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1.
Erscheinungsdatum:
19.07.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Der
Osnabrücker
Stahlwerkschef
August
Haarmann
reiste
vor
125
Jahren
zur
Weltausstellung
nach
Chicago
Überschrift:
„Thatkräftig, aber protzig und geschmacklos″
Zwischenüberschrift:
Der Osnabrücker August Haarmann 1893 in Chicago
Artikel:
Originaltext:
Er
rümpfte
die
Nase
über
die
Goldplomben
feiner
Damen
und
über
die
„
Eigenthümlichkeit″,
auf
süßlichen
Gummis
herumzukauen.
Der
Osnabrücker
Stahlwerkschef
August
Haarmann
reiste
vor
125
Jahren
zur
Weltausstellung
nach
Chicago.
Über
seine
Beobachtungen
in
Amerika
verfasste
er
ein
Buch
mit
über
100
Seiten.
Osnabrück
„
Kann
man
auch
nicht
umhin,
der
Thatkraft
des
Amerikaners
in
vielen
Fällen
Bewunderung
zu
zollen,
so
erzeugen
doch
die
mit
den
Aeußerungen
dieser
Thatkraft
nur
zu
oft
verbundenen
Uebertreibungen
und
Geschmacklosigkeiten
bei
dem
sichtlich
nur
auf
Gelderwerb
gerichteten
Zwecke
Widerwillen
und
Ekel″,
notierte
Haarmann
in
seinen
Reiseerinnerungen.
Als
Patriarch
alter
Schule
und
vaterländischer
Gesinnung
war
er
zutiefst
überzeugt,
dass
am
deutschen
Wesen
die
ganze
Welt
genesen
würde.
Und
das
galt
natürlich
auch
für
die
Vereinigten
Staaten.
Dabei
wagte
er
die
steile
These,
das
„
deutsche
Element″
bilde
den
Sauerteig,
„
welcher
das
amerikanische
Volk
erhält
und
genießbar
macht″.
Als
Juror
eingeladen
Rolf
Spilker,
der
Leiter
des
Museums
Industriekultur,
gibt
demnächst
ein
Reprint
von
Haarmanns
Reisebeschreibung
heraus.
Für
ihn
gehört
der
Patriarch
mit
dem
Rauschebart
zu
den
herausragenden
Persönlichkeiten
bei
der
Industrialisierung
des
Osnabrücker
Raums.
Haarmann
war
nicht
nur
Eisenhütten-
Ingenieur,
er
hatte
sich
zudem
mit
einer
Reihe
von
Verbesserungen
des
Eisenbahnoberbaues
einen
Namen
gemacht.
Als
Generaldirektor
des
Georgs-
Marien-
Bergwerks-
und
Hüttenvereins
(GMBHV)
unterstanden
ihm
die
Stahlwerke
in
Osnabrück
und
Georgsmarienhütte
ebenso
wie
die
Kohlezeche
am
Piesberg.
Nach
Chicago
reiste
der
weltweit
bekannte
Fachmann
für
den
Eisenbahnoberbau,
weil
ihn
der
deutsche
Reichskommissar
als
Juror
für
das
Sachgebiet
Transportwesen
zur
„
World'
s
Fair″
eingeladen
hatte.
Zwar
kokettierte
Haarmann
später,
er
sei
nur
ungern
über
den
Atlantik
gefahren,
weil
er
die
„
amerikanischen
Verhältnisse
und
Leistungen″
doch
schon
fünf
Jahre
zuvor
kennengelernt
habe.
Rolf
Spilker
ist
aber
ziemlich
sicher,
dass
der
Hüttendirektor
wohl
mit
spannungsvoller
Erwartung
dem
Besuch
der
Ausstellung
entgegengesehen
habe,
weil
in
Chicago
ein
Teil
seines
Lebenswerks
ausgestellt
wurde
–
die
Gleissammlung
des
Osnabrücker
Stahlwerks.
Diese
Sammlung,
die
in
wesentlichen
Teilen
heute
noch
im
Verkehrs-
und
Baumuseum
Berlin
und
im
Verkehrsmuseum
Dresden
zu
sehen
ist,
zeigte
die
Fehler
auf,
die
beim
Eisenbahnbau
gemacht
werden
konnten.
Natürlich
alles
mit
dem
Ziel,
die
eigenen
Erzeugnisse
aus
Osnabrück
umso
glanzvoller
erscheinen
zu
lassen.
Schreibmaschine
im
Zug
Auf
dem
Dampfer
„
Spree″
des
Norddeutschen
Lloyd,
der
Haarmann
von
Bremerhaven
nach
New
York
brachte,
gab
es
für
begüterte
Passagiere
wie
ihn
schon
zum
Frühstück
Seezunge,
Beefsteaks
und
Hammelkoteletts.
Von
diesem
Luxus
konnten
die
vielen
Auswanderer,
die
auf
dem
Zwischendeck
zusammenpfercht
wurden,
nur
träumen.
Wieder
an
Land,
hatte
der
Hütten-
Manager
auf
einer
21-
stündigen
Fahrt
Gelegenheit,
den
Reisekomfort
amerikanischer
Bahnen
auszukosten.
Beeindruckt
zeigte
er
sich
von
der
Möglichkeit,
während
der
Fahrt
einen
Text
zu
diktieren,
den
eine
Sekretärin
gegen
Vergütung
in
eine
Schreibmaschine
tippte.
In
Chicago
war
die
Bevölkerungszahl
im
zurückliegenden
Jahrzehnt
auf
das
Doppelte
gewachsen,
und
die
rasant
steigenden
Grundstückspreise
hatten
die
ersten
Wolkenkratzer
in
die
Höhe
schießen
lassen.
Auf
dem
Ausstellungsgelände
am
Michigansee
erwartete
den
Besucher
eine
„
Stadt
phantastischer
Paläste″,
die
mit
ihren
Triumphbögen,
Arkaden,
Säulen
und
Brückenbögen
wie
ein
„
Traumbild
des
alten
Europa″
schien.
Vor
allem
die
elektrische
Beleuchtung
gab
der
künstlichen
Welt
der
„
World'
s
Fair″
einen
ungewohnten
Glanz.
Osnabrück
bekam
erst
18
Jahre
später
elektrischen
Strom.
Made
in
Germany
Auf
der
Weltausstellung,
die
sich
in
Anlehnung
an
den
berühmten
Seefahrer
„
World'
s
Columbian
Exposition″
nannte,
bildete
das
von
Haarmann
vertretene
Verkehrswesen
mit
Eisenbahnen,
Schiffen
und
Fuhrwerken
einen
von
zwölf
Pfeilern.
Andere
Themen
waren
Landwirtschaft
und
Fischerei,
Bergwerke,
Industrieerzeugnisse,
Elektrizität,
Völkerkunde
und
schöne
Künste.
Aus
Osnabrück
beteiligten
sich
mit
der
Gasuhrenfabrik
Kromschröder
und
der
„
Pianoforte-
Fabrik
und
Orgelbau-
Anstalt
Gebrüder
Rohlfing″
zwei
weitere
Firmen.
Deutsche
Firmen,
so
fasst
Rolf
Spilker
zusammen,
gaben
1893
auf
der
„
World'
s
Fair″
ein
gutes
Bild
ab
und
heimsten
einen
beträchtlichen
Teil
der
vergebenen
Preise
ein.
Zufrieden
vermerkte
August
Haarmann,
dass
sich
die
anfangs
mit
spöttischer
Geringschätzung
verwendete
Bezeichnung
„
Made
in
Germany″
inzwischen
zu
einem
Qualitätssiegel
entwickelt
hatte
–
für
Dinge,
„
welche
sich
durch
ihre
Güte
hervorthun″.
Der
Generaldirektor
aus
Osnabrück
sonnte
sich
aber
auch
in
der
Anerkennung
der
von
ihm
initiierten
Gleissammlung.
Einige
Amerikaner
hätten
sich
zwar
anfangs
über
die
„
old
rails″
mokiert,
dann
aber
den
„
wissenschaftlichen
Ernst
und
den
hohen
wirtschaftlichen
Wert″
der
70
Exponate
zu
würdigen
gewusst,
hielt
er
in
seinen
Aufzeichnungen
fest.
Als
Preisrichter
mussten
Haarmann
und
seine
Mitstreiter
mit
einem
„
unentwirrbaren
Chaos″
fertig
werden,
das
durch
schlechte
Vorbereitung,
Unpünktlichkeit
und
andere
Nachlässigkeiten
zustande
kam.
Klosett
und
Badezimmer
An
der
1,
4-
Millionen-
Einwohner-
Metropole
Chicago
hatte
der
Stahlwerkschef
auszusetzen,
dass
nur
ein
Bruchstück
des
Stadtgebiets
bebaut
und
mit
gepflasterten
Straßen
versehen
war.
Den
„
zwischen
stillosen
Bauten
und
Holzbaracken″
platzierten
Wolkenkratzern
mochte
er
eine
architektonische
Wirkung
nicht
zuerkennen.
Allerdings
fand
er
anerkennende
Worte
dafür,
dass
sie
„
mit
dem
ganzen
Ausbund
amerikanischen
Komforts,
Zentralheizung,
Beleuchtung,
Wasserleitung,
Badeanlagen
und
allen
erdenklichen
elektrischen
Hülfsmitteln
ausgerüstet
sind″.
Besonders
erwähnenswert
fand
Haarmann,
„
daß
in
der
Nähe
jedes
Schlafzimmers
sich
ein
Kloset
und
ein
Badezimmer
befinden,
was
für
den
Reisenden
von
sehr
großer
Annehmlichkeit
ist″.
Im
Gegensatz
zu
den
hygienischen
Verhältnissen
im
Privaten
werde
der
Aufenthalt
im
öffentlichen
Raum
aber
durch
unerträglichen
Schmutz
zur
Qual,
„
weil
der
kolossale
Verkehr
und
das
ewige
Wagengewimmel
eine
eigentliche
Straßenreinigung
gar
nicht
durchführbar
erscheinen
lassen″.
Auch
die
Menschen
betrachtete
der
Reisende
mit
kritischem
Blick.
„
Was
den
an
die
Würdigung
von
Abstammung,
Erziehung
und
Stand
gewöhnten
Europäer
bei
Nordamerikanern
am
meisten
abstößt,
ist
die
Protzigkeit″,
notierte
Haarmann
in
seinem
Tagebuch.
Es
blitzt
im
Munde
Merkwürdig
fand
er
auch
„
die
vielen
Goldplomben
und
vollständigen
Goldzähne,
welche
die
Amerikanerin
verwendet,
und
nicht
selten
blitzt
es
im
Munde
einer
amerikanischen
Dame
derartig,
daß
damit
die
Ansicht,
nur
‚
Morgenstunde
habe
Gold
im
Munde′,
gründlich
zunichte
gemacht
wird″.
Befremdet
äußerte
sich
der
Patriarch
über
das
von
ihm
wahrgenommene
Rollenverhalten:
„
Im
Uebrigen
weiß
die
amerikanische
Frau
sehr
wohl
zu
repräsentiren,
versteht
dagegen
in
der
Regel
wenig
von
Küche
und
Haushalt
und
nimmt
auch
zu
ihrem
Manne,
wie
zur
Familie
eine
ganz
andere
Stellung
ein,
als
wie
die
deutsche
Frau.″
Bildtexte:
Fortschritt
auf
der
Schiene:
Haarmanns
Gleismuseum
–
ein
auf
den
ersten
Blick
kurioser
Beitrag
zur
Weltausstellung
1893
in
Chicago.
Der
Mann
mit
dem
Rauschebart
ist
August
Haarmann.
Das
Foto
zeigt
ihn
mit
internationalen
Fachleuten
des
Eisenbahn-
Oberbaues.
Nein,
das
ist
nicht
Italien:
So
präsentierte
sich
die
Weltausstellung
1893
in
Chicago.
Fotos:
Museum
Industriekultur
Vom
Bäckerssohn
zum
Industriemanager
August
Haarmann
(1840–1913)
wuchs
als
Sohn
eines
Bäckers
und
Gemischtwarenhändlers
im
Ruhrgebiet
auf.
Er
arbeitete
mehrere
Jahre
im
Bergbau
und
finanzierte
sich
mit
dem
Lohn
ein
Ingenieursstudium
am
Königlichen
Gewerbeinstitut
in
Berlin.
Nach
Anstellungen
im
Hütten-
und
Schienenwalzwerk
Steele
und
an
der
Henrichshütte
in
Hattingen
wurde
er
1872
Direktor
der
Osnabrücker
Eisen-
und
Stahlwerke,
wenig
später
Generaldirektor
des
daraus
hervorgegangenen
Georgs-
Marien-
Bergwerks-
und
Hüttenvereins
(GMBHV)
,
zu
dem
neben
den
Stahlwerken
in
Osnabrück
und
Georgsmarienhütte
die
Kohlezeche
am
Piesberg
gehörte.
Haarmanns
Name
steht
für
zahlreiche
Verbesserungen
und
Patente
im
Eisenbahn-
Oberbau.
1889
wurde
er
zum
Präsidenten
der
Handelskammer
Osnabrück
gewählt,
außerdem
betätigte
er
sich
als
Senator
der
Stadt
Osnabrück
und
als
Mitglied
des
Bürgervorsteherkollegs
in
der
Kommunalpolitik.
Der
Haarmannsbrunnen
am
Herrenteichswall,
ein
von
ihm
gestiftetes
Denkmal
für
die
Bergarbeiter,
erinnert
bis
heute
an
den
umtriebigen
Industriemanager.
Über
seine
Reise
nach
Chicago
hat
August
Haarmann
einen
Bericht
geschrieben,
der
1894
als
Buch
erschien.
Ein
Reprint
wird
im
Herbst
vom
Museum
Industriekultur
herausgegeben.
Museumsleiter
Rolf
Spilker
hält
am
18.
Oktober
um
19
Uhr
im
Haseschacht
einen
Vortrag
zum
Thema.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert