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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Geschäftsleute bangen um Existenz
 
Geschäftsleute müssen Limberg verlassen
Zwischenüberschrift:
Gewerbetreibende fürchten um ihre Existenz – Neue Unterkunft nur schwer zu finden
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück Ohne Halle kein Geschäft, keine Existenz.″ Auf diesen Nenner bringen Ulf und Thomas Manke ihre Zukunft. In einem Schreiben hat die Stadt das Ende des Mietverhältnisses für die Halle der beiden auf dem Limberg ankündigt.

Ulf und Thomas Manke sind Profis in Sachen Leder. Sie machen aus Alt Neu. Jetzt haben sie das Gefühl, dass sie selber abgeledert werden, denn ihnen flatterte Ende Juli ein Schreiben der Stadt ins Haus, in dem sie das Ende des Mietverhältnisses für die Halle der Mankes auf dem Limberg ankündigt.

Osnabrück Ohne Halle kein Geschäft, keine Existenz.″ Auf diesen einfachen Nenner bringen die beiden Brüder den düsteren Blick in ihre geschäftliche Zukunft. Nun sind die Mankes weder naiv noch dumm. Ihr Status als Zwischenmieter auf dem Gelände der ehemaligen britischen Kaserne auf dem Limberg in der Dodesheide ist ihnen durchaus bewusst. Gleichwohl hat sie das Schreiben der Verwaltung ob seiner Kurzfristigkeit dann doch überrascht.

Die Stadt wird ab dem 1. September, vertreten durch den Eigenbetrieb Immobilien und gemeinsam mit der Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft, Eigentümerin der Limbergflächen sein. In dem Brief an die Lederprofis von Ende Juli geht mit der Aufforderung, doch ab September den Mietzins nicht mehr an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, sondern doch bitte auf das stadteigene Konto zu überweisen, auch die Ankündigung einher, dass es unumgänglich″ sein wird, ihr Vertragsverhältnis zum 31. März 2019 zu beenden″. Osnabrücks Kämmerer Thomas Fillep entschärft das Schreiben im Gespräch mit unserer Redaktion: Geplant sind die Kündigungen zum 30. Juni dieses Jahres.″

Rechtzeitig?

Man werde uns rechtzeitig Bescheid sagen, wenn das hier ein Ende hat″, erinnern sich die Mankes an ein Versprechen, das ihnen gegeben wurde als sie vor etwa fünf Jahren ihre Halle auf dem Limberg bezogen. Rechtzeitig″ sei wohl ein sehr relativer Begriff, fürchten die beiden. Denn ihnen ist schon seit Langem klar, dass sie eine neue Unterkunft für ihren Betrieb so schnell nicht finden werden. Wir suchen schon sehr lange, weil wir ja um die Situation wissen″, sagt Thomas Manke. Allerdings sei auf dem Immobilienmarkt derzeit nichts Passendes zu finden. Gerade an Hallengrößen zwischen 100 und 400 Quadratmetern herrscht offensichtlich ein erheblicher Mangel. Davon kann auch Andrej Izotov ein vielstrophiges Liedchen singen, der ein paar Hallen weiter ein Lager für seinen Internethandel angemietet hat. Auch ihm ist schon die Ankündigung der Kündigung auf den Schreibtisch geflattert. Izotov würde wohl auch eine Halle bauen aber wo? Grundstücke sind Mangelware. Einen Kasernenwechsel hat der Internethändler seinen Nachbarn allerdings voraus: Seine Firma hatte schon mal in der ehemaligen Landwehrkaserne eine Heimat gefunden. Als dort Schicht war, zog Isotov eine Kaserne weiter an den Limberg.

Wie es jetzt weitergehen soll, ist Ulf und Thomas Manke alles andere als klar. Sie würden sich Unterstützung von der Stadt wünschen. Denn eines steht für sie fest: Wir sind ja nicht die Einzigen, die betroffen sind. Es war mal die Rede von etwa 70 Gewerbetreibenden hier auf dem Limberg. Vielleicht sind es jetzt auch nur noch 40, auf alle Fälle dürften alle jetzt ähnliche Probleme haben wie wir.″ Die Stadt wolle den Geschäftsleuten auf dem Limberg helfen, kündigt Fillep an. Die Wirtschaftsförderung Osnabrück und der Eigenbetrieb Immobilien würden die Firmen unterstützen. Allerdings würden die Unternehmen dann auch den marktüblichen Mietzins zahlen müssen. Derzeit liegt die Quadratmetermiete auf dem Limberg zwischen zwei und drei Euro ein unschlagbarer Preis, der so an anderer Stelle wohl nicht zu finden sein wird.

Gleichzeitig sind die Mankes skeptisch, dass die Stadt die Flächen zügig wird vermarkten können. Ihnen fällt da als Erstes ein buntes Potpourri an Altlasten inklusive Munition ein, das sich auf dem Gelände verteilt.

Abriss steht bevor

Noch vor Kurzem habe ihnen ein motorradurlaubender Ex-Soldat auf seiner Erinnerungstour nach Osnabrück einen Zufallsbesuch abgestattet und erzählt, wie während seiner aktiven Zeit in Osnabrück mit Öl und anderen nicht eben umweltverträglichen Substanzen auf dem Kasernengelände umgegangen worden sei. Der Abriss der verbliebenen Gebäude auf dem Limberg soll möglichst zeitnah beginnen. Nur sieben der etwa 150 Gebäude werden erhalten bleiben. Einzig die Flüchtlingsunterkunft bleibt nach den Worten von Fillep so lange erhalten, bis ein Ausweichquartier gefunden ist.

Bildtext:
Stellt ihnen die Stadt schon im kommenden März die Sessel vor die Tür? Ulf (links) und Thomas Manke bangen um ihre Existenz, wenn sie ihre angemietete Halle auf dem Limberg verlassen müssen.
Lediglich die grün markierten Gebäude werden erhalten. Der Rest der ehemaligen Kaserne auf dem Limberg wird abgerissen.
Foto:
Dietmar Kröger
Grafik:
Stadt Osnabrück

Kommentar
Hilfe tut not

Eine Zwischennutzung ist eine Nutzung, die ihrer Natur nach von begrenzter Dauer ist. Das wird auch von den Mietern auf dem Limberg nicht angezweifelt. Sie alle wussten, worauf sie sich einlassen. Dass ihnen aber bei einem extrem angespannten Immobilienmarkt nur wenig Zeit gelassen wird, sich neu zu orientieren, ist bedenklich. Der Fokus lag beim Thema Limbergkaserne″ in der Vergangenheit hauptsächlich bei den dort heimischen Musikern, die Gewerbetreibenden so der Eindruck sind dabei komplett untergegangen. Ihre Lobby war offensichtlich nicht stark genug.

Länger als erwartet konnten sie auf dem Limberg bleiben, weil Stadt und Bundesanstalt für Immobilienaufgaben lange brauchten, um einen Kaufvertrag auszuhandeln, wohl nicht zuletzt, weil das Gelände erheblich belastet ist. In dieser Zeit haben sich die Mieter häuslich eingerichtet. Da mag der eine oder andere vielleicht verdrängt haben, dass die Zeit seines Verbleibs auf den Höhen des Limbergs endlich ist. Gleichwohl ist die Stadt gut beraten, den Gewerbetreibenden helfend unter die Arme zu greifen.

Kämmerer Thomas Fillep kündigt an, dass Wirtschaftsförderung und Eigenbetrieb die Geschäftsleute auf dem Limberg unterstützen und ihnen bei der Suche nach bezahlbaren Werk- und Lagerstätten behilflich sind. Das ist ein erster Schritt. Aufgrund der Marktsituation werden es die Unternehmen aber trotzdem schwer haben, neue Bleiben zu finden.
Autor:
Dietmar Kröger


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