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1.
Erscheinungsdatum:
22.08.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zeitreise
Überschrift:
Schnaps, das war ihr letztes Wort
Zwischenüberschrift:
Firma Prenzler produzierte bis 1969 Destillieranlagen für die Spirituosenfabrikation
Artikel:
Originaltext:
Wenn
man
die
Geschichte
der
Firma
August
Prenzler
verfolgt,
stößt
man
automatisch
auf
die
krassen
Veränderungen
des
Stadtbildes
in
der
Nachkriegszeit.
Auf
dem
Grundstück
Hakenstraße
17,
wo
über
fast
100
Jahre
die
Familie
Prenzler
wohnte
und
mit
ihren
Mitarbeitern
Kupfer
schmiedete
und
Apparate
baute,
thront
heute
das
Nikolaizentrum.
Osnabrück
1982
ging
der
Wohnkomplex
Nikolaizentrum
über
einer
Tiefgarage
mit
500
Stellplätzen
in
Nutzung.
Architekt
Erich
Schneider-
Wessling
erhielt
dafür
den
Deutschen
Städtebaupreis
wegen
der
gelungenen
Integration
in
bestehende
stadträumliche
Strukturen.
Was
waren
das
für
Strukturen?
Bevor
sich
das
seinerzeit
futuristisch
wie
ein
Raumschiff
anmutende
Nikolaizentrum
1982
dazwischenlegte,
war
die
Hakenstraße
ein
durchgehender
Straßenzug
von
der
Krahnstraße
bis
zur
Katharinenkirche.
Zu
den
überbauten
Parzellen
gehört
auf
der
Westseite
die
Hausnummer
5,
wo
Heinrich
Röwer
und
später
sein
Schwiegersohn
Gerhard
Pfitzner
mit
Fahrrädern
handelten
und
DDR-
Autos
wie
Trabant
und
Wartburg
verkauften.
Auf
der
Ostseite
stand
das
alte
Steinwerk
mit
dem
Szenelokal
„
Poggenkeller″,
Wirt
Fritz
Osterkamp,
und
daneben
die
Handlung
für
Krankenhaus-
und
Ärztebedarf
Hilmer
&
Buchwalder.
Daran
schloss
sich
das
Grundstück
Hakenstraße
17
an.
In
den
letzten
Jahren
vor
dem
Bau
des
Nikolaizentrums
erstreckte
sich
hier
ein
wenig
einladender
Parkplatz,
aber
zuvor
war
es
der
Sitz
der
Firma
August
Prenzler,
„
Kupferschmiederei
und
Apparatebau-
Anstalt″.
Der
Klempnermeister
August
Prenzler
(1840–1909)
heiratete
1868
durch
Vermählung
mit
Henriette
Ringelmann
in
die
schon
seit
1719
in
der
Heger
Straße
9
bestehende
Kupferschlägerei
Ringelmann
ein
und
führte
sie
unter
eigenem
Namen
fort.
1873
erwarb
er
die
Räumlichkeiten
der
Drahtstiftefabrik
Meyer
&
Kämper
in
der
Hakenstraße
17
und
verlegte
den
Betrieb
dorthin.
Ein
willkommenes
Konjunkturprogramm
für
ihn
war
der
Aufbau
der
städtischen
Wasserversorgung
ab
1890.
Kilometer
über
Kilometer
an
Wasserleitungen
mussten
verlegt
werden,
und
Prenzler
lieferte
fleißig.
Verkaufsschlager
blieben
aber
über
all
die
Jahre
Destillierapparate
für
die
Branntweinherstellung
bis
hin
zu
kompletten
Einrichtungen
für
Brennereien.
Auch
andere
Branchen
wie
Brauereien,
Hefefabriken,
Wäschereien
und
Gerbereien
konnten
Prenzlers
Apparate
und
Vorrichtungen
gebrauchen,
er
baute
daneben
Dampf-
und
Wasserheizungen,
Pumpen,
Feuerspritzen
und
Blitzableiter.
Gegen
Ende
des
Jahrhunderts
gliederte
er
die
Fabrikation
von
Dampfkesseln
an,
um
unabhängiger
von
Vorlieferanten
zu
werden,
1897
übernahm
er
die
Kesselschmiede
Vieth
&
Co.
und
führte
sie
unter
der
Firmierung
Prenzler
&
Vieth
weiter.
Sohn
Richard
(1876–1960)
übernahm
nach
dem
Tod
des
Seniors
1909
die
Firmenleitung.
In
seinen
Lebenserinnerungen
schreibt
Richard
Prenzler:
„
Der
traurige,
unglückliche
1.
Weltkrieg
brachte
eine
starke
Belebung
des
Geschäfts,
weil
laut
Regierungsbeschluss
alle
kupfernen
Apparate
aus
den
Brennereien
abgeliefert
werden
mußten,
um
das
Kupfer
für
den
Munitionsbedarf
nutzbar
zu
machen.
Es
wurden
daher
an
deren
Stelle
viel
eiserne
Apparate
geliefert.″
Die
Wirtschaftskrise
1929/
30
brachte
hingegen
schwere
Zeiten,
in
deren
Folge
die
Dampfkesselfabrik
aufgegeben
wurde.
Im
Bombeninferno
des
Zweiten
Weltkriegs
ging
das
repräsentative
Wohn-
und
Geschäftshaus
vorn
an
der
Hakenstraße
ebenso
unter
wie
die
weiter
hinten
in
der
Grundstückstiefe
Richtung
Kamp
gelegenen
Werkstattgebäude.
Provisorisch
arbeitete
man
in
den
Ruinen
weiter
und
errichtete
nach
und
nach
eine
neue
Betriebsinfrastruktur.
Aber
es
fehlte
an
Erweiterungsmöglichkeiten.
Außerdem
mehrten
sich
die
Beschwerden
von
Anwohnern
über
den
Werkstattlärm.
So
machte
sich
Ingenieur
Hans
Westrup
als
Nachfolger
in
der
Firmenleitung
–
dessen
Ehefrau
Inge
war
die
Nichte
des
kinderlos
gebliebenen
Richard
Prenzler
–
1963
an
die
Aussiedlung
des
Betriebs
aus
der
Innenstadt
in
den
Fledder.
1964
konnte
der
neue
Firmensitz
in
der
Pferdestraße
5
in
Betrieb
genommen
werden.
Das
Glück
in
neuen
Räumen
währte
aber
nur
etwa
fünf
Jahre.
Die
Geschäftsgrundlage
bröckelte,
weil
die
aus
kleinen
Brennereien
bestehende
Stammkundschaft
an
Marktanteilen
verlor
und
nicht
mehr
investierte.
1969
endete
die
Geschäftstätigkeit
der
Firma
August
Prenzler:
Schnaps,
das
war
ihr
letztes
Wort
–
denn
die
Umsätze
in
anderen
Geschäftsfeldern
konnten
die
fehlenden
Aufträge
bei
Destillierapparaten
nicht
wettmachen.
In
der
Reihe
„
Das
unbekannte
Foto″
fragte
unsere
Redaktion
vor
vier
Jahren
nach
Erinnerungen
an
die
Firma.
Daraufhin
meldeten
sich
einige
Angehörige
ehemaliger
Mitarbeiter
und
berichteten
von
einem
sehr
sozial
eingestellten
Unternehmen,
dem
an
einem
guten
Zusammenhalt
der
Beschäftigten
untereinander
und
mit
der
Inhaberfamilie
gelegen
war.
Edith
Nitsche
etwa
erzählte,
dass
sie
ihrem
Bruder
Heinz
Ortgies
oft
das
Mittagessen
in
einem
Henkelmann
in
die
Werkstatt
brachte.
Eine
Leserin
stellte
das
Arbeitszeugnis
ihres
Vaters
Otto
Winter
zur
Verfügung,
der
von
1921
bis
1952
und
zuletzt
als
Prokurist
bei
Prenzler
gearbeitet
hatte.
Eine
Zuschrift
kam
sogar
aus
den
USA:
Ingeborg
Veskovic
wusste
zu
berichten,
dass
Richard
Prenzler
stark
schwerhörig
war
und
deshalb
auf
Geschäftsreisen
regelmäßig
von
ihrem
Vater
begleitet
werden
musste.
In
Osnabrück
selbst
leben
Nachkommen
der
Inhaberfamilie.
Richard
Prenzlers
Großnichte
Birgit
Westrup
stellte
Fotos
und
persönliche
Zeugnisse
aus
dem
Firmenarchiv
zur
Verfügung.
Ihr
Cousin
Reinhard
Prenzler
gehörte
zu
den
Organisatoren
des
bis
dato
letzten
„
Prenzlertreffens″
2016,
das
79
Familienangehörige
aus
Deutschland,
Skandinavien
und
den
USA
in
Osnabrück
versammelte.
Wer
es
genau
wissen
will,
dem
rollt
Reinhard
Prenzler
auch
gern
den
3,
80
Meter
langen
Stammbaum
aus,
der
die
Verwandtschaftsverhältnisse
bis
1684
zurückverfolgen
lässt.
„
Wahrscheinlich
hatten
die
Prenzlers
es
schon
immer
mit
Feuer
zu
tun″,
vermutet
er.
Eine
frühere
Schreibweise
des
Namens
laute
nämlich
„
Brenzler″
–
und
das
klinge
ja
geradezu
brenzlig.
Lange
vor
Erfindung
des
Streichholzes
ging
der
Brenzler
mit
seinem
Feuerkorb
durchs
Dorf
und
verkaufte
den
Leuten
Glut,
mit
der
sie
das
Herdfeuer
entfachen
konnten,
so
lautet
jedenfalls
eine
mögliche
Deutung
der
Namensherkunft.
Nicht
nur
der
Familienzweig
der
Kupferschmiede
hatte
mit
Feuer
im
weitesten
Sinne
zu
tun,
sondern
auch
der
Lampenfabrikant
Georg
Heinrich
Prenzler,
der
sein
Wohn-
und
Geschäftshaus
am
Markt
13
hatte.
Die
Adresse
ist
heutigen
Osnabrückern
vor
allem
als
ehemalige
Filiale
der
Steakhaus-
Kette
„
Maredo″
bekannt.
Künftig
ist
dort
das
Stadtgalerie-
Café
untergebracht.
Die
Schuhmacher-
Linie
der
Prenzlers
unterhielt
zwischen
Krahnstraße
6
(Schuhgeschäft
„
Ara
Shop″)
und
Marienstraße
18
(„
Wein-
Krüger″)
eine
„
mechanische
Schuhfabrik
mit
Dampfbetrieb″.
Nur
bei
einem
berühmten
Spross
der
Sippe
ist
es
schwierig,
eine
Verbindung
zu
brenzligen
Geschäften
herzustellen:
Georg
Rudolf
Prenzler
(1869–1953)
war
50
Jahre
lang
der
„
Mann
an
der
Orgel″.
Er
diente
der
Katharinengemeinde
als
Kantor
und
Kirchenmusikdirektor.
Nach
ihm
ist
im
Stadtteil
Wüste
der
Prenzlerweg
benannt.
Bildtexte:
Rundbogen-
Architektur
vom
Feinsten:
das
Wohn-
und
Kontorhaus
von
August
Prenzler
in
der
Hakenstraße
17,
um
1900.
Im
oberen
rechten
Fenster
lässt
sich
der
Patriarch
August
Prenzler
(1840–1909)
persönlich
blicken,
während
sein
Sohn
Richard
(1876–1960)
unten
rechts
in
der
Tür
steht.
In
der
Tür
links
zeigt
sich
der
Lagermeister
der
Firma
Rewwer
&
Oelfke,
die
die
Räume
links
gemietet
hatte.
Ein
schiefes
Firmenschild
in
unwirtlicher
Umgebung:
Nach
der
Zerstörung
durch
die
Bomben
der
Alliierten
ging
der
Betrieb
in
den
Ruinen
behelfsmäßig
weiter.
Nach
und
nach
wurde
eine
neue
Infrastruktur
aufgebaut.
Durchblick
von
der
Hakenstraße
zum
Kamp:
1964
wurden
die
Prenzler-
Werkstätten
abgerissen.
Noch
steht
rechts
der
Gebäudekomplex
mit
dem
Poggenkeller
und
links
ein
Flügel
des
Modehauses
Hettlage
&
Lampe.
Das
Nikolaizentrum
steht
heute
auf
der
früheren
Prenzler′schen
Parzelle.
Fotos:
Archiv
Prenzler/
Westrup,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks