haus,
dessen
Inhalte
und
Absichten
nicht
mehr
zum
neuen
nationalsozialistischen
Zeitgeist
passten.
Im
Zweiten
Weltkrieg
wurden
die
Bestände
ausgelagert
und
blieben
dadurch
im
Wesentlichen
erhalten.
Nach
dem
Krieg
arbeitete
Christian
Dolfen
an
der
Wiederherstellung
des
Museums,
bevor
Priester
Hans-
Hermann
Breuer
1956
dessen
Nachfolge
antrat.
Breuer
konzentrierte
sich
auf
die
Erweiterung
der
Bestände
und
deren
wissenschaftliche
Bearbeitung.
Queckenstedt
merkt
aus
heutiger
Sicht
kritisch
an,
dass
die
regelmäßige
Öffnung
des
Hauses
für
das
Publikum
und
eine
engagierte
Vermittlungsarbeit
dabei
auf
der
Strecke
blieben.
Das
sah
man
schon
damals
wohl
auch
in
der
Stadtverwaltung
so.
Oberstadtdirektor
Raimund
Wimmer
hätte
gern
die
kunsthistorischen
Höhepunkte
des
Museums
für
Tourismus
und
Regionalmarketing
nutzbar
gemacht.
Sein
Vorschlag
lautete,
Museumsbestände
in
der
wiederhergestellten
Dominikanerkirche
zu
zeigen,
deren
neue
Nutzung
noch
nicht
so
ganz
klar
war.
Bischof
Helmut-
Hermann
Wittler
lehnte
jedoch
ab.
Er
wollte
die
kirchliche
Kunst
in
einem
kirchlichen
Raum
behalten
und
keineswegs
die
Hoheit
an
die
Stadt
abtreten.
Zeitgenössische
Kunst
Nach
Breuers
Tod
übernahm
1972
Josef
Schewe
die
Museumsleitung.
Das
Pendel
schlug
nun
in
die
andere
Richtung
aus:
War
Breuer
„
zu
wissenschaftlich″
und
zu
wenig
publikumsorientiert
gewesen,
so
ging
Schewe
daran,
Besuchergruppen
mit
Kaffee
und
Kuchen
in
den
Gemäldesaal
zu
locken.
Bei
der
Stadt
absolvierte
er
gar
einen
Lehrgang
zum
Bierausschank.
Die
Bistumsleitung
war
davon
nicht
angetan.
Nach
Schewes
überraschendem
Tod
1978
verfolgte
Nachfolger
Andreas
Jung
wieder
einen
weniger
volkstümlichen
Kurs.
Er
erweiterte
die
Sammlung
um
früh-
und
ostkirchliche
Objekte
und
initiierte
erste
Sonderausstellungen,
die
für
überregionale
Aufmerksamkeit
sorgten.
Nach
Jungs
Ausscheiden
übernahm
seine
Mitarbeiterin
Marie-
Luise
Schnackenburg
die
Leitung.
Sie
setzte
1998
mit
der
Präsentation
des
Sifridus-
Kelches
ein
museales
Glanzlicht
auf
die
Feierlichkeiten
zum
Jubiläum
350
Jahre
Westfälischer
Frieden.
Sie
reduzierte
die
Dauerausstellung
etwas,
um
die
Hauptstücke
besser
zur
Geltung
bringen
zu
können.
Ihre
Sonderausstellungen
schlugen
nicht
zuletzt
auch
eine
Brücke
zur
zeitgenössischen
Kunst.
Städtische
Kulturnacht
Nachdem
sich
der
neue
Bischof
Franz-
Josef
Bode
für
eine
weitere
Stärkung
der
kirchlichen
Kulturarbeit
ausgesprochen
hatte,
wurde
diese
Aufgabe
im
Jahr
2000
in
der
neuen
Abteilung
„
Kultur
und
Archiv″
des
bischöflichen
Generalvikariats
gebündelt,
Leiter
Hermann
Queckenstedt.
Er
sollte
gemeinsam
mit
Schnackenburg
die
räumliche
und
inhaltliche
Neukonzeption
des
Museums
angehen
und
durch
Kulturangebote
auch
Menschen
ansprechen,
die
Gottesdienst
und
Seelsorge
eher
distanziert
gegenüberstehen.
Das
geschah
unter
anderem
im
September
2000
mit
dem
Versuchsballon
einer
„
Domkulturnacht″.
Die
schlug
so
erfolgreich
ein,
dass
die
Stadt
Osnabrück
daraus
im
Folgejahr
das
Konzept
einer
städtischen
Kulturnacht
ableitete.
Gerade
durfte
man
die
Auflage
2018
mit
vielen
Tausend
Besuchern
erleben.
Der
97.
Deutsche
Katholikentag
2008
war
der
äußere
Anlass,
das
Diözesanmuseum
umfassend
baulich
umzugestalten
und
ihm
mit
dem
„
Forum
am
Dom″
ein
zeitgemäßes
Entree
zu
verschaffen.
Zehn
Jahre
besteht
die
neue
Dauerausstellung
nun
bereits,
und
sie
findet
noch
stets
hohes
Lob
für
Raumästhetik
und
Art
der
Präsentation.
Neben
der
jährlichen
Krippenausstellung
als
bewährtem
Besuchermagnet
legt
das
Museumsteam
jährlich
ein
bis
zwei
Sonderausstellungen
mit
großer
thematischer
Bandbreite
auf.
Darunter
waren
etwa
ein
kunsthistorischer
Überblick
über
Kreuzesdarstellungen,
die
Erschließung
des
mittelalterlichen
Gebetbuchs
„
Codex
Gisle″,
eine
Ausstellung
über
die
Gemeinsamkeiten
von
Fußball
und
Religion,
eine
Playmobil-
Ausstellung
für
Kinder
oder
auch
Wanderausstellungen
zu
den
Themen
„
Zwangsarbeiter
im
Bistum″
oder
„
Lübecker
Märtyrer″.
Zusammen
mit
der
Pflege
des
Erbes
des
Karikaturisten
Fritz
Wolf
sind
sie
Beispiele
dafür,
dass
der
Balanceakt
zwischen
wissenschaftlichem
Anspruch
und
populärer
Publikumsansprache,
auf
Neudeutsch
„
Eventisierung″,
gelingt,
nämlich
indem
beides
nicht
zu
kurz
kommt.
Im
Vorgespräch
zu
den
Jubiläumsveranstaltungen
sagte
Queckenstedt:
„
Wir
fühlen
uns
sehr
getragen
von
der
Bistumsleitung,
wir
genießen
große
inhaltliche
Freiheiten.″
Das
komme
nicht
zuletzt
im
Stellenplan
mit
drei
wissenschaftlichen
Vollzeitstellen
und
einer
museumspädagogischen
Stelle
zum
Ausdruck.
Angesichts
der
vom
Bistum
in
Auftrag
gegebenen
Karikaturen,
mit
denen
Gerhard
Mester
Kirche
und
Museum
aufs
Korn
nimmt,
meinte
Queckenstedt:
„
Nicht
jede
Diözesanleitung
in
Deutschland
würde
das
augenzwinkernd
so
mit
sich
machen
lassen.″
Bildtexte:
Das
Messgewand
Bischof
Bennos
II.,
die
sogenannte
Benno-
Kasel
aus
dem
11.
Jahrhundert,
gehört
zu
den
zentralen
Ausstellungsstücken
des
Diözesanmuseums.
In
den
ersten
26
Jahren
bis
zur
Kriegszerstörung
befand
sich
das
Diözesanmuseum
im
gewölbten
Obergeschoss
des
1892-
95
von
Dombaumeister
Alexander
Behnes
geschaffenen
südlichen
Domanbaus.
Ins
rechte
Licht
gerückt:
Direkor
Hermann
Queckenstedt
(von
links)
,
Kuratorin
Friederike
Dorner
und
Generalvikan
Theo
Paul
präsentieren
mit
dem
Kelemann-
Kelch
aus
dem
14.
Jahrhundert
und
einer
zeitgenössischen
Replik.
Fotos:
Hermann
Pentermann
Das
Jubiläumsprogramm
Der
1.
und
2.
September
sind
jeweils
ab
10
Uhr
„
Tage
der
offenen
Tür″
im
Museum.
Restauratoren
geben
Einblicke
in
ihre
Arbeit,
der
Jugendchor
singt,
„
Kleine
Baumeister″
können
sich
in
einem
offenen
Workshop
betätigen,
Führungen
durch
die
Jubiläumsausstellung
werden
angeboten.
Der
eigentliche
Festakt
ist
am
3.
September
um
18
Uhr
im
Dom
mit
liturgischem
Impuls
durch
Bischof
Franz-
Josef
Bode
und
Festvortrag
des
Präsidenten
des
ZK
der
deutschen
Katholiken,
Thomas
Sternberg.
Die
Jubiläumsausstellung
„
Vom
Dachboden
ins
rechte
Licht
gerückt″
geht
vom
1.
September
bis
zum
11.
November.
Die
großflächige
Kunstinstallation
„
Hommage
à
la
Trinité″
des
koreanisch-
französischen
Dominikanerpaters
Kim
En
Joong
ist
noch
bis
zum
9.
September
im
Dom
zu
sehen.
Die
Themen
der
Veranstaltungsreihe
„
Kunst
in
Kürze″
und
der
Dienstagsvorträge
sind
im
Internet
abrufbar
unter
www.dioezesanmuseum-
os.de.
Autor:
Joachim Dierks