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1
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1.
Erscheinungsdatum:
04.08.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Nussbaum digital
Zwischenüberschrift:
Das Museumsquartier Osnabrück bringtdie Bilder des Künstlers in die Innenstadt.An 20 „Gedächtnisstützen für Felix Nussbaum″können Passanten bis Mitte Septemberseine Gemälde abrufen.
Artikel:
Originaltext:
Sie
fällt
auf.
Quietschgelb
leuchtet
die
Stele
vor
dem
Eingang
des
Nussbaum-
Hauses
den
Museumsbesuchern
entgegen.
Die
knallige
Farbe
hebt
sich
von
der
grauen
Eingangsfassade
ab.
Soll
das
Kunst
sein?
Nein,
eher
nicht.
Vielmehr
handelt
es
sich
um
einen
Datenträger
für
Kunst.
Ein
Scan
mit
dem
Smartphone
oder
Tablet
und
auf
dem
Bildschirm
erscheint
Felix
Nussbaums
„
Selbstbildnis
an
der
Staffelei″.
Möglich
macht
es
der
QR-
Code
auf
der
Stele.
„
Gedächtnisstützen
für
Felix
Nussbaum″
nennt
das
Museumsquartier
Osnabrück
die
farblich
markanten
Pfeiler,
die
sich
insgesamt
20-
mal
im
Stadtraum
wiederfinden.
An
jedem
von
ihnen
lässt
sich
ein
anderes
Nussbaum-
Bild
abrufen.
Die
digitale
Straßengalerie
gibt
es
anlässlich
des
20-
jährigen
Bestehens
des
Felix-
Nussbaum-
Hauses.
Denn
im
Museum
selbst
hängen
bis
Mitte
nächster
Woche
keine
Bilder.
Grund
ist
die
Reihe
„
20
Jahre
–
20
Tage
Freunde
zu
Gast
im
Felix-
Nussbaum-
Haus″.
Unter
anderen
Parkour-
Läufer,
Artisten
und
Tänzer
haben
das
Museum
zu
ihrer
Bühne
gemacht.
Für
die
Bilder
wäre
das
nicht
so
gut
gewesen.
Berühmtestes
Gemälde
Ganz
auf
Nussbaums
Werk
verzichten
wollte
das
Museum
nicht.
Schließlich
ist
das
Haus
ihm
und
seinen
Bildern
gewidmet.
Also
entwickelten
drei
Mitarbeiter
eine
digitale
Straßengalerie,
die
die
Werke
an
Orte
wie
den
Hauptbahnhof,
das
Theater
und
die
Universitätsbibliothek
bringen.
Am
Rathaus
etwa
lädt
der
QR-
Code
Nussbaums
berühmtestes
Gemälde
aufs
Smartphone:
das
„
Selbstbildnis
mit
Judenpass″.
Mit
jedem
Bild
wird
außerdem
ein
erläuternder
Text
abgerufen,
den
die
Nutzer
lesen
oder
über
eine
Audiospur
anhören
können.
Als
analoge
Alternative
gibt
es
an
jeder
Stele
Booklets
mit
allen
Werken
und
Texten
der
Straßengalerie.
Nicht
nur
am
Rathaus,
auch
an
einigen
anderen
Stelen
gibt
es
einen
Bezug
zur
NS-
Geschichte.
Flucht
und
die
Angst
vor
Entdeckung
prägen
Nussbaums
Werk
schließlich.
Der
Sohn
einer
jüdischen
Familie
ging
mit
seiner
Frau
Felka
Platek
1933
ins
Exil.
Nachdem
die
Deutschen
in
Belgien
einmarschiert
waren,
tauchte
das
Ehepaar
unter.
Im
Versteck
malte
Nussbaum
weiter.
Anne
Sibylle
Schwetter
hat
die
Bilder
ausgewählt,
die
an
den
Gedächtnisstützen
abrufbar
sind.
Seit
2004
ist
sie
wissenschaftliche
Mitarbeiterin
am
Museum,
seit
2009
Kuratorin
für
die
Sammlung
Felix
Nussbaum.
Was
gefällt
der
Expertin
an
den
Bildern?
Felix
Nussbaums
Malerei
zeichne
sich
„
durch
einen
hintergründigen,
feinsinnigen
Humor
und
große
Empathie
für
das
Menschliche″
aus,
so
Schwetter.
„
Das
ist
sehr
berührend
und
macht
nachdenklich.″
220
Bilder
gehören
zur
Sammlung
des
Museums;
20
daraus
hat
Schwetter
für
die
Straßengalerie
ausgewählt.
Zu
einigen
dieser
Bilder
der
Straßengalerie
hat
uns
die
Kuratorin
begleitet.
Ihr
erster
Weg
führt
in
den
Schlossgarten.
Die
Gedächtnisstütze
dort
zeigt
den
„
Triumph
des
Todes″.
Felix
Nussbaum
malte
diesen
makabren
Abgesang
auf
die
Zivilisation,
kurz
bevor
er
von
den
Nazis
verhaftet
und
nach
Auschwitz
gebracht
wurde.
Gerippe
spielen
in
einer
apokalyptischen
Landschaft
zum
Tanz
auf;
zu
sehen
sind
außerdem
Fragmente
der
zerstörten
europäischen
Herrschaftsarchitektur
und
aus
Kultur
und
Wissenschaft.
Warum
steht
ausgerechnet
dieses
Bild
im
Schlossgarten,
wo
Leute
die
Sonne
genießen?
Anne
Sibylle
Schwetter
nennt
zwei
Bezüge.
Zum
einen
sei
das
Schloss
ein
Symbol
der
europäischen
Herrschaftsarchitektur.
Zum
anderen
stehe
die
Universität
für
Wissenschaft
und
kulturelle
Errungenschaften.
An
der
Johannisstraße
103
taucht
auf
dem
Smartphone-
Bildschirm
ein
Werk
auf,
das
die
Angst
vor
Entdeckung
des
Malers
widerspiegelt:
Die
Skizze
„
Das
Geheimnis″
zeigt
Exilanten,
die
sich
hinter
vorgehaltener
Hand
Schreckensnachrichten
aus
der
Heimat
weitergeben.
In
dem
Haus
an
der
Johannisstraße
hatte
1938
und
1939
Walter
Meyer
sein
Büro.
Er
war
Leiter
des
Sicherheitsdienstes
(SD)
,
der
Verdächtige
und
jüdische
Mitbürger
bespitzelte.
Auch
Felix
Nussbaums
Eltern
waren
in
seiner
Kartei
erfasst.
Die
Galerie
zeigt
aber
auch
Bilder
des
jungen
Nussbaum.
Eine
weitere
Stele
etwa
befindet
sich
vor
der
Nussbaum-
Villa
in
der
Schlossstraße.
An
der
Gedächtnisstütze
auf
der
gegenüberliegenden
Straßenseite
ruft
der
QR-
Code
die
Porträts
von
Nussbaums
Eltern
Rahel
und
Philipp
ab,
die
Felix
1926
porträtierte.
Die
Nussbaums
hatten
es
mit
der
Eisenwarenhandelsgesellschaft
„
Gossels
&
Co″,
die
Philipp
Nussbaum
mit
seinem
Vetter
Simon
Gossels
gegründet
hatte,
zu
Wohlstand
gebracht.
Davon
zeugt
auch
das
„
Schlösschen″,
wie
Fritz
Steinfeld
das
Elternhaus
seines
Jugendfreundes
Felix
Nussbaum
nannte.
„
Die
Idee
und
der
Entwurf
der
Villa
sollen
von
Philipp
Nussbaum
stammen″,
sagt
Anne
Sibylle
Schwetter.
Denn
Felix′
Vater
war
Hobbymaler.
Von
ihm
hatte
sein
Sohn
das
Interesse
für
Kunst.
Etwa
in
der
Zeit,
als
die
Villa
gebaut
wurde,
nahm
Felix
Nussbaum
sein
Studium
an
der
Hamburger
Kunstgewerbeschule
auf.
„
Aber
er
war
häufig
in
Osnabrück″,
sagt
Anne
Sibylle
Schwetter.
Davon
zeugen
Bilder,
die
er
von
seiner
Heimatstadt
gemalt
hat.
Nur
einige
Meter
entfernt
von
der
Villa
steht
eine
Gedächtnisstütze
mit
so
einem
Werk:
das
Bild
„
Süsterstraße″
von
1927.
Zu
sehen
ist
der
Hakenhof,
eine
Armenstiftung
der
Familie
von
Hake
zu
Scheventorf.
Heute
ist
in
dem
mittelalterlichen
Gebäude
das
„
Sausalitos″
untergebracht.
Wenn
die
Bar
geöffnet
ist,
steht
die
Stele
mit
dem
Bild
vor
der
Tür.
Noch
andere
Stadtansichten
sind
in
der
digitalen
Straßengalerie
zu
entdecken.
So
malte
Nussbaum
etwa
auch
den
Pernickelturm.
Die
Stele
dort
wurde
so
hinter
der
Fußgängerbrücke
platziert,
dass
Betrachter
denselben
Blick
auf
den
Turm
haben
wie
der
Künstler.
Auch
mitten
im
Einkaufstrubel
findet
sich
eine
Nussbaum-
Stele.
Sie
steht
im
neuen
Eingangsbereich
von
L+
T.
Viele
Einkäufer
laufen
hier
an
der
Gedächtnisstütze
vorbei.
Vermutlich
halten
sie
sie
für
eine
Werbung.
Doch
die
leere
Box
für
die
Booklets
mit
den
Bildern
weist
darauf
hin,
dass
schon
manch
einer
genauer
hingeguckt
hat.
Der
QR-
Code
hier
führe
zu
„
einer
leichten
Seite
von
Felix
Nussbaum″,
so
Anne
Sibylle
Schwetter.
Denn
auf
dem
„
Selbstbildnis
mit
grünem
Hut″
von
1927
präsentiert
er
sich
als
modebewusster
Mensch.
Krawatte
und
Einsteckperle
verweisen
auf
sein
bürgerliches
Verständnis.
Felix
Nussbaum
hasste
„
verschmierte
Anzüge,
flatternde
Schleifen
und
wallende
Mähnen
–
das
ganze
Bohemegetue″
mancher
Künstlerkollegen.
So
sagte
er
es
seinem
Freund
Fritz
Steinfeld.
Düstere
Kehrtwende
Der
Standort
im
Modehaus
verweist
allerdings
auch
auf
die
düstere
Kehrtwende,
die
das
Leben
des
Malers
nahm.
Denn
das
Geschäft
wurde
1910
von
Max
Katz,
Gustav
Falk
und
Ludwig
Stern
als
Textilkaufhaus
Alsberg
&
Co
gegründet.
Nach
der
Machtergreifung
der
Nazis
verloren
die
jüdischen
Inhaber
durch
antisemitische
Hetze
einen
Großteil
ihres
Umsatzes
und
waren
zum
Verkauf
gezwungen.
1935
übernahmen
Alfred
Trieschmann
und
Friedrich
Lengermann
das
Kaufhaus.
Seit
2011
erinnert
eine
Gedenktafel
bei
L+
T
an
die
drei
Firmengründer.
Felix
Nussbaum
sei
ein
Künstler
„
großer
politischer
Relevanz
und
zeitloser
Aktualität″,
sagt
Schwetter.
Das
wird
besonders
an
der
Station
vor
dem
Bürgeramt
deutlich.
Auf
der
Malerei
„
Der
Flüchtling
(Europäische
Vision)
″
sitzt
ein
zusammengekauerter
Flüchtling
in
einer
Ecke,
vor
ihm
steht
ein
großer
Globus.
Doch
für
diesen
Menschen
gibt
es
keinen
Zufluchtsort
mehr.
Das
Bild
entstand
nach
dem
Angriff
auf
Polen.
Nussbaum
ahnte,
dass
der
Krieg
sich
nach
Westen
ausweiten
würde
und
es
für
ihn
in
Europa
keinen
Platz
mehr
geben
würde.
Bildtext:
Kuratorin
Anne
Sibylle
Schwetter
hat
die
Bilder
ausgewählt.
Foto:
David
Ebener
Unsere
Autorin
Anne
Reinert
hat
nicht
nur
die
digitale
Straßengalerie
besucht,
sondern
sie
war
in
den
letzten
drei
Wochen
auch
ziemlich
oft
im
Felix-
Nussbaum-
Haus.
Dabei
hat
sie
mehrere
belgische
Touristen
getroffen,
die
extra
wegen
Nussbaums
Bildern
angereist
waren
–
und
nun
in
einem
leeren
Museum
standen.
Nachhaltig
beeindruckt
hat
sie
an
diesen
Begegnungen,
wie
sehr
Felix
Nussbaums
Geschichte
und
seine
Bilder
Menschen
über
die
Grenzen
hinweg
berühren.
Schon
allein
deshalb
wird
sie
bald
mal
wieder
die
echten
Bilder
im
Felix-
Nussbaum-
Haus
anschauen,
wenn
sie
wieder
an
den
Wänden
hängen.
Fotos
der
Gemälde:
Museumsquartier
Osnabrück,
Felix-
Nussbaum-
Haus;
Infos:
www.felix-
nussbaum.de/
werkverzeichnis
Autor:
Anne Reinert