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1.
Erscheinungsdatum:
09.08.2018
aus Zeitung:
Tageszeitung (TAZ)
Überschrift:
Kein Licht ins Dunkel
Artikel:
Originaltext:
Die
Gertrudenberger
Höhlen
in
Osnabrück
sind
ein
spannender
Ort.
Seit
Jahren
hält
sich
der
Verdacht,
dass
in
ihnen
Giftfässer
der
Chemieindustrie
lagern.
Ein
Verein
fordert,
den
Fall
restlos
aufzuklären
und
die
Höhlen
zu
öffnen
Der
Osnabrücker
Bürgerpark
ist
ein
idyllischer
Ort.
Wer
auf
dem
Gertrudenberg
spazieren
geht,
genießt
den
Blick
auf
Klostermauern,
Wiesen,
knorrige
Bäume.
Aber
das
labyrinthische
Gang-
und
Höhlensystem,
auch
„
Loch″
genannt,
das
im
Mittelalter
als
unterirdischer
Kalk-
Steinbruch
entstand,
wirft
bis
heute
Fragen
auf.
Zwei
von
ihnen
klingen
nach
Gefahr:
Wurden
hier
Mitte
der
1950er-
Jahre
Schadstoff-
Fässer
des
Osnabrücker
Reinigungsmittelproduzenten
Tolo
Chemie
eingelagert?
Kontaminieren
toxische
Fließmittel
der
5.000
Kubikmeter
Zementschlämme,
die
in
den
70ern
und
80ern
in
die
Hohlräume
verpresst
wurden,
das
Grundwasser?
Wer
Antworten
sucht,
stößt
auf
Widerstand.
Jedenfalls
ergeht
es
Wilfried
Kley
so,
dem
Vorsitzenden
des
Vereins
„
Gertrudenberger
Höhlen
Osnabrück″
und
einem
der
besten
Kenner
der
Unterwelt
des
Bürgerparks.
„
Uns
liegen
besorgniserregende
Analysewerte
der
Hochschule
Osnabrück
vor″,
sagt
er.
„
Schon
seit
Jahren
weisen
wir
die
Behörden
auf
unseren
Verdacht
hin.
Aber
da
wird
gemauert.″
Kley
ist
die
Frustration
anzumerken.
„
Wir
wollen
doch
keinem
was″,
sagt
er.
„
Aber
wenn
irgendwelcher
Mist
da
unten
liegt,
muss
er
raus.″
Kley
würde
das
geologisch
und
archäologisch
spannende
„
Loch″
mit
seinen
steilen
Treppen,
Luftschächten
und
Durchlässen
zu
anderen
Höhlen
gern
für
Besucher
öffnen.
Seit
Mitte
der
1970er
steht
es
unter
Kulturdenkmalschutz
und
ist
nicht
öffentlich
begehbar.
Der
Verein
„
Gertrudenberger
Höhlen
Osnabrück″
zielt
auf
die
kommissarische
Verwaltung
der
Höhlen.
Das
Problem:
hakelige
Zuständigkeiten.
Eigentümerin
ist,
unter
anderem,
die
Stadt
Osnabrück.
Aber
Teile
des
„
Gertrudenberger
Lochs″
wurden
im
Kein
Licht
ins
Dunkel
Die
Gertrudenberger
Höhlen
in
Osnabrück
sind
ein
spannender
Ort.
Seit
Jahren
hält,
sich
der
Verdacht,
dass
in
ihnen
Giftfässer
der
Chemieindustrie
lagern.
Ein
Verein
fordert,
den
Fall
restlos
aufzuklären
und
die
Höhlen
zu
öffnen
Zweiten
Weltkrieg
zum
Luftschutzbunker
ausgebaut,
also
hatte
die
Bonner
Bundesanstalt
für
Immobilienaufgaben
(Bima)
lange
hier
unten
das
Sagen,
wenn
es
um
Gefahrenabwehr
ging.
Ihr
Plan:
Irreversible
Komplettverfüllung,
ihre
Begründung:
Einsturzgefahr.
Kley
will
das
unbedingt
verhindern.
Eigentlich
steht
der
Rat
der
Stadt
Osnabrück
an
seiner
Seite,
auch
er
will
eine
Verfüllung
verhindern,
auch
er
propagiert
eine
Öffnung
für
die
Öffentlichkeit.
Der
Stadtrat
hat
eine
Idee,
um
die
Bima
auszuhebeln:
die
Höhlen
als
Naturdenkmal
auszuweisen,
denn
als
solche
unterlägen
sie
einem
Veränderungsverbot.
Er
hat
schon
ein
Gutachten
zur
Standfestigkeit
der
Höhlen
anfertigen
lassen,
seitdem
ist
die
Einsturzgefahr
vom
Tisch.
Aber
der
finale
Push,
der
die
Höhlen
aus
dem
Zwielicht
rettet,
fehlt
noch.
Derzeit
bekämpfen
sich
Stadt
und
Bima
vor
dem
Landgericht.
Es
geht
um
viel
Geld,
denn
der
Rückbau
der
Verbunkerung
kostet.
Gute
Zeichen
also
für
den
Verein,
eigentlich.
Wäre
da
nicht
die
Sache
mit
den
Fässern
und
den
Schlämmen.
Kley
fragt:
„
Warum
wird
da
so
gebremst?
Wir
wollen
doch
nur
Licht
ins
Dunkel
bringen!
″
Er
möchte
einen
Runden
Tisch,
„
mit
Sachvernunft″.
Aber
derzeit
hat
der
Vereinsvorsitzende
noch
nicht
einmal
einen
Schlüssel
zu
den
Höhlen.
Erst
kürzlich
hat
er
dazu
wieder
bei
Dirk
König
angefragt,
dem
Leiter
für
Immobilien-
und
Gebäudemanagement
der
Stadt.
Ohne
Erfolg.
Also
kämpft
er
erst
mal
oberirdisch
weiter,
mit
Anwaltshilfe.
Und
mit
Hilfe
eines
Zeugen,
der
dem
Verein
eine
Aussage
zu
Protokoll
gab.
Der
Mann,
der
anonym
bleiben
will
(Name
der
Redaktion
bekannt)
,
erzählt
darin
von
seinem
Vater,
einem
Kraftfahrer.
Der
sei
in
den
Jahren
1954
bis
1956
angefordert
worden,
„
mit
Beginn
der
Dunkelheit
Stahlfässer
(ca.
200
Liter
Inhalt)
von
der
Süster
Straße
abzuholen
und
oberhalb
der
Veilchenstraße
abzuladen″.
Was
man
dazu
wissen
muss:
An
der
Süster
Straße
war
der
Firmensitz
der
Osnabrücker
Tolo
Chemie,
an
der
Veilchenstraße
einer
der
Zugänge
zu
den
Höhlen.
„
Dieser
Vorgang
wiederholte
sich
sehr
häufig″,
gibt
der
Zeuge
an.
„
Am
nächsten
Tag,
wenn
es
wieder
hell
war,
waren
die
Fässer
verschwunden.″
Der
Sohn
des
Kraftfahrers
sagt
das
nicht
zum
ersten
Mal.
„
Er
war
schon
vor
Jahren
bei
uns″,
sagt
Kley,
„
und
auch
damals
haben
wir
das
an
die
Behörden
weitergegeben.″
Der
Vereinsvorsitzende
hat
eine
Vermutung,
wo
die
Fässer
jetzt
sein
könnten:
in
Raum
31.
In
dessen
Wand
hat
der
Verein
ein
abgemauertes
Bewetterungsloch
aus
den
50er-
Jahren
geöffnet,
um
das
Gasgemisch
in
der
Luft
zu
messen.
Aber
in
Raum
31
befinden
sich
Berge
von
Gesteinschutt.
Durch
reine
Sondierung
komme
man
da
nicht
weiter.
Auch
die
Geomagnetik
habe
versagt
–
zu
viele
Störfaktoren.
Der
einzig
sichere
Weg
sei
der
Abtrag.
Kleys
Problem:
Sein
Zeuge
ist
nicht
bereit,
sich
namentlich
zu
äußern.
Auch
seine
Aussage
hat
er
nicht
unterschrieben.
Er
nennt
die
Chemiefirma
nicht,
sagt
nichts
über
den
Inhalt
der
Fässer,
nichts
darüber,
ob
und
von
wem
sie
in
die
Höhlen
verbracht
wurden.
Aber
für
Kley
ist
offensichtlich,
dass
hier
Giftmüll
versenkt
wurde:
„
Wer
eins
und
eins
zusammenzählt,
dem
ist
die
Sache
klar.″
Um
die
Stadt
als
zuständige
Bodenschutzbehörde
zu
Ermittlungen
zu
bewegen,
hat
Kley
dem
Osnabrücker
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert
(CDU)
am
28.
Juni
einen
Brief
geschrieben.
Es
bestehe
eine
„
sehr
große
Wahrscheinlichkeit
einer
Altlast″
durch
die
Fässer,
„
mit
an
Sicherheit
grenzender
Wahrscheinlichkeit
handelt
es
sich
um
giftige
Chemikalien″,
steht
darin.
Auch
die
Gefahr
der
Trinkwassergefährdung
durch
die
Zementschlämme
erwähnt
er.
Immerhin
gibt
es
in
den
Höhlen
einen
44
Meter
tiefen
Brunnen,
in
den
bei
Regen
alles
reinsickert.
Die
Antwort
aus
dem
Osnabrücker
Rathaus
kam
von
Bernd
Früchel,
Fachdienstleiter
Ordnungsbehördlicher
Umweltschutz,
am
9.
Juli.
Es
gebe
„
weder
Hinweise
auf
die
Ablagerung
von
Stahlfässern
in
den
Gertrudenberger
Höhlen,
noch
auf
eine
Grundwassergefährdung
durch
die
verfüllten
Zementschlämme″.
Der
Brief
macht
Kley
zornig.
Denn
Früchel
macht
ihm
Vorwürfe:
Raum
31
geöffnet
zu
haben,
sei
„
eigenmächtiges
Vorgehen″,
das
ein
hohes
Risiko
hätte
darstellen
können″.
Kley
entgegnet:
„
Hermetisch
versiegelt
war
der
Raum
nie.″
Die
nächste
Chance
für
den
Verein
ist
die
Sitzung
des
Ausschusses
für
Stadtentwicklung
und
Umwelt
am
16.
August.
Volker
Bajus,
Ratsmitglied
und
umweltpolitischer
Sprecher
der
Grünen,
hat
um
einen
Sachstandsbericht
gebeten.
Dass
die
Zeugenaussage
nicht
unterschrieben
und
vergleichsweise
unkonkret
ist,
weckt
bei
Bajus
allerdings
Skepsis:
„
Wir
müssen
sehen,
wie
belastbar
das
ist″,
sagt
er.
Eine
Vertuschung
durch
die
Osnabrücker
Umweltverwaltung
kann
er
sich
nicht
vorstellen:
„
Sie
macht
exzellente,
absolut
transparente
Arbeit,
gerade
auch
in
Sachen
Altlasten.
Aber
der
Vorwurf
wiegt
schwer,
das
sieht
der
Umweltpolitiker
ein.
Bajus
sieht
auch
die
Bima
in
der
Pflicht,
„
volle
Unterstützung″
zu
gewähren.
„
Aber
das
kann
zäh
werden.
Die
ist
ja
nicht
besonders
kommunal-
und
bürgerfreundlich.″
Thorsten
Grützner
arbeitet
im
Stabsbereich
Presse
und
Kommunikation
bei
der
Bima.
Die
letzte
Befahrung
der
Höhlen
durch
den
Bima-
Sachverständigen
fand
Ende
2012
statt.
Grützner
sagt:
„
Giftmüllablagerungen
wurden
nicht
vorgefunden.″
Auch
in
den
Schlämmen
sehe
er
keine
Gefahr:
„
Erkenntnisse
über
eine
Umweltbelastung
durch
diese
Sicherungsmaßnahme
liegen
nicht
vor.″
Auch
Rainer
Scherbeck,
der
Geschäftsführer
des
Ingenieurbüros,
dass
das
Gutachten
über
die
Höhlen
angefertigt
hat,
gibt
Entwarnung:
„
Wir
haben
Raum
31
geöffnet,
ihn
begangen,
Luftmessungen
vorgenommen.
Es
gab
keinerlei
Auffälligkeiten.
Anzeichen
einer
Verbringung
von
Fässern
haben
wir
nicht
gefunden.″
Klar,
man
könne
den
Bauschutt
wegräumen,
„
mehr
geht
ja
immer″.
Aber
Verdachtsmomente
gebe
es
keine.
Für
die
Stadt
Osnabrück
ist
der
Fall
erledigt.
„
Wir
sind
dem
Verdacht
nachgegangen″,
sagt
Pressesprecher
Sven
Jürgensen.
„
Die
Überprüfung
hat
keine
Hinweise
auf
Gefahren
und
Verbringungen
ergeben.″
Weitere
Maßnahmen
erübrigten
sich.
Ist
das
Rätsel
um
die
Fässer
und
Raum
31
nun
gelöst?
Kley
zweifelt.
Im
19.
Jahrhundert
diente
das
„
Loch″
als
Bierkeller
einer
Brauerei.
Auch
eine
Pilzzucht
war
mal
darin,
das
Versteck
einer
Falschmünzerbande.
Und
heute?
Eine
Giftmülldeponie?
Fragen
bleiben.
Eine
davon:
Wer
hat
Raum
31
seinerzeit
vermauert,
und
warum?
Kley
sagt:
„
Da
kommst
du
nicht
weiter.
Wenn
du
so
was
fragst,
gehen
die
Schotten
runter.″
Bildtext:
Kein
Zutritt:
Die
Gewölbe
unter
dem
Bürgerpark
in
Osnabrück
sind
für
die
Öffentlichkeit
verschlossen
Foto:
Verein
Gertrudenberger
Höhlen
Osnabrück
Autor:
Harff-Peter Schönherr