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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Beschwerden aus der Johannisstraße
 
Geschäftsleuten der Johannisstraße reicht′s
Zwischenüberschrift:
Kampf mit der Baustelle / Anlieger fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen / Erneute Beschwerde
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Den Kaufleuten aus der oberen Johannisstraße reicht es. Sie fühlen sich von der Stadt Osnabrück im Stich gelassen. Nun wollen sie sich zum wiederholten Male bei Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und Stadtbaurat Frank Otte beschweren. Seit Ende Mai ist die Straße eine große Baustelle, weil die Stadtwerke dort die Kanäle erneuern. 2020 soll die Johannisstraße eine neue Betondecke bekommen. Das Baustellenmanagement kritisiert der hinter dem Landgericht ansässige Hotelier Stephan Meyer als undurchsichtig″, und die Versprechen der Stadt, die Anlieger während der langen Bauphase möglichst zu entlasten, seien überhaupt nicht gehalten worden, kritisieren er und noch einige andere. Die Probleme mit Obdachlosen und Drogenabhängigen bestünden nach wie vor, und die Stadt tue nichts.

Mit Lärm und Dreck hatten die Geschäftsleute aus der oberen Johannisstraße gerechnet. Aber auch mit Unterstützung durch die Stadt, die Stadtbaurat Frank Otte versprochen haben soll. Da hat sich gar nichts getan″, ärgert sich Hotelier Stephan Meyer. Wir sind sehr enttäuscht.″

Osnabrück Deshalb wollen sich die Anlieger jetzt noch einmal beim Oberbürgermeister über die Situation in ihrer Straße beschweren. Denn auch die Hoffnung, dass durch die Baustelle die Alkohol- und Drogenkranken vertrieben werden, die sich vor Meyers Hoteleingang aufhalten und ihm sowie den übrigen Kaufleuten Ärger bereiten, habe sich zerschlagen, sagen Meyer und seine Nachbarn. Hilfe seitens der Stadt? Fehlanzeige, so der allgemeine Tenor. Die geben sich mit dem OS-Team doch die Getto-Faust zur Begrüßung″, moniert Udo Exner, Inhaber von Brillen Lünetta.

Seit Ende der Maiwoche erneuern die Stadtwerke die Kanäle in der Johannisstraße. Anschließend soll die Straße bis zum Frühjahr 2020 eine neue Betondecke bekommen in derselben Optik, die als Nächstes dann auch der Neumarkt erhalten soll. Über die Baustelle in der Johannisstraße können sich interessierte Bürger morgen um 13 Uhr bei einer Baustellensprechstunde im roten Baucontainer an der Ecke Süsterstraße informieren. Alle zwei Wochen soll das Info-Angebot nun stattfinden.

Die Geschäftsleute allerdings erfahren das durch unsere Redaktion. Für Hotelier Meyer ist das Baustellenmanagement undurchsichtig″, sagt er. Und das Erscheinungsbild der Straße, über das er und seine Nachbarn sich schon vor drei Jahren und seitdem immer mal wieder beschwert hatten, sei natürlich noch schlechter geworden″. Zu Beginn der Bauarbeiten sei der Bauleiter noch zu den Geschäftsleuten gekommen. Es ging gut los, aber seit Monaten haben wir nichts mehr gehört″, sagt Stephan Meyer.

Ein Osnabrücker, der im Außenbereich der Gaststätte Treibhaus″ seine Mittagspause verbringt, attestiert der Stadt bei der Baustellenplanung eine glatte Sechs″, und eine Kellnerin berichtet, dass die Laufkundschaft weggebrochen sei, die etwa auf dem Weg zu einem Spiel des VfL Osnabrück noch ein Bus-Pils″ genommen habe. Denn die Busse fahren zurzeit Umleitungen.

Zumindest damit ist Monika Pietsch, Filialleiterin von Leder Berensen, zufrieden. Sie wäre froh, wenn die Busse ganz wegblieben. Ansonsten ist auch ihr Eindruck: Der Stadt ist die Johannisstraße einfach egal.″ Zu einer Gefahr seien außerdem die Radfahrer geworden, die im Baustellenbereich nicht absteigen und schieben. Außerdem ärgert sie der viele Müll im Baustellenbereich. Da könnte die Stadt man doch wohl mal herfegen.″

Für Metin Oktay, stellvertretender Geschäftsführer des türkischen Aroma-Restaurants″, ist die Baustelle eine Katastrophe″. Wir haben 70 Prozent weniger Kunden″, sagt er.

Ottmar Sorg, Filialleiter von Foto Erhardt, spricht von 30 bis 40 Prozent weniger Kundschaft in seinem Laden durch die Baustelle. Wenn nach der geplanten erneuten Beschwerde durch die Kaufleute weder Stadtbaurat Otte noch OB Wolfgang Griesert sich dort endlich mal blicken ließen, machen wir unsere Läden dicht und gehen auf die Straße″, wettert Sorg. Seit 40 Jahren sei das Geschäft an diesem Standort, er hat es mit aufgebaut und damals sei die Johannisstraße eine Vorzeigestraße gewesen. Umbauphasen habe er einige erlebt, aber keine war so unkoordiniert wie diese″, sagt Sorg. Jetzt ist das Fass voll.″

Wir werden den Kontakt zum OB suchen″, kündigt Optiker Udo Exner an. Zum einen wegen des weiterhin bestehenden Problems mit Belästigung durch Obdachlose und Drogenabhängige, zum anderen wegen der Baustellensituation. Auch er beschwert sich über die Fahrradfahrer, mehr aber noch aber über die Untätigkeit der Stadt. Da muss man doch auch mal Strafzettel schreiben″, meint Exner.

Bildtexte:
Das Fass ist voll″, sagt Ottmar Sorg. Der Filialleiter von Foto Erhardt in der oberen Johannisstraße wird sich einer Beschwerde an den Oberbürgermeister anschließen.
Metin Oktay beklagt 70 Prozent weniger Kunden im Aroma-Restaurant″.
Monika Pietsch von Leder Berensen beschwert sich über rücksichtslose Radler.
Fotos:
Michael Gründel

Kommentar
Im Stich gelassen

Dass die Geschäftsleute der oberen Johannisstraße nicht gerade begeistert sind von der Baustelle vor ihren Läden, war abzusehen. Doch dass der Frust dermaßen groß ist, sollte den Verantwortlichen bei der Stadt zu denken geben.

Die Anlieger haben knapp zwei Jahre Baustelle vor sich und dann kommen noch die Hotelbauten am Neumarkt hinzu, die auch in der oberen Johannisstraße zu spüren sein werden. Die Stadt Osnabrück muss sich die Frage gefallen lassen, warum nicht zumindest der personell aufgestockte Ordnungsaußendienst häufiger Präsenz zeigt und warum die Bauarbeiten nicht zügiger durchgeführt werden.

Normalerweise müsste man bei den Kaufleuten zumindest eine leise Aufbruchstimmung wahrnehmen. Denn wenn die Straße irgendwann einmal fertig saniert ist, dürfte die Situation endlich besser werden. Doch stattdessen fühlen sie sich jetzt noch mehr im Stich gelassen und vom Rest der Innenstadt abgehängt als je zuvor. Leeres Gemeckere ist das nicht. Bei den meisten geht es um die nackte Existenz.
Autor:
Sandra Dorn


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