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1.
Erscheinungsdatum:
16.07.2018
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Reiseziel
Osnabrück
Überschrift:
Hier bin ich Mensch, hier habe ich Ruhe
Zwischenüberschrift:
Beim Camping am Attersee gilt: „Des Campers Fluch ist Regen und Besuch, Regen geht aber noch″
Artikel:
Originaltext:
Schon
nach
ein
paar
Stunden
im
„
Bullerby″
am
Attersee
ist
klar:
Camping
ist
kein
Urlaub,
Camping
ist
eine
Lebensform.
Zwischen
Vorzelt
und
Gemeinschaftsdusche
findet
der
Camper
zu
sich
selbst
–
ein
bisschen
mehr
Internet
wäre
aber
trotzdem
schön.
Osnabrück
Die
Stenzels
grübeln.
Ob
sie
jemals
darüber
nachgedacht
haben,
das
Camping
am
Attersee
aufzugeben?
Nacheinander
schütteln
alle
mit
dem
Kopf,
dann
fällt
Tochter
Vanessa
etwas
ein.
„
Als
uns
damals
der
alte
Wohnwagen
unterm
Hintern
weggegammelt
ist.
Sonst
nicht.″
Seit
Mitte
der
80er-
Jahre
ist
Familie
Stenzel
Dauergast
auf
dem
Campingplatz
am
Attersee,
sie
gehört
hier
zum
Inventar.
„
Wir
haben
damals
in
Osnabrück
in
der
Ertmanstraße
gewohnt″,
erzählt
Vater
Wolfgang
Stenzel,
„
und
ich
wollte
einen
Platz
im
Grünen,
wo
unsere
Tochter
auch
mal
ein
paar
Schritte
geradeaus
laufen
kann.″
Zur
Wahl
standen
Schrebergarten
und
Campingplatz,
die
Entscheidung
fiel
Wolfgang
Stenzel
aber
nicht
besonders
schwer.
„
Camping
ist
weniger
Arbeit.″
Vom
Frühjahr
bis
in
den
Spätherbst
kommen
die
Stenzels
nun
an
jedem
Wochenende
an
den
Attersee.
Eine
halbe
Stunde
brauchen
sie,
um
alles
zusammenzupacken,
und
wenn
sie
durch
die
Schranke
fahren,
dann
sind
sie
im
Urlaub,
in
einer
anderen
Welt.
Und
das,
obwohl
ihr
Haus
in
Eversburg
gerade
mal
fünf
Kilometer
entfernt
ist.
„
Die
Ruhe″,
sagt
Wolfgang
Stenzel.
„
Die
Ruhe
ist
das
Schönste.″
Das
Handy
legt
er
zur
Seite,
von
den
Anrufen
auf
dem
Festnetz
bekommt
er
nichts
mit,
und
die
Stadt
ist
hier
–
nur
ein
paar
Meter
entfernt
liegen
Seeufer
und
Wald
–
eigentlich
gar
nicht
mehr
existent.
Die
scheinbare
Enge
im
Wohnwagen,
der
Weg
zu
den
Toiletten,
der
gemeinsame
Schlafraum
für
mittlerweile
drei
Stenzel-
Generationen
–
alles
kein
Problem.
Nur
eins
fehlt
Wolfgang
Stenzel.
Und
das
so
sehr,
dass
er
es
in
die
Länge
zieht:
„
W-
Laaaaan.″
Carsten
Knüppel
guckt
gequält.
Seit
acht
Jahren
betreibt
er
den
Campingplatz
am
Attersee,
und
seit
acht
Jahren
verzweifelt
er
an
der
elektronischen
Infrastruktur.
„
Vorne
im
Büro
habe
ich
Internet,
aber
ich
kann
der
E-
Mail
dabei
zugucken,
wie
sie
reinkommt.″
Es
ist
nur
eines
von
vielen
Problemen,
über
die
sich
Carsten
Knüppel
beklagt.
Wenn
man
mit
dem
gebürtigen
Hamburger
in
seinem
Golfmobil
über
den
Platz
fährt,
vorbei
an
Camping-
Parzellen
mit
Gartenzwergen,
Topfpflanzen
und
Deutschlandfahnen,
wähnt
man
sich
neben
„
Stenkelfeld″-
Hausmeister
Gustav
Gnöttgen
aus
der
früheren
Hörspiel-
Reihe
des
NDR.
„
Wenn
es
zu
warm
ist,
gebe
ich
die
Tretboote
nicht
raus.
Und
mehr
als
drei
Tretboote
gleichzeitig
gebe
ich
auch
nicht
raus,
die
spielen
damit
Auto-
Scooter.″
Carsten
Knüppel
ist
wahrlich
kein
Sonnenschein,
bei
Google
verzeichnet
sein
Campingplatz
viele
katastrophale
Rezensionen,
in
denen
vor
allem
eines
beklagt
wird:
die
Unfreundlichkeit
des
Besitzers.
„
Das
ist
doch
völlig
in
Ordnung″,
sagt
Knüppel.
So
etwas
würden
doch
nur
undankbare
Tagesgäste
schreiben,
die
könnten
auch
ruhig
wegbleiben,
genauso
wie
Jugendliche
und
junge
Erwachsene
in
größeren
Gruppen.
Machen
alle
nur
Stress.
Für
zwei
blinde
Campinggäste
hingegen
hat
er
als
Orientierungshilfe
extra
Kies
vor
die
Toilettenanlagen
gestreut,
und
dass
die
Stadtwerke
die
Busverbindung
zum
Attersee
einstellen
wollen,
regt
ihn
auf.
„
Dann
können
die
beiden
ja
ohne
fremde
Hilfe
gar
nicht
mehr
hierherkommen!
″
Traurig
wäre
das
nicht
nur
für
das
blinde
Pärchen,
das
wir
einige
Minuten
später
beim
Fischessen
im
Nachbargarten
treffen.
„
Ralf
kann
wunderschön
den
Sonnenuntergang
beschreiben,
und
wenn
man
mit
ihm
am
See
sitzt,
erkennt
er
alle
Vogelstimmen″,
sagt
Fischköchin
und
Dauercamperin
Michaela
Bzierzon,
die
wie
80
Prozent
der
regelmäßigen
Gäste
aus
dem
Ruhrgebiet
kommt.
Der
von
ihr
gelobte
Ralf
Bartelmus
lächelt.
Dann
bringt
seine
Freundin
Karin
Boes
alle
zum
Lachen,
als
sie
von
einem
Abend
erzählt,
den
die
beiden
Blinden
ganz
romantisch
am
See
verbrachten.
„
Irgendwann
ist
uns
aufgefallen,
dass
wir
die
ganze
Zeit
gar
nicht
aufs
Wasser
geguckt
haben,
sondern
auf
den
Schilf.″
In
den
See
gehen
Ralf
und
Karin
auf
Anweisung
von
Carsten
Knüppel
nur
noch,
wenn
sie
am
Ufer
ein
Radio
laufen
lassen.
Zu
oft
kam
es
vor,
dass
sie
ihre
Einstiegsstelle
nicht
mehr
fanden
und
schon
mal
auf
der
anderen
Uferseite
und
damit
im
Wald
landeten.
Zum
Abschied
vom
Fischessen
unter
dem
Vorzeltdach
gibt
uns
der
Mann
von
Michaela
Bzierzon
unter
Gelächter
noch
einen
Leitsatz
mit
auf
den
Weg:
„
Des
Campers
Fluch
ist
Regen
und
Besuch,
Regen
geht
aber
noch.″
Dem
kann
sich
ein
Arnd
Torberg
nur
anschließen.
Der
außer
auf
dem
Kopf
durchgängig
behaarte
Camper
steht
in
Badehose
in
seiner
Parzelle,
posiert
bereitwillig
für
ein
Foto
und
erklärt,
warum
er
seit
Jahrzehnten
an
jedem
Wochenende,
auch
im
Winter,
von
Essen
nach
Osnabrück
zum
Camping
fährt.
„
Hier
kommt
dich
keiner
mal
spontan
besuchen.″
Diese
Ruhe
eben.
Man
lebt
Wohnwagen
an
Wohnwagen,
teilt
sich
Toiletten
und
Duschen
mit
fremden
Leuten,
hört
und
sieht
mehr,
als
die
meisten
Menschen
hören
und
sehen
möchten.
Doch
der
Camper
genießt
die
Ruhe.
Ein
Paradox,
das
man
nicht
verstehen
muss.
Aber
wenn
die
Menschen
glücklich
sind,
und
das
scheinen
sie
hier
zu
sein,
kann
man
so
einen
Widerspruch
ja
einfach
mal
so
stehenlassen.
Bildtext:
Seit
Mitte
der
80er-
Jahre
sind
die
Stenzels
aus
Osnabrück
Dauercamper
am
Attersee
(von
links)
:
Michael
Gaden,
Wolfgang
Stenzel,
Maria
Stenzel,
Vanessa
und
Mats
Stenzel.
Carsten
Knüppel,
Besitzer
des
Campingplatzes
am
Attersee,
ist
an
seinem
Arbeitsplatz
bevorzugt
mit
einem
Golfmobil
unterwegs.
Arnd
Torberg
aus
Essen
fährt
seit
Jahrzehnten
an
fast
jedem
Wochenende
an
den
Attersee
zum
Camping.
Camping
am
Attersee:
Hier
bin
ich
Mensch,
hier
habe
ich
meine
Ruhe.
Knapp
15
Wohnwagen
gammeln
auf
dem
Campingplatz
vor
sich
hin.
„
Der
Gesetzgeber
verhindert,
dass
man
einfach
an
den
Besitz
anderer
Leute
rangeht″,
sagt
Campingplatz-
Besitzer
Carsten
Knüppel.
Camping
am
Attersee:
Hier
bin
ich
Mensch,
hier
habe
ich
meine
Ruhe.
Fotos:
Hendrik
Steinkuhl
Autor:
Hendrik Steinkuhl