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1.
Erscheinungsdatum:
17.07.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Einblicke in die Seele des Krieges
Was ist ein Held?
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Autor blickt in die Seele des Krieges
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Der
Autor
Christian
Hardinghaus
hat
zwei
Bücher
über
die
Geschichte
eines
Truppenarztes
im
Zweiten
Weltkrieg
geschrieben
–
ein
Sachbuch
und
einen
Roman.
Darin
geht
es
unter
anderem
um
die
schwierige
Kategorie
„
Held″.
Der
Osnabrücker
Christian
Hardinghaus
sorgt
mit
zwei
Büchern
über
die
Geschichte
eines
Truppenarztes
im
Zweiten
Weltkrieg
für
Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig
regt
er
eine
Diskussion
darüber
an,
was
Heldentum
bedeuten
könne
und
wie
wir
heute
mit
den
Lebensgeschichten
der
Soldaten
dieser
„
dunklen
Zeit″
umgehen
sollten.
Osnabrück
In
zwei
Büchern
widmet
sich
der
promovierte
Historiker
und
Schriftsteller
Christian
Hardinghaus
einem
brisanten
Thema
und
einer
historisch
mutmaßlich
einmaligen
Begebenheit:
Das
Sachbuch
„
Wofür
es
lohnte,
das
Leben
zu
wagen″
und
der
Roman
„
Ein
Held
in
dunkler
Zeit″
setzen
sich
mit
dem
Schicksal
von
Dr.
Helmut
Machemer,
einem
Truppenarzt
im
deutsch-
sowjetischen
Krieg,
auseinander,
der
mit
dem
Einsatz
seines
eigenen
Lebens
seine
„
halbjüdische″
Ehefrau
und
die
gemeinsamen
Kinder
retten
konnte.
Der
auf
dieser
Geschichte
aufbauende
und
im
historischen
Osnabrück
der
Nazizeit
spielende
Roman
„
Ein
Held
dunkler
Zeit″
ist
im
April
aus
dem
Stand
auf
Platz
19
der
unabhängigen
Bestsellerliste
des
Börsenblattes
geschossen.
Die
Arbeiten
an
beiden
Büchern
dauerten
über
drei
Jahre.
Hardinghaus
hatte
Hans
Machemer,
Sohn
von
Helmut
Machemer,
im
Zuge
anderer
Recherchen
kennengelernt.
Das
Material,
das
Hardinghaus
bei
dem
heute
84-
Jährigen
vorfand,
überraschte
ihn.
Machemer
hatte
Hunderte
Briefe
und
Dokumente
sowie
Tausende
Fotos
und
mehrere
Stunden
Filmmaterial
von
der
Ostfront
aufbewahrt,
die
sein
Vater
der
Familie
hinterlassen
hatte.
Und
die
Geschichte,
die
hinter
dem
Material
steckt,
ist
ebenso
dramatisch
wie
auch
historisch
bedeutend.
Der
Truppenarzt
hatte
es
offenbar
geschafft,
durch
Tapferkeitsauszeichnungen
für
das
Vaterland
Hitler
davon
zu
überzeugen,
seine
Frau
und
seine
Kinder
zu
„
arisieren″.
Machemers
Frau
Erna
war
„
Halbjüdin″.
Als
„
Mischling
1.
Grades″
–
wie
es
im
Nazi-
Jargon
hieß
–
durfte
Erna
nicht
mehr
weiter
Medizin
studieren.
Und
auch
Helmut
bekam
den
Druck
des
Regimes
zu
spüren.
Er
sollte
sich
auf
Geheiß
der
Machthaber
von
seiner
Frau
und
den
gemeinsamen
Kindern
trennen,
hielt
aber
standhaft
zu
seiner
Familie,
auch
als
er
wegen
seiner
„
Mischehe″
die
Kassenzulassung
verlor.
Um
Frau
und
Kinder
vor
dem
Nazi-
Wahn
zu
schützen,
musste
er
eine
Lösung
finden.
Sogenannte
„
Halbjuden″
wurden
verschont,
wenn
sie
„
kriegsentscheidend″
sein
konnten.
So
schützte
Hermann
Göring
beispielsweise
den
Generalinspekteur
der
Luftwaffe
Erhard
Milch.
„
Bizarrerweise
gingen
die
Nazis
davon
aus,
dass
von
ihnen
so
genanntes
deutsches
Heldenblut
gegenüber
dem
von
ihnen
als
minderwertig
betrachteten
jüdischen
Blut
dominant
sei
und
dieses
in
den
Nachfolgenerationen
rauswaschen
würde″,
beschreibt
Hardinghaus
die
krude
Vorstellung
der
Zeit.
Helmut
erfuhr
so
von
einer
nicht
offen
kommunizierten
Ausnahmeregelung
in
der
NS-
Rassengesetzgebung
und
sah
sich
gezwungen,
„
Held″
zu
werden.
So
zog
er
an
die
Front,
in
der
Hoffnung,
durch
gute
Leistungen
ein
Gnadengesuch
bei
Hitler
zum
Erfolg
zu
führen.
„
Es
gibt
keinen
weiteren
bekannten
Fall,
in
dem
das
so
funktioniert
hat″,
sagt
Hardinghaus.
Heldenhafte
Taten
im
Sinne
der
Naziideologie
konnten
eigentlich
nur
im
Krieg
geleistet
werden.
So
meldete
sich
Helmut
noch
am
Tage
des
Kriegsausbruches
freiwillig.
Der
Einsatz
in
der
Sanitätskompanie
war
für
ihn
dabei
bald
nicht
mehr
interessant,
da
diese
Kilometer
von
der
Front
entfernt
lag
und
kaum
„
Heldentaten″
zuließ.
Als
Truppenarzt
der
16.
Panzer-
Aufklärungs-
Abteilung
in
der
Südukraine
ließ
sich
Helmut
schließlich
direkt
zur
Hauptkampflinie
versetzten
–
mit
Maschinepistole
und
Arztkoffer
bewaffnet.
Immer
wieder
brachte
er
sich
selbst
in
Gefahr,
rettete
Kameraden
und
erreichte
schließlich,
mit
dem
Eisernen
Kreuz
I.
Klasse
ausgezeichnet
zu
werden
und
die
Beförderung
in
den
Offiziersrang
zu
erwirken.
Hitler
ließ
später
Erna
und
die
Kinder
für
„
deutschblütig″
erklären.
Die
Familie
war
gerettet.
Mit
Machemer
selbst
meinte
es
das
Schicksal
nicht
gut.
Kurz
nach
der
Rettung
seiner
Familie
starb
er
bei
einem
Granateinschlag.
In
der
Zeit
an
der
Front
schrieb
Machemer
Briefe
nach
Hause,
die
Hardinghaus
in
seinem
Sachbuch
dokumentiert.
Der
Brief-
und
Fotodokumentation
stellt
er
eine
historische
Einordnung
voran.
„
Wir
wollten
aber
nicht
bewerten″,
sagt
Hardinghaus.
„
Gerade
direkt
in
die
Gedankenwelt
und
das
Gefühlsleben
eines
Arztes
und
Soldaten
hineinschauen
zu
können
macht
die
Dokumentation
so
authentisch.″
Um
diese
Geschichte
einem
breiten
Publikum
zugänglich
zu
machen,
schrieb
Hardinghaus
auf
der
Grundlage
der
dokumentierten
Fakten
den
Liebes-
und
Antikriegsroman
„
Ein
Held
dunkler
Zeit″.
Zur
Liebesbeziehung
der
realen
Protagonisten
vor
dem
Krieg
waren
nur
Eckdaten
bekannt.
„
Hier
musste
ich
Lücken
füllen
und
dramatisieren″,
sagt
der
Historiker,
der
die
Hauptfiguren
Wilhelm
und
Annemarie
Möckel
nennt
und
ihre
Geschichte
vom
einstigen
Sanitätssoldaten
Friedrich
Tönnies
erzählen
lässt.
„
Die
Orte,
Daten
und
Geschehnisse
während
des
Krieges
in
Russland
sind
sehr
nah
am
Original″,
sagt
Hardinghaus.
„
Die
Entwicklung
der
Liebesgeschichte
in
der
Heimat
ließ
mir
die
Freiheit,
diese
nicht
wie
in
der
Realität
im
Münsterländischen
Stadtlohn,
sondern
hier
bei
uns
in
Osnabrück
spielen
zu
lassen.″
Um
die
Geschichte
auch
hier
historisch
korrekt
schreiben
zu
können,
ist
Hardinghaus
tief
in
das
Osnabrück
der
30er-
Jahre
eingetaucht.
Alte
Stadtpläne,
bedeutende
Orte
der
NSDAP-
Diktatur,
aber
auch
der
Theaterplan
vom
Sommer
1932
flossen
in
seine
Arbeit
mit
ein.
So
erhält
auch
der
Leser
einen
Eindruck
über
das
Alltagsleben
in
der
Stadt
während
der
NS-
Zeit.
Beide
Bücher
zeigen
die
Absurdität
und
die
Tragik
im
NS-
System,
aber
auch,
wie
es
für
einen
sensiblen,
gebildeten
und
unpolitischen
Menschen
an
der
Front
gewesen
sein
muss,
wie
er
sich
verändert.
Machemer
erlebte
Kriegsverbrechen,
sah,
wie
Menschen
im
Krieg
verrohen.
Seine
Briefe
zeigen
aber
auch
die
andere
Seite.
Die
Hilfsbereitschaft
unter
Kameraden
und
auch,
wie
Feinde
sich
gegenseitig
halfen.
So
sind
die
Schilderungen
auch
welche
von
Menschlichkeit
und
Hoffnung
in
einer
fast
hoffnungslosen
Zeit.
„
Im
Grunde
waren
die
meisten
selbst
Opfer
ihrer
Tyrannen″,
sagt
Hardinghaus.
Die
Bedeutung
des
historischen
Materials
wie
auch
die
Romangeschichte
haben
weitere
Akteure
auf
den
Plan
gerufen.
„
Es
gibt
internationales
Interesse
an
einer
Verfilmung″,
so
Hardinghaus.
Selbst
Hollywood
habe
sich
schon
nach
den
Verfilmungsrechten
erkundigt.
Der
Europa-
Verlag
stellte
beide
Bücher
auf
der
Buchmesse
in
Leipzig
vor.
Hardinghaus:
„
Das
Interesse
war
überwältigend.″
Christian
Hardinghaus:
„
Ein
Held
dunkler
Zeit″,
Europa-
Verlag,
368
Seiten,
19,
90
Euro.
Hans
Machemer
und
Christian
Hardinghaus
(Hrsg.)
: „
Wofür
es
lohnte,
das
Leben
zu
wagen.
Briefe,
Fotos
und
Dokumente
eines
Truppenarztes
von
der
Ostfront
1941/
42″,
Europa-
Verlag,
464
Seiten,
29,
90
Euro.
Bildtexte:
Der
Osnabrücker
Autor
Christian
Hardinghaus
setzt
sich
in
zwei
Büchern
mit
dem
Leben
des
Truppenarztes
Helmut
Machemer
auseinander.
Unter
ständiger
Lebensgefahr:
Dr.
Helmut
Machemer
im
Einsatz
an
der
Front.
Das
Ehepaar
Machemer
–
als
Halbjüdin
war
sie
in
der
Nazizeit
gefährdet.
Das
Sterben
gehörte
zum
Alltag:
Im
Krieg
musste
der
Truppenarzt
viele
schreckliche
Dinge
sehen.
Fotos:
Robert
Schäfer,
Machemer
Autor:
Robert Schäfer